28

Aidan

Mittlerweile hatten wir Beverly auf ihr Zimmer gebracht. Es ging ihr nicht gut, aber besser als mit dem Messerstich, den sie auf der rechten Seite gehabt hatte. Doch das Gift hatte schlimme Auswirkungen, die Arlen immer wieder einzeln unter Kontrolle bringen musste. Ihre Temperatur schoss in die Höhe und sie schwitzte alle Laken komplett durch. Ich musste sie zweimal umziehen, damit sie sich nicht auch noch verkühlte. Manchmal fiel ihr das Atmen schwer. Hin und wieder wachte sie auf, redete aber nur wirres Zeug, oder schrie wie am Spieß, bevor sie wieder wegtrat. Sie musste schreckliche Fieberträume erleiden.

Seit knappen fünf Stunden saß ich mittlerweile an ihrem Bett. Trish und Brikeena hatten natürlich ebenfalls von der Sache mitbekommen, und als Trish herausgefunden hatte, dass Addie eine Todesvision gehabt hatte, und Chase und ich davon gewusst hatten, war sie natürlicherer Weise ausgetastet. Trotzdem hatten wir einstimmig beschlossen, niemandem sonst von der Todesvision zu berichten.

Am Abend, als die Gäste wieder abgereist waren, versammelten sich alle im Thronsaal, wohl zu einer Art Krisenbesprechung. Ich hatte eigentlich nicht daran teilnehmen wollen, weil ich Beverly nicht alleine lassen wollte. Aber da ich derjenige gewesen war, der sie gefunden hatte, war ich wohl so etwas wie Verdächtiger Nummer eins. Also musste ich erzählen, was passiert war und was Beverly mir gesagt hatte, bevor sie nicht mehr ansprechbar war.

Als ich mit der ganzen Geschichte fertig war, atmete Iona tief durch. Sie sah Beverly wirklich ähnlich. Die Haare, die Augen und die Nase waren fast identisch, weshalb es mich wunderte, dass Beverly's Geschwister nicht alle sofort gewusst hatten, dass sie Iona's Tochter war. Aber vielleicht denkt man an eine so absurde Möglichkeit einfach nicht und erkennt das Offensichtliche erst, wenn einem mit der Nase darauf gestoßen wird.

Sie stand in der Mitte des Thronsaals und bewegte sich aufrecht und elegant hin und her, während sie nachzudenken schien.

„Wie geht es ihr?", fragte sie schließlich an Arlen gewandt.

Er zuckte mit den Schultern. „Ich tu wirklich was ich kann. Wenn ich früher gegen das Gift etwas hätte tun können, wäre sie schon wieder auf den Beinen, aber das Zeug hatte bestimmt mindestens dreißig Minuten Zeit, um sich in ihrem Körper auszubreiten. Ich kann keine Zauber verwenden, sondern nur mit Tränken arbeiten, das macht es nicht unbedingt leichter."

„Weißt du, wann sie aufwacht?", fragte Finley, die neben ihrem Mann hervortrat. Jetzt erkannte ich ihn auch. Es war der dunkelhaarige Mann, der an unserem ersten Abend gegenüber von uns gesessen hatte. Derjenige, der darüber Bescheid wusste, dass Trish an einen Dämon gebunden war und Lügen von Wahrheiten unterscheiden konnte. Er erwiderte meinen bohrenden Blick und ich sah weg.

„Ob", erwiderte Arlen. „Und nein, ich hab keine Ahnung, ob sie aufwacht."

„Und Erin?", fragte Iona weiter.

„Ihm geht es gut." Arlen verdrehte die Augen. „Er spielt nur die kleine Prinzessin, die ein kleines Wehwehchen nicht ertragen kann." Canna schlug ihm auf den Hinterkopf.

„Er hat ihr das Leben gerettet."

„Nein, ich rette ihr Leben", entgegnete Arlen. „Er war nur Teil meines genialen Plans."

„Du wolltest sagen: Acacia's Plan, oder nicht?", zog Finley ihn auf, woraufhin Arlen ihr die Zunge rausstreckte. Es verwunderte mich einmal mehr, wie Jahrhunderte alte Menschen sich immer noch wie Kinder verhalten konnten. Manche Dinge änderten sich wohl nie. Zumindest konnte ich mir nicht vorstellen, dass Chase jemals vernünftig werden würde, was Frauen anging, selbst wenn er ewig leben würde. Addie würde immer ein bockiges Kind bleiben. Trish hatte vielleicht die Chance, weise auf ihre alten Tage zu werden, aber der Rest von uns würde genauso abtreten, wie wir geboren worden waren. Verschrumpelt, dumm und höchst wahrscheinlich schreiend.

