Kapitel 22


„Also nochmal zum Klarstellen: Du vertraust mir. Also glaubst du mir, dass ich dich nicht anlüge, wenn ich sage, dass ich dich liebe und dich niemals verletzen würde? Und kannst du dir jetzt vorstellen, mit mir zusammen zu sein oder nicht?" Erschöpft ließ Zayn seinen Kopf auf meine Brust fallen. „Liam, ich weiß nicht, was ich will. Das-„„Meine Güte, das ist ja nicht auszuhalten", ertönte eine sichtlich genervte Stimme. Mit einem lauten Krachen flog die Tür auf, was Zayn und mich erschrocken auseinanderfahren ließ.

 Louis kam ins Zimmer gestürmt, gefolgt von seinem Freund, der mir einen entschuldigenden Blick zuwarf, während er versuchte Louis einzufangen. Dieser flitzte in Vampirgeschwindigkeit durch das Zimmer und versteckte sich in jeder Raumecke, die am weitesten von Harry entfernt war. „Du heulst mir tagelang die Ohren über Liam voll und wie ,er der erste seit Jahrzehnten ist, der dich glücklich macht' und jetzt, wo du nur ein zweibuchtabiges Wort sagen musst, um alles zu bekommen, was du haben willst, ziehst du deinen Schwanz ein?" 

Zayn schaute seinen besten Freund mit großen Augen an und gab ihn mit mörderischen Blicken das Zeichen, die Klappe zu halten. Louis, wie er war, ignorierte diese Blicke gekonnt und rannte lieber in die andere Ecke des Zimmers, um Harry auszuweichen. „Liam, Zayn hat schon nach zwei Tagen angefangen von dir zu schwärmen und hat seitdem auch nicht mehr aufgehört. Also könnt ihr euch jetzt bitte einfach küssen und zusammenkommen, damit wir den Plan besprechen können, wie wir den König stürzen?" 

Harry stieß einen genervten Laut aus, als sein Freund schon wieder knapp seinen Armen entwich. Schmunzelnd lehnte ich mich an das Gestell des Bettes und warf Zayn, der genauso amüsiert wirkte, einen Blick zu. „Louis!" Ich zuckte zusammen und presste instinktiv meine Handballen auf meine Ohren, als Harrys wütende Stimme durch meinen Kopf hallte. Zayn legte einen Arm um meine Schulter, zog mich an sich und legte seine Hand auf meine, die immer noch an meinem Kopf lag.

 „Du weißt schon, dass du uns gerade dabei unterbrochen hast zusammenzukommen und dich jetzt darüber beschwerst, dass wir nicht zusammen sind?", sagte Zayn gelassen und strich dabei mit seinem Daumen über meinen Haaransatz. Nach seiner Aussage schaute ich ihn überrascht an. „Wir waren wirklich dabei zusammenzukommen?" Auch Louis blieb wie angewurzelt stehen, sodass Harry, der dies am wenigstens erwartet hatte, in ihn reinlief und sie zusammen zu Boden fielen. Den Wuschelkopf schien das allerdings wenig zu stören, denn er setzte sich sofort wieder auf und starrte seinen besten Freund an.

 „Du- Ihr. Ihr wart wirklich dabei zusammenzukommen?", fragte er jetzt mit einem deutlich sanfteren Ton. Seine Augen sprudelten vor Ungläubigkeit. Auch Harry, der hinter Louis saß und vorsichtshalber einen Arm um seine Hüfte gelegte hatte, sollte der blauäugige wieder weglaufen wollen, schaute Zayn an, allerdings zeigten seine Augen einen Hauch von Erkenntnis. „Du liebst ihn wirklich", flüsterte er in Gedanken, vergessend, dass ich ihn sehr gut hören konnte. Stumm saßen wir alle eine Weile auf dem Boden. 

