🌙17. Kapitel🌙
"Bella? Bella, wir müssen hier weg. Sofort."
"Wir sind die Letzten, die es noch aufhalten können."
"Wir müssen uns verstecken!"
Die Wörter kreisten um Nash herum, hallten nach und verblassten dann langsam wieder. Es war alles schwarz um ihn herum, weshalb er sich mehrmals panisch im Kreis drehte, ehe die Szenerie sich langsam vor ihm aufbaute.
Arteus stand dort, einen alten, zu großen Mantel um seinen Körper herum und dessen Kapuze weit nach vorne gezogen. Er musste wohl frieren, da seine Arme sich fest um seinen Körper schlangen. "Verstecken?", ertönte eine weibliche Stimme. Sie war warm und freundlich, Nash fand sie jetzt schon sympathisch. "Wir verstecken uns nun seit wie lang? Fünfzehn Jahre mindestens und das Einzige, was es uns gebracht hat, ist, dass Kaia nun immer mehr in die zweite Außenwelt durchdringt. Wir müssen handeln", eine Frau trat auf, ungefähr seiner Größe. Sie besaß Creme-farbene Haare und unter ihren alten, abgenutzten und viel zu goßen Klamotten, blitzte eine edle, schneeweiß-goldene Kleidung hervor.
"Ich weiß", seufzte Arteus, während Nash vorsichtig und mit langsamen Schritten auf die Beiden zuschritt. "Aber wir haben so lange gebraucht, um uns gegenseitig zu finden. Wir müssen uns Verstecken und einen Plan kreieren."
"Wir werden das kaum zu zweit schaffen", Bella schüttelte traurig ihren Kopf. "Wenn sie auch noch uns kriegen, ist es vorbei", fügte sie leise hinzu, während die Umgebung um sie herum sich in eine kleine Seitenstraße kurz nach dem Regen verwandelte. "Ich habe Hilfe gefunden", meinte Arteus zuversichtlich und legte seine Hände auf ihre bedeckten Schultern. "Von der zweiten Außenwelt. Zusammen können wir Kaia und die Königsfamilie besiegen."
"Von der Außenwelt? Arteus, wie sollen die Außenwelter bitte zum Orient gelangen? Elator hatte die Macht dazu, ebenso wie wir, wenn wir denn vollzählig sind. Zu zweit schaffen wir es kaum selbst", meinte sie verzweifelt und schüttelte niedergeschlagen ihren Kopf. "Ich weiß", murmelte Arteus. "Wir müssen jetzt aber trotzdem hier weg. In den Städten ist es nicht sicher genug für uns. Vorhin waren mir bereits ein paar von den königlichen Garden auf den Spuren."
"Du hast recht", stimmte Bella ihm zu. "Wir sollten verschwinden, bevor-", laute, gleichmäßige Schritte ertönten und dann eine laute Stimme, die die Luft zum erzittern brachte. Alle, somit auch Nash, zuckten erschrocken zusammen und sahen die Straße entlang, in der vier Personen in dickster Rüstung erschienen und auf die beiden Hüter zeigten. "Schnappt sie!", befahl dann einer von ihnen. Beide rannten wie auf Kommando los, ebenso wie es Nash aus Reflex tat und versuchte mit den beiden Hütern Schritt zu halten.
"Wir müssen uns aufteilen!", rief Arteus zu Bella. "Als Hüterin der Lüfte kannst du dich leicht verstecken, ich muss zurück!", hörte Nash den Blauäugigen sagen, während er hinter sich die Wachen bemerkte. "Du wirst es niemals rechtzeitig zu den Klippen schaffen!", antwortete Bella, während sie den Bewohnern auswichen. "Was anderes bleibt mir wohl nicht übrig."
Während Nash noch mitten im Sprint war, veränderte sich die Umgebung wieder und seine Füße berührten feuchtes Gras. Der Himmel etwas bewölkt und der Wind zog kalt an ihm vorbei. Er stand auf einer freien Landschaft, vor ihm erstreckten sich die Klippen und das endlosscheinende Meer.
Doch natürlich war er nicht allein. Arteus stand dort direkt an den Klippen in seiner üblichen Kleidung, von dem abgenutzten Mantel war keine Spur. In seiner rechten Hand hielt er eine Art Lanze oder Sperr, der sehr verziert und edel aussah. Sein Umhang wehte dramatisch im Wind und passte perfekt zu seiner stolzen Haltung und dem selbstbewussten Blick. Auf der anderen Seite erkannte er die vier Wachen von eben, doch dazu stand in der Mitte und etwas weiter vorne eine Frau in schwarzer Kleidung und ebenso schwarzen Haaren. In den Händen hielt sie ein Schwert und ihre Augen strahlten vor einem unnatürlichen Lila.
Und direkt zwischen den zwei Seiten stand Nash.
"Gib auf!", rief die Frau scharf und mit einem gefährlichen Grinsen. "Du hast keine andere Wahl", meinte sie gegen den Wind. Nash schluckte schwer, erkannte den ernst der Lage und lief rückwärts zu Arteus. "Verschwindet!", rief der Blauhaarige der unbekannten Frau und ihren Wachen zu, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass er für sie garnicht existierte. Die Gegner kamen langsam auf sie zu, weshalb Nash immer nervöser wurde, böse Bilder kamen in seinem Kopf zustande, von Arteus, der leblos am Strand lag.
