Average

Ich höre, wie die Klinke heruntergedrückt wird, und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Die Schritte werden lauter, und ich nehme an, dass jemand das Büro betreten hat.
„Und was genau musst du jetzt holen?", höre ich eine Männerstimme sagen.
„Ich muss diesem verrückten Wissenschaftler wichtige Dokumente geben", antwortet eine andere Stimme.
Die Schritte kommen immer näher, und ich schlage mir die Hände vor den Mund, damit ich wirklich kein Geräusch mache.
„Was macht diesen Wissenschaftler eigentlich so besonders?", fragt wieder die erste Stimme.
„Ich weiß es nicht genau, aber wir können ihn ja fragen."
„Das Einzige, was ich weiß, ist, dass es mit den Kindern zu tun hat", sagt der zweite.
„Du meinst die Kinder, die beim Day of Missing verschwunden sind?", fragt die erste Stimme.
„Genau!"
Ich höre das Rascheln von Papier, Schritte, die sich entfernen, und schließlich das Zuschlagen der Tür.
Ich atme aus und traue mich aus meinem Versteck. Vorsichtig schleiche ich zur Tür, öffne sie einen Spalt und sehe gerade noch, wie zwei Männer um eine Ecke verschwinden.
Ich trete auf den Gang und folge ihnen, so leise wie möglich.
Die Männer gehen zügig weiter und ich halte mich im Schatten, stets in sicherer Entfernung.
Schließlich biegen sie in einen langen, kargen Flur ein, der schwach beleuchtet ist. Am Ende des Flurs bleiben sie vor einer großen Metalltür stehen.
Ein kurzes Gespräch, dann öffnen sie die Tür mit einem Ausweis und verschwinden darin.
Ich warte einen Moment, bis die Tür sich schließt, und nähere mich vorsichtig.
Ein Fenster ist in die Tür eingebaut und ich stelle mich auf die Zehenspitzen um es zu erreichen.
Ich spähe durch das Fenster und sehe die Kinder, die in Käfigen stehen oder an Maschinen angeschlossen sind. Sie sehen anders aus, als ich erwartet hatte. Einige von ihnen haben schneeweiße Haut, fast wie Albinos. Andere haben auffallend unterschiedliche Augenfarben ein Auge blau, das andere grün.
Einige der Kinder scheinen körperlich beeinträchtigt zu sein.
Manche haben seltsam verformte Gliedmaßen, andere scheinen Schwierigkeiten beim Bewegen zu haben. Ein unbehagliches Gefühl steigt in mir auf.
Der Wissenschaftler im Raum hält eine Spritze in der Hand, während er sich über ein Kind in einem Käfig beugt. „Wir haben hier außergewöhnliche genetische Anomalien", sagt er zu den Männern neben ihm.
„Diese Kinder sind geboren mit Fehlern in ihrer DNA. Albinos, Heterochromie, körperliche Deformationen.
Sie sind das Ergebnis von unvollkommener Genetik. Aber wir können das korrigieren."
„Und wie genau machst du das?", fragt einer der Männer skeptisch.
Der Wissenschaftler stellt die Spritze ab und beginnt, einige Aufzeichnungen auf seinem Schreibtisch durchzusehen. „Ich experimentiere an ihnen, um ihre DNA zu verändern und diese ‚Fehler' zu beheben. Das Ziel ist es, ein Gegenmittel zu entwickeln eine perfekte genetische Struktur, frei von allen Unvollkommenheiten.
Ein Mensch ohne jegliche Anomalien, ohne Behinderungen. Vollkommenheit."
Mein Herz schlägt schneller, als ich das höre.
Sie experimentieren an diesen Kindern, nur weil sie anders sind.
Es geht ihnen nicht um Heilung oder das Wohl der Kinder.
Sie wollen sie verändern, um eine „perfekte" Gesellschaft zu schaffen.
„Und was passiert mit den Kindern, die nicht überleben?", fragt einer der Männer kühl.
Der Wissenschaftler zuckt mit den Schultern. „Sie sind Kollateralschäden. Wenn wir ein perfektes Gegenmittel entwickeln wollen, müssen Opfer gebracht werden. Die Kinder, die nicht überleben, sind nicht von Wert für uns. Aber die, die erfolgreich sind, werden als das neue Ideal gelten."
Mir wird schlecht.
Sie experimentieren an diesen unschuldigen Kindern, nur weil sie nicht in ihre Vorstellung von „Perfektion" passen.
Angst steigt in mir auf als ich an Gin denke.
Meine Schwester mit der deformierten und zurückgebildeten Hand.
Ich muss sie hier rausholen.
Koste es was es wolle.
Sie darf nicht diesen Menschenverachtenden Experimenten zum Opfer fallen.

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