🌙5. Kapitel🌙


In dieser Nacht träumte Nash erneut von dem unbekannten Jungen im blauen Gewandt. Fasziniert und weggerissen musterte er das prachtvolle Schloss, das sich vor ihm auf zwei großen Hügeln erstreckte. Die Sonne kam hinter den spitzen Türmen hervor und bemalte die Landschaft in ihren warmen Gelb/-und Orangetönen. Der Wind pfiff an Nash vorbei, die Fahnen und Wimpel am Schloss wehten fröhlich im Einklang. Er stand am Fuße der Hügel. Hinter ihm befanden sich Fläche Ländereien und kleine Wälder, die ihn wie eine Mauer mit dem Schloss einsperrten.

"Vorhin dachte ich-", Nash drehte sich mit einem schockierten Keuchen um, als er die bekannte Stimme hörte. Wenige Schritte von ihm entfernt, stand der Fremde mit einem sanften Lächeln auf seinen dünnen Lippen.
"- es wäre ein einfacher Traum. Eine kleine Einbildung oder auch nur ein Wunsch aufgrund der Einsamkeit. Süße Pflaster übrigens", redete der Braunhaarige weiter und schritt dann auf Nash zu, der sein Tun nur verwirrt beobachtete. "Ich weiß immer noch nicht deinen Namen", meinte Nash dann leise.

"Mein Name ist Arteus. Arteus Arvalus von Elysia", stellte der Größere sich dann vor und blieb vor Nash. Seine Augen glühten noch genauso wie bei ihrem letzten Treffen. Ebenso wie der Edelstein, der an einer Kette um seine Stirn hing. "Was ist Elysia?", fragte Nash vorsichtig und freute sich, dass der Junge endlich auf seine Fragen reagierte. Daraufhin glitt Arteus' Blick an Nash's Augen vorbei, ein verträumtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Nash drehte sich kurz um, dann wieder zu Arteus und zeigte mit seinem Daumen auf die Burg. "Das ist Elysia?"

Arteus nickte. "So sah sie früher zumindest aus. Wir sind in meinen Erinnerungen."
"In deinen Erinnerungen... aber wir beide träumen trotzdem? Zumindest ich sollte momentan Zuhause in meinem Bett liegen und schlafen."
"Du hast recht", stimmte Arteus ihm zu. "Aber es ist weitaus mehr als ein Traum und das hast du schneller gemerkt als ich. Deine präzisen und gefassten Fragen, du wusstest sofort, dass es zwar nicht die Realität war, aber auch keine reine Einbildung", der Junge schlug Nash anerkennend auf die Schulter. "Ist das der Grund gewesen, wieso du so merkwürdig warst?", Nash sah Arteus hinterher, als dieser an ihm vorbei lief und anfing, den Hügel zu besteigen.

"Hey, warte!", rief er dem Größeren zu und eilte dann hinter ihm her. "Kannst du mir jetzt verraten, wo ich herkomme? Komme ich auch aus Elysia? Wie bin ich nach Avilonien gekommen?"
Arteus lachte daraufhin leise, es klang rau, aber dennoch hoch, weshalb Nash kurz stockte und beinahe vergaß zu atmen. "Ich weiß nicht, wo du genau herkommst, aber wir stammen beide aus der selben Welt, dem Orient. Elysia ist nur der königliche Palast im Herzen des Orients. Dort leben die... naja... wichtigen Leute", erneut lachte Arteus leise, mit dem Blick stets auf das Schloss gerichtet. "Große Astronomen, Alchemisten, Medica, wir Hüter und natürlich die Königsfamilie."

"Orient? So heißt also der gesamte Ort hier? Hier komme ich her?", Nash konnte Arteus' Worte kaum fassen. "Ja, ja und ja", Arteus grinste amüsiert bei Nash's Faszination für seine Heimat. "Du musst mir unbedingt alles erzählen! Wie bin ich nach Avilonien gekommen? Wer sind meine Eltern, kennst du sie?", Nash grinste bis über beide Ohren und stellte sich vor Arteus, war somit auf Augenhöhe mit diesem. "Das ist eine lange Geschichte und nein, ich kenne sie nicht, tut mir leid", Arteus blickte nach unten auf seine Stiefel. Er presste die Lippen zusammen und schaute dann wieder nach oben in Nash's braune Augen. "Wir haben doch genug Zeit! Die ganze Nacht, so gesehen."