"Gib schon auf, Arteus!", rief die Frau erneut. "Alleine bist du ein Schwächling", verhöhnte sich ihn, während Arteus langsam näher an den Rand trat. "Du solltest besser als alle Anderen wissen, dass du mich gerade komplett unterschätzt, Kaia", antwortete Arteus, Nash zuckte bei seiner ernsten Tonlage zusammen. Vorsichtig stellte er sich neben Arteus und musterte ihn von der Seite. Er sah gesund und munter aus, nicht zu vergleichen wie der Anblick von ihm am Strand, den Nash schwer schluckend aus seinem Kopf verbannte. Das war also Kaia. Nash versuchte ihren Anblick so gut es ging zu bewahren.
Die Göttin lachte verächtlich daraufhin. "Du warst mal sehr stark, das gebe ich zu. Doch du weiß genauso gut wie ich, dass du kaum gegen meine Wachen ankommen kannst. Mein Brüderchen weilt nicht mehr unter uns, das ist der eine Punkt", sprach sie süffisant. "Aber glaubst du nicht, dass mir der Riss in deinem süßen, kleinen Edelstein aufgefallen ist, werter Freund? Was auch immer in den letzten Sechzehn Jahren passiert ist, du hast einen Teil von Dir aufgegeben, einen großen sogar."
Nash schluckte schwer, weil er genau wusste, was den Riss verursacht hatte und ging einen Schritt zurück, stand somit auf gleicher Ebene wie Arteus und stolperte gegen einen Stein, weshalb er nach hinten strauchelte.
Doch eine Hand an seinem Rücken hielt ihn auf, direkt von der Klippe zu fallen. "Was ist hier- ich verstehe nicht", murmelte Nash verwirrt zu Arteus, der seinen Blick erwiderte, weshalb Nash erschauderte. Aus Reflex griff er nach seiner Hand, die bis eben noch an seinem Rücken war. "Willkommen im Orient, Nash", erklärte Arteus leise, während beide noch einen kleinen Schritt zurückgingen, da Kaia mit ihren Wachen immer näher kam. "A-Aber d-du l-la-lagst b-bei und am St-Strand. T-Tot. W-Wie kann i-ich-", stotterte Nash ängstlich weiter, als Arteus fest seine Hand umschloss. "Das kann ich mir bereits denken", antwortete Arteus, während er Kaia genau beobachtete. "Hör mir jetzt bitte genau zu", er wendete sich von Kaia ab, drehte sich zu Nash um und umfasste seine Wangen, wodurch die Lanze zu Boden fiel.
"Ich werde von der Klippe ins Meer springen müssen, da ich keine andere Wahl habe, als zu versuchen, in deine Welt zu gelangen, auf die selbe Weise, wie ich dich damals dorthin gebracht habe. Der Orient nähert sich langsam den Grenzen deiner Welt, doch meine Kraft ist trotz meiner Kette nicht stark genug, weil ein Teil von mir fehlt. Der Teil, der nun in Dir ist. Wenn ich wirklich- wenn ich wirklich durch das Weltenwandern sterbe, musst du meine Leiche unbedingt mit Dir zusammen und der Kette ins Meer. Solange die Kette noch leuchtet, besteht die Chance, dass meine Macht und die Kraft des Meeres mich heilen können, okay?", sprach er so schnell, dass er manche Wörter überflog, während sie beide noch einen letzten Schritt gingen und Nash somit sein Gleichgewicht halten musste, um nicht runterzufallen.
"Ich-Ich- j-ja", antwortete Nash hastig, Tränen sammelten sich erneut in seinen Augen und seine Hände legten sich über Arteus' seine. "Nicht weinen, nicht weinen, pssht", versuchte Arteus ihn leise zu beruhigen und strich seine Tränen aus dem Gesicht. "Es wird alles gut, das verspreche ich dir. Du musst mich nur fallen lassen, du solltest dann von selbst wieder aufwachen", hauchte er und löste sich wieder von Nash. Der Blauhaarige schüttelte jedoch eilig seinen Kopf und schluchzte leise auf, versuchte es jedoch zu unterdrücken. "Beginnst du schon mit Selbstgesprächen an, lieber Arteus?", hörte Nash von der Göttin höhnisch fragen.
"Zugegeben", Arteus ignorierte die Dunkelhaarige und lächelte Nash kurz an. "Ich habe etwas Angst. Todesangst, könnte man meinen", gestand er und lachte kurz auf, doch Nash erkannte, wie sehr seine Hände zitterten. "Aber ich vertraue dir und ich bin... ich bin froh, dass du bei mir bist", fügte er noch hinzu, seine Hände verließen Nash's Wangen. "I-Ich-", Nash unterbrach sich, weil er keine Ahnung hatte, was er sagen sollte. "Wir sehen uns auf der anderen Seite", sprach Arteus und gab dem Kleineren einen letzten Kuss auf die Stirn, ehe er zu Kaia blickte, tief durchatmete und sich mit ausgesteckten Armen langsam nach hinten fallen ließ.
Nash jedoch kniff seine Augen zusammen, bevor er Arteus schnell am Kragen seines Gewandes festhielt und den Größeren immer noch weinend küsste. Überrumpelt legte Arteus seine Hände sanft an Nash's Hals, als der Blauhaarige sich auch schon unachtsam mit seinem Gewicht nach vorne lehnte und sich somit zusammen mit Arteus die Klippe runterstürzte. Das Letzte, was Nash hörte, war Kaia's Schrei und die Wellen, die tosend an die Klippen schlugen.
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