19
Beverly
Es dauerte keine zwei Stunden, bis Chase davon erfuhr und sich mächtig aufregte, als ob ich mir nicht bereits genügend Selbstvorwürfe machte. Ich saß still auf der Couch und ließ seinen Ärger über mich ergehen, bis Trish dazu stieß, die ihn dank ihrem dämonischen Supergehör wahrgenommen hatte, und ihm sagte, dass er gefälligst aufhören sollte, mich dafür verantwortlich zu machen, dass Corona sie beinahe umgebracht hatte. Er schrie zurück, dass Trish ihre Sachen packen und so schnell wie möglich wieder nach Fresno fliegen sollte, aber sie weigerte sich strikt, mich in diesem Affenzirkus alleine zu lassen. Ich wusste nicht, ob ich darüber glücklich oder verärgert sein sollte. Eine so loyale Freundin hatte ich gar nicht verdient. Ich an ihrer Stelle hätte vermutlich längst meinen Koffer gepackt und wäre geflüchtet.
Im Grunde genommen hatte Chase absolut recht. Mit allem. Er durfte wütend auf mich sein. Ich hatte es von Anfang an vergeigt. Ich hätte mich -wie Chase es mir geraten hatte- von Aidan und Trish fernhalten sollen. Hätte ich die beiden in Ruhe gelassen, dann wären sie jetzt nicht in Gefahr gewesen. Dann wäre Trish heute nicht beinahe erstickt. Schon klar, es war Trish's Wahl gewesen, mit mir hier herzukommen, aber ich hatte ihr diese Wahl überhaupt erst möglich gemacht.
Anscheinend war ich wirklich ein dummes, unvorsichtiges Kind, das glaubte, ohne Eltern zurecht zu kommen. Ich war mir nur nicht sicher, wohin mich diese Erkenntnis letztendlich führen würde. Denn es war zu spät, meine Freunde zu schützen und nach Hause zu schicken. Corona hätte sie nie gehen lassen. Und selbst wenn -ich war mir absolut sicher, dass sie sie gefunden hätte.
Irgendwann hatte Chase sich beruhigt, und während Trish der sanfte Ruhepol war und mich aufmunternd vom Boden aus anlächelte, starrte Chase mich böse an.
Ich versuchte herauszufinden, was ich denn nun machen sollte. Eines war klar. Ich musste schnell lernen, wie das mit dem Zaubern funktionierte, bevor noch jemand ein lebenswichtiges Organ verlieren würde. Nur waren weder Corona, noch Arthur, noch Finley die Lehrer, von denen ich gerne oder gut gelernt hätte. Arlen war offensichtlich selbst nicht der beste Zauberer. Erin, Canna und Davina kannte ich kaum.
Also blieb mir...
„Warum soll ich mit ihr reden?", fragte Trish beleidigt, sobald ich ihr eröffnet hatte, dass ich mir von Brikeena das Zaubern beibringen lassen wollte. Es war die offensichtlichste Lösung. Sie würde meine Nachhilfelehrerin sein, wenn man so will. Das Schicksal hatte sie uns heute auf dem Silbertablett serviert, warum nicht davon ein zweites Mal profitieren? Aber um sie zu überreden brauchte ich Trish, denn ich war mir sicher, dass sie mein Ass im Ärmel war, wenn es um Brikeena ging.
„Muss ich dir das buchstabieren?", gab ich zurück.
„Okay, dann sind wir ab jetzt nicht mehr beste Freundin und beste Freundin, sondern Hure und Zuhälterin?" Jetzt war sie nicht mehr einfühlsam, sondern schlicht und ergreifend bockig.
Ich verdrehte die Augen. „Ich bitte dich doch nicht darum, mit ihr zu schlafen, mein Gott!"
„Nein, aber sie wird es vielleicht tun!" Ihre Stimme überschlug sich fast und der mürrische Chase stieß einen amüsierten Laut aus.
„Wenn das passiert, darf ich mich im Schrank verstecken und durch einen Spalt zusehen?", grinste er und fing sich einen wütenden Blick von Trish ein.
„Die Frau hat dir das Leben gerettet", erinnerte ich und der böse Blick schnellte zu mir. „Außerdem komm ich doch auch mit. Du überlässt mir das reden. Und ich verkaufe dich schon nicht als-" Ich brach ab, weil alles, was meinen Mund verlassen hätte, äußerst schmutzig und unangebracht gewesen wäre. „Alles was du tun musst, ist daneben stehen und hübsch aussehen."
„Such dir eins aus", murrte meine beste Freundin, drückte sich vom Teppich hoch und trottete beleidigt voraus.
Als ich ebenfalls das Zimmer verlassen wollte, war Chase ganz dicht hinter mir. Ich drehte mich um, um ihn zu fragen, was das sollte, aber er sah mich nur wie ein aufgeregtes Kleinkind an.
„Denkst du etwa, das will ich verpassen?"
Also machten wir uns zu dritt auf den Weg zu Brikeena's Zimmer. Trish nutzte ihre dämonischen Fähigkeiten, damit wir nicht wirklich durch den Flur brüllen mussten, wie Brikeena es einmal vorgeschlagen hatte.
