Abend
Instinktiv schüttel ich meinen Kopf. "Nein danke, ich rauche nicht." Schulter zuckend wendet der Fremde seine Aufmerksamkeit von mir zurück auf den See, ich tue es ihm gleich, scheinbar jedenfalls. Immer wieder huscht mein Blick zu ihm und nimmt ihn von oben bis unten unter die Lupe. Ich will wissen was das für ein Typ ist, der einfach einen Fremden anspricht, recht höflich, wenn auch leger, sogar. Heut zu Tage ist das ja nicht mehr wirklich üblich. Den meisten sind ihre Mitmenschen doch egal, niemals würden sie, sie grundlos ansprechen, geschweige denn ihnen eine Zigarette anbieten.
"Hab ich was im Gesicht?" Kurz zucken die Mundwinkel des jungen Mannes nach oben, bevor er sich wieder mir zu wendet. Das Blut schießt mir schlagartig ins Gesicht. Anscheinend war ich doch nicht so unauffällig wie gedacht. "Ich.. eh, nein." Beschämt wandert mein Blick von Baum zu Baum, um bloß nicht in das Gesicht des Brünetten sehen zu müssen.
"Ich bin übrigens Jensen." Eine kräftige, schwielige Hand wird mir hingehalten, welche ich hastig greife und schüttel, bedacht darauf, möglichst stark zuzufassen. "Jimmy, also nein, eigentlich Jim, aber keiner nennt mich so." Als Antwort ernte ich nur ein schlichtes Nicken. "Und, wieso bist du hier?", versuche ich die Konversation am Laufen zu halten. Nur ungern will ich wieder in das unangenehme Schweigen zurückfallen, aber rein gehen möchte ich auch noch nicht.
"Mein Motorrad ist liegen geblieben. Ich verbringe hier die Nacht, bis ich es repariert habe und fahre dann morgen zurück in die Stadt. Und du? Beerdigung?" Mit dem Kopf deutet er auf meinen recht dunkel gehaltenen Anzug. Schnell verneine ich, bevor ich kurz Auflache und einen verwirrten Blick ernte. "Obwohl es ungefähr genauso schlimm ist. Familientreffen", ergänze ich.
Verständnisvoll nickt Jensen, während er seine Zigarette auf dem Boden zerdrückt. "Mochte ich auch nie. Immer diese Verwandten, die Fragen wie es mit der Arbeit aussieht, wieso man noch nicht verheiratet ist und was weiß ich. Dabei wollen die doch eh alle nur von sich ablenken."
Mit einer kurzen Kopfbewegung stimme ich ihm zu, bin mir nicht wirklich sicher was ich sonst noch sagen sollte. Was anscheinend auch nicht nötig ist, als er mir abermals die Hand hin hält.
"War nett dich kennengelernt zu haben, Jim. Vielleicht sieht man sich ja mal." Noch ein kurzer Händedruck, und er bewegt sich Richtung Eingang.
Ich beobachte ihn noch, bis er um die Ecke verschwunden ist.
Da es langsam frisch wird und meine Familie sich vermutlich auch fragt wo ich denn so lange bleibe, mache ich mich nur kurz nach Jensen auf den Weg. Am Tisch werde ich, wie erwartet, mit skeptischen Blicken und Fragen, wo ich denn bitteschön war, überhäuft. Ich tue es damit ab, dass mir ein wenig übel gewesen ist.
Ich entspanne mich, als das Thema von mir zu Fußball wechselt. Es interessiert mich zwar nicht besonders, aber alles ist besser, als über meine nicht vorhandenen Zukunftspläne zu reden. Noch einige Zeit sitzen wir beisammen, trinken das ein oder andere Bier, unterhalten uns über Gott und die Welt, bis wir beschließen nach Hause zu fahren. Eine kurze Verabschiedung genügt, werden wir uns ja diese Woche noch ein paar Mal sehen.