Iona seufzte abermals und starrte nachdenklich auf einen Punkt auf dem Boden, bevor sie sich wieder zu mir wandte. „Und Maeve hat dir nicht gesagt, wer sie angegriffen hat?"

„Sie weiß es nicht", meinte ich. „Sie hat gesagt, dass sie niemanden gesehen hat."

„Es war doch keiner eingeladen, der auch nur im Entferntesten etwas mit Cillian zu tun hatte, oder?", fragte Canna und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wenn man es genau betrachtet", begann Acacia. „Hätte es jeder sein können. Wir wissen nicht, wer zu Cillian steht. Wer weiß schon, wie viele Hexen und Zauberer er über die Jahre auf seine Seite gezogen hat?"

„Aber woher hätte irgendjemand wissen sollen, dass es sich bei Maeve um eine Schreiberin handelt?", warf Arthur ein. „Das wussten doch nur wir. Oder hat sich jemand von euch verplappert?"

Brikeena lachte auf. „Wie soll man sich denn dabei verplappern?"

„Aber wenn es kein Außenstehender wissen konnte, dann...", begann Canna zögerlich und schien darauf zu warten, dass jemand diesen Satz für sie beenden würde. Als niemand antwortete, wurde mir klar, dass wer auch immer für den Angriff an Beverly verantwortlich war, bereits hier im Schloss gewesen sein musste.

Vermutlich sogar in diesem Raum.

„Moment", begann Finley und unterbrach das angespannte Schweigen. „Kann bitte jemand aussprechen, was alle denken? Denn ich denke, dass jetzt alle denken, dass einer von uns Maeve angegriffen und verletzt hat. Und dieser Gedanke ist absolut lächerlich."

„So lächerlich ist er gar nicht", erwiderte Corona. Erst sah sie niemanden im Besonderen an, doch dann hob sie den Blick und betrachtete Brikeena, die sofort die Augen zusammenkniff.

„Corona!", rief Thomas entsetzt aus.

„Das kannst du nicht ernst meinen", meldete sich auch Canna zu Wort.

„Gott, bitte nicht jetzt", murmelte Arlen lediglich zu sich selbst.

„Wirklich?", fauchte Brikeena ihre Schwester an. „Du fängst jetzt damit an?"

„Ja, das tu ich."

„Du willst das ausfechten? Bitte!", rief Brikeena. „Was geht dir denn durch den Kopf, wenn ich fragen darf? Dass ich für Cillian arbeite? Aus Rache, weil du mich bei ihm hättest verrotten lassen?!"

„Ich wusste nicht, dass du noch am Leben warst", knurrte Corona.

„Ich sehe mal nach unserer Patientin", meinte Arlen und machte sich aus dem Staub, während alle anderen einfach nur unwohl im Thronsaal herumstanden und versuchten, die streitenden Hexen zu ignorieren.

„Ich hätte alles getan, um dich zu finden, wenn ich in deiner Situation gewesen wäre! Aber es war dir scheißegal! Du hast akzeptiert, dass ich weg war. Ich war nichts weiter, als eine Schachfigur auf deinem Spielbrett, die du aufopfern konntest, um das Spiel zu gewinnen!"

„Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte: Das Spiel ist nicht gewonnen."

„Tja, vielleicht sollte ich mich von dir einfach wieder auf eine Mission schicken lassen, um für zehn Jahre Gefangene zu spielen!"

„Ich bin eine Königin!", rief Corona plötzlich und ihre Worte hallten durch den Saal. Sie machte zwei Schritte in Brikeena's Richtung. „Ich bin deine Königin. Und als Königin trifft man Entscheidungen, die einem nicht gefallen. Das ist nun einmal so. Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Eine Truppe zusammenstellen und auf der Suche nach dir in den Tod schicken, für die klitzekleine Möglichkeit, dass du noch lebst? Für eine Eventualität? Das hast du erwartet? Das ich zig Leute sterben lasse, um dich rauszuholen? Und dann bezeichnest du mich als egozentrisch?"

