chapter 6 - nostalgia
♫ track no. 6
𝙈𝙖𝙙 𝘣𝘺 𝙔𝙐𝙉𝙂𝘽𝙇𝙐𝘿
𝟿. 𝙼ä𝚛𝚣 𝟸𝟶𝟷𝟹 | 𝚊𝚗 𝚍𝚎𝚗 𝚂𝚔𝚊𝚝𝚎-𝚁𝚊𝚖𝚙𝚎𝚗 𝚒𝚖 𝚂𝚙𝚘𝚛𝚝-𝙿𝚊𝚛𝚔 | 𝙳𝚊𝚕𝚜𝚎𝚘𝚗𝚐-𝚐𝚞𝚗, 𝙳𝚊𝚎𝚐𝚞
Yoongi atmete tief ein, ließ die Frühlingsluft in seine Lungen und fragte sich zum hundertsten Mal, wieso sie dort schwer wie Blei wog. Selbst hier, umgeben von den Wäldchen, die den Dalseong-gun in eine wahrhaftige Vorstadt-Idylle verwandelten, war es, als wollte seine Umgebung ihn ersticken. Yoongi hasste seinen Kopf dafür, dass er ihm immer und immer wieder diese Streiche spielte. Ihm zu all seinen anderen Sorgen noch das Gefühl gab, es würde körperlich etwas nicht mit ihm stimmen. Als würde alles andere nicht schon vollkommen genügen.
Erneut nahm er einen Atemzug und versuchte, Herr über das Engegefühl zu werden. Es klappte einfach nicht. Unruhig wanderten seine Finger zu der rauen Oberfläche des Skateboards, auf dem Yoongi hier im Schatten der großen Rampe saß. Diese vibrierte stetig an seinem Rücken, wann immer einer der anderen einen weiteren Sprung wagte. Ob sie überhaupt wussten, dass er sich nach hier hinten verkrochen hatte?
»Bist du nicht noch ein wenig zu jung, um an so einem Tag eine Fresse zu ziehen?«
Die wohlbekannte Stimme seines besten Freunds ließ Yoongi den Kopf drehen. Namjoon lächelte ihm zaghaft zu, ehe er sein eigenes Board auf dem Boden ablegte und sich ebenfalls setzte. Eigentlich gehörten ihm sogar beide, auch das, auf dem Yoongis Hintern gerade ruhte. Er überließ es ihm nun schon eine ganze Weile – solange noch, bis der sich diesen Sommer hoffentlich endlich ein eigenes von seinem Taschengeld kaufen konnte.
»Es ist ein Tag wie jeder andere auch«, erwiderte der Jüngere achselzuckend und wandte wieder den Kopf ab.
»Es ist ein Tag, dem etwas vorausgegangen sein muss, sonst würdest du nicht hier sitzen und in Selbstmitleid versinken.«
Yoongi presste die Lippen aufeinander und starrte sich am Boden fest. Tatsächlich hatte er sich seinen sechzehnten Geburtstag etwas anders vorgestellt. Dieses Jahr hatte er dem Ereignis sogar mit einer vergleichsweise großen Vorfreude entgegengeblickt. Besonders deshalb, weil es sein erster Geburtstag hatte werden sollen, den er nicht nur mit seiner Familie und Namjoon feierte.
Es war ein seltsames Gefühl, einen Ort zu haben, an den man gehen konnte und einfach dazugehörte. Einen Ort, wo die Leute Yoongi enthusiastisch begrüßten und nicht nur Fragen stellten, warum er manchmal anders war. Wo sich keiner darum scherte, dass seine Klamotten nicht die teuersten und trendigsten waren oder er lieber zeichnete und Piano übte, als mit Freunden zu zocken oder Fußball zu spielen. Zudem hatte die Tatsache, dass Yoongi sich bereits letzten Sommer dazu hatte breitschlagen lassen, Namjoon zum Skateplatz zu begleiten, sich nun auch in schulischer Hinsicht ausgezahlt. Am Montag war sein erster Tag an der Highschool gewesen und gleich zwei Jungs, mit denen er sich bei den Rampen angefreundet hatte, waren in derselben Klasse wie er gelandet.
Yoongi hatte bisher nicht gewusst, wie es sich anfühlte, im Unterricht neben jemandem zu sitzen, der ihm leise lustige Kommentare zu den nervigsten Lehrern zuflüsterte. Jemand, der ihm ohne weitere Umschweife anbot, die Hausaufgaben abzuschreiben, weil er diese selbst total vergessen hatte. Die letzten zwölf Monate, in denen Namjoon bereits auf der Highschool gewesen war, hatten besonders schwer auf Yoongi gewogen. Der Skateplatz war demnach in seinem Leben aufgetaucht wie eine heilige Oase und genau als solche verehrte er ihn auch. Nur heute... heute war es irgendwie besonders schwer.
