Beginn eines neuen Lebensabschnittes
Disclaimer für die gesamte Geschichte
Alle bekannten Personen und Orte gehören Joanne K. Rowling bzw. WB – ich verdiene kein Geld damit, sondern habe sie mir nur ausgeliehen.
Wenn diese Geschichte Ähnlichkeiten zu anderen aufweist und die Autoren dieser FF das bemerken, es war keine Absicht und ich bitte dies höflich zu entschuldigen.
Beginn eines neuen Lebensabschnittes
Müde schloss Hermine die Tür der Londoner Stadtwohnung ihrer vor einigen Wochen verstorbenen Großmutter hinter sich, nachdem sie ihren Hogwartskoffer im Eingangsbereich abgestellt hatte. Sie verriegelte die Tür und stellte die Klingel ab. Es hätte ihr gerade noch gefehlt, wenn jemand aus ihrer Familie heute noch bei ihr auftauchen würde – auch wenn dies kaum der Fall sein dürfte, außer, es wollte sie jemand daran erinnern, dass ihm oder ihr etwas vom Hausrat zustehen würde. Das wusste sie alles. Erstens stand es im Testament der Großmutter und des Lesens war sie mächtig, seitdem sie drei Jahre alt war und zweitens hatte ihre Mutter sie gleich nach der Beerdigung der Großmutter daran erinnert. Besser gesagt, zwei Minuten nach dem Ende der Trauerfeier! Tja, das war halt ihre Mutter. Die konnte in so etwas glatt Ronald Bilius Weasley Konkurrenz machen und das sollte schon etwas heißen.
Hermine wollte auch nicht lange hier bleiben. Sie war nur hierher gekommen, um den Hausrat durchzusehen und aufzuteilen. Im Anschluss würde sie in ihr geerbtes Haus am Meer reisen, dort alles klarmachen und die restlichen Ferien genießen. Schließlich hatte sie auch noch Hausaufgaben zu erledigen.
Sie sah, dass der Anrufbeantworter blickte. Anscheinend waren hundertdreißig Nachrichten eingegangen. „Ihr könnt mich mal kreuzweise", brummte Hermine, stellte das Klingeln ebenfalls aus und zog ihren Koffer auf dem Läufer in ihr Zimmer. „Hermine, denk daran, dass mir das und das zusteht", äffte sie dabei die Stimme ihrer Mutter nach. „Ja, weiß ich doch, ich kann auch lesen und Granny habe ich auch zugehört. Heute werde ich nur noch ein langes Bad nehmen, mir eine Pizza in den Ofen hauen und Musik hören. Aber als erstes lasse ich jetzt erst einmal Krummbein aus seiner Box. Soll er doch erst einmal die Wohnung unter die Lupe nehmen."
In ihrem Zimmer angekommen, öffnete Hermine die Box von Krummbein und der Kniesel kam umgehend heraus. „Hallo, mein Süßer, sieh dich in Ruhe um, ich kümmere mich gleich um unser Essen." Krummbein strich um Hermines Beinen herum und verschwand. Hermine zog sich schnell etwas Bequemes an und ging dann in die Küche. Der Portierservice hatte den Einkauf übernommen – jedenfalls das, was Hermine für heute Abend und für morgen früh brauchte. Dieser war sehr zuverlässig und so musste Hermine nicht befürchten, dass irgendetwas mit der Wohnung nicht in Ordnung war. Sie schob eine Pizza in den Ofen und kümmerte sich dann um das Futter von Krummbein.
Gemütlich verzerrten Hermine und Krummbein ihre Mahlzeiten. Zur Straße hin war die Wohnung dunkel, Hermine hatte keine Lust, heute noch familiären Besuch zu erhalten. Darauf konnte sie echt verzichten. „Und jetzt ein schönes, langes Bad, nicht Dickerle?" Hermine kraulte Krummbein. „Dann los. Das haben wir uns verdient. Morgen früh gehe ich als erstes auf den Friedhof, kaufe noch einige Lebensmittel ein und dann machen wir uns an die Arbeit. Länger als zwei Wochen will ich hier auf gar keinem Fall bleiben." Krummbein schnurrte zur Bestätigung.
