Kapitel 1: Ende und Anfang zugleich, oder?
08. Mai; 1945
*Polen Pov
In vollständiger Unwissenheit, wo ich mich hier befinde, öffne ich langsam die Augen. Zu erkennen war nicht viel. Trotzdem meine ich, verschwommen Umrisse anderer anwesenden Personen wahrzunehmen. Mein Kopf dröhnt vor sich hin, als wäre ich bis eben noch ohnmächtig gewesen.
Nur langsam kehren einige Erinnerungen zurück. Nicht viele, aber dafür umso grausamer. Bis eben war ich noch in einem dunklen Verlies. Es ähnelte eher eine Folterkammer, wie ich es empfand, und das nicht nur vom Aussehen her. Ich weiß nicht, was mir mehr Angst bereitet. Die vergangenen Tage in der Zelle, oder dieser Ort und was hier mit mir alles geschehen wird. Ein Schauer läuft mir über denn Rücken, ich bemerke die Gänsehaut sich langsam über meinen gesamten Körper zieht und vollständig ummantelt.
Nach kurzer Zeit schrecke ich auf, als es plötzlich etwas weiter rechts von mir hell aufleuchtet. Reflexartig dreht sich mein Kopf in die erwähnte Richtung. Schnell stelle ich fest, dass es sich um einen Kamin handelt, welcher eben angefeuert wurde und nun die Umgebung ausreichend erhellt.
"Ich will ja nicht, dass meine Gäste hier aufgrund von Unterkühlung draufgehen." Eine Gestalt, welche sich neben dem Kamin befindet, lässt absichtlich bedrohlich beim reden ihre spitzen Zähne aufblitzen. Eine böse Vorahnung macht sich in mir breit, wer für das alles verantwortlich ist. "Ich hoffe, euch nicht allzu lange warten gelassen zu haben. Auch ich muss so einiges an Zeit investieren, um eure Ländereien und dessen Bewohner erfolgreich zu unterwerfen. Besonders Mögen scheinen sich mich ja nicht."
Jetzt bin ich mir sicher. Diese Stimmfarbe würde ich überall wieder erkennen. Im ersten Moment potenziell einschleimfähig, und im nächsten mit einem Unterton, welcher nicht nur mir das Blut in denn Adern gefrieren lässt. Als die Person auch ihre glühenden Augen mit dessen Blut rot gefärbten Irden aufblitzen lässt, wurde ich bestätigt. Gleichzeitig kommt Panik auf, welche sich in Form von Tränen zeigt. Es war das Land, welches für alles verantwortlich ist. Ob es darum geht, andere zu Manipulieren, sie psychisch zu zerstören, oder sich selbst mal die Hände schmutzig macht. ER ist es, überall bekannt und gefürchtet als das dritte Reich.
Nur nebenbei bemerke ich, das ich mich mit anderen Personen, welche wohl ebenfalls gefesselt sind, in einer Art Sitzkreis befinde. Äußerlich fast schon Seelenruhig, gesellt sich Reich zu uns, direkt gegenüber von mir. Es kommt mir vor, als hätte er es bewusst getan, damit ich ihn und seine Handlungen genauestens erkennen kann.
Mein Gesicht zeigt lediglich zwei Emotionen, Hass und Angst. Zweiteres versuche ich so gut wie möglich unkenntlich zu lassen, scheiter jedoch mehr als deutlich. Ich muss mich verdammt noch mal beruhigen. Er soll meine Angst nicht erkennen. Einen Unterschied würde es wahrscheinlich nicht machen, aber auch ich hab mein letztes kleines Stückchen Stolz, welches ich nicht verlieren werde. Die Tatsache, dass er mich nicht vollständig gebrochen und unterworfen hat, selbst nach jahrelanger Gefangenschaft. Es ist für mich eine Art Hoffnung geworden, welche ich nicht verlieren will. Welchen niemand verlieren wollen würde. Nicht noch einmal.