„Du hast nichts verloren!", schrie Brikeena plötzlich. „Ich habe alles verloren! Also wage es bloß nicht, mir vorzuhalten, dass ich selbstsüchtig bin!" Sie drehte sich um, und wollte vermutlich den Saal verlassen, aber dann fuhr sie noch einmal herum und funkelte Corona an.

„Willst du wissen, was wir sind?", fragte sie. „Arlen. Erin. Finnea. Canna. Davina. Dolan. Ich. Jeder, der nach euch fünf gekommen ist." Sie sah nach einander Corona, Arthur, Finley und noch ein Mädchen und einen Jungen an. „Wir sind alle... fehlgeschlagene Projekte. Wir sind die Kinder, die alle hätten retten sollen, aber nicht das Glück hatten, das Schreibergen zu erben." Sie lachte bitter auf und für den Bruchteil einer Sekunde glitt ihr Blick zu Iona. Es war, als würde keiner einen Muskel rühren. „Ihr wart wichtig für sie. Du warst wichtig. Lorcan, Innis, Finley, Arthur. Die fünf Erstgeborenen für die beiden Länder. Aber nach Finley, hatten unsere Eltern genug Nachkommen, um die Linie zu sichern und alle, die nach ihr gekommen sind, waren nur gut für Allianzen, weil wir sonst nichts konnten und nur durchschnittlich waren. Und wenn wir nicht verheiratet worden wären, wären wir völlig nutzlos gewesen."

„Brikeena...", begann Arthur, aber offensichtlich fiel ihm nichts ein, das er sagen könnte, also schüttelte er einfach nur den Kopf.

„Es ist einfach unfair. Deine Hochzeit war das Beste, das dir je passiert ist!", sagte sie aufgebracht und er biss die Zähne zusammen. „Mein Mann wurde umgebracht! Kaltblütig, direkt vor meinen Augen und meine einzige Tochter war keine Hexe und ist im Alter von achtundsiebzig Jahren gestorben." Sie wurde ruhiger. „Meine Kindheit war grau und eintönig. Keiner hat von mir erwartet, dass ich eine starke Hexe werde, also wurde ich mehr oder weniger ignoriert. Nachdem die Zwillinge gestorben sind, ist unsere Mutter weggelaufen und hat den Befehl gegeben, mich nicht aus dem Schloss zu lassen. Vor meinem zwanzigsten Geburtstag bin ich nie außerhalb unserer Insel in Irland gewesen! Unser Vater war mit Bürokratie und dem Schreiben von Sprüchen beschäftigt und ich war das einzige Kind weit und breit. Und dann kam sie zurück!" Sie lachte kopfschüttelnd auf und richtete ihren Blick auf ihre Mutter, die nicht wegsah. „Mit der glorreichen Idee, mich zu verheiraten. An jemanden, dessen Name ich noch nicht einmal kannte. Ich hatte keine Ahnung, wie man mit Leuten umgeht, oder sich in die Gesellschaft einfügt. Ich hatte Todesangst davor." Sie war zwar wütend, aber wurde schnell wieder ruhig. „Mein einziges Glück war, dass er unfassbar liebevoll war." Sie sah wieder zu Corona. „Aber denkst du, es hätte unsere Mutter interessiert, wenn er mich behandelt hätte, wie Looïc sie behandelt hat? Oder wie Alfric Odilia behandelt hat?"

„An deiner Stelle wäre ich jetzt ganz vorsichtig", meinte Iona ruhig, aber bestimmt. „Pass auf, was du sagst."

„Warum?", fragte sie provokant. „Du hast Odilia gehasst und es war dir vollkommen egal, wenn ihre Schreie durch das Schloss gehallt sind, oder sie tagelang nicht zum Essen erschienen ist! Dir wäre es scheiß egal gewesen, wenn Lowell mich schlecht behandelt hätte. Wenn er mich täglich geschlagen und wie einen verdammten Köter behandelt hätte. Alles was dir wichtig war, war die Allianz. Denn die einzigen Kinder, die dir wirklich etwas bedeutet haben, waren Corona, Arthur, Finley, Innis und Lorcan. Du hast sichergestellt, dass Corona einen anständigen, starken, mächtigen Zauberer heiratet, der sie liebt und ihr helfen würde, zu regieren, aber niemals eine Bedrohung für ihre Position als Königin darstellt. Jemand, der bereit ist, mit ihr viele süße, niedliche, kleine Baby's in die Welt zu setzen, auf die wir alle immer noch warten." Corona räusperte sich diskret, aber Brikeena war immer noch nicht fertig und ich fragte mich, wie lange sie das alles wohl schon hinuntergeschluckt hatte und warum es gerade jetzt an die Oberfläche drang. „Und was ist mit dir?" Sie ging auf Arthur zu. „Du hast die perfekte Frau. Du hast dich verliebt, als du sechzehn warst und sie mit achtzehn geheiratet. Sie lebt. Und sie liebt dich und du liebst sie. Soll das etwa fair sein?" Sie sah ihren Bruder anklagend an.