Ganz früh am nächsten Morgen machte Hermine sich auf zum Friedhof. Sie hatte ihrer Familie eine Nachricht auf deren Anrufbeantworter hinterlassen – das hatte ihr jetzt erst einmal einige Tage Ruhe verschafft. Eine Nachricht auf ihren Anrufbeantworter hatte nämlich die Mitteilung ihrer Familie enthalten, dass sie aufgrund des schlechten Wetters für die nächsten zwei Wochen in die Karibik fliegen würden. Hermine hatte einen schönen Urlaub gewünscht und mitgeteilt, dass sie in zwei Wochen fertig wäre mit dem Sortieren. Man könne sich dann treffen und sie, Hermine, würde dann den ersten Teil des Hausrates übergeben. Der zweite Teil befand sich im Haus am Meer. Um den würde Hermine sich im Anschluss kümmern und sodann übergeben.
Zügig lief Hermine durch den Nieselregen zur Gruft der Familie Granger. Ihre Großeltern waren zwar nicht hier begraben, da sie eine Seebestattung vorgezogen hatten. Allerdings befand sich hier für sie ein Gedenkstein und Hermine wollte wenigstens eine Kerze anzünden und Blumen hinterlassen. Lange blieb Hermine nicht, der Nieselregen war in Regenschauer übergegangen und das sollte die nächsten Tage auch so bleiben. „Macht es gut, ihr zwei", verabschiedete Hermine sich von ihren Großeltern. „Ich arbeitete jetzt deine bzw. eure Liste ab und dann geht es ans Meer. Ich danke euch noch einmal vielmals, dass ihr mir das Haus dort hinterlassen habt. Ich liebe es über alles, es ist einfach traumhaft schön. Grandpa, ich kenne ja die Fotos von vor dem Umbau und muss sagen, du hast dir da echt viele Gedanken gemacht, wie man das Haus umgestalten und verbessern kann. Es ist dir super gelungen. An dir ist ein Architekt verloren gegangen. Ich habe da auch noch einige Ideen bzw. Ideenansätze – mal schauen, was ich nach meiner Hogwartszeit davon verwirklichen kann. Hab euch lieb. Ich gehe jetzt, damit ich so schnell wie möglich nach Hause komme." Hermine berührte mit zwei Fingern ihre Lippen und drückte sie dann auf den Gedenkstein. Danach verließ sie den Friedhof.
Hermine ließ sich mit einem Taxi zum nächsten Einkaufszentrum fahren, das zudem in der Nähe der Wohnung lag. Dort deckte sie sich mit Lebensmitteln für die nächsten Tage, Zeitschriften, Bücher, Duftkerzen, Teelichter, Knabberkram sowie alles, was für die Aussortiererei benötigte, ein und ließ sich nach Hause bringen. Dort angekommen, sprach sie kurz mit dem Portier, ließ sich die Post aushändigen und verschwand in der Penthousewohnung. „Ist das ungemütlich, Krummbein", Hermine schüttelte sich und zog schnell Schuhe und Jacke aus. „Weiß du was, mein Süßer? Es ist zwar Anfang Juli, doch ich schmeiß jetzt den Kamin an. Was meinst du? Wollen wir es uns so richtig gemütlich machen? Dazu schöne Musik und Leckerchen für dich?" Krummbein schnurrte und Hermine wertete dies als Zustimmung ihres kleinen Freundes. „Schön, dass wir wieder einer Meinung sind."
Hermine feuerte also den Kamin an, stellte Krummbein Leckerchen hin, legte ihre Lieblingsmusik auf und zog sich gemütliche Kleidung an. „So gefällt es mir, mein Kleiner. Dann lass uns anfangen. Die Kleidung von Granny geht an die Wohlfahrt, so hat sie es bestimmt. Also verpacken wir doch erst einmal diese Sachen fein säuberlich, dann haben wir schon einmal diesen Posten abgearbeitet und wir können einen Abholungstermin vereinbaren. Im Schlafzimmer von Granny befinden sich Schmuckstücke, die größtenteils an die Familie gehen, Grandpas Taschenuhren, die aufgeteilt werden, die Bücher, die außer uns zweien niemand haben will. Müssten wir doch schnell schaffen, oder was meinst du, mein Dickerle?" Krummbein folgte Hermine in das Schlafzimmer der Großmutter und ließ sich dort auf dem Bett nieder. „Granny würde dir was erzählen, könnte sie dich jetzt sehen." Hermine lachte. „Ich habe oft das Gefühl gehabt, dass sie das nur machte, wenn ich es mitbekam. Gib es zu, du hast doch oft bei Granny geschlafen, oder? Wusste ich es doch." Hermine lachte. „Dann lass uns anfangen."