»Es gab ein bisschen Stress zuhause«, gab Yoongi schließlich zu und vermied es dabei weiterhin, seinem besten Freund ins Gesicht zu sehen.
»Oh«, erwiderte Namjoon nur. »Das Übliche?«
Yoongi nickte. Namjoon gab darauf ein tiefes Seufzen von sich.
»Vielleicht ist es besser, wenn du ihnen etwas entgegenkommst«, tastete er sich erneut vorsichtig an das Thema heran. »Ich meine... meine Eltern nerven mich auch ständig, dass ich das Lernen vernachlässige, aber... naja... du sagtest ja selbst bereits, dass deine Noten besser sein könnten...«
»Ich lerne jetzt mit Hyunjin und Saem in den Mittagspausen und fast jeden Tag nach dem Unterricht. Meine Eltern können noch nicht einmal beurteilen, ob meine Noten jetzt auf der neuen Schule nicht dadurch besser werden. Es ist erst eine Woche rum...«
»Das stimmt... Was genau ist denn gerade ihr Problem?«
Yoongi atmete tief durch und verfluchte aufs Neue das Engegefühl in seiner Brust. Die Szene baute sich wieder in ihrer vollen Brutalität vor seinem inneren Auge auf. Sein Vater, wie er nur kühle Blicke hinter seiner Zeitung hervorschoss und sonst nicht viel sagte, wie immer eigentlich. Und seine Mutter, ein Geschirrtuch umklammernd, wie sie anstelle dessen wütende Worte wie Pistolenschüsse auf ihren ältesten Sohn abfeuerte, zielsicher und erbarmungslos. Nicht, dass Yoongi das Feuer nicht erwidert hätte. Um genau zu sein, war er sogar derjenige gewesen, der es überhaupt erst eskalieren hatte lassen. Aber was hätte er auch sonst tun sollen? Er konnte und wollte nicht leisten, was seine Eltern von ihm erwarteten. Und er war bereit, mit all dem Ärger, der in ihm kochte, für seinen Willen einzustehen.
»Meine Mutter denkt nach wie vor, wir würden hier nur heimlich trinken und uns unsere Zukunft versauen. Und als ich vor zwei Tagen abends heimkam, haben wir uns wieder deswegen gestritten. Ich hab mir ja am Mittwoch das Knie aufgeschlagen und sie hat mich humpeln sehen. Sie hat darauf behauptet, ich würde mir sicher bald noch irgendwas stauchen oder brechen. Und dass es sich sowohl negativ auf meine Piano-Stunden als auch mein Lernen auswirken wird, wenn ich ständig nur körperlich angeschlagen wäre und sie mich zu irgendwelchen Ärzten kutschieren muss... Dann wollte sie noch wissen, wieso ich inzwischen all meine Zeit in so ein sinnloses Hobby investiere. Ganz ehrlich, ich hätte am liebsten den scheiß Teller mit ihrem scheiß Jajangmyeon nach ihr geworfen.«
Namjoon kratzte sich am Kopf. Er hieß Yoongis schroffe, meist unter der Gürtellinie einschlagende Kommentare nicht gut, aber auch er zeterte oft wie ein aufgescheuchter Kanarienvogel über seine Eltern. Wer wäre er da, es bei seinem besten Freund zu verurteilen? Zumal er genau wusste, dass Yoongi das Jajangmyeon seiner Mutter sonst als das Beste in ganz Südkorea betitelte.
»Dann darfst du ihr eben nicht ständig so viel Anlass geben, sich Sorgen zu machen«, versuchte er behutsam die Wogen zu glätten. »Ich kenn dich, Yoon, und ich kenne deine Mutter. Du bist kein Typ der großen Worte und wahrscheinlich erzählst du zuhause kein bisschen was davon, mit wem du dich hier triffst und dass wir hier nicht Graffitis an irgendwelche öffentlichen Mauern sprühen. Wundert es dich da wirklich, dass sie immer so reagieren? Dass sie sich die schlimmsten Sachen vorstellen, wenn du ständig bis in die Dunkelheit hinein hier rumgammelst?«
Yoongi schnaubte genervt. Er hasste es, wenn Namjoon das machte. Wenn er mit altklugen Argumenten um sich warf und ihm nicht einfach recht gab, in dem, was er sagte.
»Was soll das bringen?«, ging er sofort dagegen. »Umso früher ich heimgehe, desto höher ist die Chance, dass ich noch einen von ihnen antreffe... und umso mehr ich erzähle, desto mehr Gründe werden sie sich zusammensuchen, mich irgendwann nicht mehr herkommen zu lassen.«
»Vielleicht redest du dir das auch nur ein.«
Yoongi grunzte und schlang die Arme um seine Beine. Am liebsten wäre er einfach weggelaufen, doch er wollte sich seinen Geburtstag nicht vollends ruinieren. Namjoon schien seine Gedanken zu lesen, denn plötzlich streckte er eine Hand aus und legte sie auf Yoongis Oberarm. Eine versöhnliche Geste.