Reich grinst in die Runde, während er denn Rest einer Flasche Wein in ein Glas kippt und kurz danach trinkt. "Und ich dachte früher immer, du würdest ausschließlich Bier trinken." höre ich eine ruhige, tiefe Stimme rechts neben mir sarkastisch sagen. Es ist Reichs früherer Verbündeter, USSR. Auch bei seinem Anblick kommen viele negative Gefühle hoch, wenn auch nicht so schlimm wie beim Nazi. Verwundern tut mich dagegen zunächst die Tatsache, dass auch er gefesselt wurde. "Hach Sowjet, mein alter Freund, mal wieder zu scherzen aufgelegt was?" Reagiert Reich schelmisch auf die ironische Aussage seines ehemaligen Verbündeten. "Dabei bist du doch derjenige von uns beiden, der von wahren Klischee nur so strotzt."
Mit einer kontrollierten Menge an Gewalt knallt er seine nun leere Weinflasche auf den in der Mitte liegenden Tisch, ohne sie dabei zerspringen zu lassen. Alle anwesenden Personen, inklusive meiner Wenigkeit, zucken daraufhin vor Schreck zusammen. Nun, mit Ausnahme von Sowjet, welchen man eh mit einem emotionslosem Stein vergleichen könnte. Das Italienische Imperium bekommt Panik, wie ich es an seinem Gesichtsausdruck deuten kann. So als würde bereits er wissen, was nun schlimmes passieren soll. Er befand sich rechts neben Reich.
Auch das Japanische Imperium ist vor Ort, genau genommen links neben Reich. Im Gegensatz zum Italiener ist sie jedoch nicht gefesselt und hat auch keine Panik in ihren Augen. Ganz und gar nicht, sie grinst schon beinahe triumphierend. Ihr Grinsen war jedoch nicht so schaurig wie das von ihrem Verbündeten neben ihr. Dieser blickt zum erwähnten Italiener. "Oh je oh je, du schaust ja aus als würdest du gleich sterben. Diese funkelnde Angst in deinem Augen, wie erbärmlich für ein so hoch angesehenen Staatsoberhaupt." Er bricht schon fast in Gelächter aus. Seine Art zu reden ist einfach nur ätzend, wie von oben herab, als wären wir nur winzig kleine Untertanen unter seinem riesigem Egoismus. "Aber falls es dich tröstet, dein ängstlicher Instinkt liegt da gar nicht mal so falsch." Im selben Atemzug zieht Reich hinter sich einen Revolver hervor. Erneut kann ich meine Panik nicht verbergen, weshalb mir wieder warme Tränen übers Gesicht laufen. Hat er mich etwa doch gebrochen? War dieser erbärmlich kleine Funken Hoffnung lediglich eine völlig unrealistische Fantasie? Werde ich hier, nach allem Durchgestandenem wirklich draufgehen?
"Oh mon Dieu, Reich, du hast doch nicht wirklich vor, uns jetzt vor Ort zu erschießen?!" Meine linke Sitznachbarin, Frankreich, scheint ebenfalls denn Tränen nahe, kann sie jedoch noch zurückhalten. "Was sollte mich denn daran hindern?" Absichtlich deutlich erkennbar schiebt er einige Patronen in die Trommel des Revolvers. "Natürlich werde ich die Munitionen nicht nach Lust und Laune eure Körper durchbohren lassen. Ich dachte mir, ein kleines Spielchen würde denn Nervenkitzel auf ein höheres Niveau bringen." Reich schaut kurz mit einem spöttisch abwertenden Blick zum Russen. "Natürlich handelt es sich nicht um Russisches Roulette, das wäre zu viel Klischeehaftigkeit für einen Abend." Lediglich ein gereiztes Gemurmel war von Sowjet zu hören. "Das Flaschendrehen soll entschieden, in welcher Reihenfolge die verschiedenen Anwesenden Bekanntschaft mit der Kugel machen." Ganz plötzlich wird dem Nationalsozialisten der Satz abgebrochen "HÖR MIT DIESEM KRANKEN SPIEL AUF NAZI!!!" schreit Frankreich aus voller Kehle. Man hört deutliches entsetzten, aber auch ein wenig Verzweiflung. Die Japanerin hält ihr langes Katana mit einem bedrohlichen Blick Richtung Frankreich. "Halt die Klappe, oder du wirst automatisch die erste sein."