Hermine sang zum Teil die Lieder mit, die sie hörte, während sie flott die Kleidung der Großmutter verpackte. Karton um Karton fühlte sich. Einiges wurde entsorgt, ganz so wie die Großmutter es sich gewünscht hatte, doch der Großteil würde an die Wohlfahrt gehen bzw. an einen gehobenen Secondhand-Laden und der Erlös würde an die Wohlfahrt gehen. Danach verpackte Hermine die Bücher, die sie allesamt behalten würde. Sie würden mit ins Haus am Meer gehen. Alles, was für ihre Eltern sowie Geschwister bestimmt war, legte sie beiseite und hakte die Gegenstände auf ihrer Liste ab. So nach und nach leerte sich das Schlafzimmer. Die Kartons ließ Hermine erst einmal stehen, sie waren ja beschriftet, so dass Hermine wusste, was wo drin war.
Nach einigen Stunden war Hermine fertig mit dem Schlafzimmer ihrer Granny und beschloss, es für heute gut sein zu lassen. „Na komm, Krummbein, für heute haben wir genug gemacht. Lass uns etwas essen und dann machen wir es uns bequem. Das haben wir uns auf jeden Fall verdient. Morgen kommt das nächste Zimmer dran."
Am nächsten Morgen stand Hermine um 9:00 Uhr auf – sie hatte sich gestern mit Krummbein noch einen DVD-Abend gemacht und es war deshalb etwas spät geworden. Aber schließlich waren ja Ferien. Auch heute regnete es wieder. „Auch egal, dann geht das Ausmisten schneller von der Hand." Hermine ging mit dem Kniesel in die Küche und richtete das Frühstück. „Nehmen wir uns heute das Arbeitszimmer vor. Das wird schon etwas länger dauern – ich muss den gesamten Schriftverkehr durchsehen und schauen, ob ich den vernichten kann oder aufbewahre. Ich schätze einmal, dafür brauche ich zwei Tage. Aber wir zwei schaffen das nicht, Dickerle?"
Besagter Dickerle schnurrte und ließ sich auf einem Kissen der breiten Fensterbank nieder. „Wusste ich doch, dass Granny dir auch hier ein Plätzchen geschaffen hat", Hermine schüttelte grinsend den Kopf. „Du bist halt unser ganz persönlicher King, unser kleiner süßer Pascha. Als erstes entzünde ich hier einmal den Kamin – warum sollten wir es uns nicht gemütlich machen? Spricht ja nichts dagegen."
Als erstes sah Hermine die Schubladen des antiken Schreibtisches durch – dieser würde definitiv mit ins Haus am Meer kommen. Sie fand Kontoauszüge, die sie sorgfältig studierte. Daneben gab es in einem Geheimversteck den Briefverkehr zwischen ihren Großeltern aus der Zeit ihres Kennenlernens. Die Großmutter hatte ihr die Erlaubnis erteilt, diese Briefe nach ihrem Tode zu lesen und Hermine verpackte diese sorgfältig in einer kleinen Schachtel. Auch eine Aufstellung über die jährlich getätigten Spenden fand Hermine – sie würde dies fortsetzen. Der Großmutter hatte Wohltätigkeit sehr am Herzen gelegen und war eine großzügige Gönnerin gewesen, die nicht nur spendete, sondern auch einige Stipendien ins Leben gerufen hatte. Auch die Lieblingsfotos der Großmutter befanden sich im Schreibtisch und wurden ebenfalls in die Schachtel mit den Liebesbriefen gelegt.
Dann fand Hermine einen an sie gerichteten Brief im Geheimversteck – ihre Großmutter hatte ihr dieses vor einigen Jahren gezeigt mit dem Hinweis, dass nur sie zwei und der verstorbene Großvater davon wüssten. Hermine zog den Brief aus dem Umschlag und begann zu lesen.
