chapter 19 - relapse

track no. 19
𝙉𝙞𝙜𝙝𝙩𝙢𝙖𝙧𝙚𝙨 𝘣𝘺 𝙀𝙙 𝙎𝙝𝙚𝙚𝙧𝙖𝙣 𝙛𝙩. 𝙍𝙖𝙣𝙙𝙤𝙢 𝙄𝙢𝙥𝙪𝙡𝙨𝙚, 𝙎𝙬𝙖𝙮 & 𝙒𝙧𝙚𝙩𝙘𝙝 32



YOONGI STARRTE auf das Blatt Papier in seinen Händen. Bomis kleine Knopfaugen schauten zurück, von dem Foto, das er vor gut einem Jahr von ihr auf Jins angeschlepptem Plastik-Weihnachtsbaum gemacht hatte. Sie hatte ständig versucht, die Nadeln abzupicken oder den Schmuck runterzuwerfen. Die Erinnerung war verschwommen in Yoongis Kopf gewesen, doch mit jedem Blick auf das Bild erwachte sie wieder ein wenig zum Leben...

»Wir haben das in allen Läden in der Gegend aufgehängt, die uns gelassen haben... Den Finderlohn übernehmen natürlich wir... Die Kontaktdaten sind die von Jimin, weil wir deine nicht einfach ungefragt aushängen wollten... und gar nicht hatten, nebenbei bemerkt.«

Han befeuchtete seine Lippen und tippte mit den Fingern auf dem Tisch herum. Yoongi nickte nur und schob ihm das Flugblatt wieder zu. Es war, als würde seine Hand die Bewegung nur verzögert ausführen.

»Und... ähm... wie findest du es?«, hakte Minsu vorsichtig nach und verrenkte den Kopf etwas, um Yoongis Blick fangen zu können. Dieser jedoch war nun wieder leer in die Luft zwischen ihm und dem Tisch gerichtet.

»Hyung...«, hakte Jimin nach und stupste ihn sachte in die Seite. »Sie haben dich was gefragt.«

Yoongi nahm einen tiefen Atemzug durch den Mund. Seine Nase war dafür zu verstopft von der Erkältung, die ihn nach wie vor im Griff hatte. Dann nickte er ein wenig unkoordiniert. »Ja... danke... schätze ich.«

»Das war nicht die Antwort auf die Frage.«

»Wie war die Frage nochmal?«

»Wie du es findest...«

»Oh... ja, gut... kann man so lassen.«

Yoongi bekam nur am Rande mit, wie Han und Minsu Blicke austauschten und dann etwas murmelten von wegen, sie müssten wieder los. Als er sich endlich aufraffte, den Kopf etwas anzuheben, war da nur noch Jimin bei ihm am Tisch. Und der Ausdruck auf seinem Gesicht hätte eigentlich alle Alarmglocken in ihm klingeln lassen sollen. Dumm nur, dass er die alle mit Xanax einbetoniert und unter der Erde vergraben hatte. Genauso wie seinen Willen, seinen Absturz vor ihm zu verstecken.

»Was ist mit dir?«, fragte Jimin und musterte ihn dabei eindringlich. »Sag jetzt nicht, es ist das, was ich denke...«

Yoongi rümpfte die Nase. »Ich bin krank, schon vergessen?«

»Hältst du mich für komplett bescheuert?«

Der Vorwurf in Jimins Stimme prallte dumpf an ihm ab wie an einer Glasscheibe. Yoongi wusste, dass er sich eigentlich schuldig fühlen musste, doch er hatte heute wirklich nicht gespart. Weder an Xanax, noch an Oxycodon. Zwei Dinge, die man eigentlich nicht mischen sollte, wenn man noch ganz bei Trost war, geschweige denn ein angeschlagenes Immunsystem hatte.

