Kapitel 7
Wakatoshi:
,,Ushijima!" Die Stimme meines Trainers hallte durch die Halle und lies mich von meiner Yoga-Übung, die ich am Hallenrand machte, aufschauen. Die Masseurin hatte recht behalten. Yoga half meinen Muskeln wirklich, sich schneller zu entspannen und die Schmerzen, die mich Tag täglich quälten, wurden von Übung zu Übung immer besser und besser. ,,Was?" fragte ich sobald der Trainer vor mir stand. ,,Ich soll ihnen von einer Massagepraxis ausrichten, dass ihr Termin morgen steht. Warum muss ich ihnen so etwas ausrichten? Wir heben eigene Masseure, die zum Team gehören und dies nicht ohne Grund! Ihre körperliche Verfassung ist etwas, was intern im Verein bleiben soll und nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollte. Erst recht nicht in die Hände eines Gegners!" Immer wieder pulsierte die große Ader an der Stirn des Mannes vor mir. Die Ader die immer dann und wann Auftrat. ,,Ally gehört doch nicht zu den Gegnern?!" Gab ich unbekümmert von mir und brachte meinen Trainer dazu, sich durchs Gesicht zu wischen. Wieder und wieder.
,,Ushijima, wirklich? Sie machen mich fertig. Es geht darum, das es sein kann, dass durch die Praxis etwas an die Gegner durchsickert. Das jemand tratschen könnte." Fassungslos schaute ich meinen Trainer an. Ich war mir ganz sicher das die Masseurin nicht tratschen würde. Erstrecht nicht, weil die Praxis und damit auch sie uns empfohlen wurde. Es machte für mich absolut keinen Sinn, dass mein Trainer gerade eben wegen einer Massage bei ihr einen Aufstand machte. Erst rechtnicht, weil ich dank ihrer Hilfe wieder früher auf Spielfeld kommen würde.
,,Sie haben mich doch zu ihr geschleppt und jetzt passt es nicht?" Meine Worte kamen rau aus meiner Kehle. Erneut strich sich mein Trainer mit seinen Hände durchs Gesicht. Er machte dies verdammt häufig. ,,Wir haben eigene Masseure, warum gehen sie nicht zu ihnen, sondern weiterhin in die Praxis? Dies war eine Ausnahme und sollte sicher nicht die Regel werden. Erst recht nicht, wenn sie alle Termine bei unserem Therapeuten abgesagt haben. Genau dies, haben diese mir heute nämliche berichtet." ,,Das stimmt ja auch ich werd nicht zu denen gehen." Und schon wieder strich er sich durchs Gesicht. Ich war kurz davor ihn zu fragen, ob es ihn dort jucken würde und er sich deswegen auf eine komische Art und Weiße immer wieder kratzte.
,,Unsere Masseure.." Setzte mein Trainer an, doch ich unterbrach ihn. Ganz sicher würde ich niemanden anderes als die Masseurin, aus der kleinen Praxis, an meine Haut lassen und dies würde mein Trainer gleich zu spüren bekommen. So selbstsicher wie ich nur konnte richtete ich erneut das Wort an ihn. Stand dafür sogar vom Boden auf. ,,Ich werde bei meiner Masseurin bleiben. Sie macht eine super Job." Kaum hatte ich meine Worte gesagt schüttelte der Trainer mit seinem Kopf. ,,Na schön. Aber ich werde ihnen noch eine Verschwiegenheitserklärung mit gehen, die ihre Masseurin unterzeichnen muss. Ihre Krankenakte ist mit äußerte Diskretion zu behandeln. Ansonsten kann sie sich auf eine Klage einstellen!!" Irgendwie wurde die Stimme meines Gegenübers bei jeden Wort lauter und lauter. Ich nickte nur, ehe ich mich wieder auf den Boden setzte und mich meiner nächsten Yoga-Übung widmete. Nicken sollte schließlich Antwort genug sein.