Meine liebe Mimi,
wenn du diesen Brief findest, dann musste ich dich leider verlassen und bin bei deinem Großvater. Wir zwei werden jetzt gemeinsam von unserer Wolke aus auf dich aufpassen. Aber ich halte mich in diesem Brief nur ganz kurz – im Häusle ist ein längerer für dich hinterlegt.
Ich habe einiges für dich vorbereitet – schau gleich einmal in deinem Kleiderschrank nach – im doppelten Boden, den wir zwei dort einbauen ließen, nachdem wir es einmal in einem Film sahen. Aber auch im Häusle finden sich noch einige Überraschungen für dich. Sortiere dort bitte so schnell wie möglich die Möbel und Gegenstände aus, die der Familie zustehen. Ich habe mit deiner Mutter vereinbart, dass sie diese Ende Juli abholen können.
Ich weiß, du musst noch Hausaufgaben erledigen und sollst dich natürlich auch noch erholen, bis das neue Schuljahr beginnt. Doch ich hatte meine Gründe dazu: Erinnerst du dich noch an die Möbel, die dir Weihnachten im Katalog so gut gefielen? Nun, ich wusste, dass mir nicht mehr viel Zeit bliebe. Deshalb bestellte ich alles was dir gefiel und vereinbarte, dass diese in der ersten Augustwoche ins Häusle geliefert wird. Deshalb die Eile. Deine Mutter wird ihre Sekretärin schicken, um den Abtransport zu überwachen. Das passiert in der letzten Juliwoche.
Sobald die Schrulle – entschuldige bitte, aber ein anderer Begriff für Mrs. Johnson fällt mir einfach nicht ein – weg ist, verschließt du das Tor zum Grundstück, aktivierst die Alarmanlage und erholst dich erst einmal. Geh vorher vielleicht noch Lebensmittel kaufen, Mr. Walker wird dich fahren, hab ich schon mit ihm vereinbart. Ich weiß, die Trulla – auch hier fällt mir jetzt kein anderes Wort ein – ist nervig. Und dann erst ihre Stimme – die kann Tote wecken oder man könnte sie auch als Nebelhorn einsetzen. Gut also, wenn Mrs. Johnson weg ist, dann mach dir einen schönen restlichen Tag und schau dann auch in den Panikraum. Dort warten auch noch einige Überraschungen für dich. Überraschungen, die Mrs. Johnson und den Rest der Familie nichts angehen, deshalb sieh erst nach, sobald sie weg ist.
So, nun schließe ich den Brief.
Hab dich lieb, meine kleine Mimi. Daran wird auch mein Tod nichts ändern können. Liebe kann schließlich unendlich sein, über den Tod hinaus. So eine Liebe teilte ich mit deinem Großvater und genau so eine Liebe wünsche ich auch Dir, meine süße Mimi. Du hast sie verdient, glaub mir, auch auf dich wartet sie. Gut, manchmal dauert es etwas lange, bis man sie finde, aber sie kommt.
Liebe Grüße und trauere nicht so viel um mich. Ich hatte dank deinem Großvater und dir ein wunderschönes und erfülltes Leben
Granny
„Das macht neugierig, nicht Krummbein?" Hermine lachte und sprang hoch. „Komm, lass uns nachsehen. He, warte auf mich." Krummbein war aufgesprungen und aus dem Zimmer gefetzt.
In ihrem Zimmer angekommen, öffnete Hermine ihren Kleiderschrank und dann das Geheimversteck, das sie und ihre Granny vor Jahren einmal angelegt hatten. „Wahnsinn." Hermine zog als erstes eine große Kleiderschachtel hervor und öffnete sie neugierig. Hervor kam ein chices Abendkleid in ihrer Lieblingsfarbe blau. „Oh wie schön." Hermine strich andächtig über den Stoff, dann legte sie es auf ihr Bett. „Da ist noch ein Umschlag in der Schachtel, Krummbein." Hermine öffnete neugierig den Umschlag, auf den ihr Name stand. „Wow – eine Eintrittskarte für die Premierenvorstellung für das neueste Disney-Musical." Hermine grinste, als sie den Zettel las, der ebenfalls im Umschlag lag. „Granny schreibt, Krummbein, dass mir der Portier Bescheid gegeben hätte, hätte ich bis dahin ihren Brief nicht gefunden oder hier nachgesehen. Sie hat wirklich an alles gedacht."