Louis und Harry starrten Zayn immer noch an, bis Harry sich irgendwann aufrappelte, Louis mit sich hochzog und ihn wortlos aus dem Zimmer schliff. Zu meinem Erstaunen zeigte dieser keinerlei Widerstand. Die Tür fiel hinter den beiden ins Schloss und hinterließ eine drückende Stille. Mein Kopf lag immer noch auf Zayn Brust, die sich regelmäßig hob und senkte, sodass ich langsam die Augen schloss. „Liam?" „Ja?" Ich öffnete wieder meine Augen und schaute ihn an. „Ich denke, ich will mit dir zusammen sein. Wie Louis schon gesagt hat, du bist der Erste, seit Jahrzehnten, bei dem ich mich sicher fühle und dem ich wirklich vertraue. „Ein breites Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Heißt das, wir sind jetzt zusammen? Ganz offiziell?" Zayn nickte lächelnd und beugte sich runter, um mich zu küssen. Ein leises Seufzen verließ meine Kehle, als wir endlich unseren offiziell ersten Kuss teilten.

Zusammen liefen Zayn und ich die Treppe hinunter, wohl bemerkt händchenhaltend, was bei mir für ein durchgängiges Kribbeln sorgte. Was mich erstaunte war allerdings, dass das komplette Haus still war. Kein Geschrei von Louis, der durch die Gegend läuft und dabei versucht seinen Freund zu provozieren und auch kein knurrender Harry, der versucht eben diesen einzufangen. Verwirrt sah ich zu Zayn. Der schien aber genau zu wissen, weshalb seine Freunde so ungewöhnlich ruhig waren, denn er wich meinem Blick aus und drückte kurz meine Hand, um mir mitzuteilen, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauchte. Wie immer, hatte er natürlich recht. Harry saß auf dem Sofa, Louis in seinem Schoß und beide schauten nachdenklich aus dem Fenster. 

Etwas Sorge macht sich doch in mir breit, da die beiden unsere Anwesenheit nicht mal bemerken zu schienen, obwohl zumindest Louis uns normalerweise schon im Flur entgegengelaufen kam. Schweigend setzten Zayn und ich uns auf einen der Sessel. Ich räusperte mich laut und erhielt so die Aufmerksamkeit von Harry und Louis, die uns nur still ansahen. Dann fiel Harrys Blick auf unsere verschränkten Hände und ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.

 „Also habt ihr es endlich geschafft?", fragte Louis grinsend, aber an seinen Augen konnte ich erkennen, dass er sich für seinen besten Freund freute. Zayn nickte bestätigend und sah mich lächelnd an, bevor er mir einen kleinen Kuss auf die Wange hauchte. „Wir bleiben trotzdem das süßeste Pärchen, nicht wahr, haz?" Louis legte seinen Kopf in den Nacken, um seinen Freund ansehen zu können, der nur selig lächelte und ihre Lippen zu einem kurzen Kuss verband. „Also, der Plan?", unterbrach ich nun die Stille und sah meinen Freund abwartend an, da er derjenige war, der den Grundriss eines Planes aufgestellt hatte.

 „Richtig, der Plan", bestätigte er nur. „Ehrlich gesagt, ist bei meiner Planung nicht so viel bei rausgekommen, wie ich erhofft hatte." „Was soll das jetzt heißen? Dass du scheiße im Pläne schmieden bist?" Louis sah seinen besten Freund mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich habe einen Plan, du Idiot." „Na dann sprich doch endlich!" Zayn verdrehte seine Augen, sagte aber sonst nichts zu Louis, der anscheinend wieder der alte war. „Okay, der König wird doch wahrscheinlich in den nächsten Tagen oder Wochen, neue Wachen in den Wald schicken, die nach Liam suchen. Wenn das der Fall ist, überfallen wir einen oder zwei und nehmen ihnen ihre Uniformen ab. 

Ich verkleide mich als ein Wachmann und tue so, als hätte ich Liams Leichnam gefunden. So kommen ich und Liam ins Schloss. Danach treffen wir uns in eurem Zimmer und naja viel weiter habe ich noch nicht gedacht." Schulterzuckend lehnte Zayn sich zurück und schaute abwartend in die Runde. „Der Plan an sich ist nicht so schlecht", überlegte Harry „Nur wird der König keine Wachen mehr rausschicken, aber ich weiß einen anderen Weg, wie wir an Uniformen rankommen." Mit einem überlegenden Grinsen ,lehnte sich nun auch Harry zurück, wofür er sofort einen Schlag von Louis auf die Brust bekam. „Wirst du uns vielleicht auch einweihen?", fragte er genervt und schnipste seinem Freund nochmal gegen die Stirn. 