»Lass uns einen Deal machen, okay? Du kommst jetzt wieder zurück und wir schneiden den Kuchen an, den Saem und ich extra für dich gebacken haben.«
»Ach, lüg doch nicht«, brummte Yoongi, konnte sich dabei ein Grinsen aber kaum verkneifen. »Wenn du wirklich beim Backen geholfen hättest, wäre das Ding sicher nicht essbar.«
»Schön, ich hab ganz eventuell mehr als Cheerleader fungiert und Hyunjin hat meinen Part übernommen, aber was soll's?«
Yoongi stieg unwillkürlich die Hitze ins Gesicht. Der Gedanke, das Hyunjin bei seinem Geschenk beteiligt gewesen war, machte ihn kribbliger, als es gesund für ihn war. Schnell senkte er den Kopf und wischte über seine Jeans, als wäre dort plötzlich lästiger Dreck aufgetaucht, den es zu entfernen galt. Wenn Namjoon seine Reaktion durchschaute, dann wusste er sie allerdings gekonnt zu ignorieren.
»Vielleicht hab ich ja noch was Besseres für dich«, fuhr er fort. »Dazu kann ich dir aber jetzt noch nicht so viel sagen. Dafür musst du aber ohnehin überhaupt erstmal auf den Deal eingehen: Du fährst im Gegenzug später brav nach Hause, wirst nett sein und dich mit deinen Eltern vertragen. Einverstanden?«
Yoongi verdrehte die Augen und pulte weiter unruhig an den Löchern in seiner Jeans herum. Das steife Nicken, zu dem er sich schließlich durchringen konnte, zauberte sogleich ein Strahlen auf Namjoons Gesicht.
»Worauf wartest du dann noch?«, rief er und sprang von seinem Board auf, die Hand inzwischen um Yoongis geschlungen. »Beweg deinen Arsch, Opa.«
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»Ah, sieht man dich heute auch mal wieder?«
Yoongis Magen verkrampfte sich, als die strengen Worte seines Vaters durch den Türrahmen auf ihn trafen. Mit eingezogenem Kopf trat er über ihren braunen Fußabtreter und streifte sich drinnen die Schuhe von den Füßen. Das Skateboard hatte er wie immer wieder Namjoon mitgegeben. Zu groß war die Angst, seine Eltern könnten es ihm einfach wegnehmen, während er gerade in der Schule war.
»Ich hab mich mit Namjoon getroffen«, grummelte Yoongi und schob die Hände in seine Hosentaschen. »Sorry, dass es später geworden ist.«
Pilwoo rümpfte die Nase und stierte ihn für einige Sekunden kühl nieder. Dann jedoch spürte Yoongi eine Hand auf seiner Schulter, die ihn unweigerlich etwas zusammenzucken ließ. Die letzten Konversationen mit seinem Vater hatten immerhin größtenteils aus hitzigen Wortwechseln bestanden, die nie zu einem Ergebnis geführt hatten.
»Ich verstehe, dass du inzwischen in ein Alter kommst, in dem du deinen Geburtstag lieber mit Freunden als deiner Familie verbringen möchtest. Es wäre trotzdem wünschenswert gewesen, wenn du wenigstens pünktlich zum Essen dagewesen wärst. Deine Mutter hat dir extra Lammspieße vorbereitet.«
Yoongi wagte einen Blick in die Augen seines Vaters. War das ein schwaches Lächeln, das da in seinen Mundwinkeln lag?
»Saengil chukahae, mein Sohn«, brummte sein alter Herr und drückte ihn dabei genauso an sich, wie Yoongi es von all jenen früheren Geburtstagen gewohnt war. Es ließ ein Gefühl in ihm aufsteigen, das er über die letzten Monate fast schon verloren geglaubt hatte. Eine Verbundenheit, deren Tiefe ihm erst jetzt wieder richtig bewusstwurde. Da war er wieder. Sein Vater – das Vorbild, zu dem er aufschaute und das ihm seit jeher die Welt erklären konnte. Nicht das Monster, das nicht verstehen konnte, dass das Lernen ihn komplett überforderte. Dass Yoongi die Zeit viel lieber in die zarten Knospen der ersten Freundschaften stecken wollte, die endlich in seinem Leben erblühten.
So sehr Yoongi jedoch das versöhnliche Auftreten seines Vaters erleichterte, so graute es ihm dennoch vor dem Treffen mit seiner Mutter in ihrem Wohnzimmer. Er fand sie dort hinter der Theke ihrer offenen Küche, wie sie gerade Banchan für das Essen in die kleinen weißen Porzellanschalen füllte. Als Junghwa die Ankunft ihres ältesten Sohns bemerkte, erschien kein Lächeln auf ihrem Gesicht.