Ally:
Fassungslos starrte ich auf den Zettel den mir Ushijima soeben vor die Nase gelegt hatte. Eine Verschwiegenheitserklärung!! Traute er mir wirklich zu, dass ich meine ärztliche Schweigepflicht, von der wir Physiotherapeuten ebenfalls betroffen waren, verletzte und Details über ihn an die Presse weiter gab? Fragend zog ich eine Augenbraue nach oben. ,,Was ist das?" Wollte ich von ihm wissen. Hoffte ich, dass ich den Zettel nur miss verstanden hatte. ,,Eine Verschwiegenheitserklärung." ,,Ach wirklich Dr. Watson. Auf die Erkenntnis bin ich auch schon gekommen. Aber warum soll ich die unterschreiben? Ich unterliege doch ohnehin der ärztlichen Schweigepflicht." ,,Dr. Watson?'' Die Art wie er den Namen aussprach, ließ mich annehmen, dass er keine Ahnung hatte, von was ich redete. ,,Ja Dr. Watson. Für Mr. Holmes reicht es noch nicht ganz. Sie haben schließlich nur das naheliegendste zusammengefasst.'' Auch noch meiner Erklärung starrte mich mein Gegenüber fassungslos an und ich glaubte anstatt seinen Pupillen Fragezeichen in seinen Augen erkennen zu Können. Schwer atmete ich aus. Gab ein langgezogenes und frustriertes seufzen von mir. ,,Aha.'' Das so kühl klingende Aha von Ushijima, ließ mich realisieren, was ich gerade eben zu einen Patienten gesagt hatte. So viel zu immer lieb und freundlich sein. Ich war gerade frech gewesen. Richtig frech gewesen.
Schwer schluckte ich, ehe ich etwas verlegen an meinem Shirt nestelte. Wo um alles in der Welt hatte ich den gerade den Mut her genommen einen Patienten so zu nennen? Das war doch sonst nicht meine Art. Entweder Zoey färbte langsam auf mich ab. Oder Ushijimas Verhalten brachte verborgene Seiten an mir zum Vorschein. Tief verborgene Seiten. ,,Also wäre dir Mr. Holmes doch lieber?" Ja definitiv, tief verborgene Seiten.
Die Stirn meines Gegenübers legte sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr und mehr in Falten. Er kräuselte sie, zog sie galt nur um sie im Anschluss wieder zu kräuseln. Wieder und wieder. ,,Noch mal ich denke nicht, dass der Wisch nötig sein wird." Mit diesen Worten brachte ich die Unterhaltung wieder auf den Punkt zurück, von wo aus ich die falsche Abzweigung genommen hatten, ehe ich Ushijima den Zettel über den Tresen hinweg zurück schob.
,,Doch!" So streng und so bestimmt hatte noch keiner denn ich kannte dieses Wort ausgesprochen. Genau so wenig hab ich je jemanden gesehen, der einen Zettel so energisch zurück schob. Wieder starrte ich auf die Unterlassungserklärung. Zum einen verstand ich ihn. Zum anderen enttäuschte es mich, das er mir zutraute, dass ich gegen die offiziellen Richtlinien verstoßen würde, um vielleicht den ein oder anderen Cent mehr zu verdienen. ,,Mein Trainer verlangt es, damit ich hier weiter massiert werden kann." Die Worte die nach einem langen schweigen und immer wieder aufschauen, auf den Zettel schauen, und wieder aufschauen, aus dem Mund von Ushijima glitten, ließen mich schwer ausatmen. Warum sagte er mir dies nicht gleich. Denn für mich machte es definitiv einen Unterschied, ob er das verlangte, oder dies von seinem Trainer oder Management aufgedrückt bekam. Es machte einen gewaltigen Unterschied.
Bevor Ushijima noch etwas sagen konnte, griff ich zu den Stift neben mir und setzte meine Unterschrift auf die dafür vorgesehene Zeile. ,,So damit haben wir beide dafür gesorgt, dass wir keinen Ärger bekommen und ich dich weiterhin behandeln darf." Mit einen kleinen Brummen nickte der große Mann,ehe er den Zettel wieder einschob. Aus seinen Gesicht konnte man nachwie vor nicht lesen, was er dachte. War er zufrieden darüber, dass ich den Zettel unterschrieben hatte? War er genervt, dass ich mich davor so gesträubt hatte? Nichts! Nichts davon konnte ich aus seiner Miene lesen. Er war wie ein Buch mit sieben Siegeln. Sieben unüberwindbaren Siegeln!!!
