Tag 5

Veiria

Ich saß wieder in einer Ratsbesprechung, nur das diesmal meine Krönung besprochen wurde. Ich konnte nicht verhindern, dass ich immer wieder zu Myriil blickte, aber ich verfluchte mich dafür. Ich fragte mich wieso Tejan, jetzt alles noch einmal plante. Die Krönung und Hochzeit plante er schon seit meinem sechsten Lebensjahr.

Ich schaute wieder zu Myriil und ich musste mir ein Lächeln verkneifen. Jedoch war ich immer noch gegen eine Hochzeit. Es ist absoluter Schwachsinn, mich dazu zu zwingen. Und ich hatte niemanden dem ich das sagen konnte, da Tia nicht zu dieser Besprechung dazu geholt wurde. Tejan hatte sich offensichtlich entschieden, denn nach vier Stunden entließ er uns endlich.

Ich verließ den Raum nur um in die nächste Ecke gezogen zu werden. Ich quietschte auf, doch Myriil hielt mir den Mund zu. Vernichtend blickte ich ihn an und schüttelte seine Hand ab. „Ich werde nicht mit dir herumknutschen, wie in jeden Liebesroman!", zischte ich, während er schmunzelte. „Eigentlich wollte ich mit dir nur reden.", erklärte er.

Misstrauisch zog ich eine Augenbraue nach oben und er seufzte. „Ich habe gestern noch mit meinen Vater gesprochen, wegen unserer Hochzeit." Ich zuckte bei den Wort zusammen. „Ich habe ihn gebeten sie abzusagen, aber er hat nicht gehört", erzählte er weiter. „Du hast ihn wirklich gefragt?" Verwundert blickte ich ihn an.

„Um genau zu sein, frage ich ihn jedes Mal, wenn er darauf zurückkommt. Ich mag dich, aber vergiss nicht, dass er mich genauso zwingt." Ich wusste nicht was ich sagen sollte, daran hatte ich noch nicht gedacht. Ich umarmte ihn und verblüfft erwiderte er. „Danke", schluchzte ich. „Aber es hat nichts gebracht", sprach er verwirrt. „Fürs versuchen."

Ich löste mich von ihm und küsste ihn einmal sanft. Danach drehte ich mich um und ging Richtung Musikzimmer. Ich lief wieder Georg über dem weg, der mich wie immer frech angrinste. Ich tat das Selbe und ging weiter. Vorsichtig betrat ich den Raum und ging zum Klavier. Dort lagen schon meine neuen Noten und ich setzte mich auf den Hocker.

Ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und richtete die Notenblätter. Meine Finger knackten und ich fing an zu spielen. Es waren unterschiedliche Lieder, die mir Myriil geschenkt hatte. Manche waren Schnell und Laut, andere waren Langsam und Leise. Ich genoss jeden Ton, die Melodie die im Raum verklang und für ein paar Minuten vergaß ich einfach alles.

Ich spielte ein Lied nach dem anderen, bis ich wieder beim ersten anfing. Die Zeit verflog, doch blieb sie für mich stehen. Zumindest tat sie das, bis die Tür aufflog. Ich drehte mich um und entdeckte zu meiner Verwunderung Tia. Ich sprang auf und ging zu ihr. „Hey, brauchst du etwas?", fragte ich vorsichtig. Etwas flammte kurz in ihren Augen auf, etwas was ich nicht definieren konnte.

„Ich wollte nur mit dir Zeit verbringen. Wie war eigentlich dein Abend mit Myriil?", fragte sie vorsichtig und setzte sich auf die Couch, die in der Ecke stand. Ich setzte mich zu ihr und seufzte auf. „Interessant" Misstrauisch zog sie eine Augenbraue nach oben. „Interessant ist keine richtige Beschreibung.", lächelte sie sanft. „Er hat mich geküsst und ... ich mochte es"

Ein Schatten breitete sich auf ihren Gesicht aus. „Seit wann?", ihre Stimme war messerscharf. „Ich verstehe nicht" „Seit wann liebst du ihn!", zischte sie. Schatten griffen nach mir und ich hatte das Gefühl zu ertrinken. Erschrocken sprang ich auf und die Illusionen verschwanden. „Tia, was ist mit dir?", schrie ich und wich von ihr zurück. Sie antwortete nicht.

