Excellent
Ich gehe in ihr Zimmer und das Erste, was mir ins Auge springt, ist das leere, aber benutzte Bett.
"Gin, wo bist du?"
"Wir müssen gleich los", rufe ich und warte auf eine Antwort, die aber auch nach ein paar Momenten nicht kommt.
"Komm schon, Gin, das ist nicht lustig!", sage ich, während ich mich tiefer in das Zimmer begebe und mich suchend nach Gin umschaue.
"Wir kommen beide zu spät zur Schule, wenn du dein Versteckspiel jetzt nicht beendest!", sage ich nun mit mehr Nachdruck in der Stimme.
Wieder nichts als drückende, betäubende Stille.
"Verdammt, Gin, das reicht JETZT!", schreie ich, zum Ende hin immer lauter werdend.
"Man, Evelyn, warum schreist du so rum? Was soll das?"
Meine Mutter wurde wahrscheinlich durch mein Rumgeschreie neugierig und steht jetzt in der offenen Zimmertür.
"Gin denkt, es ist lustig, sich vor mir zu verstecken", sage ich halb sauer, halb hysterisch.
"Ginevra Smith, komm sofort aus deinem Versteck raus, sonst wird das ein Nachspiel haben!", sagt nun auch meine Mutter, leicht wütend, und sieht sich abwartend um.
Es passiert nichts.
"Ginevra, ich zähle bis drei! Eins, zwei und ... drei!"
Auch als meine Mutter nun merklich wütend den Countdown runtergezählt hatte, passiert nichts.
"Du guckst hier nochmal genauer nach, und ich rufe die Polizei, falls doch etwas passiert sein sollte", trägt mir meine Mutter auf, ehe sie sich mit wehenden Haaren umdreht und aus dem Zimmer stürmt.
Genervt rolle ich mit den Augen, tue dann aber, was mir aufgetragen wurde.
Ich öffne den Schrank. Keine Gin zu sehen.
Ich sehe unter das Bett. Keine Gin weit und breit.
Ich will gerade unter dem Schreibtisch nachschauen, als der schrille Schrei meiner Mutter von unten zu mir hochschallt.
Ich vergesse sofort mein Vorhaben und stürze zur Tür raus in Richtung Treppe.
Im Erdgeschoss angekommen, renne ich erst in die Küche, aber als ich dort meine Mutter nicht finden kann, laufe ich weiter ins Wohnzimmer, wo ich meine Mutter kreidebleich in einem Sessel sitzend vorfinde.
"Mum, Mum, alles gut? Warum hast du geschrien?"
Ich warte auf ihre Antwort, aber sie blickt nur mit glasigen Augen weiter starr geradeaus ins Nichts.
"Hallo? Mum?"
Ich wedele mit meiner Hand vor ihrem Gesicht herum, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
Jetzt endlich richten sich ihre Augen auf mich.
"Die Polizei hat gesagt, dass ..." stottert sie aufgelöst.
"Was hat die Polizei gesagt, Mum?", dränge ich sie sanft zu einer Antwort.
Sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen, aber dann fängt sie plötzlich an, herzzerreißend zu schluchzen.
"Was ist denn los, Mama?", sage ich hilflos und versuche, sie zu umarmen, aber sie schüttelt meine Arme ab.
Verwirrt und verängstigt zugleich sehe ich zu, wie immer mehr Tränen über das Gesicht meiner Mutter rollen.
Als ich es endlich schaffe, meinen Blick von ihrem Gesicht zu lösen, fällt mir das schwarze Telefon auf, das auf dem Wohnzimmerteppich liegt.
Ich bücke mich und hebe es auf.
"Hallo, sind Sie noch da, Mrs. Smith?", ertönt eine Männerstimme aus dem Lautsprecher.
"Nein, hier ist Evelyn Smith, die Tochter von Bella Smith", antworte ich.
"Gut, also das Letzte, was wir Ihrer Mutter gesagt haben, ist, dass Ihre Schwester Ginevra wahrscheinlich ...."
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