"Ich fürchte nicht", Arteus lachte etwas unterdrückt und Nash kniff seine Augen verdächtig zusammen, da er nicht sagen konnte, ob es ein ehrliches oder bitteres Lachen war. "Komm mit, ich zeige dir das Schloss", Arteus griff nach Nash's Hand, dessen Finger sich wie von selbst mit denen des unbekannten Junges verflochtenen. Arteus lief dann voran, mit dem verwirrten Nash dicht hinter ihm und dem Blick fest auf die Burg gerichtet.

Nash's Herz klopfte vor Aufregung und vielleicht etwas vor Freude, als er nachdenklich den Jungen von hinten musterte und beobachtete, wie das Schloss immer mehr in seinen Augenwinkeln sichtbar wurde. "Ich verstehe nicht, Arteus... Wenn wir nicht so viel Zeit haben, wieso willst du mir dann deine Heimat zeigen?", fragte Nash, der der Szenerie und ihrer Unterhaltung nicht ganz folgen konnte. "Du bist wohl einer, der gleich in den See springt und nicht erst noch lange drumherum rennt, oder?", hörte Arteus' ihm amüsiert antworten. "Ich... denke schon", murmelte Nash zögerlich und griff fester um Arteus' gebräunte Hand.

"Ich möchte dir Elysia zeigen und muss mir sternenklar sicher sein."
"Worin sicher sein?"
"Dass das hier wirklich nicht nur ein Traum ist."
"Aber du hast doch eben-"
"Ich weiß, aber ich muss sicher sein, dass wir beide nicht einfach nur träumen. Du kannst dich noch an alles von unserem ersten Treffen erinnern, oder?"
"Jedes Detail sogar, ist das nicht schon Beweis genug?"

Sie kamen oben auf dem Hügel an und standen direkt vor der riesigen, runtergelassenen Zugbrücke des Schlosses, das sie praktisch schon dazu einlud, das Innere zu betreten. "Die Sache ist nur...", Arteus drehte sich mitten auf der Brücke zu Nash um, ihre Hände immer noch zusammen. "Ich verstehe es nicht", er seufzte frustriert und schloss kurz seine schönen Augen. "Wieso konnte ich nach all der Zeit eine Verbindung zu Dir aufbauen? Sogar zu den Anderen blieb mir eine Verbindung jeglicher Art erspart und ich hatte es fast schon aufgegeben und dann plötzlich das!"

"Wen meinst du mit 'den Anderen'?", fragte Nash und stolperte fast, als Arteus ihn dann weiter zog. "Meine Freunde, meine Familie... abgesehen vom Meer sind sie alles, was ich habe. Sie sind Hüter ebenso wie ich", erzählte Arteus sehnsüchtig und traurig, als sie das prunkvolle Schloss betraten und in so großen Gängen standen, die Nash sich nur hätte erträumen können. "Woah, das sieht alles so... anders aus als bei uns in Avilonien", staunte er leise und ließ sich wortlos mitziehen. "Aber du meintest, du wärst ein Hüter. Was ist das? Ist das ein Beruf?"

"So ähnlich", kicherte Arteus leise. "Es gibt vier von uns Hütern. Wir halten den Orient im Gleichgewicht. Ich bin der Hüter der Meere, ein Kind des Wassers. Dann gibt es noch Bella Boreamis, die Hüterin der Lüfte, Terrer Tarquinter, der Hüter der Erde und Seth Sephira, die Hüterin des Feuers.", erklärte der Größere ihm lächelnd und sah kurz zu Nash zurück, der das Lächeln sofort erwiderte. "Also bist du sowas wie ein Magier? Mein Vater ist einer, sogar der Mächtigste in Avilonien."

"Magier?", fragte Arteus lachend nach. "Wir glauben an keine Magie. Wir glauben an die Natur und die Wissenschaft, keinen Hokuspokus."
"Magie ist kein Hokuspokus!", Nash zog wütend seine Hand weg und blieb mitten im Korridor stehen. "Mein Vater ist einer der mächtigsten Leute in meiner Welt! Er konnte ganz allein mit seiner Kraft alle Shadows in die Unterwelt verbannen!", sprach er mit zugezogenen Augenbrauen zu dem Hüter, der sich inzwischen wieder zu ihm gewandt hatte.

"Dein Vater hat Zugriff auf die Unterwelt?"
"Ja! Und nicht nur das, er konnte- hey!", Nash stockte und stolperte hinter Arteus her, der wieder seine Hand ergriffen hatte und ihn weiter zog. "Wir müssen uns beeilen... ähhm... wie heißt du überhaupt?"



Frohes neues Jahr! ^^ und einen großen Dank für 530 reads bereits! \(^-^)/

Vielen Dank fürs lesen und ich hoffe, es hat euch gefallen!
Vik xx

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