Kapitel 14

Muichiro POV:

Ich stand still, die Worte, die ich gerade gehört hatte, hallten in meinem Kopf wider. Wer war dieser Junge? Er stand vor mir, und trotzdem konnte ich mich nicht erinnern. Genya. Der Name kam mir bekannt vor, aber das Bild, das er in meinem Kopf hinterließ, war verschwommen. Ich fühlte nichts. Keine Wärme. Keine Erinnerung an alles, was wir zusammen erlebt hatten.

Ich versuchte, mich zu konzentrieren, versuchte, in die Tiefen meines Gedächtnisses zu tauchen, um etwas zu finden, das mir half, ihn zu erkennen. Doch dann – plötzlich – durchbrach eine Erinnerung wie ein Blitz in meinen Kopf. Ein Bild, ein Gefühl, das zu mir durchbrach.

Ich sah uns beide, wie wir zusammen in einem Garten standen, unser Lachen füllte die Luft. Ich fühlte das warme Gefühl seiner Nähe, die Zärtlichkeit in seinen Augen, die Liebe, die er mir entgegenbrachte. Ich hatte ihn geliebt.

Mein Herz setzte einen Moment aus, als die Erinnerung an all die Zuneigung und Wärme, die ich ihm entgegengebracht hatte, mich überflutete. Ich konnte nicht fassen, was ich gerade erfahren hatte. All die Zeit, die ich verloren hatte, und er – er stand da, als würde ich nichts für ihn bedeuten.

In diesem Moment löste sich etwas in mir. Mein Körper gehorchte meinen Gefühlen, die nun wie ein reißender Strom waren. Ich riss mich aus Yuichiros Umarmung und stürmte auf Genya zu. Es war, als ob ich alles, was ich jemals verloren hatte, wiederfinden wollte. Meine Hand griff nach ihm, meine Bewegungen waren von einer unaufhaltsamen Kraft getrieben.

„Genya!" rief ich, als ich auf ihn zulief, und der Moment, als sich unsere Blicke trafen, war alles, was ich brauchte, um zu verstehen. Er war derjenige, der mir all das wiederbrachte, der mir half, mich zu erinnern, was es bedeutet, geliebt zu werden.

Bevor er irgendetwas tun konnte, warf ich mich auf ihn. Meine Hände fanden seinen Nacken, und ohne zu zögern, zog ich ihn zu mir. Es war ein verzweifelter Kuss, der alles in sich trug, was ich in all der Zeit vermisst hatte. Die Wärme, die Zuneigung, die Nähe – ich spürte, wie all die Gefühle, die ich in mir getragen hatte, in diesem einen Moment zum Leben erweckt wurden.

Es war, als ob der Kuss all die verlorenen Erinnerungen zurückbrachte, die ich aus meinem Geist verbannt hatte. All die Liebe, die ich in mir selbst versteckt hatte, kam an die Oberfläche. Es war, als ob ich endlich nach Hause kam, zu dem einzigen Menschen, der es mir ermöglicht hatte, mich selbst wieder zu finden.

„Ich habe dich vermisst", flüsterte ich gegen seine Lippen, als ich mich von ihm löste, nur um auf seine Reaktion zu warten. Ich konnte die Trauer in seinem Blick sehen, aber auch die Hoffnung, die in ihm aufkeimte. Doch er sah mich immer noch mit einer Mischung aus Verwirrung und Entsetzen an.

„Was tust du?" fragte er, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

„Ich... Ich erinnere mich an dich, Genya", sagte ich, als die Worte endlich aus mir herausbrachen. „Du warst alles für mich. Und jetzt... jetzt werde ich dich nicht mehr loslassen. Ich werde alles tun, um dich zurückzubekommen."

Ich fühlte, wie mein Herz erneut aufbrach, als ich seinen Ausdruck sah. Ich wusste, dass es nicht einfach sein würde, aber ich konnte nicht aufgeben. Nicht jetzt. Nicht, wenn ich endlich das Gefühl hatte, dass alles, was ich verloren hatte, wieder zu mir zurückkam. Genya... er war der einzige, den ich jemals wirklich gebraucht hatte. Und ich würde ihn niemals wieder verlieren.

Genya POV:

Ich starrte Muichiro an, als er sich plötzlich von Yuichiro löste und auf mich zustürmte. Mein Herz setzte einen Moment aus, als er vor mir stand. Ich spürte den Druck seiner Hände an meinem Nacken, dann – ohne Vorwarnung – fiel er über mich her. Der Kuss war unerwartet und kam wie ein Schock. Die Berührung seiner Lippen ließ mich erstarren.

„Mu-Muichiro?!" stammelte ich, als er sich von mir löste. Sein Blick war voller Emotionen, die ich nicht zu deuten wusste, und ich fühlte, wie mein Herz einen Schlag aussetzte. Es war alles zu viel. Was geschah hier? War das wirklich er? Der Junge, den ich geliebt hatte? Der, den ich für tot gehalten hatte? Doch jetzt... war er hier, vor mir, und küsste mich. Aber es fühlte sich nicht richtig an.

