Prolog
Dunkelheit legte sich über die Stadt. Straßenlaterne beleuchteten schwach bestimmte Areale, jedoch waren die finsteren Nebengassen nicht ausgeleuchtet. Kaum eine Menschenseele war auf der Straße. Um diese Uhrzeit war es gefährlich draußen. In den düsteren Ecken der Stadt kauerten Betrunkene, Dealer oder Junkies. Um Bars oder Clubs herum tummelten Menschen, die laut grölend durch die Straßen zogen, um dann müde ins Bett zu fallen und dann am nächsten Morgen ihren Rausch auszuschlafen.
Nur eine einzige Person schlief nicht zu diesem Zeitpunkt. Oder zog angeschwipst durch die Straßen. Alexandra lauerte in den Schatten der Stadt und huschte in der Dunkelheit von einem Gebäude zum anderen. Sie schaute sich oft um, immer vorsichtig. Leise, wie eine Katze auf samtenen Pfoten, schlich die junge Frau in ihr gut überlegtes Versteck, wo sie Wurfmesser, einen Dolch und eine Glock 17 hervor holte. Ein Blick zur Uhr. 2:26 Uhr. Sie würde hier noch 34 Minuten ausharren müssen.
Ihr Handy vibrierte in ihrer schwarzen Jackentasche. Alexandra zog es hervor und schaute auf das Display. Ein Anruf von Iwan. Sie nahm ab. „Was steht heute an, Iwan?", fragte sie. „Du musst was für mich stehlen, meine Meisterdiebin." Die junge Frau schnaubte auf. „Das hat mich nicht überrascht. Was genau, du musst schon genauer werden." „Ich möchte, dass du für mich einen Juwel stiehlst. Den Shanghai-Rubin." „Du meinst den handgroßen Rubin?", fragte sie. „Genau. Bist du auf Position?" „Ja, ich bin gerade dabei mir die Ausgänge, Fenster und Türen einzuprägen. Du kennst mein Prozedere", antwortete Alexandra. „Das stimmt. Du kennst den Treffpunkt. Bezahlung erfolgt dort." „Verstanden. Bis dann." Mit diesen Worten legte sie auf.
Ein zweiter Blick auf die Uhr. 2:32 Uhr. Sie zog sich tiefer in die Schatten und begann sich still um das Ziel zu bewegen. Das einzige Geräusch zu hören war das leise Knirschen ihrer Schuhe und ihr flacher Atem. Das Gebäude, das vor ihr in die Höhe ragte, war eine alte, heruntergekommene Lagerhalle. Perfekt einen so wertvollen Gegenstand zu verstecken. Wenn man keine Informationen zum Aufenthaltsort erhielt, würde man nie an diesem schmutzigen Ort suchen.
Der Informant war sehr deutlich gewesen: Alleine reingehen war Selbstmord. Alexandra schmunzelte. Vielleicht für jede andere Person, für sie nicht. Iwan hatte sie gut unterrichtet. Ihr Körper war voller Spannung, sie wartete nur darauf endlich loszugehen und ihre Arbeit auszuführen. Sie wartete bis ihre Uhr anfing zu piepsen. 2:57 Uhr. Die junge Frau lächelte und schüttelte dabei den Kopf. Der Spaß konnte beginnen, dachte sie.
Ihr Plan war an der nördliche Seite des Gebäudes entlang zu klettern und durch das dritte Fenster der zweiten Etage zu klettern. Dann würde das Juwel nur einen Katzensprung von ihr sein. Alexandra zog ein Tau hinter dem Efeu hervor, der ungefähr die Hälfte die Fassade ausmachte. Kurz prüfend ob es noch genau so hält wie an dem Tag an dem sie ihn befestigt hatte, zog die Diebin an dem Seil und nickte zufrieden. Mit den Füßen gegen die Wand sich stützend, kletterte Alexandra leise nach oben. Nach ihren Berechnungen sollte das Emporklettern 7:25 Minuten dauern.
Am Fenster angekommen warf Alexandra das Tau zur Seite und saß in der Hocke auf der Fensterbank. Das praktische war, dass es außen Fensterbänke gab, wodurch sie sich nicht damit herum schlagen musste, das Schloss am Fenster zu knacken und sich dabei mit der anderen Hand am Seil festzuhalten. Alexandra holte ihre Dietriche aus ihrem Pferdeschwanz und schob sie ins Schloss. Vorsichtig schob verschob sie die Stifte. Nach 54 Sekunden öffnete sich das Fenster mit einem befriedigendem Klick. Sanft stieß sie es zur Seite und schloss es direkt hinter ihr.
Lass nie Türen oder Fenster offen. Merk dir wie die Sachen liegen. Präge es dir ganz genau ein, sodass du mir das perfekt aufzeichnen könntest. Hinterlasse alles so als wärst du nie in der Nähe des Gebäudes gewesen. Verlasse den Ort durch einen anderen Weg.
Die Lektionen, die Iwan Alexandra in ihren sturköpfigen Kopf gehämmert hatte, gingen ihr bei jedem Auftrag durch den Kopf. Sie folgten ihr bei jedem Schritt wie ein Mantra. Der Eindringling schaute sich um. Sie stand, wie sie es geplant hatte, in einem leeren Gang, der von beiden Seiten von Türen gesäumt war. Rechts von ihr, 48 Meter von ihrem Standpunkt entfernt, war das Treppenhaus. Alexandra zählte die Türen und kam vor der letzten Tür des Ganges zum Halt. Dabei hatte sie kein Geräusch von sich gegeben. Über ihren Mund hatte sie eine schwarze Maske an, die ihre Atemgeräusche dämmte.