»Ich denke, ich muss dich nicht fragen, wo du gewesen bist, oder?«
Yoongi fühlte erneut den Drang in sich aufsteigen, den Kopf zu senken, doch er hielt dem Blick seiner Mutter trotzig stand. Er hatte Namjoon zwar versprochen, sich mit seinen Eltern zu vertragen, doch ganz sicher würde er sich ihren Wünschen dafür nicht unterwerfen.
»Draußen. Mit Namjoon.«
Junghwa hob eine Augenbraue, trat ein paar Schritte auf ihn zu und verschränkte die Arme dabei vor der Brust. Ihre Miene war wie versteinert. Yoongi spürte, wie ein Druck defensiver Natur in ihm aufstieg. Das passierte ihm in letzter Zeit vermehrt, aber ganz besonders oft bei seiner Mutter. War es das, was sie alle Pubertät nannten? Dass man plötzlich anfing, seine Eltern als Feinde zu betrachten? Oder war es andersherum?
»Wir hatten abgemacht, dass du um 19 Uhr zum Essen zuhause bist. Hast du überhaupt einmal auf die Uhr geschaut?«
»Es ist mein Geburtstag, sollte ich da nicht machen dürfen, was ich will?«
»Yoongi-yah, ich warne dich... vergreif dich jetzt besser nicht im Ton!«
»Aber ist doch so! Ich hab dich nicht gebeten, mir irgendwas zu kochen?!«
Tief in seinem Inneren wusste Yoongi, dass er ihr Unrecht tat. Der verletzte Ausdruck, der auf ihrem Gesicht erschien, gab ihm auch seine gerechte Strafe in Form von einem Stich ins Herz. Er wollte ihr klarmachen, wie unfair er sich behandelt fühlte. Sie zur Weißglut treiben, bis sie endlich einsah, was er wollte. Doch ganz sicher wollte er sie dabei nicht kränken.
»Und du fragst dich, warum ich es nicht gutheiße, dass du dich tagein tagaus mit diesen Skatern rumtreibst?«, hauchte Junghwa und klang dabei zutiefst getroffen. »Hast du dir mal selbst zugehört? Was haben wir dir getan, dass du uns so von dir wegstößt?«
Die Worte legten sich wie Bleigewichte auf Yoongis Körper und sorgten dafür, dass es immer mühseliger wurde, aufrecht stehenzubleiben. Er wusste, dass sein Vater immer noch im Türrahmen zum Flur stand und ihm nicht zu Hilfe eilen würde. Dass sein kleiner Bruder die Szene von der Couch aus beobachtete wie einen Unfall, bei dem man wegschauen wollte, es aber nicht konnte. Sollte das hier wirklich sein sechzehnter Geburtstag sein? Wollte er, dass das hier sein sechzehnter Geburtstag war?
Yoongi spürte, wie etwas in ihm durchbrannte. Er realisierte nicht, was er tat, bis seine Füße schon die Schwelle zu seinem Zimmer überquert und seine Hände die Tür fest hinter sich zugeschlagen hatten. Ehe er sich versah, saß er auf der anderen Seite seines Bettes auf dem Boden und Tränen der Wut rannen über seine Wangen. Energisch wischte er diese mit seinen Ärmeln weg. Gerade noch rechtzeitig, bevor sich seine Zimmertür erneut öffnete und wieder schloss.
»Yoongi-yah...«
Er schloss die Augen mit dem festen Vorhaben, sich nicht zu seiner Mutter umzudrehen. Den Bewegungen nach, die er über seinen Rücken erspürte, hatte sie sich auf seiner Matratze niedergelassen.
»Wieso versuchst du nicht mal, mir zu erklären, was in dir vorgeht? Ich will nur das Beste für dich, das weißt du doch...«
»Nein, willst du nicht!«, brach es aus Yoongi hervor und er riss dabei ruckartig den Kopf herum. »Wenn du das Beste für mich wollen würdest, würdest du mich skaten gehen lassen und dich nicht darüber aufregen, dass ich endlich... dass ich...«
Dass ich endlich Freunde gefunden hab.
Yoongi konnte es nicht aussprechen. So sehr ihm die Wahrheit auch bewusst war, so peinlich war es ihm dennoch, ganze sechzehn Jahre gebraucht zu haben, um endlich Anschluss zu finden. Selbst vor seiner eigenen Mutter. Vielleicht auch ganz besonders vor ihr.
