Chapter 5

Perrie musterte mich enttäuscht als ich schnell wieder in meine Hose schlüpfte.

Eilig griff ich nach meinem Handy und nahm den Anruf an.

"Zayn Malik, du kommst sofort nach Hause!", dröhnte Pauls Stimme aus dem Lautsprecher.

O-oh, das klang aber garnicht gut!

"Was ist denn nun wieder passiert?!", fragte ich extrem vorsichtig. Ich wollte meinen Dad nicht noch zusätzlich auf die Palme bringen.

"Jay hat eben deine Physik-Klausur aus deinem Papierkorb gefischt!", brüllte mein Vater aufgebracht.

Oh Shit! Ich steckte in ernsthaften Schwierigkeiten...

"In 10 Minuten bist du da!", meinte er dann kühl und legte auf.

Ein Blick auf den Timer zeigte mir, dass es 23:34 war. So früh ging ich selten von Partys.

Schnell schloss ich meinen Gürtel und richtete auch meine übrigen Klamotten.

Perrie lag schmollend auf dem Bett.

"Nächstes Mal haben wir hoffentlich mehr Zeit!", meinte ich leicht lächelnd.

Schnell hauchte ich ihr einen Kuss auf die Wange und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Danach lief ich eilig aus dem Raum und die Treppe runter ins Erdgeschoss.

Kurz vor der Haustür wurde ich jedoch von Harry abgepasst. Mein bester Kumpel war schon ziemlich besoffen. Na ja, typisch Harry Styles!

"Zayn, das ist doch noch keine Zeit um nach Hause zu gehen!", lachte er. Okay, er lallte eher.

Dann schob er sich seinen wohl gerade erst frisch gedrehten Joint zwischen die Lippen und sog den Rauch ein. Kurze Zeit später blies er ihn mir ins Gesicht.

Na super, jetzt roch ich auch noch nach Gras.

Freundschaftlich klopfte ich ihm auf die Schulter und rannte dann an ihm vorbei aus dem Haus.

Ich hatte keine Zeit zu verlieren.

Wenn so eine Ansage von Paul kam, musste sie exakt eingehalten werden.

Genau 9 Minuten später öffnete mir Jay die Haustür. Er sah mich enttäuscht an.

Das hasste ich an ihm! Dieser furchtbar enttäuschte Blick war in jedem Fall schlimmer, als das ganze Rumgemeckere und Geschrei von Paul.

Zusammen laufen wir in die Küche, wo Dad Nummero 2 mit verschränkten Armen und kalter Miene auf seinem Platz saß.

Jay ließ sich neben ihn fallen. Er öffnet seine karierte Kravatte. Alles in allem wirkte er ziemlich geschafft.

Klar, erst von 8 bis 22 Uhr im Büro von der Elitezeitung 'The Times' arbeiten, und unter extremem Zeitdruck stehen. Und dann am Abend nach Hause kommen und feststellen, dass der Sohn ein absoluter Versager ist.

Wir drei schwiegen uns an, bis Jay das Wort ergriff.

"Zayn, so wird das nichts mit dem Schulabschluss!", meinte er.

Gespielt locker zuckte ich mit den Schultern.

Diese Gespräche führten wir eigentlich nach jeder zurückbekommenen Klausur.

Natürlich machte ich mir insgeheim selber auch Sorgen, aber das würde ich nie richtig offen zugeben...

Nun begann Jay mit den üblichen Argumenten mich dazu zu bewegen, die Schule ernster zu nehmen. Manchmal gelang ihm das sogar ein wenig...

"Du willst doch einen guten Job..."

"Fremdsprachen sind wichtig für dein späteres Leben...ob im Beruf oder in der Freizeit!"

"Was Mäxchen nicht lernt, lernt Max nimmer mehr..."

Als Jay mit einer flammenden Rede geendet hatte, mischte sich nun auch Paul ein.

"Es gibt ein paar neue Regeln...", begann er.

Innerlich grinste ich in mich hinein. Ich hatte ein Motto, das ich seit meinem sechzehnten Geburtstag streng befolgte.

REGELN SIND DAZU DA, UM SIE ZU BRECHEN!

Ein Räuspern von Paul holte mich wieder aus meinen Gedanken.

"Punkt 1: Dein Laptop ist weg, bis du in drei Klausuren über 10 Punkte geschafft hast!"

"Dein Ernst?!", fragte ich geschockt.

"Dad, das Beste was ich dieses Jahr hatte waren 7,5 Punkte!", beschwerte ich mich.

"Na dann wird's ja so langsam Zeit das zu ändern!", erwiederte Paul kalt.

"Punkt 2", sprach nun Jay weiter, "ist, dass du abends nurnoch Ausgang bis 21 Uhr hast. Am Wochenende mit etwas Glück vielleicht sogar 22 Uhr!"

Wütend sprang ich auf.

"Halt die Füße still, Zayn! Du kannst das jetzt eh nicht mehr ändern!", rief Paul.

Eingeschnappt setzte ich mich wieder.