Der richtige Raum war schnell gefunden, und ich stieß Trish nach vorne und platzierte mich mit Chase hinter ihr. Zögernd klopfte sie, und nach ein paar Sekunden öffnete Brikeena die Türe.
Trish sog erschrocken die Luft ein und heftete ihren Blick augenblicklich an die obere, linke Ecke des Türrahmens, wohingegen Chase das nackte Mädchen ungeniert angrinste. Fragt nicht, wo ich hingesehen hatte, ich weiß es nicht mehr. Vermutlich überall hin, nur nicht auf sie.
„Gingermädchen", lächelte Brikeena. „Hab mich schon gefragt, wann du mich endlich mal mit deinem Besuch beehrst."
„Bist du immer nackt, wenn du jemandem die Türe öffnest?", fragte Trish fassungslos und sah stur weiter nach oben.
„Na, das will ich doch schwer hoffen!", bemerkte Chase gespielt empört über Trish's Frage. Daraufhin stieß sie ihm den Ellenbogen in die Rippen.
„Kommt rein." Brikeena drehte sich um und ging in ihr Zimmer. Chase drängte Trish, die eindeutig flüchten wollte, wie ein vorfreudiges Kind hinein und ich trottete hinterher.
Es war eine blöde Idee gewesen. Natürlich war es das.
„Du hast ein... schönes Zimmer", sagte Trish, weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte, um die Stille zu überbrücken.
„Alles an mir ist schön." Brikeena grinste Trish an. Eigentlich hatte ich nicht gedacht, dass Brikeena der Inbegriff eines Mädchens war. Sie sah einfach nicht so aus. Aber dafür tat es ihr Zimmer. Ich sah sehr viel Rosa und Glitzer und flauschige Kissen. Es roch nach einem blumigen, süßen Parfüm. Überall standen verschieden große Kerzen herum. Ihre Kommoden und der Schminktisch waren unordentlich mit verschiedenem Zeug vollgestellt. Vor dem Fenster waren zweireihig etliche Paar Schuhe aufgestellt. Anders als erwartet, lagen aber nirgends Klamotten auf dem Boden. Ihr Schrank war riesengroß und stand links neben dem Bett.
„Geht es dir besser, Gingermädchen?", fragte Brikeena, während ich mich neugierig umsah.
„Ja... Würde es dir was ausmachen, etwas anzuziehen?"
„Hey, hey, hey!", machte Chase, mindestens so empört wie vorhin. „Schränk' sie doch nicht in ihrer Selbstdarstellung ein!" Er drehte sich zu Brikeena, die grinsend die Augenbrauen anhob. „Ich bin übrigens sehr für die Emanzipation der Frauen."
„Darauf wette ich", entgegnete sie amüsiert, griff nach dem flauschig aussehenden, pinken Bademantel, der über ihrer offenen Schranktüre hing und warf ihn sich über. Jetzt konnte ich wenigstens wieder in ihre Richtung blicken.
Ich beschloss das Reden zu übernehmen und räusperte mich. „Brikeena, ich wollte dich fragen, ob du-"
„Mir hilfst, keine ganz so miserable Hexe zu sein, weil Corona und Arthur versagen? Ja, das dachte ich mir schon." Sie tat es mit einer Handbewegung ab, als hätte sie schon die ganze Zeit damit gerechnet, dass ich irgendwann zu ihr kommen würde. Sie band ihre honigblonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und griff dann in ihren Schrank. Sie wühlte darin herum und schien immer tiefer zwischen den aufgehängten Klamotten zu verschwinden, bis ich sie nicht mehr sehen konnte.
„Was meint ihr?", fragte Chase und betrachtete den Kleiderschrank, in dem es rumpelte. „Geht sie nach Narnia?"
„Was ist Narnia?", fragte Brikeena, und dann tauchte erst ihr linkes und schließlich rechtes Bein auf. Sie kämpfte ihren Oberkörper zwischen den Kleidern heraus und schien an etwas zu ziehen. Es war eine Schneiderpuppe, die sie nach ein paar kräftigen Zügen aus ihrem Schrank holte. Mit großen Augen sah ich Trish an, weil ich solche Teile, genau wie Schaufensterpuppen, schon immer abartig gruselig gefunden hatte. Trish schien auch ziemlich verwirrt zu sein, aber Brikeena stellte das Ding seelenruhig in der Mitte des Zimmers auf und stülpte dann einen weißen Kopfpolsterbezug darüber.
„Es wird Zeit", meinte sie und betrachtete ihr Werk akribisch.
„Wofür?", hakte ich irritiert nach. Sie sah mich an, als wäre es offensichtlich.
„Na, ich hab noch kein Kleid für die Hochzeit morgen. Ich hab den ganzen Nachmittag Entwürfe gezeichnet, aber alle waren schrecklich, also wird es Zeit für Improvisation." Sie tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger ans Kinn. „Was ist deine Lieblingsfarbe, Gingermädchen?"