Hermine dachte einen Moment nach. „Die Vorstellung ist am Samstag. Was meinst du, mein Dickerle, schaffen wir es, am Montag abreisen zu können?" Sie wertete Krummbeins Schnurren als Zustimmung. „Gut, dann sind wir knapp eineinhalb Wochen hier – meiner Meinung nach reicht das auch völlig aus. Dann lass uns jetzt schnell weiter packen und sortieren. Und vor allem rufen wir Mrs. Johnson an und vereinbaren mit ihr einen Termin für Montagmorgen."
Hermine rief schnell die Sekretärin ihrer Mutter an, vereinbarte den Übergabetermin, schrieb ihrer Familie deshalb eine E-Mail in den Urlaub und machte sich mit doppelten Elan wieder an die Arbeit. Jetzt hatte sie noch mehr ihr Ziel vor Augen, so schnell wie möglich in ihr geerbtes Haus an der See zu kommen. Per Eilservice ließ sie sich noch mehr Umzugskartons aus dem Baumarkt kommen und bestellte sich gleichzeitig eine große Pizza sowie einen Salat beim Lieferservice – Pizza konnte man ruhig mehrfach die Woche essen. So verschwendete sie heute keine Zeit mit Kochen. Den Schreibtisch hatte sie durch, auf dem klebte sie einen Zettel mit dem Wort ‚Häusle'. Danach nahm sie sich die Regale vor. Sämtliche Bücher kamen in die Umzugskartons, die würden mit ins Häusle kommen. Gut, alle interessierten sie nicht, doch ihre Familie würde sie nur ins Altpapier geben und dafür waren sie viel zu schade und teilweise zu wertvoll. Außerdem waren das die Bücher ihrer Großeltern und die Bibliothek im Häusle sehr, sehr groß und auch noch ziemlich leer. Keine Stunde später waren alle Bücher verpackt und Hermine ging in den sogenannten Damensalon. Dort standen und saßen die Porzellanfiguren sowie Sammlerpuppen und Spieluhren ihrer Großmutter. Diese gehörten alle ihr – ihre Mutter sowie Schwestern hatten diese gehasst und für scheußlich befunden, schon zu Lebzeiten der Granny und auch in deren Gegenwart. Hässliche, widerliche Staubfänger hatten sie sie genannt. Genauso unnütz wie sie, Hermine. Tja, Pech aber auch, wenn man man nicht auf Meißner Porzellan stand. Ihre Großmutter war das sogar nur recht gewesen, dass die anderen davon nichts hatten haben wollen. „Da stecken mehrere Hunderttausend Pfund in der Sammlung", verriet die Granny ihr schon vor einigen Jahren. „Zum Teil stammt das noch von deinen Urururgroßmüttern. Dein Großvater schenkte mir regelmäßig etwas, damit ich diese Sammlungen erweitern konnte. Ihm war schon klar, dass das nichts für deine Mutter und Schwestern wäre. Doch er war sich sicher, dass es noch ein Enkelkind geben würde, das völlig anders wäre. Ich fragte ihn, wie er darauf kommen würde und dann erzählte er mir, dass er als Kind auf dem Jahrmarkt einmal bei einer Wahrsagerin gewesen sei. Die hätte ihm viel sagen können, was bereits eingetreten war und was noch eintreten würde. Und bis zu diesem Treffen war alles eingetreten, berichtete er mir. Auch prophezeite sie ihm eine Enkeltochter, die leider erst nach seinem Tode geboren würde. Diese wäre einzigartig, ein kleines Wunderkind, doch würde es von ihren Eltern und Geschwistern nicht geliebt werden. Eben weil sie so begabt war – ein magisches Kind nannte die Wahrsagerin es. Das war auch der Grund, warum dein Großvater sich irgendwann dazu entschloss, unser Haus am Meer umzubauen. Alles für dich, meine Süße. Er hätte dich geliebt – du bist genauso, wie er sich sein Kind, seine Enkelin immer wünschte und was haben wir anfangs bekommen?" Die Großmutter hatte vielsagend die Augen verdreht und dann waren die zwei in Gelächter ausgebrochen.
