𝔻𝕣𝕖𝕚𝕦𝕟𝕕𝕕𝕣𝕖𝕚ß𝕚𝕘
Mittlerweile waren vier Stunden seit Dylans Nachricht vergangen. Zeit, in der ich mir seine Zeilen durch den Kopf gingen ließ. Immer und immer wieder.
Ganz automatisch griff ich nach meinem Handy, um das Display zu entsperren und erneut den Nachrichtenverlauf zu öffnen.
Ich bin nicht besonders
gut darin, die richtigen
Worte zu finden.
Aber ich kann dir auf
jeden Fall versichern,
den Abend mit dir
sehr genossen zu haben.
Wenn du heute Abend
noch nichts vorhast,
würde ich dich
gerne wiedersehen.
Obwohl ich mittlerweile jedes Wort auswendig wusste, starrte ich wie hypnotisiert auf mein Smartphone. Vielleicht, weil mein Kopf noch immer nicht realisieren konnte, dass Dylan wirklich an mir Interesse zu haben schien. Ganz egal, was mich dazu bewog, seine Worte zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht und der Gedanke, ihn wiederzusehen, ließ meinen Puls ins Unermessliche steigen.
Als seine Nachricht eingetroffen war, waren Megan und ich noch im Park unterwegs gewesen. Selbstverständlich ließ es sich meine beste Freundin nicht nehmen, gemeinsam mit mir um die Wette zu quietschen, nachdem ich ihr vollkommen aufgeregt das Display vor die Nase gehalten hatte.
Sie war jedoch mittlerweile zu Kyle aufgebrochen und ich fand mich überfordert vor meinem Kleiderschrank wieder. Nachdem ich so gut wie jedes Kleidungsstück inspiziert hatte, ließ ich mich erschöpft auf meinen Schreibtischstuhl fallen.
»Wie kann es eigentlich sein, einen ganzen Kleiderschrank voll nichts-zum-anziehen zu haben?«, murmelte ich überfordert zu mir selbst, den Blick noch immer resigniert auf die geöffnete Schranktür gerichtet.
Irgendwann erhob ich mich dann doch wieder, um erneut an den Schrank heranzutreten. Kurzerhand zog ich einen dunkelblauen Rock hervor und entschied mich, ihn mit einem schlichten, weißen Top zu kombinieren.
Kaum hatte ich die beiden Teile übergezogen, begutachtete ich mich ausgiebig in der beleuchteten Spiegelfront. Das Outfit war schlicht und passte ziemlich gut zu mir, wie ich fand. Im Gegensatz zu meiner Freundin Megan, liebte ich es, mich dezent zu kleiden.
Mit neuem Mut begab ich mich an meinen Schreibtisch, um nach der dort liegenden Haarbürste zu greifen. Gedankenverloren bürstete ich meine rotbraunen Locken. Meine Haare waren in den letzten Monaten ziemlich lang geworden und wenn ich sie glättete, reichten sie mir mittlerweile fast bis zu meinem Steißbein.
Allerdings hatte ich es bisher erst einmal zugelassen, meine Haare von Megan mit einem Glätteisen bearbeiten zu lassen. Obwohl glatte Haare auch ihren Reiz hatten, bevorzugte ich dann doch die natürliche Variante. Die Locken gehörten einfach zu mir. Daher entschloss ich mich dazu, sie auch an diesem Abend einfach offen zu tragen.
Ein Blick auf die Uhr offenbarte mir, mich langsam auf den Weg machen zu müssen. Mit klopfenden Herzen, verließ ich daraufhin mein Zimmer, um eilig ins Erdgeschoss zu laufen.
»Wo geht's hin?« Meine Mom saß am Esstisch, die Augen auf einen vor ihr liegenden Stapel Papiere gerichtet. Als ich nicht sofort antwortete, blickte sie dann doch abwartend zu mir herüber.
»Ich wollte nochmal schnell zu Megan rüber«, log ich, während ich schon dabei war, hektisch in meine Sneakers zu schlüpfen.
»Geht ihr zum Jahrmarkt?«
»Ich weiß es noch nicht. Wir wollen spontan entscheiden, was wir machen«, rief ich ihr zu, die Finger bereits fest um den Türknauf geschlossen.
»Viel Spaß und passt auf euch auf«, antwortete sie abschließend, bevor sie sich auch schon wieder den Papieren zugewandt hatte.
»Bis später«, rief ich und ignorierte den Anflug eines schlechten Gewissens. Irgendwann würde ich ihr ganz sicher von Dylan erzählen, aber die Zeit war noch nicht gekommen. Zumindest versuchte ich mir das einzureden.
Ohne weiter darüber nachzudenken, verließ ich das Haus. Ich hatte Dylan gebeten, am Ende der Straße auf mich zu warten und so begab ich mich zielstrebig in die entsprechende Richtung. Mit jedem weiteren Schritt beschleunigte sich mein Herzschlag, während ich mir wirklich Mühe gab, nicht zu hyperventilieren.
Dann endlich erblickte ich ihn. Er lehnte lässig gegen den Gartenzaun eines Eckgrundstückes, die Augen nachdenklich in den Himmel gerichtet. Das dunkle Blau seiner Jeans bildete einen perfekten Kontrast zu seinem hellgrauen Shirt und wieder einmal fragte ich mich, wie es eigentlich möglich war, so gut auszusehen?
Als er mich schließlich entdeckte, erhellte sich sein Gesicht und er stieß sich vom Zaun ab, um mir entgegenzugehen. Bevor ich mir jedoch den Kopf darüber zerbrechen konnte, wie unsere Begrüßung wohl aussehen würde, hatte er bereits zu mir aufgeschlossen.
»Hey«, begrüßte er mich sanft, bevor er mich auch schon in eine Umarmung zog. Mein Kopf ruhte einen Moment an seiner Brust und ich schloss automatisch die Augen, um mich gänzlich dem Augenblick hingeben zu können.
Als wir uns schließlich ein Stück voneinander lösten, sah ich abwartend zu ihm herauf. Ich wollte ihn küssen. Nein, vielmehr hoffte ich darauf, dass er mich küssen würde. Auf dem Riesenrad hatte ich meinen Mut zusammengenommen und die letzten Zentimeter zwischen uns überbrückt, aber diesmal wollte ich auf seine Initiative warten.
Als hätte er meine Gedanken gelesen, wanderte eine seiner Hände an meine Wange. Fragend blickte er mir in die Augen und wartete anscheinend darauf, dass ich ihm mein Einverständnis gab. Daraufhin konnte ich nicht anders, als ein wenig zu überschwänglich zu nicken, was ihm auf der Stelle ein Lächeln entlockte.
Bevor ich jedoch dazu kam, rot zu werden, spürte ich seinen Mund auch schon auf meinem. Dieser Kuss ließ sich nicht mit dem auf dem Riesenrad vergleichen, denn wir beiden waren diesmal viel fordernder. Gleichzeitig öffneten wir unsere Lippen, seine Hände zogen mich so dicht zu ihm, dass ich nicht mal sicher war, ob ich seinen oder meinen Herzschlag spürte.
»Claire, du machst mich verrückt«, murmelte er in unseren Kuss hinein, woraufhin ich seufzend meine Arme um ihn schlang. Er schmeckte unglaublich gut und es schien, als legten wir beide sämtliche unserer aufgestauten Gefühle in diesen Kuss.
Schmerz, Sehnsucht, Trauer, Hoffnung.
Als wir uns schließlich schwer atmend voneinander lösten, wurde mir einmal mehr bewusst, wie hoffnungslos ich ihm verfallen war.
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