Zu Hause angekommen, kann ich es gar nicht erwarten mich in mein Bett zu schmeißen und endlich zu schlafen. Es war ein langer Tag und auch der Alkohol in meinem Blut trägt zur Erschöpfung seinen Teil bei. Nur wenige Minuten unter meiner Decke und ich bin weg.
_____
Erst in den frühen Mittagsstunden wache ich auf und erst, als ich bereits Hähnchen und Kartoffeln rieche, verlasse ich mein Bett. Ich war schon immer ein Langschläfer. Früher wollten mir meine Eltern das abgewöhnen, haben es aber irgendwann aufgegeben. So lange ich zur Schule nicht verschliefe, wäre es ja halb so schlimm, und genauso sehe ich das auch. Wieso sollte ich grundlos früh aufstehen? Nur um bereits um zehn Uhr Abend müde zu sein, oder den Rentnern beim Frühsport zu zu sehen?
Nachdem ich mich kurz im Bad frisch gemacht habe, schlurfe ich in die Küche, wo meine Mutter stark beschäftigt am Herd steht. Mit einem herzlichen Lächeln wünscht sie mir einen guten Morgen, bevor sie wieder im Dreieck springt.
"Deine Geschwister kommen heute zum Essen und ich glaube deine Brüder haben heute Abend was für dich geplant," erklärt sie kurz und weckt meine Neugierde. Was Tom und Brandon jetzt wohl wieder ausgeheckt haben? Letztes Jahr haben sie mich auf eine Studentenparty gezerrt, was damit endete, dass Brandon bis zum nächsten Abend verschwunden blieb, Tom sich mit einem Lehramtstudenten prügelte, welcher meinte dass sein Studium doch viel anspruchsvoller wäre und dass ich meinen ersten richtigen Kuss und Kater hatte. Der Nächste Tag hingegen war nicht so lustig, als Mom und Dad von alle dem erfuhren. Es ist nicht so, dass sie uns das Feiern gehen verbieten würden, aber es ist so, dass sie unter feiern etwas anderes verstehen. Zwei, drei Bier, ein wenig Musik und Essen mit 10, vielleicht 15 anderen. Nicht eine Hausparty mit unzähligen Fremden und hartem Alkohol, den ich offiziell ja nicht einmal trinken dürfte.
Eine Stunde später, sitzen wir wieder alle beisammen. Ich noch immer im Schlafanzug, Brandon scheinbar noch am ausnüchtern und die anderen top fit und in Gesprächslaune. Da dies quasi mein Frühstück ist, kriege ich nicht wirklich viel herunter, weshalb ich meiner Mutter versprechen muss, dass ich später nochmal richtig was esse. Als ich die Spannung nicht mehr aushalte, quetsche ich meine Brüder aus, was sie denn heute Abend vor hätten.
"Ach.. nur in eine Bar, bisschen was trinken." Unschuldig lächelt Tom mich an, der verschwörerischen Blick zwischen ihm und Brandon übersehe ich trotzdem nicht, hake aber auch nicht weiter nach. Ich werde es schon früh genug erfahren und vermutlich wollen und müssen unsere Eltern auch keine genaueren Informationen haben.
Nachdem Mittagessen sehen wir noch einen Film zusammen, bevor ich mich fertig machen gehe, mir nochmal die Reste warm mache und es dann endlich 21 Uhr ist. Als erster stehe ich an der Tür. Wie üblich, können wir dank Brandon eine viertel Stunde zu spät los.
"Und dass das ja nicht wie letztes Jahr endet!"