Ich spürte, wie sich Wellen der Verwirrung in mir aufbauten. Wieso tat er das? Was hatte sich geändert? War das wirklich er? Oder war da immer noch ein Dämon in ihm, der die Kontrolle übernahm? Ich konnte es nicht sagen, konnte es nicht verstehen.

„Was tust du?" fragte ich, und meine Stimme zitterte. Ich wollte wissen, was ihn dazu trieb. Warum tat er so etwas? Warum war er jetzt plötzlich so – so fremd?

Muichiro trat einen Schritt zurück und sah mich an, seine Augen voller Schmerz. „Ich erinnere mich an dich, Genya... an alles... an uns... an das, was wir zusammen hatten. Ich kann dich nicht verlieren."

Ich konnte sehen, dass er von etwas getrieben war, von einer inneren Qual, aber ich konnte das nicht. Es fühlte sich falsch an. Alles fühlte sich so fremd an. Der Schmerz in seinen Augen war zu viel, doch ich konnte mich nicht von ihm leiten lassen. Nicht jetzt, nicht auf diese Weise.

„Muichiro...", sagte ich, und meine Stimme klang plötzlich so viel härter, als ich es beabsichtigt hatte. Ich konnte nicht verhindern, wie sich ein kalter Schleier über meine Gefühle legte. „Du hast dich verändert. Du bist nicht mehr der, den ich gekannt habe. Du bist ein Dämon."

Es tat weh, diese Worte auszusprechen. Der Schmerz, den ich fühlte, war unerträglich. Ich wollte nicht so sein, wollte nicht so hart zu ihm sein. Aber er... er war nicht mehr der Muichiro, den ich gekannt hatte. Der Junge, in den ich mich verliebt hatte, war nicht mehr derselbe.

„Du bist ein Dämon", wiederholte ich, als er versuchte, sich mir zu nähern. Meine Hände griffen nach ihm, drückten ihn aber sanft, aber bestimmt von mir weg. „Ich kann das nicht, Muichiro. Du bist nicht mehr der, den ich geliebt habe."

Ich sah, wie der Schmerz in seinen Augen wuchs, als ich ihn abwies, und es zerriss mich fast. Aber ich wusste, dass ich ihm nicht nachgeben konnte. Nicht so. Nicht jetzt. Nicht in diesem Zustand. Er musste sich selbst finden, er musste sich von dem Dämon befreien, der in ihm war. Ich konnte ihm nicht einfach wieder in die Arme fallen, wenn er sich selbst so sehr verloren hatte.

„Ich bin es wirklich... Muichiro. Ich habe dich nie vergessen, Genya", sagte er leise, seine Stimme fast ein Flüstern. „Ich habe dich... immer geliebt. Du warst alles für mich."

Ich schloss für einen Moment die Augen, als die Worte wie scharfe Messer in mein Herz drangen. Warum war er immer noch in diesem Zustand? Warum konnte er nicht sehen, dass ich ihn aus diesem Albtraum retten wollte? Dass ich es nicht ertragen konnte, ihn auf diese Weise zu sehen?

„Du bist nicht der gleiche. Du hast dich verändert. Du bist nicht mehr mein Muichiro. Du bist ein Dämon. Und ich..." Meine Stimme brach, und ich spürte, wie die Tränen mir in die Augen stiegen. „Ich liebe dich immer noch, aber ich kann nicht... nicht auf diese Weise. Nicht so."

Sein Gesicht verzerrte sich, als würde er von den Worten getroffen, die wie ein Schlag in seine Brust trafen. Ich konnte es in seinen Augen sehen, wie tief er verletzte war, wie die Erinnerung an alles, was wir geteilt hatten, ihn peinigte. Doch ich wusste, ich konnte ihm nicht helfen, wenn er es nicht selbst wollte.

„Warum?" fragte er, und seine Stimme klang wie ein verzweifelter, leiser Schrei. „Warum kannst du mich nicht akzeptieren, wie ich jetzt bin?"

„Weil du ein Dämon bist", antwortete ich, meine Stimme tonlos, als wäre ich selbst in einem Albtraum gefangen. „Und ich... ich kann dich nicht so lieben. Nicht in diesem Zustand. Ich will, dass du wieder der bist, den ich geliebt habe. Nicht diesen... Dämon, der du geworden bist."

Muichiro schaute mich an, Tränen standen in seinen Augen, als er langsam einen Schritt zurücktrat. „Ich... ich habe dich nie vergessen. Ich werde nicht aufgeben. Du bist mein Ein und Alles, Genya. Ich werde kämpfen. Ich werde alles tun, um wieder der zu werden, den du geliebt hast."

„Ich will dich nicht verlieren, aber ich kann nicht...", flüsterte ich und drehte mich dann abrupt weg, ohne ihm noch einen Blick zu schenken. „Du musst dich selbst finden, Muichiro. Und wenn du wirklich du selbst bist, dann... vielleicht... dann wirst du zurückkommen."

Und mit diesen letzten Worten ließ ich ihn dort stehen, inmitten des Waldes, allein.

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