#24 Die Freiheit liegt im Tod

,,Sherlock?", Moriarty wedelte mit seiner Hand vor Sherlocks Gesicht herum, doch er war völlig erstarrt vor Schreck. ,,Darling? Du machst mir ein wenig Angst", versuchte es Moriarty weiter.
Sherlock stand ohne etwas zu sagen auf, ging zum Schreibtisch, kramte aus der Schublade eine Pistole heraus und hielt sie sich an den Kopf.
,,Sherlock!", schrie Moriarty hysterisch und versuchte ihm die Waffe abzunehmen.
,,Ist alles in Ordnung, Mr. Moriarty?", erklang eine männliche Stimme von draußen.
,,Lestrade! Helfen Sie mir!", schrie der verängstigte Bürgermeister.
Lestrade öffnete mit einem Tritt die Tür und stürmte herein. Als er die Situation begriff, blieb er wie angewurzelt stehen. ,,Hören Sie mir zu, Mr..."
,,Holmes", ergänzte Moriarty schnell.
,,Holmes? Wie Mycroft Holmes?", fragte Lestrade erschrocken.
,,Sein Bruder", erklärte Moriarty. ,,Jetzt machen Sie schon was!"
,,Mr. Holmes, es gibt doch so viele Dinge, die es sich zu leben lohnt."
Sherlock reagierte nicht. Er verharrte einfach in dieser Position, hinter dem Schreibtisch des Bürgermeisters, den Rücken zur Glasfront mit einer Pistole, die er sich selbst an den Kopf hielt.
,,Sherlock bitte", flehte Moriarty. Tränen flossen seine Wangen herunter und tropften auf den Boden. ,,Bitte", wiederholte er kaum hörbar. Er starrte ihn die ganze Zeit an.
Lestrade schaute zwischen Moriarty und Sherlock hin und her. ,,Sind Sie...?"
,,Müssen wir das jetzt besprechen?", fragte Moriarty gereizt.
,,Nein, nein, alles gut. Mr. Holmes?"

Sherlock's pov

Mein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Ich starrte ins Nichts, konnte nichts sehen, nichts hören. Ich konnte nur den Abzug der Waffe an meinem Finger spüren, das kalte Metall an meiner Schläfe und all das gab mir ein Gefühl von Freiheit.
Ich schloss die Augen und drückte ab.

Ich dachte nach. Die Vorstellung tat mir gut. Es tat mir gut, dass diese Option zum Greifen nah war. Es machte meinen Kopf frei und ich konnte leichter über all das hier nachdenken. Mich reizte der Tod.
Mit einem Mal übermannte mich der Überlebenswille. Der Gedanke daran, dass nur die Zeitlinie falsch ist und dass wir das alles wieder hinbekommen, brachte mich dazu, es zuzulassen und nicht dagegen anzukämpfen.
Ein verzweifelter Schrei riss mich aus meinen Gedanken und ich öffnete meine Augen. Vor mir stand Moriarty, dessen Gesicht tränenüberströmt war und Lestrade, der mich wie eine lauernde Raubkatze anstarrte. Ich hustete stark und ließ die Waffe sinken, die der DI mir nun sofort aus der Hand riss.
,,Oh, Gott sei Dank", atmete Moriarty auf. Er umarmte mich. Ich wollte das nicht, aber ich konnte mich noch nicht bewegen. Ein starker Kopfschmerz überwältigte mich und ich zog scharf die Luft ein, fasste mir an die schmerzende Stelle und setzte mich in den Sessel, der hinter mir stand. Das war selbst für meinen Verstand zu viel auf einmal. Ich ließ es einfach zu, dass sich Moriarty nach einiger Zeit auf meinen Schoß setzte und mir einen Kühlakku an den Kopf hielt. ,,Was hast du dir nur dabei gedacht?", fragte er zärtlich. Ich war komplett ausgelaugt. Wie sehr sehnte ich mich jetzt nach etwas Gras, um wieder runterzukommen.
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Sherlock schreckte auf, als er wieder aufwachte. Er sah sich verwirrt um und musste feststellen, dass er immer noch in dem Sessel im Büro saß und dass sein Kopfschmerz immer noch nicht weg war. Auf dem Tisch vor ihm lag in sicherer Entfernung die Pistole. ,,Keep my secrets", war in geschwungener Schrift in den silbernen Lauf eingraviert. ,,Scheiße", sagte er zu sich selbst.
,,In der Tat. Das war scheiße", antwortete eine Stimme hinter ihm. Er drehte sich um und sah Moriarty, der zum Fenster hinausblickte. ,,Ich dachte wir hätten das schon mal beredet." Er drehte sich um und Sherlock konnte seinen enttäuschten und gleichzeitig besorgten Gesichtsausdruck sehen.
Sherlock schwieg. Er schaute ihn einfach nur an, verfolgte jeden seiner Bewegungen mit den Augen und dachte nach.
,,William Sherlock Scott Holmes, jetzt sag endlich etwas dazu!", rief er angespannt. Sherlock konnte in seinen Augen die Wut aufflackern sehen und er schreckte zusammen, da es ihn so sehr an den anderen Moriarty erinnerte.
,,Ich...", Er brach ab, starrte wieder nur in die Luft. ,,Es... Ich weiß nicht..."
,,Ich auch nicht. Ich weiß nicht, ob es dich wirklich nicht belastet, wie du gesagt hast, aber ich habe vor, es öffentlich zu machen", sagte Moriarty.
,,Was?"
,,Das mit uns. Aber erst... danach."
Sherlock starrte ihn wieder an. ,,Wo ist Lestrade?"
,,Draußen", antwortete Moriarty knapp und nickte in Richtung Tür.
,,Was macht er?"
,,Sherlock..." Moriarty schaute traurig. ,,Wir... Er hat den Notarzt angerufen."
,,Was?! Warum?", fragte Sherlock panisch. Er wusste nicht, was gerade vor sich ging.
,,Wir... Wir hatten doch darüber geredet und ich... Es tut mir leid, aber ich halte das nicht mehr aus. Du musst behandelt werden."
Sherlock sprang auf, woraufhin sein Kreislauf wieder schlapp machte. Ihm wurde schwindelig und er musste sich erstmal wieder setzen. Nach diesem kurzen Rückschritt, stand er wieder auf, diesmal langsamer, und ging zur Tür. ,,Es ist Abgeschlossen", stellte er fest.
,,Sherlock..."
,,James Moriarty, du machst jetzt sofort die Tür auf, oder ich trete Sie wieder ein und dann wünscht du dir, du hättest mich nie kennengelernt." Sherlocks Augen wurden nun dunkel und stürmisch und in ihm entflammte ein vorher noch nie dagewesener Hass.
,,Sherlock?", fragte Moriarty ängstlich.
,,Du hast es so gewollt." Sherlock nahm ein paar Schritte Anlauf und trat mit einem Tritt die Tür ein.