Die Warnung meiner Mutter winken meine Brüder leichtfertig ab, bevor sie beide ihren Arm um mich legen und grinsen. Auf weitere Nachfragen wo genau wir denn jetzt hingehen antworten sie nicht. Und mir wird es erst klar, als wir direkt davor stehen. Ein Strip Club. Unsicher schlucke ich und sehe die beiden Älteren an. "Ihr wisst dass ich noch nicht 18 bin?" "Ja", kommt es im Chor zurück, mehr aber auch nicht. Vor Nervosität spiele ich mit dem Reißverschluss meiner Jacke, öffne und schließe ihn immer wieder, als wir auf den Eingang zu gehen, an dem uns bereits ein Türsteher erwartet. Brandon kommt problemlos vorbei, aber von mir und Tom verlangt er einen Ausweis. So wie ich es immer gemacht habe, wenn ich mich in einen Nachtclub geschmuggelt habe, halte ich möglichst unauffällig die letzte Zahl meines Geburtsjahres zu. Meistens sehen die Türsteher eh nicht wirklich darauf, aber meistens stehen auch viel mehr Menschen an und meistens geht es nicht um einen Stripclub. Nach einem kurzen Blick wird Tom durch gewinkt. Mein Herz beginnt zu rasen, als der Bulle vor mir die Worte und Zahlen scannt und mich dann mit hochgezogenen Brauen ansieht. "Ich bin zwar kein Genie, aber ich würde tippen, dass du noch minderjährig bist, nicht wahr Kleiner?"
Hilfesuchend blicke ich zu meinen Brüdern, die genervt aufstöhnen. "Kommen Sie, er wird in zwei Monaten 18 und ist doch mit uns hier. Können sie nicht mal eine Ausnahme machen?" versucht es Tom. Aber auch mit Brandons Zustimmung, lehnt der Türsteher ab. Also trotten wir alle drei weiter.
"Und jetzt?"
Der Finger meines ältesten Bruders zeigt auf eine kleine Bar ein paar Meter weiter. Ehrlich gesagt ist mir das auch viel lieber. Ich glaube ich hätte mich in solch einem Club mehr als unwohl gefühlt.
Drinnen schlägt uns der typische Geruch von Rauch und Alkohol entgegen. Im Hintergrund läuft leise Musik. Da es bereits recht voll ist, quetschen wir uns an einen Zweiertisch in der hintersten Ecke. Nach einer Runde Bier, bestellen wir uns ein paar Shots. Glücklicherweise wird hier nicht so streng auf das Alter geachtet, vor allem nicht wenn man mit eindeutig Erwachsenen unterwegs ist. Schließlich könnte Brandon beinahe mein Vater sein, bis darauf, dass wir uns im keinsten ähneln. Er ist ein viel größer gewachsener Mann, mit harten Gesichtszügen und breiten Schultern. Tom und ich kommen da mehr nach Dad. Schlank, aber nicht hager und eher normal groß.
Wir haben gerade unsere vierte Runde bestellt, da scheinen alle Gespräche verstummt, was ich leider erst daran merke, als man nur noch meine Stimme in dem Raum hört. Peinlich berührt beiße ich meine Lippen zusammen und suche nach der Ursache für die Stille, welche gerade wieder in aufgeregte Gespräche wechselt. Eine Gruppe von Männern und Frauen nimmt auf den Barhockern platz. Allesamt tragen sie schwarze Lederjacken mit einem großen Adler auf dem Rücken. Die meisten sind tätowiert und gepierct. Die Männer beinahe alle gebaut wie ein Bär und ebenso beharrt. Die Frauen entweder heiß bis zum abwinken oder nicht weniger männlich wie ihre Gefährten.
Tom ist der erste, der unsere Gedanken ausspricht. "Die Eagles." Brandon nickt und ergänzt, dass er neulich gelesen hätte, dass deren Stammkneipe geschlossen wurde, wegen illegalem Glücksspiel im Hinterzimmer. Vermutlich ist das hier nun ihr neuer Platz.
Angestrengt versuche ich die Biker nicht anzustarren, kann aber hin und weider einen Blick rüber nicht verhindern. Seit Jahrzehnten geistern sie in unserer Stadt herum. Die Eagles sollen angeblich in Drogen-und Waffengeschäften stecken, was ihnen aber bisher noch nicht nachgewiesen werden konnte. Was aber eine Tatsache ist, ist dass es nicht selten Fälle von Körperverletzung gibt, in dem mindestens einer Mitglied dieser zwiespältigen Bande ist.