»Es ist nichts«, versuchte Yoongi kläglich, Jimin von seinem Verdacht abzubringen, doch er wusste bereits, dass es zwecklos war. Er hätte ihn nie darauf bringen dürfen, dass er auch nur irgendetwas konsumierte. Und er hätte sich niemals auf dieses Versprechen einlassen dürfen. Oh, und wenn wir schon dabei waren... vielleicht hätte er auch nicht zulassen dürfen, dass Hoseok ihn am Wochenende geküsst hatte.

Wie zu erwarten, wurde Jimins Blick kühl. »Ich seh's an deinen Augen. Lüg mich nicht an.«

»Das sind nur die Medikamente, die ich bei Panikattacken nehmen muss, okay?«

Ja, Yoongi... die Medikamente, die dir kein Arzt jemals verschrieben hat. Darunter ein Opioid, das man bei verdammten Tumorschmerzen bekommt. Aber diese Infos können wir ja auslassen, oder?

»Hab die von meinem Vater«, setzte er noch einen drauf, als Jimin ihn weiterhin mit seinen skeptischen Augen durchbohrte. »Er ist Arzt, klar?«

»Ein Arzt mit Alkoholproblem.«

Yoongi schluckte unwillkürlich. »Die hat er mir schon verschrieben, bevor das alles angefangen hat.«

Wenn er so weitermachte, würde er sich schon sehr bald in seinem eigenen Lügengeflecht verfangen. Aber was blieb ihm schon übrig? Er wusste, dass er es nicht verkraften würde, auch noch Jimin zu verlieren.

»Hyung...«

Yoongi wurde von einem Kribbeln heimgesucht, als sich die Hand des Jüngeren auf seine Schulter legte. Sie wog dort schwerer als ein Lastwagen.

»Du... du siehst wirklich nicht gut aus, okay? Ich weiß nicht, ob es so gesund ist, sich jetzt mit Medikamenten vollzustopfen... egal welchen.«

»Und was soll bitte sonst helfen?«, fauchte Yoongi ihn an und zuckte obendrauf unwillkürlich von Jimins Berührung weg. »Du hast keine Ahnung, wie es ist, mit meinem Kopf zu leben.«

»Nein, ich hab keine Ahnung, du hast recht. Aber ich hab dir ein Versprechen gegeben und auch, wenn wir uns hier in einer Grauzone befinden... Lässt du mich dir beweisen, dass man es auch ohne sowas durch einen Tiefpunkt schafft?«

Tief in Yoongis Innerem regte sich etwas. Ein dumpfes Pochen, das im Entferntesten an Schmerz erinnerte. Es fiel ihm schwer, es in diesem Zustand zu fassen.

»Und wie willst du das schaffen?«

Ja, wie sollte er das schaffen? Yoongi hatte den ganzen Sonntag damit verbracht, Bomi zu suchen und dabei festgestellt, dass er jeglichen Willen zur Selbsterhaltung mit ihr verloren hatte. Wenn er es nicht mal schaffte, sich um einen Wellensittich zu kümmern, wie sollte er es je hinbekommen, etwas mit Jimin aufzubauen? Warum sollte dieser überhaupt etwas mit ihm aufbauen wollen?

Ach ja... Yoongi ließ Jimin ja nicht wissen, mit welch einem elendigen und verlogenen Wrack er sich da eigentlich abgab.

»Warte auf meine PowerPoint-Präsentation«, sagte der Jüngere in einem sachten Versuch, die Stimmung wieder etwas anzuheben. »Nein, mal im Ernst... Ich hab da schon was im Sinn, aber dafür brauch ich noch etwas mehr Zeit. Gewährst du mir die?«

Yoongi brummte etwas, von dem er selbst nicht wusste, was es bedeuten sollte. Ein Glück nahm Jimin es einfach mit einem vagen Lächeln als Bestätigung entgegen. Er war wohl wirklich im Begriff, dieses Himmelfahrtskommando zu starten ... Er würde versuchen, Rauch mit bloßen Händen zu fangen.


