🌙6. Kapitel🌙
"Ich heiße Nash...", murmelte der Blauhaarige zögerlich und fiel fast in den Vordermann rein, als dieser vor einer der Türen stehenblieb. "Nun, Nash, willkommen in meinem Gemach", Arteus grinste und öffnete die breite Doppeltür. Neugierig ging Nash in den größeren Raum und musterte ihn geschockt. Wie bereits die Korridore war der Raum edel, prunkvoll, aber auch recht leer. Das große Himmelbett direkt in der Mitte auf einer kleinen Erhöhung zog Nash's Aufmerksamkeit fast direkt auf sich. "Es ist wunderschön", hauchte Nash, sein Blick glitt zur Decke, die mit sämtlichen Zeichen, Symbolen und Formen geziert war.
"Danke", bedankte Arteus sich und eilte sofort zu seinem Schreibtisch, um in dessen Schubladen herumzuwühlen. "Ich lebe hier schon seit Urzeiten."
"Wieso ist es dann so leer und aufgeräumt? Ich lebe in meinem Zimmer erst seit sechzehn Jahren und es sieht bei weitem nicht so ordentlich aus wie deins. Naja, es ist auch um einiges kleiner...", Nash stieg mit einem Lächeln auf die Erhöhung zum Bett und setzte sich dann auf dieses drauf. Erst dann fiel dem Jungen auch auf, dass er in seinen Schlafsachen, sprich; ein großes Hemd und eine lockere Hose, gekleidet war. Leise räuspernd zog er sein Oberteil etwas nach unten und fasste sich dann selber auf seinen Kopf, nur um herauszufinden, dass seine Haare unordentlich überall abstanden, teils auch von seiner Stirn hingen und somit nicht mehr nach oben gekämmt waren wie sonst immer.
"Alles in Ordnung?", Arteus blickte ihn fragend an, in seinen Händen hielt er eine große Schreibfeder. "Alles gut, mir ist nur gerade aufgefallen, dass ich in meiner Schlafkleidung bin."
"Das fällt dir jetzt erst auf?", erneut lachte Arteus, seine Augen funkelten für einen Moment noch mehr als gewöhnlich. Nash beobachtete dies und spürte dann, wie seine Wangen anfingen zu glühen und seine Markierungen zu leuchten begannen, weshalb er sie peinlich berührt verdeckte.
"Also", Arteus ließ sich plötzlich neben ihm auf das Bett nieder, woraufhin Nash erschrocken zusammenfuhr. "Du meintest, du bist genau so schlafen gegangen?"
Nash nickte eifrig daraufhin bloß. "Sehr gut, das bedeutet nämlich, dass die Verbindung definitiv stärker ist als ein ganz normaler Traum."
"Inwiefern stärker?"
"Es scheint eine sowohl geistige Verbindung zu sein, als auch eine körperliche, verstehst du?"
Erneut nickte Nash als Antwort, sein Blick wendete sich nie von Arteus' Gesicht ab. "Und um das nochmal nachzuprüfen, schreiben wir jetzt irgendwas gegenseitig auf unsere Unterarme. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, dann sollte das Geschriebene noch da sein, wenn wir aufwachen."
Etwas auf die makellose Haut des unbekannten Jungen schreiben? Nash fand es einerseits schön, wenn das von ihm Geschriebene auch nach dem Traum noch auf Arteus' Haut sein würde, andererseits fand er seine Haut fast schon zu schade, um sie mit Tinte zu bekrakeln. Nash wusste nicht mal, wieso er überhaupt so viel über die Haut einer anderen Person und besondere, eines eigentlichen Fremden, philosophierte. "Klingt gut."
Arteus nahm Nash's rechten Arm und legte ihn auf seinen Oberschenkel. "Warum hast du eine Feder auf deinem Unterarm?", fragte er dann verwirrt, als ihm somit das Ravens-Mal präsentiert wurde.
"Oh das", ich lachte leise, da ich es komplett vergessen hatte. "In unserer Welt hat jedes Dorf ein Erkennungsmerkmal. Ich bin ein Raven und somit habe ich eine Feder. Man bekommt es zum zehnten Lebensjahr", erklärte ich ihm dann, woraufhin er leicht nickte. "Verstehe. Sieht schön aus", er lächelte mich kurz an und setzte den Federkiel unter mein Mal an. Mit geschwungener Schrift schrieb er dann 'Arteus' auf Nash's Unterarm.
Nash beobachtete währenddessen den Jungen, musterte seine feinen Gesichtszüge und besonders seine gelbe Mondsichel. Dank der leichten Vogelperspektive erkannte der Braunäugige ebenso die langen und dunklen Wimpern, die Arteus besaß. "Bist du als Wasserhüter eigentlich ein Gott oder sowas in der Art?", murmelte er dann leise und abwesend. "Ein Gott bin ich nicht", schmunzelte Arteus, "aber ich stehe direkt unter den Göttern. Ich bin Elator's rechte Hand... gewesen, wir vier."