Mein Blick wandert der Reihe nach über die breiten Rücken und kahlen Köpfe, bis er auf einer Person hängen bleibt. Er hat sich etwas seitlich gedreht, um mit der Frau neben sich zu sprechen und auch wenn es ziemlich dunkel hier ist, könnte ich schwören, dass es dieser Jensen von gestern Abend ist. Was mich ziemlich wundert, denn auf mich machte er keinen Kriminellen Eindruck. Klar, dachte ich mir nicht, dass er ein riesen Nerd wäre, der nur vorm Computer hockt und Bücher liest, aber wie jemand, der in Messerstechereien und Drogendeals verwickelt ist, wirkte er eben auch nicht.
Schnell versuche ich mich aus meiner Verwunderung zu reißen und drehe mich mehr zu meinen Brüdern, so dass ich den Bikern den Rücken zu gedreht habe.
"Was bist du denn auf einmal so nervös?" Lachend deutet Tom auf den zerrissenen Bierdeckel in meinen Händen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich damit rumgespielt hatte. Peinlich berührt lege ich die Überreste zur Seite und nippe an meinem Bier. "Ich bin nicht nervös. Wieso sollte ich nervös sein? Ich hatte nur Langeweile. Ich bin nicht nervös." Für meine viel zu schnelle und panische Antwort ernte ich Lachen von meinen Brüdern, welche es aber glücklicherweise dabei belassen.
"Hier." Erschrocken zucke ich zusammen, als aus dem Nichts drei Pinnchen auf unseren Tisch gestellt werden. "Ehm wir haben gar nichts be-" Ich breche meinen Satz ab, als ich erkenne wer uns den Schnaps gebracht hat. Ich schlucke laut und auch meine Brüder scheinen nicht weniger eingeschüchtert.
Jensen hingegen zieht sich einen Stuhl an den Tisch und grinst in die Runde. "Wieso sehen mich in letzter Zeit alle so an, als hätte ich einen riesen Eiterpickel auf der Nase? Warte ich hab doch nicht?" Kurz fasst er sich auf die Nase, bevor er in lautes Lachen verfällt. Brandon und Tom scheinen immer noch ziemlich erschrocken darüber zu sein, dass sich ein Eagle zu uns an den Tisch gesetzt hat.
Nachdem Jensen kurz meine Brüder gemustert hat, wendet er sich mehr zu mir. "Jim, ich hab doch gesagt, wir sehen uns wieder." Ein amüsiertes Lächeln ziert seine Lippen, er scheint unsere Unsicherheit deutlich zu merken. "Ich, ja, eh.. Hi Jensen." Ich kratze mir den Nacken und antworte auf die geschockten Blicke der anderen Beiden nur mit einem entschuldigenden Schulterzucken.
"Ihr kennt euch also?" Brandon ist der erste, der aus seiner Schockstarre erwacht und seine Stimme wieder findet.
"Ja, also nicht wirklich. Wir haben einmal geredet", gebe ich schnell bekannt, da ich nicht möchte, dass Jensen ansonsten mehr Details ausspricht.
Nachdem auch Tom wieder zu sich gekommen ist und alle sich kurz vorgestellt haben, und die Stimmung immer noch ziemlich angespannt ist, drückt Jensen uns die Pinnchen in die Hände. "Die Runde geht auf mich."
Obligatorisch stoßen wir an und ich könnte schwören der Brünette habe mich kurz angezwinkert. Aber vielleicht habe ich auch nur schon zu viel getrunken. Schnell kippe ich die Flüssigkeit herunter.
Jensen gibt noch eine Runde aus, und dann Tom, nachdem jeder einmal dran war, scheinen alle sich entspannt zu haben. Meine Brüder sind in eine hitzige Diskussion über das Mindestalter von Strip Clubs versunken und lassen es mir alleine über, mit dem Biker zu sprechen.
