zwischen den letzten sonnenstrahlen

Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont zu, der Himmel in sanftes Orange und Rosa getaucht. Die Stille war drückend, aber nicht unangenehm, als Hyunjin und Chan nebeneinander auf der Bank saßen. Beide waren in ihren Gedanken versunken, aber die Luft zwischen ihnen schien schwer von unausgesprochenen Worten.

Hyunjin war der Erste, der den Raum füllte, seine Stimme ruhig, aber direkt: „Du musst nicht sofort antworten, aber du solltest wissen, dass ich es ernst meinte, was ich gesagt habe, Chan." Er ließ die Worte im Raum hängen und beobachtete, wie sie in Chans Kopf nachhallten.

Chan atmete tief ein und sah für einen Moment auf den Boden. Dann, fast vorsichtig, blickte er zu Hyunjin, der immer noch mit einer gewissen Ruhe auf ihn wartete. „Ich weiß, dass du es ernst meinst, Hyunjin", begann Chan, „und ich schätze deinen Mut, das zu sagen. Aber..."

Er machte eine kurze Pause, als ob er sich über seine nächsten Worte bewusst war. „Es tut mir leid, aber ich... ich habe das Gefühl, dass ich für dich nicht so empfinde. Und ich möchte ehrlich zu dir sein, bevor irgendetwas komplizierter wird. Ich habe mich für Y/N entschieden."

Hyunjin starrte für einen Moment auf den Boden, als er die Worte auf sich wirken ließ. Ein leichter, fast melancholischer Ausdruck trat in sein Gesicht. „Ich verstehe." Seine Antwort war ruhig, ohne Ärger oder Frustration. Es war, als würde er sich die Worte des Gesprächs langsam einverleiben, ohne sie sofort zu verurteilen. „Ich wollte nicht derjenige sein, der dir das Gefühl gibt, dass du dich entscheiden musst. Aber es ist gut, dass du es weißt, und es ist gut, dass du ehrlich zu dir selbst bist."

Chan nickte, der Ausdruck in seinem Gesicht war nun von einer Mischung aus Erleichterung und Bedauern geprägt. „Es tut mir leid, wenn das... wenn das irgendwie schwierig für dich ist. Ich will nicht, dass du dich schlecht fühlst, Hyunjin.

Hyunjin ließ ein kurzes Lächeln auf seinen Lippen erscheinen, obwohl seine Augen einen Moment lang nachdenklich blieben. „Es ist in Ordnung", sagte er schließlich, „ich habe meine Antwort bekommen. Und das ist, was zählt. Es ist wichtig, dass du das tust, was du für richtig hältst."

Ein kurzes, fast flüchtiges Schweigen fiel zwischen sie. Hyunjin lehnte sich zurück und starrte einen Moment lang in den Himmel. „Ich hoffe, es wird gut für euch, Chan. Wirklich. Y/N ist... sie ist besonders. Ich hoffe, du machst das Beste aus der Chance."

Chan sah ihn einen Moment lang an und spürte, wie sich etwas in ihm zusammenzog. Es war keine einfache Entscheidung gewesen, und er wusste, dass Hyunjin viel Mut gezeigt hatte, ihm seine Gefühle zu gestehen. „Danke, Hyunjin", sagte er schließlich leise, „wirklich. Es bedeutet mir viel, dass du so reagierst. Ich hoffe, du findest irgendwann auch jemanden, der für dich da ist, wie du es verdienst."

Hyunjin grinste nun etwas breiter, seine Augen schimmerten mit einer Mischung aus Traurigkeit und Zuversicht. „Vielleicht, aber das ist nicht heute, nicht jetzt. Heute ist noch nicht der Tag." Er stand auf und dehnte sich langsam, als ob er das Gespräch hinter sich lassen wollte.

„Ich muss los. Denk nicht zu viel nach, okay? Du hast deinen Weg, und ich hab meinen. Das ist in Ordnung."

Mit einem letzten, fast schelmischen Blick verschwand er in die Dämmerung, und Chan blieb auf der Bank zurück, in Gedanken versunken. Die Sonne war fast hinter dem Horizont verschwunden, und der Sommerabend hatte eine kühle, fast nachdenkliche Stimmung angenommen. Aber irgendwo in ihm wusste Chan, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

.

Der letzte Schultag war endlich da, und das Sommerfest stand in den Startlöchern. Die Aufregung in der Luft war greifbar, doch Chan konnte sich nicht ganz darauf einlassen. In den letzten Wochen war der Kontakt zu Y/N fast gänzlich eingeschlafen, da sie in verschiedene Gruppen für die Festvorbereitungen eingeteilt worden waren. Zu seinem Glück war er mit Hyunjin im gleichen Stand eingetragen, beim Hotteok-Stand.

Es war ein merkwürdiges Gefühl, mit Hyunjin zusammenzuarbeiten. Die Spannungen, die noch vor einigen Tagen zwischen ihnen bestanden hatten, waren nicht verschwunden, aber sie fühlten sich anders an. Hyunjin war ruhig, fast nachdenklich, während er den Teig für die Hotteoks bearbeitete. Seine Bewegungen waren ruhig, beinahe meditativ.