»...liegt dir denn so viel an diesen Leuten?«
Die vage gestellte Frage ließ Yoongi die Nase rümpfen. »Wie willst du sie beurteilen, wenn du sie nie kennengelernt hast? Zwei von den Jungs sind in meiner Klasse. Saem hilft mir sogar in Mathe und Physik.«
»Und wieso bist du nie auf die Idee gekommen, mir das zu erzählen?«
»Ich... ich...«
Yoongi wusste, dass er keine Antwort darauf hatte. Zumindest keine, in der er sich nicht eingestehen musste, dass der Fehler größtenteils bei ihm lag. Ja, seine Mutter hatte ihn oft nach den Leuten gefragt, die er da traf. Sehr oft. Und genauso viele Male, wie sie gefragt hatte, hatte Yoongi ihr keine wirklichen Informationen geliefert. Einfach, weil er keine Lust darauf gehabt hatte, möglicherweise noch mehr Gründe zu generieren, die in den Augen seiner Eltern gegen seine neuen Freunde sprachen.
Zu seiner großen Überraschung spürte er plötzlich eine Hand durch seine Haare fahren. Unter anderen Umständen hätte sich sofort unter dieser Berührung weggeduckt – er war immerhin kein Kind mehr – doch in dieser Situation war Yoongi fast schon dankbar für diese Geste.
»Ich bin deine Mutter, Yoongi-yah... und meine Aufgabe ist es, dich zu beschützen, wenn es denn nötig ist. Ich weiß, da draußen gibt es Dinge, denen musst du dich alleine stellen. Situationen, in denen du selbst auf die Nase fallen musst, um die Auswirkungen deiner Handlungen zu verstehen... und ich wünschte wirklich, die Schule wäre etwas, was ich da dazuzählen könnte. Ich will dir nicht dein Glück verderben, aber ich möchte, dass du ein Gleichgewicht findest, hast du verstanden?«
Yoongi blinzelte heftig und versuchte damit, die Tränen loszuwerden, die sich langsam in seinen Augenwinkeln sammelten. Er schreckte zusammen, als sich plötzlich etwas raschelnd auf seinen Schoß schob. Ein Geschenk, gehüllt in nachtblaues Papier. Yoongi musste es nicht erst auspacken, um zu wissen, was es war.
»E-Eomma... a-aber...«
Er sah fassungslos in das Gesicht seiner Mutter. Diese lächelte ihn nur milde an.
»Ich bin froh, dass Namjoon wesentlich kommunikationsfreudiger ist als du. Er konnte mir nach einer ziemlich ausführlichen Erklärung, was dir das Skaten bedeutet, sogar eine Empfehlung aussprechen, welches von dieser... obszön riesigen Auswahl an Geräten am Besten für dich wäre.«
Yoongi konnte nicht mehr an sich halten. Noch ehe er es überhaupt in Erwägung zog, das Papier von seinem Geschenk zu reißen, schob er es von sich, sprang auf und fiel seiner Mutter in die bereits offenen Arme.
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DAS GESPRÄCH mit Namjoon hatte Yoongi nachdenklich und überladen mit Erinnerungen an ihre gemeinsamen Tage in Daegu zurückgelassen. Den gesamten Samstag verfolgten die Geister der Vergangenheit ihn wie Schatten und es gelang ihm erst, sie temporär aus seinen Gedanken zu verbannen, als er abends seine Schicht im VIBE antrat.
Felix war immer noch nicht besonders gut auf ihn zu sprechen. Yoongi tat ihm deswegen den Gefallen und beließ es bei einer winzig-kleinen Nase Pep. Gerade genug, um sich über die paar Stunden auf den Beinen halten zu können. Hoseok wäre wahrscheinlich sogar stolz auf ihn gewesen, doch an diesem Abend ließ er sich nicht persönlich bei ihm blicken. Vielleicht war das auch besser so. Der DJ hätte wahrscheinlich sofort den neuen KakaoTalk-Kontakt in Yoongis Handy gerochen, der seit Samstagmorgen um 2:13 Uhr dort existierte.
Es war nicht zu leugnen, dass Yoongi seit diesem Zeitpunkt vielleicht ein paar Mal zu oft Jimins Profil aufgerufen und bis ins kleinste Detail seziert hatte. Ein Glück hatte ihm der Besucherstrom im Club nicht allzu viel Möglichkeit gegeben, ständig auf sein Handy zu glotzen. Zuhause hatte die Sache dann schon wieder anders ausgehen. Auch am Sonntagmorgen, als Yoongi zum ersten Mal seit Ewigkeiten aus völlig freien Stücken zu einer humanen Uhrzeit aus seinem Bett kroch.
Der Leere der Wohnung stimmte ihn heute ziemlich melancholisch. Namjoon war schon früh nach Ilsan aufgebrochen, wo seine Familie inzwischen lebte. Bei Jin war sich Yoongi nicht einmal sicher, ob er seit Freitagabend überhaupt einmal nach Hause gekommen war. Vielleicht hatte er ein Mädchen auf Jongins Party abgeschleppt und sich für dieses Wochenende in ihrer Studentenbude eingenistet. Es würde jedenfalls in das bestehende Muster passen.
