ℤ𝕨𝕖𝕚𝕦𝕟𝕕𝕕𝕣𝕖𝕚ß𝕚𝕘

An Schlaf war nach diesem Abend nicht zu denken, weshalb ich mich in regelmäßigen Abständen unruhig von einer Seite auf die andere wälzte. Dieser Kuss wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen und jedes Mal, wenn ich den Moment erneut vor meinem inneren Auge abspielte, verzog sich mein Mund ganz automatisch zu einem Lächeln.

Obwohl ich es mir noch immer nicht rational erklären konnte, fühlte ich mich unglaublich zu Dylan hingezogen. Schon oft hatte ich überlegt, was genau ich eigentlich in ihm sah, allerdings gab es darauf keine pauschale Antwort. Zum einen war er in meinen Augen unglaublich attraktiv, allerdings gab es so viel mehr, was ihn ausmachte. Wahrscheinlich würde er es nicht hören wollen, aber ich durfte bereits mehr als einmal seine verletzliche Seite kennenlernen und auch wenn ich mir der Dunkelheit, die ihn noch immer umgab, durchaus bewusst war, spürte ich deutlich, dass er sie überwinden konnte. Ich wollte gar nicht abstreiten, zuerst von den Geheimnissen um seine Person angezogen worden zu sein, aber letztendlich war es der Mensch, der zählte.

Genau dieser Mensch hatte sich in mein Herz geschlichen. Wenn ich nun an Dylan dachte, sah ich ihn – und ich wollte mit ihm zusammen sein. Ob er es auch so sah? Keine Ahnung.

Niemals hätte ich geglaubt, dass ein kurzer Kuss so viel in mir auslösen konnte.

Vor meiner Haustür hatte ich darauf gehofft, erneut von ihm geküsst zu werden. Jedoch hätte ich mich niemals getraut, den ersten Schritt zu machen. Als Dylan dann stattdessen seine Arme um mich gelegt hatte, wusste ich, dass ich mich noch ein wenig gedulden musste. Er brauchte Zeit und das war vollkommen okay.

Allerdings sprach doch nichts gegen eine kurze Nachricht, oder?

Kurzerhand nahm ich mein Handy vom Nachttisch und entsperrte den Bildschirm.

Hey, danke für den schönen Abend. Ich hoffe, du bist gut nach Hause gekommen.

Mein Daumen schwebte über dem Absende-Button, unsicher ob er sich vielleicht durch diese Nachricht bedrängt fühlen würde. Trotzdem gab ich mir einen Ruck und sorgte dafür, dass meine Zeilen an ihn übermittelt wurden. Da ich nicht mit einer sofortigen Antwort rechnete, legte ich das Telefon anschießend zurück auf den Nachttisch. Gedankenverloren schmiegte ich mich an die weiche Kuscheltier-Katze, die ich natürlich sofort neben meinem Kopfkissen platziert hatte, und wickelte mich erneut in meine Decke ein. Als ich endlich eine bequeme Schlafposition gefunden hatte, dauerte es nicht mehr lange, bis mir endlich die Augen zufielen.

****

Megan saß auf meinem Bett und starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Ich konnte ihr deutlich ansehen, wie sich ihre Gedanken überschlugen.

»Ihr habt euch auf dem Riesenrad geküsst?«, wiederholte sie ganz langsam meine Worte, eine Hand schockiert über den Mund gelegt.

»Ja«, bestätigte ich ihr mit einem breiten Lächeln, woraufhin sie langsam ihre Hand sinken ließ, um ebendiese auf meiner Schulter zu platzieren.

»Und es war gut, ja?«, vergewisserte sie sich aufgeregt.

»Der Kuss war kurz, aber unglaublich.«

Ich hatte meinen Satz kaum beendet, da quietschte meine beste Freundin auch schon in einer ohrenbetäubenden Lautstärke los. »Erzähl mir alles! Wie oft habt ihr es getan? Seid ihr jetzt ganz offiziell zusammen?«

»Megan!«, rief ich gegen den Strudel ihrer Worte an. »Entspann dich mal! Es war nur ein Kuss und was es bedeutet, weiß ich selbst noch nicht.«

»Tut mir leid«, gab sie sich reumütig, »aber wenn du dich tatsächlich mal mehr für einen Jungen, als für deine Fotos interessierst, muss ich einfach ausflippen.«

Bei ihren Worten wanderte mein Blick automatisch zu meiner Kamera. Diese lag tatsächlich seit geraumer Zeit unangetastet auf dem Schreibtisch und ich beschloss, den Nachmittag mal wieder für ein paar Fotos zu nutzen. Immerhin wollte ich mir nicht nachsagen lassen, mein Hobby zu vernachlässigen.

»Wie läuft es eigentlich mit Kyle?«, wechselte ich schließlich das Thema und anhand Megans Grinsen konnte ich mir die Antwort bereits denken.

»Er ist einfach toll«, schwärmte sie sofort drauf los und nutzte die nächste halbe Stunde dafür, mir sämtliche Textnachrichten von ihm vorzulesen. Irgendwann schaltete ich mental ab. Stattdessen überlegte ich, warum mir Dylan wohl immer noch nicht geantwortet hatte. Mittlerweile war es Mittagszeit und so langsam begann ich unruhig zu werden.

Was, wenn ihm doch alles zu viel war?

»Hast du mir überhaupt zugehört?«, riss mich Megan irgendwann aus meinen Gedanken und ich bemühte mich augenblicklich, nicht ertappt auszusehen.

»Klar«, antwortete ich also möglichst überzeugend, woraufhin sie jedoch sofort skeptisch eine Augenbraue hob. Ich war noch nie besonders gut darin gewesen, ihr etwas vorzumachen.

»Wenn das so ist, kannst du sicherlich meinen letzten Satz wiederholen, oder?«

»Okay, erwischt«, gab ich dann doch zu, meine Hände entschuldigend in die Luft gestreckt. »Es ist nur so, dass ich Dylan gestern Abend eine Nachricht geschrieben habe und bisher hat er mir noch nicht geantwortet.«

Die Gesichtszüge meiner Freundin signalisierten mir deutlich, dass sie Verständnis für das Abschweifen meiner Gedanken aufbrachte. »Ich wette, er meldet sich im Laufe des Tages bei dir«, versuchte sie mich aufzubauen.

Das hoffte ich sehr, denn ich wollte ihn so schnell wie möglich wiedersehen.

Glücklicherweise half mir Megan dabei, auf andere Gedanken zu kommen. Kurzerhand schlug sie vor, draußen ein paar Fotos zu schießen. Dieser Aufforderung kam ich nur zu gerne nach und so fanden wir uns bereits kurze Zeit später in einer nicht weit entfernten Parkanlage wieder.

Gemeinsam suchten wir nach passenden Motiven und irgendwann schaffte ich es tatsächlich, mich endlich mal wieder in der Welt der Fotografie zu verlieren.

Zumindest so lange, bis mein Handy vibrierte.

Ein Blick auf das Display verriet mir, dass eine neue Nachricht von Dylan eingegangen war.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top