Sie drehte sich einfach auf dem Absatz um und verließ rauschend das Zimmer. Verwirrt starrte ich ihr hinterher. So hatte sie sich noch nie verhalten, und es machte mir Angst.

Am Abend ging ich die langen Gänge des Schlosses entlang und las nebenbei immer wieder die Notiz in meiner Hand. Der Brief kam von Tia und sie wollte sich bei mir entschuldigen. Sie bat mich in die Bibliothek zu kommen, wo sie eine Überraschung für mich hatte.

Ich drückte gegen die schweren Holztüren und betrat die Bibliothek. „Alestia? Wo bist du?", fragte ich vorsichtig. Nur ein paar Kerzen erhellten die Bücherregale. Ansonsten war es Finster und still. Keine Menschenseele war zu sehen. Ich erkannte einen Symbol am Boden, welches ich vorher noch nie bemerkt hatte.

Als ich näher darauf zu ging erkannte ich, dass es erst vor kurzem mit Kreide gezeichnet wurde. „Tia?", fragte ich noch einmal und blickte mich verunsichert um. Auf einmal wurde ich direkt in die Mitte des Symbols gezogen und flimmernde Wände aus Magie schlossen sich um mich. Ich schrie erschrocken auf und hämmerte gegen die Wände, doch ich konnte mich nicht befreien.

Ein boshaftes Lachen ließ mich inne halten. Tia kam um eine Ecke und grinste mich hasserfüllt an. „Was soll das?", fragte ich sofort und drückte meine Hand gegen die Wand. Sie blieb vor mir stehen und zischte: „Irgendwie muss ich dich ja los werden!" „Was meinst du?"

Sie blickte weg und sprach: „Du wirst sterben. Und ich werde statt dir Königin. So hört der Krieg zwischen unseren Ländern endlich auf" Ich schüttelte mit den Kopf und wimmerte: „Das meinst du nicht ernst. Wir sind beste Freunde!" „Nein! Du dachtest wir wären beste Freunde. Eine weitere Illusion, die ich gezaubert habe"

Tia wandte sich wieder mir zu und ein wahnsinniges Glitzern breitete sich in ihren Augen aus. Sie legte ihre Hand auf die magische Wand und murmelte Worte, die ich nicht verstand. Auf einmal schossen die Wände auf mich zu und ich schrie auf, als ich zerquetscht wurde.

Der Schmerz stoppte abrupt und ich blickte vorsichtig auf. Die Welt sah verschwommen aus. Und Tia stand jetzt grinsend vor mir. Ich holte mit meiner Hand aus, doch konnte ich sie nicht schlagen. Meine Hand ging einfach durch sie hindurch. „Was hast du mit mir gemacht?", fragte ich sofort. Sie säuselte zur Antwort: „Ich habe dich in die Spiegelwelt eingesperrt. Dort wirst du zusehen dürfen, wie ich morgen statt dir gekrönt werde"

Sie drehte sich weg und ging auf den Ausgang zu. Vor den Türen blieb sie noch einmal stehen und drehte sich zu mir um. Ich kaltes Lächeln änderte sich und plötzlich starrte ich mir selbst ins Gesicht. „Keiner wird je einen Unterschied merken. Oh und... man kann nur einen Tag in der Spiegelwelt bleiben bevor man aufhört zu existieren. Genieße deine letzten Stunden..."

Ich starrte ihr hinterher. Ich brauchte kurz um alles zu verstehen, doch dann rannte ich los. Ich rannte zu den Wachen, doch die konnten mich nicht sehen. Keiner konnte mich sehen...

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