Hermine sah sich um und bemerkte irgendwann einen Zettel, den die Lieblingspuppe ihrer Granny in den Armen hielt. Neugierig öffnete sie ihn. ‚Verpackungsmaterial und Schachteln findest du im Abstellraum hinter der Küche.' „Das passt." Hermine grinste und lief in Richtung Küche. Krummbein folgte ihr. Vielleicht staubte er ja dabei etwas zu futtern ab. Und tatsächlich, Hermine steckte ihm etwas zu, während sie sich Tee aufbrüte und selbst einen Schokoriegel naschte. „Tatsächlich, Granny hat an alles gedacht. Ist mir nie aufgefallen, dass die ganzen Verpackungen noch da sind. Aber umso besser." Hermine schnappte sich so nach und nach alles, was sie finden konnte und brachte es in den Salon. „Aber vielleicht sollte ich hier zuletzt packen. Ist schließlich alles sehr zerbrechlich." Hermine nickte zur Bestätigung ihres Planes und öffnete die Tür zum Bodenraum. Hier bewahrte die Großmutter das alte Spielzeug von Hermine auf. Selbst wurde es zwar nicht mehr genutzt, doch Hermine wollte ihre Sachen, wie Schlümpfe, Puzzle, Teddys, Puppen, Stofftiere, Puppenhaus und Spiele mitnehmen als Erinnerung. Auch hier fand sie ein Briefchen der Granny. ‚Gutschein für Bücher und Hörbücher, einzulösen bis spätestens zur Abfahrt ins Häusle'. Hermine schüttelte grinsend den Kopf. Das war typisch ihre Großmutter. Sie würde die Gutscheine noch heute einlösen, damit die Lieferung bis zum Wochenende erfolgen würde. Auf etwas mehr oder weniger Gepäck kam es jetzt auch schon nicht mehr an. Allein hier oben standen zehn Kartons, aber zu packen gab es hier nichts mehr, also keine zusätzliche Arbeit, wenn man davon absah, dass sie heruntergeholt werden mussten. Doch das erledigte Hermine gleich und stapelte die Kisten im Flur auf.
Noch vier Stunden packte und sortierte Hermine, dann beschloss sie es gut sein zu lassen für heute. Es war mittlerweile 21:00 Uhr. Schnell duschte sie und richtete sich etwas zu essen. Dann begann sie ihre Gutscheine einzulösen.
Die nächsten Tage ackerte Hermine wie eine Verrückte, kam dabei aber auch sehr gut voran. Am Samstag Mittag war sie zum größten Teil fertig und legte sich deshalb zwei Stündchen aufs Ohr, bevor sie sich dann für die Musical Premiere fertig machte. Eine Limousine holte sie ab und brachte sie an den Zielort. Viel los war dort schon, sogar ein roter Teppich war ausgerollt. „Ich hole Sie dann später ab, Ms. Granger. Amüsieren Sie sich gut."
„Danke schön, vielen Dank fürs Bringen." Hermine stieg aus, atmete tief durch und lief dann den roten Teppich entlang. Reporter standen dort, die sie erkannten – die Familie Granger war wohlbekannt zum Teil wegen des Reichtums, zum Teil wegen der vielen Wohltätigkeit, die Hermines Großmutter leistete, zum Teil aber auch wegen der Eskapaden, den sich Hermines Eltern und Geschwister ständig leisteten. Hermine war froh, dass sie bislang noch nicht negativ aufgefallen war und deshalb höchst selten in der Klatschpresse auftauchte. „Hermine", kreischte plötzlich eine Hermine bekannte Stimme los. „Hier, ich bin hier." „Mir doch egal", grummelte Hermine leise und überlegte, ob sie den Ruf einfach überhören sollte. „Grüß dich", erklang auf einmal eine andere Stimme. „Hoheit", Hermine knickste, als sie das Mitglied der königlichen Familie samt Ehefrau entdeckte. „He, waren wir nicht schon beim du", lachte der Prinz und umarmte nach seiner Frau die junge Hexe. „Doch, bin mir da ganz sicher", grinste die Herzogin. „Schön, dich mal wieder zu sehen. Tut uns leid wegen deiner Granny."