Er stürmte heraus und lief somit Lestrade direkt in die Arme, der ihn sofort reflexartig festhielt.
,,Lassen. Sie. Mich. Los", zischte Sherlock scharf.
,,Nein", antwortete der Polizist, doch Sherlock wandte sich aus seinem Griff und rannte davon.

Die Empfangsdame schaute ihm verwirrt hinterher, als er an ihr vorbei sprintete. Draußen angekommen, erblickte er einen Krankenwagen und das Polizeiauto von Lestrade. ,,Diese Zeitlinie ist komplett verrückt!", rief er verstört. Er rannte den kompletten Weg zurück und kam völlig aus der Puste bei der Tardis an.
,,Wir... müssen... hier sofort... verschwinden!", keuchte er, noch bevor er überhaupt die Tür hinter sich geschlossen hatte. Rose und der Doctor schauten ihn irritiert an.
,,Wir haben den Zeitriss noch nicht ausfindig machen können", erwiderte der Doctor.
,,Sie Verstehen nicht... Ich... Moriarty...Verrückt..."
,,Kommen Sie erst mal runter", sagte Rose in einem beruhigenden Tonfall.
,,Ich halte es hier nicht mehr aus", sagte Sherlock.
,,Wir beeilen uns. Sie schaffen das schon. Nur noch eine kurze Zeit", versuchte Rose ihn aufzumuntern, aber Sherlock wollte nicht aufgemuntert werden. Er wollte hier weg. ,,Ach, dann lassen Sie es doch sein!" Er wedelte mit seinen Händen in der Luft herum.

Plötzlich klingelte sein Handy. Auf dem Bildschirm leuchtete ein heller Schriftzug auf.
,,Darling?", fragte Rose belustigt. ,,Wen haben Sie denn so eingespeichert?"
Sherlock war erst etwas verunsichert, doch dieser Gesichtsausdruck wich schnell einem selbstgefälligem Grinsen. Er nahm ab.
,,Hallo James."
,,Hey, Darling." Moriarty verschluckte dabei das zweite Wort förmlich. ,,Ich... weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe Scheiße gebaut, aber du musst auch meinen Standpunkt verstehen..."
Sherlock schwieg, er hörte wieder nur zu. Der Gedanke daran, dass er und Moriarty in dieser Zeitlinie... Er wollte  nicht darüber nachdenken.
,,Können wir uns nicht noch einmal treffen?", fragte der verzweifelte Anrufer auf der anderen Seite.
,,Wie könnte ich dir vertrauen?", fragte Sherlock skeptisch.
,,Weißt du was? Du legst den Ort fest, wo wir uns treffen", schlug Moriarty vor.
,,In Ordnung", antwortete Sherlock kühl und legte einfach auf. Er ging nach draußen und setzte sich vor die Tardis auf ein paar Stufen einer Treppe, um nachzudenken.

Der Doctor und Rose blieben in der Tardis.
,,Rose, wir haben ein Problem", flüsterte der Doctor zu ihr herüber. ,,Die Zeit festigt sich langsam."
,,Deswegen verändert sich Sherlock so...", verstand Rose schnell.
,,Wir müssen uns mehr anstrengen."

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