Man sieht es ihr an, sie will nicht ruhig sein, sie will das Schicksal nicht einfach so hinnehmen. Jedoch hat sie die Hoffnung aufgegeben. Keiner der anwesenden Gefangenen wird hier lebendig rauskommen. Woher ich das weiß? Mir ging eben das selbe durch denn Kopf.
"Nun den, mir fällt kein Gegenargument ein, um nicht direkt zu starten~" Ohne auf eine Reaktion zu warten, fängt er an, die Flasche zu drehen. Als wäre es bloß ein harmloses Spiel für Kinder. Immer mehr Tränen fließen mir übers Gesicht. Ich hab es ja gesagt. Psychische Vernichtung derer, die ihm im Weg stehen. Das ist die größte Stärke des mordlustig grinsenden Landes.
*Reich Pov
Ich kann mir mein Grinsen nicht verkneifen. Das Spielchen erfüllt seinen Zweck. Wie ein Glücksspiel. Das letzte Glücksspiel, an welchem sie jeweils wieder teilnehmen. Das Gebräu aus Spannung und Angst erfüllt seinen Zweck. Die ganzen Tränen, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit, der Hass mir gegenüber... allein das ist schon so befriedigend für meine hohen Bedürfnisse. Aber ich kann nicht aufhören. Ich will ihre Gefühle an ihr absolutes Limit bringen.
Die Glasflasche verliert langsam an Geschwindigkeit. Bei ihren letzten Bewegungen zeigt sie zwischen Frankreich und den Verräterischem Italiener. Letzterer ist augenscheinlich schon längst fertig mit den Nerven. Schade, dass es bei ihm so schnell ging. Aber das dürfte nun wohl egal sein, da die Flasche beim Stehenbleiben genau auf ihn zeigt. Seine Augen weiteren sich auf ihr Maximum. Mit ängstlicher Stimme stottert er. "B-b-bitte, R-reich... Alter K-k-kumpel... V-Vergib mir..." Am liebsten würde ich laut loslachen. Dieses gleich hyperventilierende Wesen soll ein Landesoberhaupt sein? Das soll mal mein Verbündeten gewesen sein?
*Sowjet Pov
"Was für ein trauriger Anblick..." entflieht meinem ehemaligen Verbündeten, bevor er ohne zu zögern dem Pizzafresser genau gezielt in die Schläfe schießt. Ein Knall ist zu hören. Aufgrund der Wucht der Kugel, fällt der gefesselter Körper des angeschossenen, inklusive des Stuhles auf dem er sitzt, nach hinten. Unmengen an noch warmen, schwarzem Blut fließt aus dem Kopf des Italienischen Imperiums. Der kleine Pole starrt fassungslos auf das ausblutende Land, als müsste er zunächst realisiert, was eben passiert ist, während nun Frankreich in großen Mengen die Tränen kommen. Verständlich, beide waren frühe gute Verbündete, wenn nicht sogar Freunde. Ich meine fasst schon, etwas Mitleid mit dem grünen weiß rotem Land zu haben. Immerhin hat er seine Verbündeten nicht wirklich verraten, im Gegensatz zu jemand anderem.