Ich bin eigentlich nicht wirklich schüchtern, erst recht nicht wenn ich ein wenig getrunken habe, aber allein der Fakt, dass Jensen ein Eagle ist, schüchtert mich dermaßen ein, dass ich kaum einen vernünftigen Satz herausbekomme. Vermutlich dauert es deshalb nicht lange, dass er mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen ansieht. "Hast du Angst vor mir?"
Er scheint verwirrt, ein wenig überrascht, nicht wie erwartet amüsiert oder stolz.
"Ich - nein, nein, also vielleicht - nein, also Angst würde ich es nicht nennen."
Mein Gegenüber stößt einen lauter Seufzer aus:" Hör zu, es gibt keinen Grund dazu. Ich hab dir gestern nichts getan, ich hab dir heute nichts getan, wieso sollte ich dir irgendwann was antun?"
"Tut mir leid.. Aber du weißt doch, was manchmal in der Zeitung steht."
"Ja schon gut." Er schenkt mir ein kurzes Lächeln, bevor er das Thema auf mich lenkt und möchte, dass ich was von mir erzähle.
Kurz überlege ich, womit ich anfangen könnte, was überhaupt Interesse hat, da ich nicht schon wieder nur dumm rum drucksen möchte.
"Also, ich bin 17, werde aber bald 18. Ich mach dieses Jahr meinen Abschluss auf der East High und werde dann im Anschluss studieren."
Kopfschüttelnd hebt Jensen seinen Zeigefinger und bedeutet mir so leise zu sein. "Das ist dein Lebenslauf, dem kannst du deinem Arbeitgeber vorlegen. Erzähl mir was von dir. Das alles sagt so wenig über dich als Mensch aus." Ein wenig überrascht sehe ich ihn an. Sowas wollte noch nie jemand wirklich von mir hören.
Diesmal brauche ich länger, bis ich antworten kann. "Ich bin ein unheimlicher Morgenmuffel. Jetzt ehrlich, solange es nicht sein muss, stehe nicht vor 13 Uhr auf, ich sehe den Sinn darin einfach nicht. Ich mag Sport, bin aber nicht sportlich." Ich lache kurz auf, " Vor allem kann ich kein Fußballspielen. Nie treffe ich den Ball. Und ehm, ich mag es die Nacht auf zu bleiben und mir den Sonnenuntergang anzusehen. Ja kitschig, ich weiß. Und... eigentlich hasse ich es was für die Schule zu machen. Ich weiß, dass ich die guten Noten brauche, aber es macht mir einfach keinen Spaß stundenlang Dinge zu lesen und raus zu schreiben. Ich will wenigstens etwas dabei bewegen." Völlig außer Atem hole ich Luft. Ich hatte gar nicht gemerkt wie ich mich in Rage geredet habe, aber Jensen hatte mich auch einfach nicht unterbrochen.
Statt gelangweilt oder genervt von meinem Monolog zu sein, nickt er verständnisvoll. Kurz sehe ich zur Seite, um erleichtert festzustellen dass meine Brüder immer noch in ihrer Diskussion festhängen und nebenbei im Bier vertieft sind. "Ich steh auch nicht gern früh auf. Nachts ist es sowieso viel schöner als Tagsüber."
Ein Lächeln huscht mir über die Lippen. Irgendwie gefällt es mir, dass er nicht weiter auf meine Aussagen eingeht. Ja, es tat gut, das alles mal zu sagen, aber ich möchte mich nicht dafür erklären müssen und bin ihm dafür dankbar. Nun huscht auch der Blick des Bikers zu meinen Brüdern, als Tom mit dem Kopf auf dem Tisch einschläft und Brandon sein Bier über sich ausschüttet. "Oh man, die beiden sind aber ganz schön dicht. Viel Spaß dabei, die nach Hause zu bekommen."
