Kapitel 6
"Warte was?"
Ich kann nicht tanzen, wie kommst du jetzt auf tanzen? TANZEN!?
Du lachst laut los, hast deine Hand auf deiner Stirn und kannst dich garnicht mehr halten.
"Ich wusste, dass dich das verwirren wird! Komm mit, wir gehen zu mir nach Hause und haben einfach noch etwas Spaß, machen uns keinen Stress und genießen die Zeit die wir noch haben. Also, die Zeit die ich nicht hab, du bist ja fast noch ein Kind, glaube ich-"
"J-ja.. klar .. natürlich, mhm.. aber.. wenn wir gemeinsam tanzen, müsste ich dich dann nicht.. anfassen..?"
"Für's Tanzen ist das vollkommen in Ordnung, keine Sorge."
Endlich wieder dein schönes Lächeln, dein selbstbewusstes, stolzes Lächeln, es steckt mich an, bringt mich zum lachen und gemeinsam gehen wir zu dir nach Hause.
Und tatsächlich haben wir getanzt! Es war mir etwas unangenehm, deine Zehen sind sicherlich blau wegen mir. Am schlimmsten war eigentlich herauszufinden wie verdammt weich deine Haare sind als ich sie aus Versehen berührt habe. Oder dass du mich hochgehoben hast und meintest ich seie für meine Größe viel zu leicht. Du hast dir Sorgen um mich gemacht, mich angemeckert!
"Wann sagst du mir deinen Namen?"
"W-was? Wieso.. sollte ich? Ich bin nur- ein Stalker.."
"Ich muss dir da Unrecht geben, ich sehe uns als Freunde, gute Freunde."
"Was?" "Freunde? Wir sind.. Freunde? Ich- Woah.."
Du lachst und siehst mich an als wärst du mein besorgter Vater der irgendwie doch stolz auf mich ist..
"Was ist, warum schaust du so?"
"Du bist rot geworden, kleiner.."
-
Stille, stundenlange Stille. Ich war gegangen, geschockt von mir selbst, jetzt sitze ich alleine Zuhause und starre die Wand an.
Rot geworden bin ich! Wegen dir!
Das kann nicht sein, das darf nicht sein! Das ist- nicht gut! Einfach nicht gut!
Dein besorgter Unterton hängt in meinem Kopf, wie unangenehm dir es war, wie traurig du aussahst..
Ich höre dich wieder meinen Namen rufen, deine Stimme traurig, vielleicht sogar verängstigt. Wolltest du, dass ich bleibe?
Es schallt mir durch den Kopf, deine Stimme war das was mich so zu dir gezogen hat. Und jetzt..?
-
Tage sind vergangen, sie fühlen sich an wie Jahre. Ich habe nichts gegessen und kaum getrunken oder geschlafen, mein Gesicht fühlt sich an als würde die Haut abfallen wollen, meine Augen wollen sich kaum noch zum Blinzeln schließen.
Beim Duschen fallen mir die Augen zu und wenn ich sie öffne liege ich auf dem Boden.
Meist blutend..
Ich weiß nicht was du machst, ich will es aber auch garnicht wissen. Ich kann nicht mehr zu dir, muss dich vergessen und nie wieder sehen, hören oder fühlen, nie wieder an dich denken, nichts.
Vor drei Tagen ist unbeschreibliche Wut in mir ausgebrochen, ich hasse dich so sehr! Ich habe bei einem Mord geholfen! Ich habe Kindern ihren Vater genommen! Ich habe ihn gegessen, vor ihren Augen! Einen Hund habe ich getötet! Ich fühle mich so ekelhaft, so unmenschlich und abstoßend. Manchmal kommt es mir so vor als wäre ich von meinem Körper getrennt.
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Nachdem ich dir von deiner Röte erzählt hatte warst du aufgestanden und gegangen, ich habe nach dir gerufen, geschrien habe ich, ich wollte nie das du gehst. Und doch ist es zwei Monate her. Was machst du gerade? Bist du jetzt glücklich? Oder lebst du überhaupt noch? Ich weiß genau wie verrückt du nach mir warst! Ich hätte niemals jemandem davon erzählt, es wäre unser Geheimnis gewesen. Ich dachte du vertraust mir inzwischen vielleicht.. doch wahrscheinlich war ich nur zu deiner Unterhaltung da, kochen kannst du bestimmt, hast mich sicherlich.. nur angelogen.. und wenn ich jetzt wieder daran dachte, musste ich weinen. Weinen, das habe ich seit Jahren nicht mehr gemacht. Aber.. du hast mich hier zurückgelassen, ohne ein Wort, du meldest dich nicht. Du bist nicht bei mir, dabei war ich für dich immer interessant gewesen..
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Aus reinem Frust war ich aus dem Haus gegangen, mir irgendjemandem rausgesucht und ihn getötet. Ohne Stil, ohne bestimmtes Motiv. Ich wollte nur irgendjemandem ein Messer in den Körper rammen, irgendwie dir, irgendwie aber auch mir..
Nach fünf Morden, ein wahrer Rekord für mich, wollte ich mich auf dem Weg nach Hause machen, sah aber etwas was deinen roten locken nahe kam, mir kamen sofort Tränen. Vorsichtig verfolgte ich den Mann, dachte es wärst du.
Irgendwann drehte er sich um und sah mich an.
"Verfolgen sie mich!?"
Shit
Sechs Morde also.
Sieben
Acht
Zehn
Zwanzig
Ich konnte nicht aufhören, irgendwo musste dieser Frust hin!
Ich verließ für die nächsten dreizehn sogar die Stadt!
Fünfzig.
Fünfzig Morde für dich.
Da kam mir eine Idee, ich nutzte mein Talent und setzte mich, als ich endlich Zuhause war, an den Schreibtisch und schrieb an einem Text. Kein Lied, eher ein Gedicht, vielleicht auch eine Ballade, es war egal.
Fünfzig Morde für dich
Fünfzig Menschen tötete ich
Fünfzig unschuldige, tot
Du gingst weg und ich sah rot
Fünfzig Morde für dich
Fünfzig Männer tötete ich
Fünfzig Morde, nur für dich.
Schrieb es auf, suchte einen Briefumschlag und begab mich auf den Weg.
Lied zu deinem Haus, warf den Brief in den Briefkasten und ging wieder. Ich sah nicht durch die Fenster wie ich es wollte, blieb nicht stehen um zu klopfen und dachte nicht darüber nach an wen du gerade dachtest.
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Am nächsten Morgen waren sie alle in der Zeitung, Bild für Bild, meine Kunstwerke waren für jeden zu sehen und keiner wusste wer es war. Sie sind alle gewidmet an dich, nur an dich. Ich weiß nichtmal warum es mich so sehr interessiert wie es dir geht. Ich führe mich auf wie dein Vater!
Isst du genug?
Trinkst du genug?
Schläfst du?
Duschst du?
Verletzt du dich..?
Vermisst du mich?
Denkst du an mich?
Würdest du für mich immernoch dein Radio einschalten?
Gießt du deine Blumen?
Es ist so viel Sorge in meinem Kopf, mein eigenes Leid findet keinen Platz mehr! Meine Atmung wird schneller, kürzer, unnötiger. Mein Herz schlägt schneller, so viel schneller.
Ich kann dich nicht lieben, selbst wenn es legal wäre! Ich hatte noch nie Gefühle für jemanden, noch niemals in den über dreißig Jahren die ich jetzt schon lebe.
Ich spürte meinen Herzschlag inzwischen in meinem ganzen Körper, meine Sicht verschwimmt und-...
…
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