„Denkst du es war lustig, einer der Erstgeborenen zu sein?", entgegnete er. „Keiner hat Erwartungen an dich gestellt, du hast machen können, was du willst. Was denkst du denn, warum weder Corona noch ich Kinder haben? Warum denkst du, sind wir fünf alle so gut, was das Zaubern angeht? Weil wir es mit Spaß und Freude bei Wochenendaktivitäten erlernt haben? Dass es uns in den Schoß gefallen ist? Dass wir Naturtalente sind? Wir hatten keine Kindheit, Brikeena!"

„Oh ja, es muss furchtbar für euch gewesen sein, die komplette Aufmerksamkeit unserer Eltern auf sich zu ziehen und zu den stärksten Hexen und Zauberern ausgebildet zu werden", höhnte Brikeena. „Ein schlimmes Schicksal, wahrhaftig."

Corona schüttelte den Kopf und ging auf sie zu. „Arme, bedauernswerte Brikeena. So viel Hass für diese Familie." Sie machte eine Pause, wohl um ihren nachfolgenden, kalten Worten einen dramatischen Ausdruck zu geben. „Ich bin sicher, Cillian teilt diese Ansichten mit dir."

Schneller als ich schauen konnte, hatte Brikeena die Hand gehoben und ihrer Schwester eine geknallt. Ich war nicht der einzige, der zusammenzuckte und die Luft anhielt.

„Brikeena!", rief Canna aus und legte eine Hand über den Mund. Um ehrlich zu sein überraschte es mich, dass Brikeena überhaupt noch am Leben war, und nicht bereits ein Häufchen Asche. Doch Corona schien viel zu überrascht und schockiert über die Reaktion ihrer Schwester. Mit der rechten Hand hielt sie sich die Wange, und drehte sich fassungslos zu Brikeena um.

„Raus!", knurrte sie zornig.

„Nein."

„Nein?!"

„Du schmeißt mich nicht raus!"

„Brikeena hör auf damit!", versuchte es Arthur.

„Corona ist diejenige, die mich grundlos beschuldigt, Beverly beinahe umgebracht zu haben, und du sagst mir, ich soll aufhören mich zu wehren und den Mund halten?!" Bei der Menge an Wut in ihrer Stimme wunderte es mich ehrlich, dass Brikeena noch nicht buchstäblich explodiert war. „Diese Familie ist voll mit Lügnern und Heuchlern. Die Ewigkeit hat euch alle grausam gemacht!" Sie sah bitter in die Runde. „Ich bin fertig mit euch." Mit diesen Worten verließ sie den Saal und ließ eine schockierte Gruppe von Hexen und Zauberern zurück.

~~ ~~

„Es geht ihr noch immer nicht besser, oder?" Ich hob den Kopf. Dass Finley sich mir genähert hatte, hatte ich gar nicht mitbekommen.

Es war Vormittag und ich saß mit dem Buch, das Chase mir gegeben hatte, im Innenhof des Schlosses an einem sonnigen Plätzchen. Die Vögel zwitscherten und plantschten in dem Brunnen, der leise vor sich hin plätscherte.

„Nein. Es geht ihr unverändert."

„Das tut mir leid."

„Du magst sie doch gar nicht", erwiderte ich kühl und klappte das Buch zu.

„Habe ich das je gesagt?" Ich hob eine Augenbraue und sah Finley vielsagend an. „Gut, du hast recht, ich mag sie nicht. Aber deshalb wünsche ich ihr trotzdem nicht den Tod."

„Weil du sie brauchst", erläuterte ich. „Ihr alle braucht sie, um euren Arsch zu retten."

„Und du hast ihr das Leben gerettet. Was ist daran so verwerflich?"