„Kackebraun", erwiderte Trish, ohne eine Miene zu verziehen. Chase warf mir einen amüsierten Blick zu. Offenbar hatte er vergessen, dass er mich hasste.
Brikeena's linker Mundwinkel wanderte nach oben und ich konnte wieder das spielerische Glänzen in ihren Augen erkennen. „Und deine Zweitliebste?"
„Kotzgrün."
Trish verschränkte die Arme vor der Brust, aber Brikeena schien immer angetaner zu sein.
„Violett", sagte ich und fing mir einen bösen Blick von Trish ein, den ich ignorierte. „In allen Nuancen, aber am liebsten hat sie dunkelviolett."
„Violett, also..." Nachdenklich ging sie in ihrem rosaroter-Panther Bademantel barfuß um die Schneiderpuppe herum.
„Präferenzen, was die Form betrifft?", hakte sie grinsend nach.
„Ich mag den Kartoffelsack-Schnitt", entgegnete Trish ernst und Chase verkniff sich das Lachen.
Brikeena stieß lange den Atem aus, lächelte aber dabei. „Na schön, du wirst mir keine Hilfe sein." Einige Sekunden betrachtete sie den Polsterbezug und ich fragte mich, was das sollte.
Plötzlich, wie aus dem Nichts, begann der Stoff zu wachsen und nach unten hin länger, breiter und dicker zu werden. Die Nähte am oberen Rand sprangen auf und formten und vernähten sich von selbst zum oberen Teil eines Kleides. Der Stoff färbte sich dunkler und dunkler, und war schließlich fast schwarz, aber dann wich er in einen blauvioletten Ton über.
Das Resultat war ein kurzärmliges, schulterfreies Kleid, das mich total an die Abendgarderobe eines Abschlussballs erinnerte. Der seidig glatte Stoff reflektierte das Licht.
Während ich wie erstarrt das Stoffteil mit großen Augen anstarrte, ging Brikeena um das weite Kleid herum und betrachtete es kritisch. „Sieht doch ganz akzeptabel aus, was meint ihr?"
Ich warf Trish und Chase einen flüchtigen Seitenblick zu. Beide waren wohl auch ziemlich überwältigt von der Tatsache, dass Brikeena eben mal einen Polsterbezug in ein Abendkleid verwandelt hatte.
Schließlich räusperte Trish sich und zog die Augenbrauen zusammen. „Das Kleid ist wirklich schön... umwerfend, um genau zu sein, aber... ist es für eine Hochzeit nicht ein bisschen dick aufgetragen?"
„Wenn du das denkst, hast du noch nie die Hochzeiten unserer Familie miterlebt", erwiderte Brikeena. „Oder irgendein großes Fest, was das angeht." Sie drehte sich wieder zu dem Kleid. „Ich will noch Glitzer drauf haben."
Einen Moment lang passierte nichts, aber dann begannen sich klitzekleine Glitzerpartikel wie Schnee auf das Kleid herabzusenken. Ich bekam selbst ein paar ab und schüttelte sie mir von der Hand, aber vermutlich waren mir auch ein paar ins Gesicht geflogen. Diesmal hatte ich auch das goldgelbe Leuchten in Brikeena's Augen bemerkt. Mir fiel auf, dass es beinahe dieselbe Farbe war, die gebrochene Seelen kennzeichneten. Ob das wohl eine Bedeutung hatte?
„Das ist total verrückt", wisperte ich. „Und ich kann nicht mal einen stinknormalen Apfel mit meinen Gedanken bewegen."
Brikeena lächelte. „Übung. Aber erhoffe dir nicht zu viel. Meine Magie wird von meiner Vorstellungskraft angetrieben. Deine eher weniger. Was das angeht, werde ich vermutlich immer besser sein als du."
„Was meinst du damit?", hakte ich nach und Brikeena wollte bereits zu einer Erklärung ansetzen, aber dann hielt sie inne und kniff die Augen schmunzelnd zusammen.
„Nein, so läuft das nicht. Ich geb dir doch nicht um sonst Nachhilfestunden."
Ich seufzte tief und warf Trish und Chase einen kurzen Blick zu. „Okay, was willst du?"
„Von dir? Gar nichts."
Trish stöhnte auf. „Ich hab's doch gewusst!"
Brikeena grinste verschlagen. „Du schuldest mir was, Gingermädchen, schon vergessen?"
Trish betrachtete Brikeena missmutig. Dann wandte sie sich an mich. „Du schuldest mir was", knurrte sie, bevor sie sich wieder umdrehte. „Und was willst du?"
Ich rechnete mit einem Kuss, einem Date oder etwas noch viel größerem, aber was Brikeena sagte, ließ mich die Stirn runzeln. „Ich will, dass du mit mir durch das Labyrinth gehst."
Trish stutzte und sah mich irritiert an.
„Das ist eine altmodische Form, ihr zu sagen, dass du sie flachlegen willst, oder?", hakte Chase verwirrt nach, woraufhin Brikeena zu lachen begann.
„Gott, nein. Habt ihr das Labyrinth hinter dem Schloss etwa noch nicht gesehen?"
