Nächtlicher Spaziergang

Dragon

Genervt drehte ich mich in meinem Bett hin und her, von den anderen konnte ich das stetige und regelmäßige Atmen hören. Doch ich selbst konnte nicht schlafen. Immer wieder kam mir das Gespräch zwischen der Frau und das von Bear und Tiger ins Gedächtnis. Es hielt mich davon ab zu schlafen. Von draußen sah ich, wie der Mond seine Runde machte. Frustriert drehte ich mich nochmals und versuchte an andere Dinge zu denken. Sollte mich nicht langsam die Müdigkeit einholen? Ich drehte mich auf den Rücken und starrte auf das Lattenrost über mir an. Seufzend ließ ich mir den Tag noch einmal Revue laufen. Nachdem wir wieder rein mussten, hatten Bear, Tiger und ich uns in die leere Mensa gesetzt und weiter drüber geflüstert. Die anderen sind derweil in ihre Zimmer gegangen. Im Augenwinkel hatte ich gesehen, wie einer der Sicherheitsleute sich ebenfalls in die Mensa gesetzt hatte und uns beobachtet hatte. Wir stritten uns die ganze Zeit, dabei heraus gekommen ist da aber wenig. Ich hatte noch immer kein Plan, wie wir raus kommen konnten. Moment mal...was passierte eigentlich, wenn man versuchte raus zu kommen oder gegen die Regeln verstieß? Ich wusste ja, dass man dann nicht mehr raus durfte, aber war das dann alles? Vom Gang her hörte ich Schritte. Jedoch klangen sie nicht, wie die von den Sicherheitsleuten. Diese würden viel schwerfälliger klingen. Stirnrunzelnd setzte ich mich auf und ging zur Tür. Doch bevor ich diese öffnete, atmete ich nochmals tief durch. Leise öffnete ich diese und blickte in den dunklen Gang hinaus. Dort sah ich zwei Gestalten, die um eine Ecke schauten. Leise schloss ich die Tür und folgte ihnen. Ich hielt mich absichtlich an der Wand und drückte mich auch daran, wenn sich einer der beiden umdrehte. Wieso waren denn hier keine sicherheitsleute? Normalerweise waren die doch zu jeder Zeit da. An einer Ecke blieben die beiden stehen und drückten sich in eine Nische. Als ich einen Lichtstrahl sah, wurde ich leicht panisch, was sollte ich tun? Glücklicherweise war vor mir ein kleiner Gang, in dem ich mich flüchten konnte, bevor man mich sehen konnte. Erleichtert atmete ich aus und blickte nach ein paar Minuten um die Ecke. Es war weder etwas zu sehen noch etwas zu hören. Waren die beiden schon weiter gegangen? Ich schluckte. Vielleicht war es eine schlechte Idee gewesen, mich raus zu schleichen. Ich wusste ja nicht einmal, wo ich hin musste. Auf einmal legte sich eine Hand auf meinen Mund und zoch mich wieder in den Gang. Panisch blickte versuchte ich etwas zu sagen oder mich von dem Griff zu befreien. Doch das einzige was mich nach meinem ersten Versuch überkam, war eine tiefe Ruhe. Tiger?
,,Was suchst du hier? Weißt du, was sie mit dir machen, wenn sie dich hier draußen finden? Los komm zurück.", sprach er leise, nachdem er mich los gelassen hatte.
,,Ich will doch nur hier raus.", flüsterte ich, doch Tiger ließ mich nicht weiter reden, denn er zog mich bereits wieder zurück ins Zimmer. Erleichtert schloss er die Tür und sah mich dann wütend an.
,,Weißt du denn, was sie mit dir gemacht hätten? Wenn sie dich dabei erwischt hätten?", sprach er wütend und setzte sich auf sein Bett. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und sah ihn wütend an. Nein woher sollte ich das den wissen?
,,Was ist mit den beiden anderen?", fragte ich und deutete nach draußen. Im dunklen konnte ich nur erahnen, wie er sein Gesicht verzog.
,,Da war niemand, außer die!", flüsterte er wütend. Natürlich waren dort noch zwei! Vielleicht nicht dann, als er kam, aber davor!
,,Dragon..ich habe dich die ganze zeit verfolgt. Da war niemand anderes!", sprach er und fuhr sich über sein Gesicht. Ich runzelte die Stirn. Hatte ich es mir wieder nur eingebildet? Das konnte doch nicht sein! Ich hatte die beiden doch genau gesehen!
,,Ich glaube, du brauchst eine Mütze schlaf, morgen sehen wir weiter und versuch derweil nicht noch einmal abzuhauen.", sprach er und legte sich wieder ins Bett. Schnaufend ging ich zu meinem und legte mich wieder unter die Decke. Aber wieso hatte er diese nicht gesehen?
,,Du musst fliehen!", hörte ich die Stimme der Frau in meinem Kopf. Wer war sie und wieso wollte sie so dringend, dass ich floh? War die überhaupt real oder wurde ich einfach nur verrückt?
,,Hör auf nachzudenken und schlaf.", gähnte Tiger und drehte sich um. Langsam schloss ich meine Augen und zog die Decke näher an mich heran.