"Last but not least, Punkt 3! Du wirst Nachhilfe bekommen. Aber diesmal geben wir uns nicht mit Jade aus deinem Jahrgang zufrieden! Wir haben Mr Payne gefragt und er hat zugestimmt!", erklärte Jay weiter.

Völlig außer mir sprang ich auf und schlug mit der Faust auf dem Tisch, dass mein Knöchel laut knackten.

"Vergesst es!", schrie ich und rannte in mein Zimmer.

Ich schmiss mich auf mein Bett und starrte wütend an die Decke. Nur wegen so einer albernen Klausur war mein Leben jetzt wie die Hölle.

Ja, und wegen Schwuchtel Payne...

Ich lief in den Flur um ins Bad zu gehen. Ich brauchte jetzt ersteinmal eine eiskalte Dusche. Es gab vieles worüber ich nachdenken musste...

Doch als ich an der Treppe vorbeikam, stoppte ich.

Ich hörte meine Dads unten reden. Und ich hörte Jays leises Schluchtzen.

"Vielleicht sind wir einfach zu streng mit ihm und setzen ihn zu sehr unter Druck. Oder vielleicht unterstützen wir ihn zu wenig!", schluchzte er.

"Hey Darlin', komm her!", murmelte Paul.

Ich musste leicht lächeln bei dem Gedanken, wie Paul Jay auf seinen Schos zog. Das machte er immer, wenn es Jay nicht gut ging!

Manchmal wünschte ich mir, ich hätte auch so jemanden. Jemanden, der mich festhalten würde...

"Oder er braucht eine Mutter. Ich bin ein schlechter Mutterersatz. Ich geb' mir wirklich Mühe, aber ich bin einfach nicht gut genug...", nuschelt Jay warscheinlich in Pauls Halsbeuge.

"Hey, du bist perfekt! Aber viellelicht war die ganze Idee mit der Adoption ein Fehler!", meinte Paul.

Diese Worte waren wie ein giftiger Pfeil, der sich schnell und tötlich in mein Herz bohrte.

Meine Eltern wollten mich nicht!!!

Mit Tränen in den Augen lauschte ich weiter.

"Nein Paul, das war kein Fehler. Er ist das beste, was mir...was uns, in unserem ganzen Leben passiert ist! Ich will keine Sekunde mit ihm missen!", widersprach Jay sofort.

Erleichtert seufzte ich auf, als Paul ihm zustimmte.

"Hast du's auch gerochen?! Den Marijuana-Geruch?!", fragte er dann vorsichtig.

Jay Aufschluchzen war Antwort genug.

In meinem Inneren herrschte nun jedoch ziemliches Gefühlschaos.

Wie sollte ich nur aus dieser misslichen Situation herauskommen. Ich mochte mein Leben mit Partys, Drogen und schlechten Noten inklusive.

Aber vor allem dachte ich über meine Beziehung mit Perrie nach.

Klar, sie war ein Statussymbol, hatte Geld und der Sex war auch gut, aber das, was meine Väter für einander emfanden, emfand ich nicht für sie.

Jedes mal wenn ich Jay und Paul zusammen sah, musste ich darüber nachdenken.

Meist kam ich zu dem Schluss, dass es nicht für jeden Menschen das perfekte Gegenstück gibt.

Ich lief zurück in mein Zimmer und ging auf den Balkon. Geschickt kletterte ich auf das Geländer und sprang von dort auf die Garage, die nur etwas mehr als einen Meter unter mir lag. Von dort kletterte ich über die Mülltonnen nach unten.

Ich lief bis zum Zaun, dann drehte ich mich um und sah zurück.

Durch die breiten Fensterfront zur Küche konnte ich meine Eltern sehen. Jay, wie vermutet auf Pauls Schos, eng an ihn geschmiegt.

Das war eine Eigenschaft, die ich an Paul bewunderte. Er war immer stark, auch wenn es ihm schlecht ging, nur um für Jay da zusein.

Gerade als ich mich umdrehen und aus dem Garten verschwinden wollte, traf Pauls Blick meinen. Kurz danach auch Jays. Er wollte aufstehen, doch Paul hielt ihn sanft zurück. Er murmelte Jay etwas ins Ohr und dieser nickte langsam.

Schnell rannte ich vom Grundstück.

Ich war auf der Suche, das spürte ich. Ich wusste nur noch nicht, wonach ich suchte. Vielleicht nach Liebe, vielleicht nach Anerkennung...

Louis behauptete, dass das der Grund sei, dass ich Drogen nahm. Um das Loch in meiner Brust zu füllen.

Er wusste soviel über mich, obwohl ich ihm nie etwas wirklich Wichtiges erzählte.

Auf einer Parkbank warf ich mir einige Pillen ein. Die Wirkung kam keine fünf Minuten später.

Wie neu geboren sprang ich auf und lief laut lachend durch die Straßen. Der Alkohol, den ich noch im Blut hatte, sorgte dafür, dass ich von Laterne zu Laterne torkelte.

Plötzlich hielt ein roter Sportwagen neben mir, der mir irgendwie bekannt vorkam.

"Scheiße, Zayn! Was hast du genommen?!"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top