Erwartungsvoll und dennoch mit einer erschreckenden Leere in seinen Augen, schaute mich Ushijima weiterhin an und nur schwer konnte ich mir abermals ein tiefes, frustriertes atmen verkneifen. ,,Na komm. Heute sind wir im Zimmer vier." sagte ich stattdessen. Bildete ich mir dies nur ein, oder war der Hauch eines Lächelns auf Ushijimas Lippen gewandert? Wenn es keine Einbildung war, dann war es wirklich nur ein Hauch einen Lächelns. Vielleicht ein Zucken seiner Muskeln, im Mundwinkel, ausgelöst durch seinen immer viel zu grimmigen und starren Blick. Kurz wanderte mein Blick auf seine Lippen, die wieder so gerade waren, wie als hätte sie jemand mit einem Lineal gezeichnet.
Vermutlich hatte ich mir die kleine Gefühlsregung seinerseits wirklich nur eingebildet. Um solänger ich auf Ushijimas Lippen schaute, um so mehr viel mir auf, dass diese zum Anbeißen gut aussahen. Sie wirkten weich, sehr gepflegt, ohne raue Hautschuppen darauf. Sie glänzten sogar leicht in dem Licht der Neonröhre, die über uns hin. Ruckartig richtete ich meinen Blick auf etwas anderes. Auf irgendetwas, Hauptsache nicht auf Ushijima. Ich durfte diesen Mann nicht attraktiv finden. Zum einen ,weil es mein Patient war, zum anderen, weil er der größte Griesgram und gleichzeitig schrägste Vogel war, der mir je untergekommen war. Gut ein schräger Vogel in einer verdammt bezaubernden Hülle. Abermals schüttelte ich meinen Kopf. Diese Gedanken waren nicht gut. Ganz und gar nicht gut.
..❀....❀..
Genau so schlecht wie meine Gedanken von vorhin waren, war das mein Herz die ganze Massage über wild schlug und ich die ganze Zeit ein flattriges Gefühl in meinen Bauch und in in meinen Händen verspürte. Wie als würde mich die Massage von gerade eben nervös machen.
War ich etwa wirklich nervös, dass ich bei Ushijima etwas falsch machen könnte und er zu mir genauso wenig wollte, wie zu den anderen Masseuren? Wieder einmal schweiften meine Gedanken leicht ab und wieder einmal fragte ich mich, wie seit Tagen schon, ob etwas zwischen ihm und dem Masseuren seines Teams fortgefallen war und dies eventuell der Grund war, warum er nicht zu der Elite ging, zu denen er jederzeit kostenlos gehen konnte. Wieder und wieder stelle ich mir die selben Fragen: Warum will er zu mir? Was hat er gegen seinen Team Masseur? Und warum hat er sich all die Jahre nie massieren lassen, wenn er jetzt so scharf auf jede kleine Massage ist, die er bekommen kann?
,,Warum lassen sie sich nicht von den Masseuren der Mannschaft massieren?" Platzte es aus mir heraus und ich wusste in dem Moment, wo die Worte meine Lippen verlassen hatten, dass ich eine Grenze überschritten hatte, die ich nicht überschreiten hätte dürfen. Die Muskeln von Ushijimas Rücken, die sich Augenblicklich unter meinen Fingern verseiften, bestätigten mir sofort meine Annahme. Ushijima gehörte nicht zu den Patienten, die munter los plauderten. Die ihrer Masseurin genau sowie ihrer Frisörin alles erzählten. Er war kein Mensch für Smalltalk. War er überhaupt ein Mensch der gerne Gespräche führte?
,,Das geht dich nichts an!" Seine Worte waren rau. Brachten etwas endgültiges und einschüchterndes mit sich. Sofort stritten in mir die Gefühle. Ein Teil von mir wollte rebellieren. Wollte ihn daraufhinweisen, dass man darauf auch netter hätte antworten können. Einanderer Teil von mir, wollte sich entschuldigen. Wusste ich nur zugut, dass ich eine Grenze überschritten hatte. Und wieder einanderer Teil in mir, war eingeschüchtert. Verdammt eingeschüchtert. Letzten Endes siegte das schlechte Gewissen und der eingeschüchterteTeil in mir. ,,Es tut mir leid. Sie haben recht es geht mich nichts an." Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, merkte ich wie sich seine Muskeln wieder entspannen und ein tiefes, beinahe schon erleichterndes, Atmen aus seiner Lunge kroch. ,,Wen wir gerade beim Team sind. Können sie sich das Wochenende frei nehmen und mich als Masseurin zu meinen kommenden Spiel begleiten?" Irritiert blinzelte ich. Bei den verwirrenden Aussagen des Mannes wurde einem ja schwindlig. Wie konnte er mich in einen Atemzug kleinputzen und im nächsten Moment zu einem Spiel einladen? Ich schwieg eine Weile. Wusste ich einfach nicht, wie ich darauf reagieren sollte.