„Danke schön. Schön, euch mal wieder zu sehen." „Hermine", kreischte schon wieder die Stimme. „Kennst du diese Heulboje?" „Mitschülerin von mir, sie verriet im Internat, wer meine Familie ist. Seitdem darf ich mir dort so einiges anhören bzw. es stellte sich heraus, dass einige Freunde gar keine wahren Freunde sind. Aber die bin ich jetzt zum Glück los." „Keine schöne Zeit in der Schule?" erkundigte sich die Herzogin mitfühlend, während sie der Menge zuwinkte. „Absolut nicht, im Gemeinschaftsraum meines Hauses lasse ich mich schon gar nicht mehr sehen. Ich wurde vorher schon ausgelacht, weil ich so gern lese und lerne, doch seit der Beerdigung meiner Großmutter ist es regelrecht eskaliert. Hab mich noch nie so über Ferien gefreut wie jetzt." „Das tut uns leid." Der Prinz grinste auf einmal und umarmte Hermine erneut. „Geben wir der Heulboje doch Stoff zum Nachdenken." „Sehe ich auch so", grinste seine Frau und umarmte ebenfalls Hermine. „Lass dir bloß nichts gefallen." „Ich geb mir Mühe, zum Glück hab ich einige wirklich gute Freunde, die mir beistehen." „Das freut uns." Das Herzogenpaar verabschiedete sich, da sie noch mit einigen anderen Besuchern sprechen mussten bzw. wollten. Hermine atmete tief durch, dann ging sie hoch erhobenen Hauptes zu der Mitschülerin. „Hallo Clarita." „Hallo Hermine, das ist meine Mutter. Wusste gar nicht, dass du heute hier bist. Wir hatten Glück, gerade noch Karten zu ergattern. Ganz oben, letzte Reihe." „Guten Abend, Mrs. Millers. Loge, Geschenk meiner Granny." „Du kennst das Prinzenpaar?" „Herzogenpaar – Geschenk ihrer Großmutter zur Hochzeit. Und ja, ich kenne William und Catherine schon seit einige Jahren. Meine Großeltern waren mit Williams Großeltern und etlichen anderen Mitgliedern der königlichen Familie befreundet und ich war auch auf ihrer Hochzeit eingeladen." „Du kennst die Königin?" „Ja, sagte ich doch oder etwa nicht? Auch egal – jedenfalls muss ich jetzt weiter – ich hasse es, als letztes meinen Platz einzunehmen. Man sieht sich in der Schule, Clarita. Mrs. Miller." Hermine nickte abschließend und ging hoch erhobenen Hauptes weiter. Dabei sprach sie noch mit einigen Reportern, obwohl dies gar nicht ihrer sonstigen Verhaltensweise entsprach. Doch diesmal machte sie es wegen Clarita, lachte und scherzte mit den Reportern, ging schließlich hinein und atmete auf, als sie endlich auf ihrem Platz war.
„So kenne ich dich gar nicht, Mimi", raunte da auf einmal eine Stimme. „Hoheit", Hermine schrak zusammen. „Hab ich mich erschreckt." „Das tut mir leid, war nicht meine Absicht. Aber ich hab mich heute einmal hineingeschlichen durch den Hintereingang – hatte keine Lust auf großen Bahnhof." Die Tochter der Queen lachte. „Aber wen wolltest du mit deinem ungewöhnlichen Verhalten dran kriegen und wie passen Wills und Kate darein? Ich hab gerade ein Video davon gesehen auf dem Handy." Hermine erzählte, was sich seit der Beerdigung der Großmutter alles ereignet hatte und dass besagte Heulboje damit zu tun hatte. „Hast du sehr gut gemacht", lachte Princess Anne anschließend. „Ich hätte genau das gleiche gemacht. Lass dich bloß nicht unterbuttern. Das hast du gar nicht nötig. Da fällt mir noch was ein." Die Prinzessin grinste und erläuterte Hermine ihren Plan.
Hermine genoss die Musical-Aufführung in vollen Zügen.