Die Tür schien unscheinbar, als würde sich dahinter nicht das wertvollste Juwel der Welt verstecken. Ein undeutliches Gespräch wurde hinter der Tür geführt. Darauf war Alexandra vorbereitet. Im Raum würden sich vier Personen befinden. Eine steht vor dem Fenster und beobachtet die Straße. Eine zweite Person steht am Juwel. Und zwei Leute stehen jeweils neben der Tür.
Alexandra maß den Abstand zwischen der Tür und dem Boden. Zweifingerbreit. Perfekt. Sie zog vier kleine runde Päckchen aus ihren Ärmeln und drückte auf die Knöpfe, die auf jedem Päckchen waren. Danach warf sie die Päckchen unter der Tür durch. Die junge Diebin schaute auf die Uhr. 27 Sekunden später, zog der Eindringling erneut die Dietriche aus dem Zopf und machte sich am Schloss zu schaffen. Die Tür öffnete sich, der Timer wurde auf 6:30 Minuten gestellt und Alexandra betrat selbstsicher den Raum.
Rechts und links vom Türrahmen, lagen zwei Asiaten mit Maschinengewehren. Die Person am Fenster war gegen das Fenster gefallen und Blut lief über die Fensterscheibe. Worauf der Eindringling allerdings nicht gefasst war, dass die vierte Person noch stand. Der Mann, schmächtig und ungefähr 1,70m groß, zielte mit einem Sturmgewehr auf sie.
Im gebrochenen Englisch befahl er ihr sich zu ergeben, die Hände hinter den Kopf zu legen und auf die Knie zu gehen. Sie lachte innerlich auf. Langsam, ging Alexandra in die Knie und hielt ihre Hände hinter ihrem Kopf. Jetzt würde er zu ihr kommen um ihr das Gewehr vor das Gesicht zu halten. Ein Schritt. Ausatmen. Zwei Schritte. Einatmen. Der Mann stand vor ihr, drückte ihr die Mündung an die Stirn.
Alexandras rechte Hand bewegte sich langsam zu dem Kragen ihrer Jacke und ergriff den Griff eines 25cm langen Messers. Gebe deinen Waffen Namen. Sie werden zu deinen besten Freunden werden. Trage mindestens immer ein Messer. An einer Stelle wo du gut dran kommst, aber auch sie nicht zu sehen ist.Die junge Frau plante in Sekunden ihre nächsten Schritte unter Anleitung der Lektionen und Situationen, die sie jahrelang eingeübt hatte.
Sie zog blitzschnell das Messer, schlug den Lauf des Gewehrs nach oben und stach dem Mann in die Leiste. Alexandra holte aus und schlug dem Mann in die Magengrube. Der Mann krümmte sich vor Schmerzen, während die junge Frau ihm das Knie ins Gesicht rammte. Die Diebin nahm ihm das Sturmgewehr ab, hängte es sich über die Schulter und zog das Messer raus. Der Mann schrie kurz auf bevor Alexandra ihm auf die Wunde trat, damit er ohnmächtig wurde.
Der Rubin war atemberaubend schön und selten. Und teuer, dachte sie. Der blutrote Juwel wurde von einer Glasvitrine geschützt, um die herum ein Lasernetz platziert waren, damit niemand dran kommen konnte. Es wurde von 10 Schlössern hinter Schloss und Riegel gehalten, aber sonst war für Alexandra nichts ersichtliches wodurch sie behindert werden könnte. Sie wunderte sich wieso es so schlecht geschützt war und fühlte, dass irgendetwas falsch war.
Sie wischte diese Bedenken zur Seite denn ihr waren noch 5:02 Minuten übrig um 10 Schlösser zu knacken und den Juwel zu verstauen. Ihr blieben noch genau 7 Sekunden um den Juwel zu verstauen, als die Person am Fenster ein lautes Stöhnen von sich gab. Panik machte sich in ihr breit. Alexandra schnappte sich den Juwel und huschte schnellen Schrittes aus dem Raum und schloss die Tür behutsam. Lass nie Türen oder Fenster offen.
Im Laufen steckte die Diebin den wertvollen Rubin in eine kleinere Tasche, die an ihrem Gürtel befestigt war und begab sich ins Treppenhaus. Das würde ihr Fluchtweg sein. Sie hatte die Treppen erreicht und atmete erleichtert auf.
Plötzlich erklangen Schüsse. Alexandra drehte sich um und sah wie die Person vom Fenster mit einem Maschinengewehr auf sie schoss. Flankiert wurde die Person von den zwei Männern, die am Türrahmen lagen.
,,Verdammt! Verdammt! Verdammt!", regte sich Alexandra auf und schlug im Laufen gegen die Wand. Mehrmals. Ihre rechte Hand begann zu pochen. Sie zog aus dem Gurtwerk an ihren Oberschenkeln die Glock 17 und aus dem Gürtel zwei Wurfmesser und sprang über mehrere Treppenstufen, um schneller unten zu sein. Weitere Schüsse erklangen, die anhielten. Glas wurde durchlöchert und auf Alexandra herunter regnete, das ihr kleine Schnitte im Gesicht und Armen zufügte.
Als der Eindringling die Tür fast erreicht hatte, lösten sich weitere Gewehrschüsse und verfehlten sie alle außer eine. Ihr rechter Oberarm wurde durch eine Kugel gestreift. Alexandra schrie vor Schmerzen und Überraschung auf. Sie hatte es nicht erwartet getroffen zu werden. Dann würde sie wohl zu unfaireren Mitteln greifen müssen. Aus ihrem Ärmel ließ die Diebin eine Rauchbombe gleiten und warf sie ein paar Meter vor ihre Verfolger. Anschließend, trat sie die Tür auf und rannte in den Schutz der Dunkelheit.
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