„Brauchst du Hilfe?" fragte Chan nach einer Weile, während er das Gemüse für die Füllung schnitt. Er bemerkte, dass Hyunjin ihn noch immer nicht direkt ansah.

„Es geht schon", murmelte Hyunjin. „Ich hab das schon ein paar Mal gemacht."

Die Worte waren ruhig, doch Chan spürte, dass sie mehr waren als nur eine Antwort auf seine Frage. Es war, als würde Hyunjin in diesem Moment versuchen, sich selbst zu finden, abseits von allem, was passiert war.

„Ich dachte, wir könnten uns ein bisschen mehr um die Hotteoks kümmern", schlug Chan vor, einen lockeren Vorschlag, der keine tiefere Bedeutung hatte. Doch Hyunjin schien es zu schätzen.

„Ja, vielleicht. Aber weißt du, es tut gut, sich einfach mal auf etwas anderes zu konzentrieren", sagte Hyunjin leise, fast als würde er sich selbst daran erinnern, dass es nicht immer nur um das große Ganze ging.

Es war still zwischen den beiden, aber keine unangenehme Stille. Es war mehr eine Art verstehende Ruhe, als ob sie beide wussten, dass nicht jedes Gespräch sofort Lösungen brachte, aber dass es wichtig war, einfach hier zu sein.

Die Sonne senkte sich langsam dem Horizont entgegen, und das Fest nahm langsam Fahrt auf. Chan beobachtete, wie Hyunjin die Hotteoks wendete, dann einen tiefen Atemzug nahm und seine Gedanken scheinbar ordnete. Als er dann zu Chan sah, war es ein Blick, der weniger nach den Scherben der letzten Tage suchte, sondern nach einer Möglichkeit, einfach weiterzumachen.

„Weißt du...", begann Hyunjin, bevor er innehielt. „Es ist seltsam. Früher war es leichter, einfach nur zu genießen. Keine Sorgen, keine Fragen."

„Ja", antwortete Chan, während er die Füllung verteilte. „Aber manchmal kommt der Moment, wo man sich fragt, wie es weitergeht. Und das ist nicht immer einfach."

„Nein, das ist es nicht", sagte Hyunjin mit einem Hauch von Nachdenklichkeit in der Stimme. „Aber irgendwie... muss man trotzdem weitermachen, oder?"

Chan nickte. „Ja, genau. Einfach weitermachen."

Es war kein großes, emotionales Gespräch. Es war vielmehr ein stilles Einvernehmen, dass sie beide nicht alles sofort lösen konnten. Aber sie waren hier, an diesem Stand, in diesem Moment, und das fühlte sich zumindest ein bisschen wie eine Erleichterung an.

Als sie gemeinsam die letzten Hotteoks zubereiteten, fielen Chan ein paar Gedanken ein, die er schon länger mit sich herumtrug, aber nie wirklich ausgesprochen hatte.

„Weißt du, ich wollte...", begann Chan, aber er zögerte. „Ich muss mit Y/N reden. Es gibt Dinge, die..."

Hyunjin hörte ihm zu, ohne ihn zu unterbrechen, doch er wusste, worauf Chan hinauswollte. „Manchmal ist es schwer, die richtigen Worte zu finden", sagte er, fast wie eine leise Ermutigung.

„Ja, genau das", murmelte Chan, der den Blick auf den Horizont richtete, wo die Sonne den Himmel in warme Farben tauchte. „Ich weiß nicht, wie ich es ansprechen soll, aber ich kann nicht mehr warten."

„Du wirst es hinkriegen", sagte Hyunjin schließlich, diesmal mit einem ruhigen Lächeln. Es war nicht das Lächeln eines Freundes, aber es war ein Zeichen der Akzeptanz. „Manchmal muss man einfach einen Schritt machen, auch wenn man nicht sicher ist, was danach kommt."

„Vielleicht...", begann Chan, doch er hielt inne, als der Klang von Musik und Stimmen näherkam. Der Moment war da, in dem er wusste, dass er nicht länger warten konnte. Er musste es tun.

Der Duft von Hotteoks füllte die Luft, und das Fest war in vollem Gange. Doch für Chan gab es nur noch einen Gedanken: Y/N. Er hatte sie durch die Menge hindurch gesehen, mit ihrem Lächeln, das ihn jedes Mal wie ein sanfter Sturm erwischte. Sie war zusammen mit ihren Freunden, doch Chan wusste, dass es jetzt an der Zeit war, Klarheit zu schaffen.

„Ich werde mit ihr reden", sagte Chan plötzlich, als die Sonne fast vollständig untergegangen war. Das Feuerwerk stand kurz bevor. „Nach meiner Schicht. Ich will wissen, wo wir stehen."

Hyunjin nickte leise, und für einen Moment war es, als ob die Welt um sie herum stillstand. „Mach es", sagte er einfach, „bevor das Feuerwerk losgeht."

Chan atmete tief ein und nickte. Heute würde er seine Antwort finden. Und heute würde er endlich den Mut aufbringen, Y/N zu sagen, was er fühlte. Ohne Rücksicht auf die Unsicherheiten. Nur der Moment und die Gelegenheit. Vielleicht würde es ein Neuanfang sein. Vielleicht auch nicht. Aber er war bereit.

𝒏𝒂𝒏𝒂 ❤︎

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