Harry schlug die Hände seines Freundes von sich und hielt sie mit einer Hand fest, um zu verhindern, dass er ihn wieder unterbrechen wollte. „Wir werden ganz einfach Niall darum bitten, uns eine Uniform mitzugeben, wenn Louis und ich das nächste Mal kommen. Er ist sowieso schon die ganze Zeit darauf versessen, uns zu helfen." „Niall weiß, dass ihr Vampire seid?", unterbrach dieses Mal ich. Harry schwankte abwägend den Kopf hin und her. „Er weiß, dass wir Vampire sind, ja. Aber begeistert davon ist er ganz und gar nicht. Er arbeitet nur mit uns zusammen, um dir zu helfen. Ansonsten würde er uns kein Stück über den Weg trauen." Bei dem letzten Satz stieß Louis ein amüsiertes Glucksen aus.

 „Oh ja, erinnerst du dich noch, als wir aus seinem Zimmer gegangen sind und kaum war die Tür zu, hat er angefangen Gebete auszusprechen, als müsste Gott ihm verzeihen, dass er mit Kreaturen der Nacht gesprochen hat." Louis kicherte weiter vor sich hin, während Harry seinen Freund kurz verliebt musterte und mich dann wieder ernst ansah. „Also Niall gibt uns die Uniform und dann? Wenn der König keine Wachen mehr rausschickt, ist es doch auffällig, wenn Zayn in einer Uniform auftaucht."

 „Naja, der König schickt keine Wachen mehr raus, deine Mutter allerdings sendet heimlich Wachen raus, wovon eigentlich so gut wie jeder, außer dem König, bescheid weiß. Da ich aber nicht weiß, wann genau die Wachen sich im Wald rumtreiben, lassen wir uns die Uniform von Niall geben, du wartest an den Toren, bis die erste Wache wieder ins Schloss zurückkehrt und ungefähr zehn Minuten nach dieser Wache gehst du rein. Dann treffen wir uns, wie du schon erwähntest, bei uns im Zimmer. Wir suchen den König auf, drohen ihm, dass wir der Öffentlichkeit den Mordversuch an Liam preisgeben und Bumm, der König wird auf ewig das Land verlassen müssen, wenn er keinen schrecklichen Tod erleiden will." 

Abschließend klatschte Harry seine Hände zusammen. Ich wollte ihm gerade zustimmen, als Zayn seine Stimme erhob. „Es reicht nicht, ihn nur aus dem Land zu jagen", widersprach er ausdruckslos, „er wird immer einen Weg zurückfinden. Nein, wir müssen ihn endgültig loswerden." Ruckartig drehte ich mich zu Zayn um, wobei ich, unvorsichtig wie ich war, einen Haufen Bücher von der Lehne des Sessels fegte, was mir aber mehr als egal war. „Da ist wieder der kalte, undurchdringbare Zayn", hörte ich Louis seufzen. „Du willst ihn umbringen?!", rief ich geschockt und schaute ihn fassungslos an. 

Meine Hand hatte ich schon längst aus seiner gelöst. „Natürlich! Wir haben keine andere Wahl!", schrie er aufgebracht. Als er meinen immer noch ungläubigen Gesichtsausdruck bemerkte, griff er nach meinen Händen, die ich ihn sofort wieder entzog. „Liam, dieser Mann hat dich, seit du denken kannst, weggesperrt und wie einen Sklaven behandelt! Er wollte dich sogar umbringen. Warum willst du ihn immer noch schützen?!" Wütend sprang ich auf und baute mich so gut es ging vor meinem Freund auf. „Weil ich nicht so sein will, wie er", sagte ich, schaute ihn enttäuscht an und lief dann an Louis und Harry, die verlegen auf die letzte Ecke des Sofas gerutscht waren, vorbei aus dem Wohnzimmer. In meinem Zimmer, warf ich mich auf das Bett und versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass mein Freund jemanden ermorden wollte, selbst wenn es nur der König war. Gab es keine friedlichere Lösung? Umständlich zog ich die Decke unter meinem Körper hervor und legte sie wie einen Umhang um meine Schultern. Natürlich wollte ich den König loswerden, aber ihn töten? Das lag einfach nicht in meiner Natur. Und mit dem Gedanken, dass mein Freund jemanden für mich umbrachte, konnte ich mich schon zweimal nicht anfreunden.

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