Jene Einsamkeit in ihrer gemeinsamen Wohnung, die Yoongi sonst eigentlich immer in vollen Zügen genoss, bewegte ihn an diesem Morgen während seiner ersten Kippe auf dem Balkon mit einem Blick in den milchig-weißen Herbsthimmel zu einem seltsamen Entschluss. Nach einer Schale Müsli, einer ausgiebigen Dusche und einem kleinen Joint schnappte er sich zum ersten Mal seit Ewigkeiten sein Skateboard und verließ die Wohnung. Sein Ziel lag im Seocho-gu, eine gute halbe Stunde mit dem Bus und anschließend der U-Bahn.
Yoongi war erst einmal an diesem Ort gewesen, seit er Seoul sein Zuhause nannte. Eigentlich eine Schande, wenn man bedachte, dass er bereits fast zwei Jahre hier lebte. Er konnte sich auch nicht ganz erklären, wieso es ihn ausgerechnet heute aus seinem sonst so komfortablen Loch zog. Jene innere Unruhe vielleicht, die seit Jongins Party in ihm tobte? Ganz sicher nicht die Luftqualität, die gerade laut seiner App lediglich mäßig gut war, oder die Temperaturen, die nur noch mit Ach und Krach an der 20-Grad-Marke kratzten. Wobei letzteres Yoongi eigentlich sogar recht kam. Er bevorzugte weite Pullover, in denen er vollständig versinken konnte. Der verblichen-schwarze Oversize-Hoodie mit dem Vintage-Nike-Logo, den er gerade trug, traf da – wie so oft – genau seine Bedürfnisse. In T-Shirts fühlte er sich draußen immer so nackt.
Die Skater am Plaza bei den schwimmenden Inseln und der Banpo-Brücke schienen da ganz andere Präferenzen zu haben. In lockeren Bermuda-Shorts und sportlichen Tanktops bretterten sie auf ihren Boards über die glatte Beton-Fläche und nutzen den riesigen Platz, um diverse Tricks zu üben. Der Hangang floss hinter ihnen stetig in nordwestliche Richtung, wo das Wasser irgendwann seinen Weg ins gelbe Meer finden würde.
Yoongi mochte diesen Ort. Er genoss die frische, leicht nach Algen und feucht-warmen Asphalt duftende Brise in seinem Gesicht und die Geräusche der Skater um ihn herum. Es hatte schon damals so gerochen, als er kurz nach dem Umzug mit Geumjae hierhergekommen war, um sich die weltberühmte Fontänen-Show anzusehen.
Natürlich war das Vorhaben nicht auf Yoongis Mist gewachsen. Sein kleiner Bruder hatte ihm so lange die Ohren vollgeheult, bis er sich dazu breitschlagen hatte lassen. Auf ihrem Weg von der Bushaltestelle zum Plaza hatten sie sich bei einem kleinen Imbiss Bulgogi-Pizza mitgenommen, nur um sich auf den Zuschauer-Treppen auf der Südost-Seite der Brücke mit bester Aussicht die Mägen vollzuschlagen. Als sie danach noch unter der Brücke hindurch zum Moonlight Plaza geschlendert waren, hatte Yoongi den inoffiziellen Skater-Treff entdeckt und sich schon damals fest vorgenommen, einmal mit seinem Board hierher zurückzukehren.
Es fühlte sich ein wenig befremdlich an, nicht so wie in Daegu, wo Yoongi immer bekannte Gesichter an den Spots getroffen hatte. Mit jeder Runde, die er drehte, wurde ihm mehr bewusst, wie viel lieber er eigentlich gerade nicht alleine hier wäre. Seltsam, wenn man bedachte, was er sonst dafür opferte, einfach nur seine Ruhe zu haben.
Yoongi gab schließlich auf und ließ sich auf einer der weitläufigen Holzterrassen nieder, die hier als Sitzgelegenheiten dienten. Sein Board stellte er neben sich ab. Es war jenes, das er damals von seinen Eltern zu seinem sechzehnten Geburtstag bekommen hatte. Ein schlichtes Modell mit zeitloser Holzoptik, die Namjoon und er allerdings sehr schnell über und über mit irgendwelchen Stickern beklebt hatten. Yoongi hatte sich bis heute kein neues Modell zugelegt, trotz der langsam überdeutlich werdenden Gebrauchsspuren. Dafür hing er zu sehr an diesem hier.
Mit einem resignierten Seufzen lehnte er sich ein wenig zurück und zog sein Handy aus der Tasche. Es war erstaunlich, wie schnell sich sein direkter Weg auf Jimins Profil in den letzten 36 Stunden zu einer Art Ritual etabliert hatte. Dabei hatte sich dort nichts verändert. Weder die Anzeigen noch der nach wie vor leere Chat zwischen ihnen.