„Doch", sagten Trish und Chase wie aus einem Mund, aber da ich mich die letzten Tage kaum aus dem Zimmer bewegt hatte, konnte ich mich den beiden nicht anschließen.
„Was ist damit?", fragte Trish.
Brikeena setzte sich auf die Bettkante. „Ihr habt doch auch Bräuche, oder nicht? Traditionen, die vielleicht nur eure Familien einhalten. Wenn jemand aus unserer Familie heiratet, werden sie durch das Labyrinth geschickt. Sie gehen in unterschiedliche Richtungen und wenn sie sich innerhalb einer Stunde wieder gefunden haben und es aus dem Labyrinth schaffen, sind sie für einander bestimmt."
„Das ist... schön." Ich verzog das Gesicht. „Wirklich ein sehr schöner Brauch." Meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.
Brikeena lächelte. „Wie dem auch sei, Gäste können das Labyrinth ebenfalls betreten und nach einer Person suchen. Das Labyrinth verändert seine Form, deshalb-"
„Das Ding verändert seine Form?", unterbrach ich Brikeena besorgt. Trish wäre doch eben erst fast gestorben und jetzt wollte Brikeena sie in ein Labyrinth mit Gehirn schleppen? „Was, wenn das Labyrinth einen schlechten Tag hat, weil der Gärtner ihm eine Scheißfrisur verpasst hat, und es einen nicht mehr raus lassen will?"
„Keine Sorge, es ist seit Jahrzehnten keiner mehr darin verschwunden", winkte Brikeena ab.
„Ach, na dann!", rief ich ungläubig aus.
Trish blinzelte Brikeena an. „Kannst du mich nicht einfach zum Essen einladen?"
Sie legte den Kopf schräg. „Komm schon, es ist ein Spiel. Und es macht Spaß!"
„Was passiert denn, wenn man nach einer Stunde nicht rausgefunden hat?", hakte Chase kritisch nach.
Brikeena zuckte mit den Schultern. „Gar nichts. Das Labyrinth öffnet dir einen einzigen Weg, der dich hinaus leitet. Früher hat es diese Sicherheitsvorkehrung noch nicht gegeben." Trish, Chase und ich tauschten skeptische Blicke. Brikeena stand wieder auf. „Ihr nehmt das zu ernst, Leute. Es ist ein Spiel. Ist nur immer wieder wunderbar peinlich, wenn sich das Brautpaar nicht findet", kicherte sie. „Manche behaupten, dass das Labyrinth einen zu der Person führt, die für einen bestimmt ist. Aber das Labyrinth kann nicht in die Zukunft sehen oder so. Ich denke ja, dass es nur Zufall ist, ob man auf eine bestimmte Person trifft, oder nicht. Aber Acacia schwört darauf, dass das Labyrinth sie Jahr für Jahr zu Arthur führt, weil es weiß, dass die beiden einfach zusammen gehören." Sie verdrehte die Augen, sah dann aber zu mir. „Du könntest mit Aidan durch das Labyrinth gehen", schlug sie vor, aber ich war mir nicht sicher, ob er für eine so kitschige, dämliche Sache zu haben war. Ich war mir nicht mal sicher ob ich dafür zu haben war. Abgesehen davon hätte ich unsere Beziehung vermutlich sofort abgehakt, wenn wir einander nicht im Labyrinth gefunden hätten. Spiel hin oder her, es war ein magisches Labyrinth, verdammt. Ein magisches Labyrinth, das einen (vielleicht) zu seinem Seelenverwandten führte. In den letzten Wochen war ich ein bisschen zu abergläubisch geworden. Vielleicht war das Trish's Schuld. Aber ich hätte es nicht ertragen, wenn ich Aidan nicht gefunden hätte... Ich hatte doch ohnehin schon das Gefühl, dass sich zwischen uns etwas verändert hatte.
„Ich denk drüber nach", log ich.
Brikeena wandte sich an Chase. „Und du könntest mit Finnea durch gehen."
„Wem?", fragte er mit zusammen gezogenen Augenbrauen, woraufhin Trish die Augen verdrehte.
Brikeena seufzte. „Komm schon. Sie ist meine Schwester. Und sie mag dich wirklich gerne", meinte sie noch, bevor sie sich wieder zu Trish wandte. „Also? Was sagst du?"
Trish schien noch zu überlegen, aber für mich war die Antwort glasklar.
„Du kannst sie für dein Labyrinth-Date haben", nickte ich schnell und Trish widersprach nicht einmal, sondern setzte sich mürrisch auf den hellen, flauschigen Teppich. Mit Brikeena durch das Labyrinth zu gehen war ihr vermutlich immer noch lieber als alles, was ihr so vorgeschwebt hatte. Aber das hieß nicht, dass sie es gerne tun würde.
Brikeena lächelte sie noch einmal verschlagen an, was Trish ignorierte, und machte sich dann daran, das Kleid von der Schneiderpuppe zu nehmen.
„Grob gesagt gibt es drei Unterteilungen von Magie. Diese drei Arten der Magie sind jene, auf die die meisten Hexen und Zauberer zurückgreifen, alles andere ist mehr als selten und für dich nicht relevant. Die gängigste Magieform ist die Imaginationsmagie. Sie findet ihren Ursprung in der Imagination."