"Ach das muss ich gar nicht. Die schlafen sowieso wo anders. Ich nehme mir ein Taxi."
Kurz sieht der Brünette auf seine Armbanduhr, bevor er einen Schlüsselbund aus seiner Jackentasche holt. "Möchtest du vielleicht ein wenig Geld und Zeit sparen?"
"Du willst mich fahren?", versichere ich mich verblüfft. Er nickt und steht auf. "Komm."
Einen Moment bin ich überfordert, folge ihm dann aber schnellen Schrittes nach draußen. Es wäre wirklich gut, wenn ich mein letztes Taschengeld nicht für ein Taxi ausgeben müsste. Wir gehen einmal um die Bar, an derer Rückseite mindestens ein Dutzend Motorräder parkt.
"Wow." Beeindruckt mustere ich die Harley vor der wir stehen geblieben sind. Die muss ein halbes Vermögen gekostet haben.
"Steig auf." Jensen setzt sich grinsend auf das Motorrad und hält mir einen Helm hin, welchen ich ergreife, dann aber inne halte. "Warte, hast du nicht auch getrunken? Du solltest nicht fahren."
"Ach das bisschen, ich bin schon viel betrunkener gefahren. Außerdem sind die Straßen leer. Na komm, oder willst du von nem ekelhaften, fetten Taxifahrer vergewaltigt werden?"
Unsicher mustere ich den jungen Mann vor mir, den ich eigentlich kaum kenne. Eigentlich weiß ich nur seinen Namen, dass er Mitglied in einer kriminellen Bikergang ist und betrunken ist. Und trotzdem soll ich bei ihm mitfahren? Andererseits führe ich mir meine restlichen Optionen vor Augen. Ich könnte durchs Rotlichtviertel zurück nach Hause laufen oder mir ein überteuertes Taxi rufen. Und selbst wenn ich weiß, dass nicht passieren würde, hat Jensen mir ein wenig Angst gemacht.
Mit einem mulmigen Gefühl setze ich den Helm auf und nehme hinter dem vermutlich Älteren Platz. Mit einem lauten Aufheulen des Motors fährt er los. Automatisch schlinge ich meine Arme um seinen Bauch und kneife die Augen zusammen. Erst nach ein paar Minuten traue ich mich, mich endlich ein wenig um zu sehen und zu entspannen.
Über die lauten Motorgeräusche und den Fahrtwind hinweg, traue ich mich endlich nach dem Alter des Fahrer zu fragen. "25!", ruft er mir entgegen, bevor er sich grinsend in eine Kurve legt und ich schwören könnte, dass mein Ärmel den Boden gestreift hat. Der Typ ist doch lebensmüde. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich ihm gar nicht gesagt hatte, wo er hin müsse, und dass er auch in eine völlig falsche Richtung gefahren ist. Schnell weise ich Jensen daraufhin und lotse ihn zurück.
Ungefähr zehn Herzinfarkte später, hält er auf meiner Straße an. Mit zittrigen Beinen klettere ich von dem Motorrad und gebe Jensen seinen Helm zurück. "Danke fürs Fahren. Das war echt nett von dir." Der Biker winkt ab, als wäre es gar kein Zeitaufwand gewesen und düst davon.
Kurz bevor ich die Haustür erreicht habe, höre ich ihn noch "Bis zum nächsten Mal!" rufen.
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Erstmal bedanke ich mich für erste Rückmeldungen, frage mich aber was die anderen Geisterleser hier über die Geschichte bisher denken?
Was glaubt ihr, wie viele Kapitel es noch werden?
Und was denkt ihr, werden die Beiden sich wieder sehen? Wie wird sich deren Beziehung zu einander entwickeln?
Glaubt ihr Jensen ist wirklich so unschuldig wie er es vorgibt zu sein und kann es überhaupt gut sein, dass er in Jimmys Leben getreten ist?
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