Das Profilbild zeigte Jimin in einem weißen Shirt auf einem Selca, mit seinen wild vom Kopf abstehenden kupferfarbenen Haaren. Man konnte ganz klar die drei winzigen Muttermale auf seiner Stirn erkennen, die in Yoongis Sicht immer eine Art Sternenbild ergaben, genauso die winzige Narbe an seinem rechten Augenlid. Sein Blick war des Öfteren an Jimins Lippen hängengeblieben – besonders bei den drei Malen, als er sich auf eben jenes Foto einen runtergeholt hatte – und so tat er es auch jetzt. Der Student hielt sie leicht zusammengepresst, als hätte er mitten im Akt, sie zu befeuchten, den Auslöser gedrückt. Und Yoongi verfluchte ihn immer wieder aufs Neue für den Umstand, dass diese Pose bei ihm keineswegs aufgesetzt aussah.
Auf Jimins Profil-Hintergrund waren die Klippen am Yonggungsa-Tempel in Busan zu sehen. Jimin stand dort mit einer Miniatur-Ausgabe seiner selbst am Geländer – wahrscheinlich sein kleiner Bruder, wenn er denn einen hatte. Beim ersten Betrachten des Fotos war Yoongi in den Sinn gekommen, wie er ebenfalls als Kind mit seiner Familie an diesem Ort gewesen war. Wie sein Vater ihm damals geduldig erklärt hatte, wie man sich in den buddhistischen Tempel respektvoll verhielt. Ein wenig reumütig dachte Yoongi dabei an seinen eigenen Bruder. Er sollte Geumjae echt mal wieder besuchen...
Mit zusammengepressten Lippen tippte Yoongi auf das Chatfenster, nur um sich erneut der gähnenden Leere gegenüberzusehen. Er hasste es, wie die graue Fläche und das Textfeld ihn quasi verspotteten. Es war lächerlich, die ganze Zeit darauf zu hoffen, dass Jimin sich melden würde. Warum sollte er das überhaupt tun? Wahrscheinlich verbrachte er seinen Sonntag viel eher mit Yeji oder sonst einem Mädchen zwischen schneeweißen Laken.
Yoongi wusste nicht, was genau ihn in diesem Moment ritt, doch plötzlich hatte sein Daumen auf das Textfeld getippt. Vielleicht war es die parasitäre Ungewissheit, die ihn langsam aber sicher wahnsinnig machte und dafür sorgte, dass sich seine Finger nach und nach über die Tastatur bewegten. Ehe er sich versah, stand da tatsächlich ein Satz. Yoongis Daumen schwebte über dem gelben Pfeil, mindestens fünf Sekunden lang. Schließlich gab er ein genervtes Zischen von sich und schickte den Text ab.
[12:41] Yoongi: Kannst du eigentlich skaten?
Natürlich bereute Yoongi seine impulsive Tat schon wenige Augenblicke nach Versenden der Nachricht. Er fühlte sich plump, als wäre er wieder zurück in seine Pubertät versetzt worden. Er wollte gerade schon ein für alle Mal sein Handy ausschalten, als plötzlich die gelbe Eins neben Yoongis einsamer Frage verschwand. Jimin war online. Und er hatte die Nachricht sofort gelesen.
Yoongi starrte wie gebannt auf den Status unter Jimins Namen, der sich nun zu »schreibt...« änderte. Sein Herz schlug plötzlich unnatürlich schnell und laut in seiner Brust. Als kurze Zeit später die Antwort erschien, fuhr er sogar ein wenig in sich zusammen.
[12:43] Jimin: Man wollte es mir mal beibringen, allerdings bin ich chronisch untalentiert XD
[12:43] Jimin: Ist aber schon okay so, ich bevorzuge ohnehin meinen Drahtesel
[12:44] Jimin: Sie heißt Rocket ♡
Yoongi musste die Nachrichten mehrmals durchlesen, bis der Inhalt gänzlich in seinem Gehirn ankam. Viel zu sehr brachte ihn die Tatsache aus dem Konzept, dass Jimin ihm so unverzüglich und auf solch eine natürliche Weise geantwortet hatte. Als wäre diese Frage nicht komplett aus der Luft gegriffen.
[12:44] Yoongi: Bekommt das Vieh denn bei dir wirklich frische Luft?
[12:45] Jimin: Klaro, Rocket bringt mich bei gutem Wetter immer zuverlässig zur Uni
[12:45] Yoongi: Führst du sie manchmal auch sonntags aus?
Yoongi hielt den Atem und starrte weiter wie gebannt auf den sich immer weiter füllenden Chat. Ihm war von der ganzen Aufregung sogar ein bisschen schwindlig geworden. Für einen kurzen Moment überlegte er, sich eine Beruhigungs-Zigarette anzuzünden, entschied sich dann jedoch dagegen.