,,Ich denke nicht das dies so einfach geht." Gab ich leise von mir. ,,Warum nicht? Müssen sie arbeiten?" Kaum hatte ich Ushijimas Fragen gehört, schüttelte ich mit meinen Kopf, ehe mir auffiel, dass er mich gar nicht sehen konnte. Sein Kopf war schließlich auf das Kissen der Massageliege, mit dem Gesicht nach unten, gebettet. Das einzige was er sah, war die mit Blumen gespickte Wasserschale, die der Optik halber unter der Liege stand.
,,Nein. Ich muss nicht arbeiten." ,,Dann kannst du doch zu meinem Spiel kommen." Seine Worte klangen trocken. Nicht wie eine Frage, viele mehr wie eine Feststellung. ,,Nein kann ich wirklich nicht. Ich...Ich..Ich..." Fieberhaft versuchte ich eine Ausrede zu finden, warum ich nicht mit kommen konnte. Doch so sehr ich mich bemühte, mir wollte einfach nichts passendes einfallen. Nicht was mir glaubhaft und plausibel erschien.
,,Du?" Hakte Ushijima nach und ich fühlte mich sofort ertappt. Es war genau das selbe Gefühl, dass ich früher in meiner Schulzeit immer verspürt hatte, wenn ich die Hausaufgaben nicht gemacht hatte und dem Lehrer dies aufgefallen war. Wie damals schon wanderte mein Blick Richtung Boden. Nur, dass da wo ich stand nicht der Boden in meinem Blickfeld war, sondern Ushijimas viel zu gut trainierter Rücken. Scheiße! Das machte meine Lage nicht besser. Noch nie war ich so froh darüber gewesen, dass mich die Patienten bei einer Massage nicht sehen konnten, wie in diesen einen Moment. Mein Gesicht sah bestimmt schrecklich aus. Ertappt und gleichzeitig errötet.
,,Ich..." Setzte ich erneut an und endlich viel mir eine logische Ausrede für diese Situation ein. ,,Ich kann nicht, weil ich Freitag Abend noch sie behandeln muss. Soweit ich weis ist ihr Spiel recht weit weg, so, dass die Fahrt für mich zu später Stunden nicht möglich ist. Ich will nicht hinterm Steuer einschlafen." ,,Das ist doch kein Problem. Sie fahren mit mir und dem Team. Als meine offizielle Masseurin." Irritiert blinzelte ich. War das sein Ernst? ,,Ich glaub nicht das das soeinfach geht." Widersprach ich. Auch wenn es vermutlich nutzlos war. Denn wenn einer von uns beiden mit den Regeln was bei seinem Team erlaubt war und was nicht vertraut war, dann war es wohl er und nicht ich. ,,Doch es gibt extra einen Bus für Familie und Freund. Dort fahren auch immer die anderen Masseure mit. Ich nutze mein Anrecht darauf nie. Daher sollte es kein Problem sein, wenn ich mal zwei Gäste habe." Wieder war ich irritiert. Doch ich wusste nicht, was mich mehr verwirrte. Dass er sonst nie jemanden mit nahm, oder das er von zwei Gästen gesprochen hatte. Wenn ich einer war, wer war dann der zweite?
,,Mmm naja ich denke nicht, dass es trotzdem geht. Wenn ich sie am Freitag noch massiere, bekomme ich das zeitlich nicht geregelt." Versuchte ich einen erneuten, lahmen Versuch. Denn wenn ich ehrlich zu mir selber war, wollte ich nicht mit zu seinem Spiel. Ahnte ich schon jetzt, dass dies mich nur in Schwierigkeiten bringen würde. Schwierigkeiten, in denen ich ganz sicher nicht stecken will. ,,O.k dann ist die Stunde am Freit agabgesagt und sie fahren mit." Wieder klangen seine Worte nicht nach einer Frage, sondern viel mehr nach etwas bereits fest gelegtem. Nach etwas in Stein gemeißelten. Na prima!!!!
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