Sie nahm einen Kleiderhaken aus ihrem Schrank und hängte das Kleid an die offene Schranktüre.
„Ich könnte euch auch Kleider entwerfen", schlug sie dann vor und war bereits dabei einen neuen Kissenbezug über das Gestell zu stülpen, bevor Trish und ich protestieren konnten.
„Imaginäre Magie basiert einzig und alleine darauf, wie lebhaft du dir etwas Vorstellen kannst. Wie genau und präzise du beispielsweise ein Kleid zaubern willst." Ihre braunen Augen musterten den Kissenbezug und nach einigen Sekunden veränderte er wieder seine Form. Ein fließender, leichter Stoff, der sich langsam königsblau färbte. Lange, durchsichtige Ärmel mit gesticktem Blumenmuster. Brikeena drehte die Schneiderpuppe im Kreis und ich sah, dass das Kleid am Rücken tief ausgeschnitten war, dafür zeigte es weniger Busen. Als hätte Brikeena in meinem Kleiderschrank herumgeschnüffelt.
„Was meinst du, Beverly? Du bist blond, da passt blau wie geschmiert."
„Ich... ich soll wirklich auf die Hochzeit gehen?", fragte ich unsicher, weil es um genau zu sein das Letzte war, was ich tun wollte. Ich mochte Menschenmassen absolut nicht, weil sie in mir Panik schürten. Und ich wollte Iona nicht antreffen, die bestimmt auch dabei sein würde.
„Es ist die Hochzeit deiner Schwester."
„Nein, es ist Finley's Hochzeit. Und Finley hasst mich", erinnerte ich.
„Ach, komm schon", grinste Brikeena. „Willst du nicht herausfinden, wie wir Hexen solche Feste feiern?"
Ich verzog das Gesicht, weil ich mir nahezu bildlich ein Blutopfer auf einem Altar vorstellen konnte. Vielleicht ein Huhn oder ein Schaf, dem über einem magischen Feuer die Kehle durchtrennt wurde und eine jubelnde Menge, die sich in dessen Blut tränkte. „Nicht wirklich", gab ich zurück.
„Überlege es dir", meinte sie schulterzuckend, und zog das Kleid vorsichtig von der Schneiderpuppe. „Imaginationsmagie ist gerade bei Kindern sehr beliebt, weil sie eine unglaubliche Fantasie haben. Kleine Dinge kann jeder visualisieren, deshalb ist diese Magie jene, auf die die meisten Hexen zugreifen, wenn es möglich ist. Allerdings ist diese Magie auch... nennen wir es mal kurzlebig. Du kannst keine Rituale damit durchführen. Du kannst niemandem Flüche auferlegen. Du kannst keine großen, langandauernden Zauber wirken."
„Soll das heißen, an irgendeinem Punkt stehst du in einem Polsterbezug auf der Hochzeit?", hakte ich nach. „Das würde ich nämlich gerne sehen."
Sie schmunzelte. „Nein, die Dinge, die du mit Imaginationsmagie bewirkst, bleiben."
Sie drückte mir das Kleid in die Hand und ich ließ meine Hand über den kühlen, samtweichen Stoff gleiten. Vielleicht würde ich das Kleid später anprobieren. Aus reiner Neugierde, versteht sich. Ich würde nicht auf der Hochzeit erscheinen.
„Warum brauchst du einen Polsterbezug, um ein Kleid zu zaubern?", fragte Trish neugierig vom Boden aus und Chase setzte sich neben sie.
„Es ist einfacher, einen Gegenstand zu verändern, als einen aus dem Nichts zu kreieren. Ich könnte es natürlich, aber es ist schwieriger, benötigt mehr Konzentration, Zeit, Aufwand und danach könnte ich vermutlich nicht mal mehr eine Kerze mit meiner Magie anzünden, weil sie zu ausgelaugt wäre."
„Zaubern kann einen auslaugen?", hakte ich nach. „Das wird ja immer reizvoller."
„Die Magie selbst nicht", erwiderte Brikeena. „Aber die Konzentration und die Anstrengung, die manche Zauber mit sich bringen."
Mir fiel ein, dass Corona den Apfel aus dem Nichts hatte erscheinen lassen. „Corona hat-"
„Corona ist kein Maßstab", erwiderte Brikeena mürrisch, als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Sie und Arthur sind bei Weitem die besten von uns. Sie sind die ältesten, ihre Magie ist am reifsten. Sie haben sehr früh, viel von unseren Eltern gelernt. Und davon abgesehen, sind sie wahrscheinlich auch noch Naturtalente." Sie klang genervt und schüttelte den Kopf. „Viele Hexen bleiben bei der Imaginationsmagie, aber manche..." Sie ging wieder zu ihrem Schrank und holte einen dritten Polsterbezug heraus. „Manche Hexen entwickeln eine andere Magie. Man nennt sie Emotionsmagie, Gefühlsmagie, Magie der hitzköpfigen Drama-Queens..."