[12:46] Jimin: Stalkst du mich?!
[12:47] Yoongi: Wie kommst du da drauf?
[12:47] Jimin: Weil ich gerade mit Yeji in Gangnam bin und tatsächlich das Fahrrad genommen habe :D Darum.
Yoongis Magen sackte ein wenig ab, fing sich dann jedoch schnell wieder. Was hatte er sich denn erhofft? Dass Jimin seine Sonntage alleine verbrachte, so wie er das stets zu tun pflegte? Auf der anderen Seite konnte sein Date mit Yeji ja nicht sonderlich interessant sein, wenn er dabei die Zeit fand, Yoongi so regelmäßig und schnell zu antworten. Oder war er vielleicht einfach einer dieser Menschen mit der unhöflichen Angewohnheit, sich ständig von ihrem Handy ablenken zu lassen? Yoongi würde es ihm voll und ganz zutrauen.
[12:48] Yoongi: Dann solltest du deine Aufmerksamkeit vielleicht eher ihr schenken, wenn du kein schlechter Boyfriend sein willst
Zu spät bemerkte er, dass diese Nachricht auf zu viele verschiedene Arten missverstanden werden konnte. Allem voran als eingeschnappt. Jimin jedoch schien seine ganz eigene Art zu haben, Yoongis Worte aufzufassen.
[12:49] Jimin: Wer bist du, meine Qualitäten als Boyfriend anzuzweifeln?
[12:49] Yoongi: Ein stiller Beobachter
[12:50] Jimin: Also doch ein Stalker
[12:50] Yoongi: Keine Sorge, so einen Aufwand bist du mir dann doch nicht wert
[12:51] Jimin: Whatever. Wieso machst du dir dann die Mühe, mich zu fragen, ob ich Rocket auch an Sonntagen ausführe? Hätte ich das etwa als Anspielung auffassen sollen?
Ob es wohl noch eine Option war, das Handy einfach auszuschalten? Oder noch besser, es in den Hangang zu werfen? Yoongi hätte sich am liebsten die Faust in den Mund geschoben und fest zugebissen. Es war wirklich absurd, wie sehr ihn dieser belanglose Nachrichtenaustausch aus der Fassung brachte. Lächerlich, wenn man bedachte, dass lediglich Yoongi gerade vor seinem Handy saß, als hätte gerade sein liebstes Idol aus Teenager-Zeiten beschlossen, seine Existenz anzuerkennen.
[12:53] Yoongi: Ich bin skaten am Moonlight-Plaza an der Banpo-Brücke und für einen kurzen Moment kam es mir vorhin so vor, als hätte ich plötzlich Zeit und Lust, mir von dir beweisen zu lassen, dass du vielleicht doch ganz okay bist. Falls du später noch rumkommen willst, kannst du das tun.
[12:53] Yoongi: Falls nicht, ist mir das natürlich vollkommen Schnuppe
Es hatte ihn eine Menge an Denkarbeit gekostet, diese beiden Nachrichten zu verfassen und anschließend auch abzuschicken. Wie gebannt starrte Yoongi auf den Status unter Jimins Namen. Es dauerte dieses Mal länger, bis er wieder online kam und zu tippen begann.
[12:51] Jimin: Hm, da muss ich nochmal drüber nachdenken. Wie wär's, du lässt dich einfach überraschen?
~⋆☽ ❊ ☾⋆~
☽ 𝐚𝐮𝐭𝐡𝐨𝐫'𝐬 𝐧𝐨𝐭𝐞 ☾
Kskkdfkfjdkskskskksksksks WIR FLIEGEN NACH NEW YORK AHHH.
I still can't believe it, wir werden wirklich Yoongis zweite Show in Belmont sehen T-T Wir haben uns zu fünft für Codes beworben. Vier von uns wurden gewaitlisted und nur EINE hat einen erhalten, mit dem ich mich letzte Woche Mittwoch mit tausenden anderen ARMYs um Karten prügeln musste (es waren die Hunger Games, ich sag's euch). Ich kann immer noch nicht fassen, wie viel Glück wir hierbei hatten. BTS-Ticketverkäufe sind nicht so schlimm wie alle sie beschreiben... sie sind schlimmer.
Ich werde nächsten Monat alles so gut wie es geht auf Insta dokumentieren! Zudem wird es ein Lesertreffen in New York mit der lieben iamspringday_fiction geben, bei dem ich auch dabei sein werde ♡ Falls jemand auch zu einem der drei Konzerte in Belmont/Newark dort sein wird, hit me up!
Der einzige Nachteil an der ganzen Sache: Ich hatte überhaupt kein Kopf mehr fürs Schreiben XD Wie gut, dass ich einiges vorproduziert habe und jetzt deswegen noch lange nicht in Bedrängnis komme. Es wird also weiterhin Updates alle zwei Wochen geben :)
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