Kapitel 14

Ich blätterte auf die letzte Seite zum Thema Vampir. In dicker Schrift stand 'Dokumentation' als Überschrift.

Ich weiß vielleicht viel über Vampire, aber sicherlich noch nicht genug, um etwas gegen sie unternehmen zu können. Ich brauche mehr Leute, die mir helfen können, diese Wesen ein für alle Mal auszulöschen. Schon länger habe ich den Verdacht, dass mein bester Freund eines dieser Kreaturen ist. Schon öfters habe ich ihn dabei erwischt, wie er unauffällig Blut von seinen Lippen wischte oder mit blutigen Klamotten nach Hause kam. Den entscheidenden Tipp bekam ich allerdings von meinem Nachbarn, der mir berichtete, er habe Louis (meinen Freund) nachts auf einer Parkbank sitzen gesehen, mit einem anderen lockigen Jungen. Er hat deutlich gesehen, wie mein bester Freund sich rüber lehnt und seine Zähne in dem Hals des größeren versenkt. Nach ungefähr zehn Sekunden zog er sich dann zurück. Auf dieser Seite werde ich jeden Tag dokumentieren, wie ich ihn beobachte und vielleicht am Ende dieser Seiten umbringen muss.

Ein heftiger Kloß setzte sich in meinem Hals fest. Der Vampir konnte niemals unser Louis sein. Der liebenswerte Junge konnte einfach keines von diesen herzlosen Kreaturen sein. Wenn es so wäre, hätte er doch bestimmt schon Harry oder Zayn umgebracht. Außerdem konnte er sowas sicherlich nicht vor seinem Freund verstecken. Kopfschüttelnd schaute ich mir die nächsten Zeilen an und musste feststellen, dass die Dokumentationen schon am 10. Tag beendet wurde.

Tag 1

Heute habe ich mich mit Louis getroffen. Er wirkte total normal, nicht gerade wie ein bluttrinkendes Monster. Ich habe ihn unauffällig zu dem Thema Fabelwesen befragt. Louis hat nur den Kopf geschüttelt und die ganzen Geschichten als Humbug bezeichnet, aber ein Mörder würde seine Taten wohl auch nicht einfach so zugeben.

Tag 2

Ich bin ihm ab der Mittagszeit gefolgt und musste feststellen, dass er keine verdächtigen Machenschaften begangen hat. Zuerst war er beim Fußballtraining. Danach hat er sich in ein Café verzogen. Ich habe vor der Tür gewartet, bis er wieder rauskam. Alles wirkte normal. Er ist nach Hause gegangen, wo ich noch etwa eine Stunde versteckt wartete, bevor ich selbst nach Hause gegangen bin.

Tag 3

Ich habe Louis mit demselben Lockenkopf gesehen, den mir der Nachbar beschrieben hatte. Das ist der erste wichtige Eintrag seit Beginn dieser Reihe. Sie haben sich im Park getroffen und sind zusammen durch die Stadt gelaufen. Bis in die Innenstadt konnte ich ihnen folgen. Eine Menschenmeute kam in mein Blickfeld, weshalb ich sie kurz aus den Augen verlor. Danach habe ich sie nicht mehr gefunden. Noch ein Indiz für die Schnelligkeit eines Vampirs?

Tag 4

Wir haben uns wieder getroffen. Louis wirkte nervös, wer weiß warum. Wir haben zusammen Fußball gespielt, wobei er einen Ball so heftig ins Tor schoss, dass das Netz gerissen ist. Vampirstärke oder doch nur ein altes Netz?

Tag 5

Ich verfolge wieder Louis und diesen Lockenkopf. Warum sollte er mich als seinen besten Freund nicht in die Bekanntschaft mit dem lockigen Jungen einweihen? Die zwei gehen in einen abgelegenen Teil des Parks.

Tag 6

Nur durch meinen gestrigen Eintrag weiß ich, dass ich gestern im Park war. Ich kann mich an nichts erinnern. Weder den Park betreten zu haben oder die beiden gesehen zu haben. Wurde ich von meinem besten Freund manipuliert?

Tag 7

Heute Morgen habe ich Eisenkraut eingenommen, um mich vor weiteren Einflüssen zu schützen. Ich werde ihn auf meine Vermutung ansprechen und sehen, ob er versucht mich zu manipulieren.

Tag 10

Tag 7 ist aus dem Ruder gelaufen. Ich kann mich nur noch an Einzelheiten erinnern. Als ich ihm meine Vermutung dargelegt habe, wurde er noch bleicher als sonst. Geschockt hat er mich angeschaut und irgendeinen Namen geschrien. Der lockige Junge ist aufgetaucht und hat mich ohne zu zögern k.o. geschlagen. Als ich aufgewacht bin, sah ich alles anders. Farben, die vorher nie dagewesen waren und noch so kleine Details. Auch konnte ich Geräusche viel deutlicher wahrnehmen. Selbst das Krabbeln von Ameisen konnte ich deutlich vernehmen. Er der Spiegel im Badezimmer gab mir Gewissheit. Meine Haut war weiß und ein Blick weiter hoch reichte, um die stechend roten Augen zu bemerken. Mein bester Freund hatte mich in ein Monster verwandelt. Es gibt keinen Ausweg mehr für mich. Dies wird der letzte Eintrag sein. Vielleicht kann ich andere mit diesem Buch vor meinem Schicksal bewahren. In mehreren Jahrzehnten wird man dieses Buch noch finden, dafür sorge ich. Sicherlich fragt ihr euch, wer ich denn überhaupt bin? Ein Fremder, der Hunderte von Seiten über Fabelwesen schreibt und euch warnt, ohne etwas über sich selbst preis zu geben. Vielleicht haltet ihr mich für verrückt, vielleicht auch nicht. All diese Einträge entsprechen der Wahrheit. Und am Ende dieser glorreichen Kette werden mir die Menschen noch in hundert Jahren danken, wenn einer meiner Hinweise sie aus einer lebensbedrohlichen Lage rettet.

In der Hoffnung, irgendjemandem da draußen helfen zu können. Autor dieses Buches und ehemaliger Forscher im Gebiet der Fabelwesen

Zayn Malik

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