Ich zog die Augenbrauen zusammen und Chase sprach meinen Gedanken aus. „Das Letzte hast du dir ausgedacht, oder?"
Sie grinste verschlagen, bevor sie ihre Aufmerksamkeit auf den Kissenbezug richtete. „Rote Haare", meinte sie und sah zu Trish. „Rothaarige in rote Kleider zu stecken sieht zwar supersexy aus, aber ich will nicht, dass meine Brüder über dich herfallen. Und violett trage ich schon." Sie spitzte die Lippen und konzentrierte sich.
Ich fragte mich, ob es Absicht war, dass sie Trish in ein so atemberaubend kitschig-schönes Kleid stecken wollte. Sie betrachtete ihr Werk zufrieden.
„Satin, smaragdgrün. Zweischichtig, schräggestuft, dicker Stoff für die kalte Jahreszeit." Sie präsentierte es wie eine Verkäuferin, die ihre Kundin zu einem unmenschlich hohen Preis verführen wollte und stolzierte um ihr Werk herum. „Ein hübscher Ausschnitt, um die natürlichen Vorzüge einer Frau zu betonen." Sie schmunzelte und Trish verschränkte die Arme. „Langärmlig, schulterfrei und..." Sie betrachtete das Kleid kritisch. Plötzlich erschienen feine, goldene Perlenstickereien auf dem Stoff. Sie blühten auf, wie geschlossene Knospen, die sich in der Wärme der Sonne öffneten.
Trish beäugte das Kleid und ich wusste, dass es ihr gefiel. Das schien auch Brikeena zu bemerken.
„Emotionsmagie wird von Gefühlen gesteuert", fuhr sie fort, während sie auch dieses Kleid von der Schneiderpuppe wickelte. „Je stärker das Gefühl, desto stärker die Auswirkungen des Zaubers, den man wirken will. Emotionsmagie ist genaugenommen eine Abgrenzung von Imaginationsmagie, aber sie kann so stark, unkontrollierbar und eigenwillig sein, dass sie als eigene Form der Magie anerkannt wurde. Im Unterschied zu den anderen beiden Magieformen kann man Emotionsmagie aber nicht wirklich erlernen. Nicht jede Hexe wird beim Zaubern durch Gefühle beeinträchtigt. Mich, zum Beispiel, machen starke Gefühle, wie Angst, Trauer oder Aufregung schwächer, weil ich mich nicht darauf konzentrieren kann, meine Zauber zu visualisieren. Aber Canna hingegen-"
Ich lachte auf und Brikeena sah mich irritiert an. Ich räusperte mich.
„Entschuldige, aber jetzt verstehe ich das mit der hitzköpfigen Drama-Queen."
Brikeena lachte. „Wenn Canna als Kind Wutanfälle bekommen hat, sind die Fenster zersprungen. Sturmwolken sind aufgezogen und die Wände haben Risse bekommen. Wenn sie glücklich war, sind auch oft Dinge kaputt gegangen, weil sie nicht wusste, wie sie diese starken Gefühle kontrollieren sollte. Sie war einmal so sauer auf mich, dass ich angefangen habe, aus meinen Augen, Ohren und meiner Nase zu bluten."
„Das ist ja furchtbar!", rief ich erschrocken aus.
Brikeena zuckte mit den Schultern, als sei sie nichts anderes gewohnt. Beinahe glaubte ich Mitgefühl in ihrem Blick zu erkennen. „Emotionsmagie ist nicht so leicht zu kontrollieren. Und Canna fühlt wirklich zu viel. Manchmal glaube ich, sie hat das Gefühlsreichtum von Corona, Arthur, Erin und Finley abbekommen."
„Glaub ich sofort", murmelte ich.
Brikeena ging auf die sitzende Trish zu und hielt ihr das Kleid hin. Unsicher nahm sie das grüne Stoffmonstrum entgegen. „Ihr müsst die Kleider anprobieren, falls die Größe nicht passt, kann ich es noch ändern." Sie wandte sich ab und ließ sich an dem Schminktisch nieder.
„Die dritte Form der Magie, lässt sich in ein paar Untergruppen einteilen. Die rationale Magie. Darunter fallen Flüche, Beschwörungsrituale, Zaubertränke, Hexenbeutel und..." Sie sah mich durch die Reflektion im Spiegel an. „Das Schreiben von Zaubersprüchen. All diese Dinge verlangen Übung, Konzentration, richtige Ausführung. Starke Magie ist Grundvoraussetzung. Wenn du deine Magie nicht perfekt unter Kontrolle hast, passieren Missgeschicke. Es ist eine sehr... strategische Magie." Sie schraubte ein Döschen auf und verteilte mit dem Zeigefinger weiße Creme auf ihrem Gesicht.
Erst starrte ich sie ein paar Sekunden an und versuchte zu verstehen, was sie gerade gesagt hatte. Dann brach ich in schallendes Gelächter aus und erntete verstörte Blicke der drei.
„Moment, du willst mir sagen, dass ich -die Person, die völlig nach ihrem Bauchgefühl entscheidet und eine strategische und rational denkende Null ist- genau in dieser Magieform gut sein soll?"