„Ich?" Irritiert sah ich zu ihr hoch. Arlen war derjenige, der ihr jede Stunde neue Tinkturen Spritzte und sie am Leben hielt. Finley ließ sich neben mich auf die Steinbank gleiten, seufzte theatralisch und betrachtete dann nachdenklich einen Punkt auf dem Gras.

„Chase und ich hätten euch nie finden dürfen", sagte sie schließlich und drehte sich zu mir. „Das Labyrinth führt nicht einfach so eine Gruppe von Leuten zusammen. Und es ist auch unwahrscheinlich, dass es Maeve so unfassbar lieb gewonnen hat, dass es sie vor dem Tod bewahren wollte." Da ich immer noch nicht so recht wusste, worauf sie hinaus wollte, konnte ich sie nur verwirrt anstarren. „Du bist ein Halbdämon. Was ist deine Gabe?", fragte. Ich lachte auf.

„Keine Ahnung."

„Du weißt es nicht?"

„Bis vor wenigen Monaten wusste ich nicht einmal, dass in meinen Adern Vaya's Dämonenblut fließt", erklärte ich und sie nickte.

„Verstehe. Nun, was auch immer deine Gabe ist, es hat dich ziemlich stark gemacht. Dämonenmagie -besonders die von Halbdämonen- übersteigt die Kraft von Hexen in einigen Punkten." Nachdenklich ließ ich meinen Blick durch die blühende, farbenfrohe Landschaft schweifen. Finley's Worte stimmten mich nachdenklich.

„Egal, was du getan hast", fuhr sie fort. „Es hat Chase und mich zu euch geführt. Und es hat euch einen nahe gelegenen Ausgang geschaffen. Wenn Arlen nicht alles verbockt, dann hast du Maeve das Leben gerettet. Deshalb sollte ich dir vermutlich dankbar sein. Denn damit hast du vielleicht auch mir das Leben gerettet, falls Maeve es schaffen sollte, Cillian umzubringen."

Während ich ihre Worte sinken ließ, griff Finley nach dem Buch, das ich immer noch in den Händen hielt und blätterte es rasch durch. „Woher hast du das?", fragte sie dann mit zusammen gezogenen Augenbrauen.

„Von Chase. Und er hat es von Finnea."

Sie lachte verachtend auf. „Wow, sie hat sich von dem Vollidioten wirklich den Kopf verdrehen lassen." Ich wollte sie auf das Labyrinth hinweisen und auf die Tatsache, dass sie Chase darin begegnet war, aber sie redete bereits weiter. „Thomas hat dieses Buch geschrieben. Er war einige Jahrzehnte total vernarrt in Dämonen. Besonders Vaya. Vielleicht solltest du mit ihm reden."

Überrascht sah ich sie an, als sie mir das Buch zurückgab. Nie hätte ich gedacht, dass es Finley sein würde, die mir in nur wenigen Minuten um ein so gewaltiges Stück weiterhelfen würde.

„Danke", meinte ich überrascht und sie lächelt gezwungen, bevor sie sich von der Steinbank hochdrückte und wegging. Wenige Meter von mir entfernt drehte sie sich jedoch noch einmal um. Etwas lag in ihrem Blick, das mir nicht gefiel.

„Sie wollten sie nicht töten." Grübelnd sah sie mich an. „Wer auch immer es war, wollte Maeve nicht töten."

Ich zog die Augenbrauen zusammen und setzte mich auf. „Was meinst du? Warum denkst du das?"

„Wenn jemand Maeve hätte töten wollen, hätte es sicherere Wege gegeben, als sie in einem Labyrinth mit einem vergifteten Messer in den Bauch zu stechen", erklärte sie. Jetzt sah sie mich einfach nur besorgt an. „Wer auch immer es war, wollte uns nur wissen lassen, dass er weiß, wer sie ist." Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ den Garten. In meinem Kopf ratterte es und ich versuchte, alles zu verarbeiten und abzuspeichern, was Finley eben gesagt hatte.

Um ehrlich zu sein hoffte ich inständig, dass jemand versucht hatte, Beverly mit diesem Angriff umzubringen.

Denn wenn Finley recht hatte, und der Angreifer nie versucht hatte, Beverly tatsächlich zu töten, dann war Addie's Vision noch nicht eingetroffen, denn der Täter hätte nie beabsichtigt, Beverly sterben zu lassen.

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