Kapitel 19
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag Zayn immer noch zusammengerollt auf meiner Brust und schnarchte dabei leise vor sich hin. Seine Gesichtszüge wirkten genauso entspannt, wie, wenn er bei mir war, was mein Herz leicht stolpern ließ. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, schob ich ihn auf das nächste Kissen und zog die Decke wieder über seine Schultern. Im Schlaf murmelte er irgendwas Unverständliches, kuschelte sich tiefer in die Decke und zog ein naheliegendes Kissen in seine Arme.
Kurz war ich dazu geneigt ein Foto von ihm zu machen, aber erstens bräuchte ich erstmal eine halbe Stunde, bis ich verstehen würde wie das Handy funktionierte und zweitens würde er mir sicherlich den Kopf abreißen, wenn er das Bild sah. Also verwarf ich den Gedanken, stand auf und verließ so leise wie möglich das Zimmer. In der Küche begrüßte mich nicht, wie erwartet, gähnende Leere, sondern viel mehr Harry und Louis, die zusammen am gedeckten Frühstückstisch saßen.
„Morgen?" Verwirrt schaute ich die beiden an. „Jetzt guck doch nicht so grummelig. Davon kriegt man Falten", witzelte Louis, als er meinen Blick bemerkte. „Wir sind eben erst gekommen", sagte Harry und lächelte mich zuckersüß an. Ich gab einen verstehenden Laut von mir und setzte mich gegenüber von Louis an den Tisch. „Genau, aber jetzt die viel wichtigere Frage. Warum hast du bei Zayn übernachtet?", fragte Louis und zog gleichzeitig seine Augenbrauen nach oben.
Ich verdrehte nur meine Augen und füllte mir Orangensaft in ein Glas. „Komm schon Liam. Gib uns den Tea. Was ist gestern passiert, als Haz und ich gegangen sind?" Ich ignorierte Louis Frage weiterhin und trank einfach meinen Saft, um nicht antworten zu müssen. „Die haben definitiv miteinander geschlafen" Hustend verschluckte ich mich an meinem Orangensaft, der nun in Schwallen aus meinem Mund kam und sich auf dem Tisch verteilte. Verstört sah ich Louis an, der nur unschuldig von seinem Brot abbiss.
„Louis, ich kann deine Gedanken immer noch hören", motzte ich, während ich mein Glas erneut füllte. „Kannst du denn widersprechen?", fragte Louis mit einem anzüglichen Grinsen, wofür er von seinem Freund einen Schlag auf den Hinterkopf bekam. „Wir haben definitiv keinen Sex gehabt. Ich glaube, das wüsste ich", erwiderte ich genervt, während ich die Reste des Orangensaftes vom Tisch wischte, „Wir haben nur gekuschelt." Harry stoppte in seiner Bewegung, in der er Louis einen gefüllten Bagel aus der Hand nahm, den erst sonst sicherlich nach mir geworfen hätte.
„Zayn hat mit dir gekuschelt? Freiwillig?" Ungläubig sah er mich an und ließ dabei den Bagel auf seinen eigenen Teller sinken. Auch Louis schien den Unfug in seinem Kopf für einen Moment zu vergessen und tauschte mit Harry einen vielsagenden Blick. „Was?" Meine Verwirrung stieg wieder an. „Zayn kuschelt mit niemandem. Er hasst Körperkontakt", klärte Harry mich endlich auf. „Also wirklich. Ich kriege nicht mal eine Umarmung, obwohl ich Zayn über 30 Jahre kenne und Liam bekommt gleich eine ganze Nacht?!"
Empört warf Louis sein Brot auf den Teller und schaute seinen Freund beleidigt an. „Er wird seine Gründe haben, Lou", sagt Harry, bevor Louis auch nur seinen Mund öffnen konnte. „Trotzdem bin ICH Zayns bester Freund", erwiderte Louis und sah mich herausfordernd an. „Glaub mir, Lou, Liam will sicher nicht Zayns bester Freund sein", flüsterte Harry und wackelte mit seinen Augenbrauen. Nicht er auch noch. Gescheit ignorierte ich die anzüglichen Blicke der beiden und schmierte mir ein Nutella-Brot.