Sie begann die Creme in ihre Haut zu massieren. War das ihr Geheimnis? War das das Geheimnis aller schönen Frauen? Gesichtscreme? Vielleicht sollte ich das auch mal versuchen.
„Es ist angeboren. Klar, man kann fast jede Magieform bis zu einem gewissen Grad erlernen, aber du wirst nie so gut sein, wenn es nicht in deinen Genen liegt, gut darin zu sein. Imaginationsmagie war für mich immer die einzig wahre Magieform. Die rationale Magie kann man bei mir in die Tonne kippen. Wenn ich mich an Zaubersprüchen versuche, geht mehr schief, als schief gehen können sollte. Corona und Arthur tendieren eher zur rationalen Magie, aber sie sind genauso gut in der Imaginationsmagie. Arlen hasst Imaginationsmagie, ist aber unschlagbar im Brauen von Tränken -eine Unterkategorie der rationalen Magie." Mir rauchte der Schädel.
Brikeena drehte sich auf dem Stuhl zu mir und sah mich aufmunternd an. „Ich kann dir die Anfänge des Zauberns beibringen. Aber was die rationale Magie angeht, bist du bei Corona und Arthur wirklich besser aufgehoben. Und was das Schreiben betrifft, bist du ohnehin auf dich alleine gestellt. Das kann dir keiner von uns beibringen. Keiner."
Ich blinzelte sie ungläubig an und in mir stiegen wieder Wut und Panik auf. Corona -alle hier- verlangten also etwas von mir, das mir niemand beibringen konnte?! „I-Ich kann das aber nicht ohne Hilfe! Es ist, als würde man mir sagen, ich soll ein Weihnachtsmenü zubereiten, ohne Rezept und ohne, dass ich jemals einen Herd angerührt hätte!"
Brikeena spitze die Lippen und sah mich belustigt an. „Du schaffst das schon."
„Ist das- Ist das dein glorreicher Beistand?! Du schaffst das schon? Du kannst mich mal!"
Brikeena lächelte immer noch amüsiert. „Unsere Mutter kann dir vielleicht helfen."
Ich sah sie böse an. „Nicht witzig."
Sie stand auf und kam zu mir. „Ich meine es ernst. Ich bin sicher, dass sie ein paar Dinge von unserem Vater aufgeschnappt hat. Ich meine, die beiden waren Jahrhunderte lang verheiratet. Frag sie."
Ich hatte wirklich absolut keine Lust auf diese Frau zu treffen. Aber bevor ich meine Gedanken aussprechen konnte, klopfte es an der Türe. Brikeena machte sich sofort auf den Weg und Trish murmelte noch: „Willst du nicht zuerst den Bademantel ausziehen?"
Ihre mürrische Haltung Brikeena gegenüber verstand ich nicht. Ich mochte sie. Ja, sie baggerte Trish ununterbrochen an, und es wurde mit der Zeit vielleicht nervig, aber das tat Chase auch. Das taten viele Jungs. Und so groß war der Unterschied doch gar nicht.
„Was willst du?", murrte Brikeena, als sie die Türe geöffnet hatte. Ich sah nicht, wer im Türrahmen stand, denn sie nahm mir die Sicht, aber als sie zu sprechen begann, wusste ich, dass es Finley war.
„Acacia braucht dich."
„Und wofür?"
Jetzt sah Finley über die Schulter ihrer Schwester zu Chase, Trish und mir. „Sie braucht dich. Es dauert auch nicht lange."
„Und warum kann sie mir das nicht selber sagen?"
„Sie hat Schmerzen, mein Gott, jetzt beweg schon deinen zickigen Hintern!", fauchte Finley sauer.
Brikeena stieß angespannt den Atem aus. „Schön! Ich zieh mir nur schnell was über." Während sie zu ihrem Schrank ging und darin herum wühlte, stand Chase auf und bewegte sich auf Finley zu. Trish warf mir einen bedeutsamen Blick zu, den ich erwiderte. Das würde interessant werden.
„Du lernst es nicht, oder?", fragte Finley angestrengt, bevor Chase etwas sagen konnte. „Wie oft muss ich dich noch abweisen, bis du es verstehst?"
Seine Körperhaltung spannte sich an. „Du hast fast eine Freundin von mir umgebracht." Jetzt richtete sich auch Finley auf und ihr Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass sie sich innerlich für eine Konfrontation wappnete.
„Ich war es nicht. Corona war es."
Er atmete amüsiert aus. „Und du bist daneben gestanden und hast zugesehen. Danke, aber ich hab kein Interesse an unmoralischen Hexenschlampen", knurrte er.
„Du willst mir was von Moral erzählen?", fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. „Du bist ein Jäger und deine beste Freundin ist eine Hexe." Sie deutete auf mich.
„Oh, es wird noch viel besser", entgegnete Chase. „Mein bester Freund, Aidan, ist ein Halbdämon. Seine Schwester ist mit einem Dämon verbunden. Der Freund seiner Schwester kann Tote sehen. Und das Gingermädchen ist an einen Dämon gebunden." Ich sah Trish an, dass sie ihn am liebsten dafür erschlagen hätte, dass er sie Gingermädchen nannte, aber Brikeena, die sich ein graues, langärmliges T-Shirt überzog, grinste.