Arteus wand sich mit einem traurigen Ausdruck von Nash's Unterarm ab und reichte ihm dann den Federkiel. "Wer ist Elator?", fragte Nash, während er die Feder nahm und dann sanft Arteus' Arm umschloss und ihn zu sich zog. "Elator ist unser oberster Gott. Gemeinsam mit seiner Schwester Kaia regiert er über den Orient. Hatte er zumindest."
"Was ist mit ihm passiert?", fragte Nash nach, während er vorsichtig und so ordentlich es ging seinen Namen auf Arteus' Unterarm niederzuschreiben. "Schlimme Sachen sind geschehen, Nash. Ich weiß nicht, was mit ihm passiert ist, aber es ist auf jeden Fall nichts Gutes. Er ist von uns gegangen, wie es scheint."
"Er ist... tot? Können Götter überhaupt sterben?", Nash betrachtete zufrieden seinen Namen, der nun Arteus' Haut zierte und blickte dann wieder in sein Gesicht. Sorgenvolle Falten haben sich unter seinen blauen Augen gebildet und seine buschigen Augenbrauen waren leicht zusammengezogen. "Hey, was auch immer passiert ist, wird wieder in Ordnung werden, okay? Es wird alles wieder gut. Es wird wieder so, wie es vorher war", versuchte Nash ihn etwas aufzuheitern und erntete tatsächlich ein kleines Lächeln.
"Ich hoffe es", flüsterte Arteus, ihre Gesichter waren inzwischen so nah, dass er garnicht lauter reden müsste und Nash seine Wärme Atemluft gegen seine Wange spürte. "Ich habe die Anderen so lange nicht mehr gesehen und ich weiß, dass zumindest Seth sich noch im Schloss befunden hat, als ich geflohen bin. Ich weiß nicht, ob die Anderen überhaupt noch am Leben sind."
"Geflohen? Warum bist du geflohen? Vor was?", fragte Nash weiter, ohne dabei zu bemerken, dass er seine Hand immer nach um Arteus' Arm hatte. "Vor Kaia. Ein zu schöner Name für das Biest, das sie geworden ist. Sie hat die Königsfamilie mit ihrem Wahnsinn vergiftet und verdorben, wir waren nicht mehr sicher", Arteus' Stimme fing an zu zittern und sein Kinn kräuselte sich verräterisch, weshalb Nash seinen Arm losließ und seine Wangen vorsichtig in die Hände nahm. "Es tut mir Leid, was im Orient geschehen ist", sprach er dann sanft und mitfühlend, ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe und Nash wusste nicht, wann sie sich so nahe gekommen waren.
"Und wir werden das wieder hinkriegen, okay? Wir haben jetzt diese Verbindung und wir werden dieser Kaia gehörig in den Hintern treten", sprach Nash ruhig aber durchdringend zu ihm. Arteus schien dies zu beruhigen, seine Augen wurden etwas weicher und erneut erschien ein Lächeln auf seinen Lippen. Danach war es für einen Moment ruhig. Arteus' Augen glitzerten und glänzend wie zwei Sterne, durch das einfallende Licht der Sonnenstrahlen durch die großen Fenster, ebenso leuchtete der Edelstein-Anhänger seiner Kette. Sein Blick wanderte für den Bruchteil einer Sekunde zu seinen Lippen und dann wieder nach oben, was Nash schwer zum schlucken brachte und dann erneut seine Wangen erhitze. Seine kleinen Markierungen fingen an zu blinken, was den Jungen nur noch mehr in Verlegenheit brachte, jedoch schien Arteus dies nicht zu stören, da er trotzdem unentwegt weiter in seine Augen blickte.
Sie kamen sich noch ein Stückchen näher, ihre Augen fielen langsam zu und ihre Lippen fingen an sich allmählich zu streifen, als ein lautes Krachen ertönte und die beiden auseinander schrecken ließ. Eines der Fenster war vor dem aufbrausenden Sturm draußen aufgeflogen und gegen die Wand geprallt, erkannte Nash. "Oh nein", murmelte er mit üblen Vorstellungen und bemerkte dann, wie sich erneut die Umgebung anfing aufzulösen. "Oh nein, neinneinnein", Nash blickte mit aufgerissenen Augen zurück zu Arteus, der ihn traurig anlächelte. "Nicht schon wieder!", rief der Blauhaarige und lehnte sich dann mit all seiner Kraft nach vorne gegen Arteus, um noch schnell ihre Lippen aufeinander zudrücken.
Das brachte allerdings nur, dass er schweratmend sich mit Schwung in seinem Bett aufsetzte und gehetzt sein dunkles Zimmer musterte. "Nein, verdammt!", frustriert ließ Nash sich nach hinten fallen, zog sein Kopfkissen unter sich weg und drückte es stattdessen in sein Gesicht, um gedämpft aufzuschreien.
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