„Vielleicht sollten wir einfach Zayn fragen, was wirklich passiert ist", sagte Louis irgendwann an Harry gerichtet und nickte mit dem Kopf nach oben, zu Zayns Zimmer. „Untersteh dich", knurrte ich bedrohlich. Louis versuchte weiterhin mich mit Anspielungen zu provozieren, was ich nur mit einem Augendrehen oder genervtem Seufzen kommentierte. Nachdem er wieder einen besonders unangebrachten Spruch vom Stapel gelassen hatte, ertönte ein lautes Knurren hinter mir. Mit dem Rest meines Brotes in der Hand drehte ich mich herum und erblickte Zayn, der dabei war, Harrys Freund mit seinen Blicken zu erdolchen.
Er setzte sich neben mich an den Tisch und schenkte mir ein kleines Lächeln, bevor er sich wieder an Louis wandte. „Was zwischen Liam und mir ist, geht nur uns beide was an, kapiert? Anstatt uns also zu nerven, solltest du dir lieber mal Gedanken darüber machen, was wir gegen den König und die Wachen machen, die immer noch da draußen rumlaufen und jetzt nicht nur nach Liam, sondern auch nach mir suchen!" Während dem Reden wurde er immer lauter und, zu meinem Erstaunen, unternahm nicht mal Harry etwas, um seinen Freund zu verteidigen. Louis saß einfach nur schweigend auf seinem Stuhl und hielt seinen Blick jetzt auf seinen Teller gerichtet.
Nachdem Zayns Stimme verstummt war, begann dieser selbst zu essen und bemerkte nicht, wie Harry unauffällig nach der Hand seines Freundes griff und ihre Finger verschränkte. „Was machen wir denn jetzt gegen die Wachen?", fragte er dann vorsichtig, als hätte er Angst auch von Zayn angeschrien zu werden. „Erstmal machen wir rein gar nichts. Wir bleiben hier und warten ab", antwortete dieser wie selbstverständlich und handelte sich von drei Seiten verwirrte Blicke ein. Als er aufsah und unsere fragenden Gesichter bemerkte, schmunzelte er leicht. „Wir oder eher gesagt, Liam hat eine Wache erschlagen.
Der König wird erkennen, dass ich es nicht gewesen sein kann, da ich gefesselt war und ein Angriff mit einem Stein nicht wirklich ins Schema von Vampiren passt. Er wird sich also fragen, wer oder was noch hier draußen ist und dabei ist er bestimmt nicht so dumm und schickt noch mehr Wachen raus. Nein, er wird den Vorfall genaustens analysieren und irgendwann zu dem Schluss kommen, dass es nur ein Mensch gewesen sein kann, der mir geholfen hat. Und dann wird er mit den Recherchen beginnen, wer dieser Mensch ist und diese Zeitspanne machen wir uns zunutze, indem wir einen genauen Plan schmieden, den ich zufälligerweise schon aufgestellt habe." „Natürlich hast du das", murmelte Louis ironisch. „Es fehlt natürlich noch einiges und wir müssen die Situation mit den Wachen im Auge behalten, falls sich doch noch was ändert. Gebt mir zwei Wochen und der Plan steht", redete Zayn weiter, ohne auf Louis Worte einzugehen. Zustimmend nickte ich und auch Harry schien erleichtert, dass er selbst keine Pläne schmieden musste.
„Gut. In einer Woche kann ich euch den Grundriss des Plans erklären und die Details besprechen wir am besten alle zusammen." In angenehmer Stille beendeten wir das Frühstück und räumten auf. Louis und Harry verschwanden wieder zurück ins Schloss, während Zayn ankündigte, weiter über den anstehenden Plan nachzudenken. „Kommst du mit in mein Zimmer?", fragte er zu meiner Verwunderung, wartete aber nicht erst auf eine Antwort, sondern zog mich einfach hinter sich her.
Während Zayn also an seinem Schreibtisch saß und verschiedenste Blätter vollkritzelte, wieder zerknüllte und in Richtung des Papierkorbs warf, lag ich auf seinem Bett, mit einem Handy in der Hand, welches mir irgendwas von Cookie-Einstellungen erzählte. Genervt tippte ich auf dem Bildschirm herum, bis die Anzeige endlich verschwand und verschiedene Apps auftauchten. Das Wissen über Handys, was Zayn mir bereitwillig erklärt hatte, war schon längst wieder verschwunden, weshalb ich blindlings auf eine App mit rotem Rechteck, auf dem ein weißer Pfeil abgebildet war, klickte und ein paar der angezeigten Videos schaute.
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