Finley verschränkte die Arme vor der Brust. „Wunderbar, deine Freunde könnten also alle in einer Freakshow auftreten, mit dir als Dompteur."
Sein selbstgefälliges, spielerisches Grinsen schlich sich plötzlich auf seine Lippen und ließ mich vermuten, dass er sein Interesse an ihr doch nicht gänzlich verloren hatte. Ich fürchtete eine schmutzige, freche, unpassende Antwort.
„Weißt du, ich dressiere lieber wilde Frauen als wilde Dämonen. Du wärst überrascht, was ich mit einer Peitsche alles-"
„Chase!", rief ich geschockt aus, und Brikeena begann lauthals zu lachen. Solche Dinge wollte ich nicht hören. Er hielt auch die Klappe, aber der triumphierenden Blick, den er Finley zuwarf, sagte alles.
„Ich hab's nicht nötig, darauf zu antworten", knurrte sie.
„Ein gängiges Synonym für: Ich weiß nicht, was ich antworten soll", grinste Chase. Sie warf einen scharfen Blick zurück, gab sich aber geschlagen, drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer. Brikeena folgte ihr, nicht aber, ohne sich von Chase ein High-Five einzuholen.
„Wunderbar", murmelte ich. Er brauchte niemanden, der sein Verhalten auch noch guthieß. Nicht mal bei einer so abstoßenden Person wie Finley sollte er sich so benehmen. „Ich weiß nicht, wie toll Finley's Verlobter es finden wird, wenn sie ihm erzählt, dass du sie auf die unmöglichste Art der Welt anmachst", meinte ich, als die beiden Mädchen verschwunden waren.
Er zog die Augenbrauen zusammen. „Wie kommst du darauf, dass sie es ihm erzählen wird?"
„Wie kommst du darauf, dass sie es nicht wird?", entgegnete Trish und kämpfte sich mit dem riesigen Kleid im Arm auf die Beine.
Er atmete angestrengt ein. „Weil sie es ihm schon beim ersten Mal erzählt hätte, wenn sie wollte, dass er mir eine reindonnert. Weil sie mir einfach aus dem Weg gehen könnte. Weil sie sauer ist, dass ich schon fünf ihrer Schwestern flach gelegt habe. Und ratet mal, warum sie mich deshalb so hasst."
„Denkst du etwa, dass sie eifersüchtig ist?", hakte ich ungläubig nach.
„Hundert Punkte, Bevy."
Ich lachte auf. „Da bildest du dir aber gewaltig was ein, mein Freund. Ich würde nichts von einem Typen wollen, der mit fünf meiner Schwestern geschlafen hat und mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit angräbt."
„Oh, aber mit einem Kerl zusammen zu sein, der mit zwei deiner besten Freundinnen und deiner Schwester rumgemacht hat und mit einem Mädchen zusammen war, um dir eins auszuwischen, geht klar für dich?", schoss er zurück. „Nicht zu vergessen, die hundert namenlosen die er gefickt hat, als er dachte, du wärst tot."
Beleidigt schnappte ich nach Luft. „Jetzt- Also- Das kannst du nicht vergleichen! Du bist eine Hure. Aidan ist..."
„Was?", fragte Chase und wirkte jetzt amüsiert. „Eine keusche Jungfrau gewesen, als er dich flachgelegt hat?"
Ich schüttelte den Kopf, als mir klar wurde, was er vorhatte. „Es geht um dich und Finley, hör auf abzulenken!"
„Okay." Er nickte einverstanden. „Sie ist scharf auf mich."
Trish lachte auf und ich starrte ihn nur ungläubig an.
„Glaub doch nicht, dass jede Frau was von dir will."
„Dann stell mir eine Frau vor, die mich nicht umwerfend, attraktiv und charmant findet, Bevy." Grinsend wandte er sich ab und verließ das Zimmer.
„Hier bin ich, Beverly Anderson, neunzehn Jahre alt und beschissene Hexe!", rief ich mit in die Luft geworfenen Armen, woraufhin Trish zu kichern begann. „Gott, er ist so ein... Kotzbrocken! Ich würde ihm manchmal wirklich gerne in die Eier treten. Das hätte er verdient!"
„Komm runter", lächelte Trish mild. „Irgendwie hat er ja recht."
„Was?", bellte ich.
„Naja, Finley wird ihn schon attraktiv finden. Sonst würde sie ihn einfach ignorieren oder... verhexen oder so. Sie scheint mir nicht der Typ Mensch, der sich irgendetwas gefallen lässt. Aber stattdessen geht sie immer auf eine kleine Konfrontation ein."
Ich kniff die Augen zusammen. „So wie du bei Brikeena."
Sofort glich ihr Gesichtsausdruck dem einer Mörderin. „Nicht witzig."
Augenrollend schob ich sie aus dem Zimmer. „Komm schon. Wir müssen noch diese kitschigen Kleider anprobieren."
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