Frühlingserwachen und Sommerwind
Y/N und Chan waren schon seit langem in derselben Klasse, doch hatten sie sich nie wirklich angefreundet, geschweige denn bemerkt. Chan war der stille Junge, der sich im Hintergrund hielt und versuchte, die Schultage einfach zu überstehen. Er war kein Außenseiter, aber auch nicht der Mittelpunkt des Geschehens - eher ein Beobachter, der in der Masse verschwand.
Y/N hingegen war ein Rätsel für Chan. Sie war freundlich zu allen, aber sie schien immer in Gedanken versunken, als ob sie in einer Welt lebte, die nur sie verstehen konnte. Chan hatte sie oft beobachtet, wie sie in der Bibliothek saß und in Büchern versank, ihre Finger spielerisch durch die Seiten streifend, als ob sie nach einer verborgenen Wahrheit suchte.
Eines Tages, während eines besonders langweiligen Nachmittags, änderte ein kleiner Vorfall alles. Chan hatte sich gerade in die hinterste Ecke der Bibliothek zurückgezogen, als er bemerkte, dass Y/N ebenfalls dort war. Sie balancierte ein Stapel Bücher, als sie plötzlich ins Stolpern geriet. Instinktiv sprang Chan auf und fing sie auf, bevor sie zu Boden stürzen konnte. Die Bücher fielen in alle Richtungen, doch das Wichtigste war, dass Y/N unversehrt blieb.
„Danke, Chan," sagte sie, als sie ihre Balance wiederfand. Ihre Augen, die er bisher nur aus der Ferne gesehen hatte, blickten ihn direkt an. Sie waren warm und tief, wie ein stiller See, der Geheimnisse verbarg.
„Kein Problem," murmelte Chan, überrascht von der Intensität ihres Blicks.
In diesem Moment schien die Welt um sie herum zu verschwinden. Es war, als ob die Zeit stillstand und nur sie beide existierten. Sie begannen, die verstreuten Bücher aufzusammeln, und Chan bemerkte, dass viele davon Literaturklassiker waren - Werke, die auch er liebte.
„Du liest Hemingway?" fragte er, als er ein Exemplar von „Der alte Mann und das Meer" aufhob.
„Ja, er ist einer meiner Lieblingsautoren. Und du?" erwiderte Y/N neugierig.
„Auch meiner," antwortete Chan, und zum ersten Mal fühlte er sich verstanden. Es war ein kleiner Moment, aber er hatte das Potenzial, ihre Beziehung grundlegend zu verändern.
Von diesem Tag an begannen sie, sich häufiger in der Bibliothek zu treffen. Was als zufällige Begegnung begann, entwickelte sich zu sehr vertrauten Momenten des stillen Austauschs. Sie wagten es nicht, miteinander zu sprechen, da außer ihrer geteilten Liebe zur Literatur keine weiteren Verbindungen bestanden. Es wäre ungewöhnlich und vielleicht sogar seltsam für Außenstehende gewesen, die beiden in ein Gespräch vertieft zu sehen.
Eines Tages entschied sich Y/N, einen anderen Weg zu wählen. Sie beschloss, einen Brief in Chans Schreibtischschublade zu legen, um ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken, ohne die gesellschaftlichen Barrieren zu durchbrechen.
Es war ein sonniger Nachmittag, als Y/N die Schublade öffnete und den Brief vorsichtig platzierte. Sie wusste nicht, wie Chan reagieren würde, aber sie fühlte sich entschlossen, ihre Worte mitzuteilen. Der Brief war eine Einladung zu einem stillen Dialog, der abseits der hektischen Welt der Schule stattfinden sollte, wo ihre Gedanken ungehindert fließen konnten.
Als Chan später an diesem Tag seine Schublade öffnete und den Brief entdeckte, überkam ihn ein Gefühl der Überraschung und Neugier. Er entfaltete das Papier und begann zu lesen, während die Sonnenstrahlen durch das Fenster fielen und den Raum mit warmem Licht erfüllten.
Lieber Chan,
ich hoffe, dieser Brief erreicht dich unversehrt. In den letzten Wochen ist mir aufgefallen, dass wir beide eine tiefe Liebe zur Literatur teilen, aber bisher haben wir nie die Gelegenheit gehabt, darüber zu sprechen. Jedes Mal, wenn ich dich in der Bibliothek sehe, mit einem Buch in der Hand und diesem fokussierten Blick, frage ich mich, welche Geschichten dich am meisten berühren. Ich habe bemerkt, dass wir ähnliche Vorlieben haben, besonders für Autoren wie Hemingway und Kafka. Ihre Werke haben etwas Magisches, nicht wahr? Sie enthüllen unsichtbare Welten und bringen uns dazu, über das Leben und die menschliche Natur nachzudenken. Ich würde gerne mehr über deine Gedanken zu unseren Lieblingsbüchern erfahren, über die Charaktere, die dich am meisten faszinieren, und die Geschichten, die dich inspirieren.
Liebe Grüße
Y/N
Chan las den Brief mehrmals und spürte eine unerwartete Wärme in seiner Brust. Es war, als ob Y/N einen Teil ihrer selbst mit ihm geteilt hatte, den er nie zuvor gekannt hatte. In diesem Moment verband sie mehr als nur ihre Liebe zur Literatur - es war der Beginn einer Verbindung, die durch die zarten Fäden der Schreibkunst gewoben wurde.
𝒏𝒂𝒏𝒂 ❤︎
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