2. Kapitel

Evie

Hermine hatte vor der Tür des Slytherin-Gemeinschaftsraums gewartet, ungeduldig und leicht angespannt, während ich noch schnell sicherstellte, dass niemand uns beobachtete.
Ohne das Passwort hätte sie natürlich niemals hineinkommen können, und ich wusste, wie riskant es war, sie hierherzubringen.

Als ich die Tür schließlich öffnete, huschte sie an mir vorbei, die Augen weit aufgerissen, um alles in sich aufzunehmen. Kaum war die Tür hinter uns ins Schloss gefallen, wandte sie sich zu mir um, ein strahlendes Lächeln auf den Lippen.

»Na, wie war es?«, fragte sie, und ich konnte das Funkeln in ihren Augen deutlich erkennen. »Ich habe gehört, er soll immer noch genauso geheimnisvoll sein wie früher.« Hermine konnte ihre Neugier nie verbergen – und genau das liebte ich an ihr.

Ich seufzte und setzte mich auf mein Bett.
»Es war ... interessant. Er hat nichts gesagt, was wichtig wäre. Es scheint, als denke er, er wäre besser als die anderen.« Ich rollte mit den Augen.

Hermine setzte sich neben mich. »Vielleicht macht er das nur, um Aufmerksamkeit zu erregen. Jungs wie Malfoy neigen dazu, sich wichtig zu machen.«

Wir unterhielten uns weiter über den Unterricht und den bevorstehenden Schuljahresbeginn. Hermine erzählte begeistert von ihren Sommerabenteuern mit Ron, während ich versuchte, meine eigenen Gedanken zu sortieren.

Nachdem Hermine gegangen war, machte ich mich für das Abendessen bereit.

Auf dem Weg durch die dunklen Gänge von Hogwarts, fernab neugieriger Blicke, entdeckte ich Draco Malfoy vor einer Tür, die mir bisher unbekannt war. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er glaubte, unbeobachtet zu sein.

Draco Malfoy war nicht der Typ, der sich einfach so heimlich herumtrieb. Er wirkte, als hätte er ein Ziel. Und ich wollte wissen, welches.

Aber warum eigentlich?

Vorsichtig versteckte ich mich in einer Nische, als Draco die Tür betrat. Sein gesicherter Rückzug ließ mich glauben, dass er mich nicht bemerkt hatte. Mutig trat ich aus meinem Versteck und begann, ihm leise zu folgen, getrieben von der brennenden Neugier, die jede Faser meines Seins durchdrang.

Die Gänge schienen sich endlos zu winden, bis Draco plötzlich stehen blieb. Für einen Moment verharrten wir in Stille, und ich spürte, wie sich seine Aufmerksamkeit auf mich richtete. Panik durchzuckte mich, doch ich konnte nicht fliehen.

»Malfoy! Was machst du hier?« Meine Stimme klang gereizt, aber auch unsicher.

Er blieb stehen, seine Hände in den Taschen, während er mich mit einem kalten, durchdringenden Blick musterte. »Nichts.«

Die Worte hingen schwer in der Luft. Ein Schauer lief mir über den Rücken, und ich spürte, wie sich die Spannung zwischen uns verdichtete.

»Nichts?« Ich hob das Kinn, wiederholte, was er sagte, meine Stimme fester, als ich mich fühlte.

Er trat näher, langsam, mit der Selbstsicherheit eines Raubtiers, das seine Beute umkreist. »Es geht dich einen Scheiß an, was ich hier mache. Du bist ganz schön frech gewesen. Das ist dir bewusst, richtig?«, sagte er, seine Stimme tief und gefährlich leise. »Dafür wirst du zahlen.«

Seine Worte zischten wie eisiger Wind, und ich erkannte, dass mein Geheimnis gelüftet worden war, ihm zu folgen.

Er trat auf mich zu, nur wenige Zentimeter trennten uns. Die Spannung in der Luft war greifbar, ein Strudel von Emotionen, der zwischen uns schwankte. Draco konnte mich nicht leiden, und das spiegelte sich in seinem abweisenden Blick wider.

»Was hast du überhaupt hier verloren?«, fuhr er mich an, seine Stimme gefährlich leise. Doch meine Faszination für das Unbekannte trieb mich weiter.

»Ich wollte wissen, was du tust«, entgegnete ich, und trotz seiner Ablehnung konnte ich die geheime Anziehung zwischen uns spüren. Das Knistern in der Luft verriet, dass hinter unserer gegenseitigen Abneigung eine tiefergehende Verbindung lauerte, die noch nicht offenbart war.

Draco stieß mich zurück, seine Hand fest um meinen Arm geschlossen.

»Hau ab, Thorne«, zischte er, sein Gesicht vor Wut verzerrt. »Du hast hier nichts verloren. Du bist ein Nichts, etwas, das mich nicht im Geringsten interessiert. Verpiss dich!«

Der Druck seiner Finger an meinem Arm und der schroffe Ton seiner Worte ließen mich erzittern. Doch trotz der raubtierhaften Ablehnung spürte ich eine unerklärliche Anziehung. Seine Augen durchbohrten mich mit einem Mix aus Verachtung und einer seltsamen Intensität.

Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, doch er ließ nicht locker. Seine Worte hallten in meinen Ohren wider, während ich zwischen dem Verlangen, zu fliehen, und dem brennenden Verlangen, das Mysterium um ihn zu ergründen, hin- und hergerissen war.

»Mutig, Draco«, sagte ich herausfordernd und provozierte ihn weiter. »Versuch es doch.«
Ein teuflisches Lächeln spielte um meine Lippen, während ich seine Reaktion abwartete. Meine grünen Augen trafen seine mit einem Funken herausfordernder Unverschämtheit.

»Du Idiot«, fügte ich mit erhobener Augenbraue hinzu und versuchte mich von seinem festen Griff loszulösen. »Lass mich los!« Der Adrenalinschub durch meinen Körper übertönte den Schmerz in meinem Arm. Es war ein gefährliches Spiel, das wir beide spielten, und ich konnte nicht leugnen, dass mich die aufgeladene Spannung zwischen uns faszinierte.

Draco schüttelte langsam den Kopf, ein teuflisches Lächeln auf seinen Lippen. »Und wenn nicht? Du scheinst nicht zu begreifen, Thorne. Ich lasse mir nichts bieten. Und schon gar nicht von dir.«

Ich versuchte, mich erneut aus seinem Griff zu winden, aber seine Hände waren wie Stahl, fest und unnachgiebig. Sein Atem streifte mein Ohr, und seine Stimme wurde zu einem rauen Flüstern.

»Du hast dich in meine Angelegenheiten eingemischt. Schnüffelst herum. Das hat Konsequenzen.«

»Und was willst du tun?« Meine Worte klangen mutiger, als ich mich fühlte, doch ich weigerte mich, ihm meine Angst zu zeigen.

Sein Griff verstärkte sich, und er drückte mich entschlossen gegen die kalte Steinwand des Ganges. »Du wirst lernen, dich aus Dingen herauszuhalten, die dich nichts angehen«, sagte er mit einer unerbittlichen Entschlossenheit.

Ich blickte ihm direkt in die Augen, meine Wut kämpfte gegen die aufkommende Nervosität. »Du denkst, du kannst mir Angst machen? Du bist nicht halb so beeindruckend, wie du glaubst, Malfoy.«

Ein dunkles, beinahe amüsiertes Lachen entwich ihm. »Oh, ich bin beeindruckend genug, Thorne. Glaub mir.«

Er beugte sich näher, bis nur noch Zentimeter zwischen uns lagen. Sein Flüstern traf mich wie ein elektrischer Schlag: »Ab jetzt gehörst du mir. Dann kannst du nämlich nichts mehr machen und dem kleinen Gryffindorschlammblut erzählen« Dann lies er mich los.

Die Worte ließen mich erstarren, ihre düstere Bedeutung ließ mein Herz schneller schlagen. Was sagte er über Hermine! Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch kein Laut kam heraus.

Für einen Moment schien die Welt stillzustehen, nur wir beide existierten in dieser aufgeladenen Spannung. Dann lockerte er seinen Griff und trat zurück, als hätte er beschlossen, die Situation zu seinem Vorteil auszudehnen.

»Fick dich«

»Warte«, sagte er mit einem boshaften Grinsen. »Ich bin noch nicht fertig mit dir, du Schlampe.«

In dem Moment verlor ich meine Geduld. Ohne zu zögern, holte ich aus und verpasste ihm eine Ohrfeige. Sein Kopf drehte sich zur Seite, und ich spürte die Hitze der Wut in mir.

Er sah mich an, und für einen kurzen Moment lag eine Mischung aus Überraschung und Genugtuung in seinen grauen Augen. Es war ein riskantes Spiel, das wir trieben, und ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz schneller schlug, als er sich wieder aufrichtete.

»Pass auf dich auf, Evie«, sagte er leise, fast spielerisch, bevor er sich umdrehte und in der Dunkelheit des Ganges verschwand.

Ich stand reglos da, mein Herz hämmerte in meiner Brust. Sein Griff, seine Worte, die intensive Art, wie er mich angesehen hatte – all das ließ mich nicht los. Ich wollte fliehen, doch ein Teil von mir war von der Dunkelheit, die ihn umgab, unheimlich fasziniert.
Unsere Augen trafen sich für einen intensiven Moment, und dann riss ich mich los. Ohne ein weiteres Wort wandte ich mich ab, der Dunkelheit des unbekannten Korridors entgegen. Die Schatten der Geheimnisse schienen sich um uns zu verdichten, und die Spannung zwischen uns blieb wie ein ungelöstes Rätsel in der Luft hängen.

***

Als ich wieder zu Hermine stieß, sprach ich kein Wort über die seltsame Begegnung. Doch die Erinnerung an seinen eisernen Griff und die beunruhigende Mischung aus Verachtung und Anziehungskraft ließen mich nicht los. In der Stille meiner Gedanken begann ich zu ahnen, dass diese Nacht erst der Anfang einer komplexen Verstrickung aus Dunkelheit und Leidenschaft sein könnte ...

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