"Espèce de boche..." Murmelt die Französin verheult und verzweifelt, unfähig ihren Tränenfluss zu unterbrechen. Reich wartet geduldig, bis die letzten Atemzüge des sterbenden vorbei sind, bevor er sich skrupellos wieder der Flasche zuwendet und sie erneut dreht. Gott, ich trag selbst keinen Heiligenschein über dem Kopf, aber dieser Nazistische Kartoffelkopf ist einfach nur das letzte. Langsam übernimmt meine Wut in mir die Kontrolle. "Блядь, Богатый (Blyat, Reich), der Wahnsinn muss sofort aufhören." Platzt es etwas lauter aus mir raus. Der angesprochene jedoch zeigt darauf keine Reaktion und blickt triumphierend auf die Weinflasche herab. Auch ich blickt nun auf den Gegenstand und erschrecke innerlich, da dieser nun genau auf mich deutet. Widerlich grinsend Blickt das rotäugige Land wieder zu mir. "Etwas wird hier gleich definitiv aufhören."
Entschlossen hält er seine Waffe in meine Richtung. So endet es also. Erschossen von meinem eigenem Verbündeten. Das einzige Land, welchem ich jemals vertraut habe. Ich schließe die Augen und zeige keine einzige Emotion. Wenn ich schon darauf gehe, werde ich ihm nicht das Gefühl geben, gewonnen zu haben. Der erwartete Schuss ist zu hören, doch ich verspüre kein bisschen Schmerz. Hat er mich etwa verfehlt? Kann ich mir nicht vorstellen.
*third Person Pov
Sowjet hatte sich im Stillen schon mit dem Tod zurechtzufinden, als es plötzlich ganz anders kam. Reich, der eben Sowjet erschießen wollte, wird im selben Moment mit einem lauten Knall selbst von hinten erschossen. Erschrocken und entsetzt versucht er mit der Hand die Schusswunde an seiner Brust davon abzuhalten, zu viel seines Blutes herauslaufen zu lassen. Der Nazi fällt auf die Knie und blickt erzürnt nach hinten zum Schützen. Zu sehen war das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten. Letzterer hält die Tatwaffe in seinen Händen.
Reich, schwer atmend, holt seine Zweitwaffe hervor und zielt auf Sowjet, ohne den Blick von den beiden Feinden abzuwenden. "Kein Schritt weiter, oder euer neuer Verbündeten wird mit mir sterben!" Seine Stimme verriet, wie am Ende das dritte Reich ist. Nicht mal ein Countryhuman könnte eine derartige Wunde auf Dauer überleben, das wissen alle Beteiligten.
Mit einem mal legt sich eine Mächtige Aura um denn am Boden knienden. Man könnte meinen, eine alte Kraft kommt aus seinem Körper geströmt. Fasst alle Beteiligten zucken zusammen. Bevor Reich noch etwas sagen kann, wird er allerdings, schon wieder, von hinten erschossen. Der USSR ist es gelungen, seine Fesseln zu lockern und an die Waffe zu gelangen, welche Reich vor wenigen Augenblicken fallen ließ. Nun war Sowjet derjenige, der Reich seine Patrone in die empfindliche Kopfregion schoss, womit die Tage des Nazis gezählt waren. Augenblicklich fällt er die Länge nach hin. Die Aura um ihn herum verschwindet so schnell, wie sie erschienen war.
Das Japanische Imperium konnte nebenbei zunächst fliehen.
Nur noch flach atmend, spricht der sterbende seine letzten Worte. "Wartet nur ab... sobald meine Wiedergeburt erscheint... stärker als ich es je war... wird mein Werk vollendet werden... und die Welt wird von Ländern wie euch befreien. Wartet... nur... ab~" Wenige Sekunden später macht er seinen letzten Atemzug...
≈Im selben Moment in einem Krankenhaus≈
Die Hebamme staunt nicht schlecht, als die Babys, ein eineiiges Zwillingspaar, welche sie heute entband, betrachtet. Sie weiß, dass dieses Ereignis möglich ist, hat es bisher jedoch noch nie selbst erlebt. Erstaunt, gleichzeitig auch lächelnd, macht sie die Neugeborenen sauber, bevor sie diese zur erschöpften Mutter bringt. "Miss-" beginnt sie, noch immer etwas perplex. "Sie haben zwei Countryhumans zur Welt gebracht!"
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