In der Pause ging sie mit der Tochter der Queen ins Foyer und ließen sich etwas zu trinken geben. William und Catherine stießen zu ihnen und wurden in den Plan eingeweiht. „Wir sind dabei", kam es einstimmig. „Hermine", kreischte es da auch schon wieder. „Noch einmal, und ich bin taub", brummte die Nummer zwei der Thronfolge. „Würdest du so eine Stimme haben, Schatz, hätte ich dich nie geheiratet." „Danke, mein Schnuckelhase, ich dich aber auch nicht mit so einer Stimme." „Schnuckelhase – Kate, doch nicht in der Öffentlichkeit." „Du hast angefangen, mein Putzibär." Die Herzogin von Cambridge lachte und zog Hermine mit sich weg. „Lass uns etwas laufen und dabei über unsere Pläne reden." Sie winkte einigen Reportern lächelnd zu. „Ich freue mich schon auf unseren morgigen Ausritt, Mimi. Unser Chauffeur holt dich um 10:00 Uhr ab nach Windsor Castle. Dort reiten wir dann gleich nach deiner Ankunft aus." Die zwei gingen dicht an Clarita Miller und ihrer Mutter vorbei, ohne diese jedoch zur Kenntnis zu nehmen. Dabei winkte diese wie verrückt und ihre Nachbarin bekam sogar eine Ohrfeige deshalb. „Mittags essen wir dann mit der Williams Großeltern und anschließend könnten wir noch etwas durch den Park bummeln mit den Kindern." „Das hört sich fantastisch an, Kate. Darauf freue ich mich schon. Das Ausreiten fehlte mit echt in der Schule." „Verständlich, würde mir auch so gehen." Die zwei gingen wieder zurück, da das Ende der Pause angekündigt wurde.
Hermine genoss ihren Besuch in Windsor in vollen Zügen. Clarita hatte sie noch in der Nacht angerufen und vollgequatscht bzw. es versucht. Hermine hatte die Mitschülerin nach fünf Minuten, in denen sie eh nicht zu Wort kam, harsch unterbrochen und ihr die Meinung gegeigt, im Anschluss einfach aufgelegt und das Klingeln ausgestellt. Auf solche Leute konnte sie gut und gerne verzichten. Clarita war eine Klatschbase ohne gleichen, da übertraf sie sogar noch Lavender Brown und Parvati Patil, was schon was heißen sollte. Außerdem war Clarita schuld daran, dass Hermines Erbschaft bzw. ihre Verwandschaftsverhältnisse ans Licht gekommen waren. Warum sollte sie da noch Freundschaft oder Interesse heucheln? Clarita wollte ja nur sich in ihrem Bekanntheitsgrad in der Muggelwelt sonnen. Ein Umstand, der Hermine anwiderte.
Erst gegen Abend kehrte Hermine aus Windsor zurück, begrüßte ihren Kniesel, duschte und zog sich um. Danach stopfte sie ihre Reitsachen in die Waschmaschine und stellte diese an. Danach kontrollierte sie noch einmal, ob sie auch wirklich alles erledigt, alles gepackt hatte. Die Sekretärin ihrer Mutter würde um 9:00 Uhr kommen und hoffentlich gleich wieder gehen. Hermine würde um 11:00 Uhr abgeholt werden. Eigentlich hatte sie einen Fahrdienst hierfür beauftragt, doch als die Queen gestern davon hörte, hatte sie einen ihrer eigenen Fahrer damit beauftragt. Das erschien ihr sicherer, zumal Hermine auch Schmuck und sonstige Wertgegenstände bei sich hatte. Die Möbel, die Hermine mitnehmen würde, würden mit einem Kleintransporter folgen.
Nachdem die Waschmaschine durch war, hängte Hermine ihre Reitsachen auf einen beheizbaren Trockner und putzte im Anschluss ihre Stiefel – sollte ja auch alles sauber sein bei ihrem Umzug. Nach ihrem UTZ-Abschluss könnte sie eigentlich darüber nachdenken, sich ein eigenes Pferd anzuschaffen. Doch das hatte noch Zeit.
Ansonsten war alles fertig und Hermine stellte ihr Gepäck, das sie selbst mitnehmen wollte direkt an die Tür. „So Krummbein, dann lass uns mal einen Abschlussgang durch die Wohnung unternehmen. Morgen um diese Zeit sind wir schon lange zu Hause am Meer. Ist das nicht toll, mein Dickerle." Krummbein schnurrte zustimmend und gab Hermine dann einen kleinen Schubser, so sah es jedenfalls aus, als wollte er sagen, dann los, lass es uns beenden. Ich will auch nach Hause.
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