13. Kapitel
Louis drehte sich auf den Rücken, starrte an die Decke und begann mir seine Geschichte zu erzählen.
"Das ganze wird völlig unlogisch klingen und vermutlich wirst du es mir nicht einmal glauben ... ich kann es ja nicht einmal glauben." Für einige Sekunden schwieg er, ehe er weiter sprach. "Ich wurde am 24. Dezember 1691 geboren. Ja schon klar, ich sollte eigentlich gar nicht mehr leben und schon gar nicht wie Mitte zwanzig aussehen, aber so ist es nun mal und ich kann dir auch wirklich nicht erklären, warum. Mein Leben hatte eigentlich ganz normal begonnen, na gut, fast normal. Ich bin in einer Königsfamilie aufgewachsen ..."
"Du bist ein Prinz?!", unterbrach ich ihn.
"Wenn ich das früher erwähnt hätte, hätte ich dann nicht solange auf mein Essen warten müssen?", stellte er eine Gegenfrage, weswegen ich nur die Augen verdrehen konnte. "Sieht nach einem nein aus.", schmollte mein Gegenüber, doch ging ich nicht drauf ein.
"Also bist du ein Prinz oder nicht?", harkte ich nach.
"Naja, so halb. Ich wurde als Prinz angesehen und die Bürger hielten mich auch genau dafür, doch strenggenommen, war ich kein Prinz. Das Königspaar hatte einen Sohn zur Welt gebracht, welcher jedoch nur wenige Stunden am Leben war. Er ist aus unerklärlichen Gründen gestorben. Damals war es zumindest unerklärlich, heute bräuchte man vermutlich nur wenige Minuten um eine Todesursache festzustellen. Jedenfalls war das Königspaar der Meinung, dass das Volk niemals davon erfahren sollte, also schickten sie einige Diener los um ein Neugeborenes aus dem Dorf zu holen."
"Und das warst du.", schlussfolgerte ich.
"Genau. Es passierte wohl mitten in der Nacht, damit es Niemand mitbekam. Zuvor hatten die Diener sich bereits erkundigt, ob es Neugeborene gab. Da es außer mir nur ein Mädchen gab, war die Entscheidung schnell getroffen und ich wurde ins Schloss geholt. Ich bin mir nicht sicher, ob man meinen leiblichen Eltern etwas dafür geboten hat oder ob sie nie eine Wahl gehabt haben. Man hat es mir nie verraten. Außer dem Königspaar, meinem leiblichen Eltern und den Dienern, die mich geholt haben, wusste Niemand davon. Ich selbst wusste es in meinen ersten Jahren ja nicht einmal. Man hat mich einfach in dem Glauben gelassen, dass ich tatsächlich der Prinz wäre und natürlich habe ich es Ihnen geglaubt. Warum hätte ich auch dran zweifeln sollen?"
"Wie hast du erfahren, dass sie nicht deine leiblichen Eltern sind?"
"Meine Mutter hat es mir eines Tages unbeabsichtigt gesagt. Sie hat sich immer ziemlich viele Sorgen um mich gemacht, wollte mich am liebsten die ganze Zeit bei sich haben. Sie hatte einfach Angst nach ihrem leiblichen Sohn auch noch mich zu verlieren. Das Schloss durfte ich eigentlich nie verlassen und vom Dorf wurde ich sowieso fern gehalten, vermutlich auch damit meine leiblichen Eltern mich nicht sahen. Je älter ich wurde, desto größer wurde der Drang nach Freiheit. Ich wollte sehen, wie die Welt außerhalb des Schlosses aussah und so schlich ich mich regelmäßig nach draußen. Mal nur in den Wald, an anderen Tagen aber auch ins Dorf. Es ging immer gut und meine Eltern merkten nichts von meinen heimlichen Ausflügen ... außer einmal. Meine Mutter hatte das komplette Schloss nach mir abgesucht und sämtliche Diener los geschickt um mich zu finden. Einer von ihnen erwischte mich dann vor den Schlossmauern und brachte mich zu meiner Mutter. Sie hat mich angeschrien, was ich mir dabei denken würde, einfach nach draußen zu gehen, hat aufgezählt, was alles hätte passieren können und meinte, dass sie schon einen Sohn verloren hätte und mir nichts passieren dürfte, selbst wenn ich nicht ihr leibliches Kind wäre. Nach diesem Satz hatte ich ihr keine Wahl gelassen und sie musste mir alles erzählen. Mir lag nie viel am Leben als Prinz und als ich hörte, dass im Dorf meine leiblichen Eltern leben würden, wuchs der Drang nur noch weiter dort hin zu kommen. Ich wollte sie kennen lernen. Wollte mich versichern, dass es ihnen gut ging, denn viele der Bürger lebten in Armut und hatten nicht einmal genug Geld für Lebensmittel. Selbstverständlich ließ man mich nicht. Mir hätte ja sonst war passieren können, weil die Welt ja ach so böse ist.
Nur wenige Wochen später gab es Unruhen im Dorf. Die Bürger hatten irgendwie erfahren, dass ich kein gebürtiger Prinz bin und wollten mich nicht als ihren König, obwohl sie mich nicht einmal kannten. Doch es ging um das Prinzip. Ich meinen Adern floss kein adliges Blut und somit wäre ich nicht dazu berechtigt König zu werden. Die Unruhen wurden immer größer und meine Eltern waren gezwungen zu handeln.
Eines Tages stand plötzlich eine Frau im Thronsaal, wo sich meine Eltern und ich aufhielten. Sie war wunderschön, einfach perfekt. Aber durch Magie kann jeder perfekt aussehen. Wie sich herausstellte, war sie eine Hexe und war nicht mit guten Absichten zu uns gekommen. Sie war im Namen des Volkes gekommen und fühlte sich, wie auch alle anderen, verraten. Sie ließ ihre Wut an meinen Eltern aus, doch statt diese zu verfluchen, traf es mich. Ihr war bewusst, dass ich die größte Schwachstelle des Königspaar war. Ich wurde zum Hund.Es hätte mich schlimmer treffen können, ja, aber sie hatte das erreicht, was sie wollte. Meine Eltern haben ihren Sohn verloren und ich könnte kein König werden. Bevor sie ging, sagte sie mir noch, dass wenn ich wie meine leibliche Mutter sei, würde ich den Weg, der für mich richtig ist, schon finden und das Leben leben dürfen, welches ich verdienen würde."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top