Am nächsten Morgen, weckte mich Bienchen mit einem schelmischen Grinsen.
,,Los steh auf! Bevor die Mädchen wieder so lange im Bad brauchen!", sprach er und hüpfte dann zu Tiger, der noch immer im Bett lag. Dies war ungewöhnlich, da dieser sonst einer der ersten war, die wach sind. Der andere Junge, in unserem Alter, kam gerade aus dem Bad.
,,Du kannst direkt rein gehen Dragon.", meinte dieser und rubbelte sich mit Handtuch über die Haare. Ich nickte und holte mir schnell Sachen aus dem Kleiderschrank und ging mit diesen ins Bad. Schnell ging ich unter die Dusche und wusch mich. Danach zog ich mich um und nahm mir die Zahnbürste in die Hand. Gerade als ich anfing, meine Zähne zu putzen, kam Tiger rein. Dieser sah noch immer verschlafen aus. Dieser nahm sich ebenfalls seine Zahnbürste und putzte sich die Zähne.
,,Willst du nicht lieber erst duschen gehen?", fragte ich und machte eine kurze Pause während des redens. Er sah mich durch den Spiegel mürrisch an. Anscheinend hatte er gestern nicht gut genug geschlafen. Dabei hatte er bestimmt länger als ich geschlafen. Ich zuckte daraufhin die Schultern und putzen weiter.
,,Ihr seid mir zu langsam!", donnerte die Stimme von Rotkelchen zu uns und schnappte sich ebenfalls eine Zahnbürste. Nun standen wir zu dritt vor dem kleinen Waschbecken und putzen uns die Zähne. Unwohl spuckte ich den Schaum aus und wusch meine Zahnbürste kurz aus und ging dann wieder ins Zimmer. Noch immer müde ging ich zum Fenster und blickte in den Hof hinaus. Dahinter konnte ich nur einen Wald sehen. Man konnte von hier aus nichts anderes sehen, außer Bäume. Ich seufzte und lehnte meinen Kopf gegen die Scheibe.
,,Nun seid ihr soweit?", fragte Tiger und betrat das Zimmer. Bienchen und der andere stand von Tigers Bett auf und gingen zur Tür. Tiger sah mich auffordernd an und seufzend folgten ich ihnen. Was wohl meine Familie gerade macht? Hatte ich überhaupt Geschwister? Zwar war ich jetzt schon eine Woche hier, dennoch konnte ich mich an nichts von früher erinnern. Vermissten sie mich? Hatte ich überhaupt eine Familie? Suchte man nach mir?
,,Hey, Lauf nicht so langsam auf dem Weg herum! Andere müssen hier auch lang!", sprach jemand genervt und rempelte mich an.
,,Beschäftigt dich das von letzter Nacht noch?", fragte Tiger und zog mich an den Rand des Ganges, damit die anderen durch laufen konnten. Ich nickte kurz. Wie hatte er die beiden nicht mit bekommen? Er lächelte kurz, bevor er mich weiter mit sich zog und wir die Mensa betraten. Trotz das es eigentlich noch sehr früh war, gab es hier einen großen Betrieb. Wir gingen zur Theke und stellten uns an der Schlange an.

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