~⋆☽ ❊ ☾⋆~


Die Hoffnung, Bomi könnte doch noch jemandem zugeflogen oder in einem Tierheim abgegeben worden sein, ging bis zum kommenden Freitag gegen Null. Yoongi hatte alle Auffangstellen durchtelefoniert und war bei manchen sogar persönlich vorbeigegangen, um sich vor Ort von der Nicht-Anwesenheit seines verlorenen Vogels zu versichern. Vielleicht hatte er letzteres aber auch nur getan, um sich nicht zuhause oder in Jimins Anwesenheit aufhalten zu müssen.

Es war nicht so, dass er den Jüngeren meiden wollte. Ganz im Gegenteil. Yoongi würde alles dafür tun, jeden Tag in Jimins Armen zu liegen und ihm zuzuhören, wie er ihm tröstliche Worte ins Ohr flüsterte. Es waren sein Körper und sein Kopf, die sich dagegen wehrten. Die ihm nicht gönnten, auch nur eine ruhige Minute zu verbringen und ihn umherstreifen ließen, als würde es noch irgendwas bringen. Vielleicht rannte er auch einfach nur weg. Vor der Verantwortung, der er sich stellen musste, wenn Jimin noch einmal bemerkte, wie weggetreten er schon wieder war. Eigentlich pausenlos... seit Samstagabend.

Und das Schlimmste daran? Jimin ließ ihn gewähren. Er ließ ihm seinen Freiraum, weil es ihm an Empathie nicht fehlte und er wusste, wann er einen Schritt zurück machen musste. Aber er kannte Yoongi nicht gut genug, um zu wissen, dass er einen Selbstzerstörungs-Modus besaß... und diesen in stillen Momenten leidenschaftlich auskostete.

Ob sein heutiges Ziel, das er direkt nach der Uni angesteuert hatte, einen guten Job darin tun würde, ihn aus seiner persönlichen Hölle zu holen, war fraglich. Das kleine Café, vor das Yoongis Füße ihn getragen hatten, wirkte fast so, als würde es ihn nach Betreten direkt wieder ausspucken. War er gerade überhaupt in der geistigen Verfassung, dort hineinzugehen? Oder körperlich? Seine Nase war verstopft und sein Hals brachte ihn inzwischen um. Er konnte nicht einmal mehr unterscheiden, ob er sich von den Drogen oder von der Erkältung so angeschlagen fühlte.

Mit Pep wäre das vielleicht alles einfacher. Zumindest einfacher, nicht aufzufallen, zu funktionieren und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Yoongis Kopf erzählte ihm eigentlich noch viel mehr Gründe, weshalb ein ausgeglichener Wechsel zwischen Downern und Uppern der Shit in seiner derzeitigen Situation wäre. Aber er wusste, dass das Risiko, mit einer Panikattacke im Krankenhaus zu landen, zu groß war. Eine solche hatte er am Samstag auf der Mitarbeiter-Toilette des VIBE's noch ausbaden dürfen, nachdem er sich im Eifer des Gefechts tatsächlich Amphetamine reingezogen hatte. Es war pures und unverdientes Glück gewesen, dass Jimin davon nichts mitbekommen hatte.

Benzos waren dagegen gerade Yoongis bester Freund – auch wenn deren Konsum ihn langsam machten, sich in seiner ganzen Erscheinung festsetzten und ihn noch bitter zahlen lassen würden durch ihr rekordverdächtiges Suchtpotential. Er war mit ihnen nicht effektiv bei seiner Suche nach Bomi. Aber wenn wir mal ehrlich zueinander waren, existierte auch keine Suche mehr. Yoongi tat das alles, um eine Ausrede zum Weglaufen zu haben und herauszuzögern, dass er endgültig in ein Loch fiel. Er gab sich einer Illusion hin, an die er eigentlich schon lange selbst nicht mehr glaubte.

Yoongi nahm einen tiefen Atemzug und drückte gegen das kühle Metall des Türgriffs. Sofort überwältigte ihn trotz der verstopften Nase ein penetranter Geruch nach Kaffeebohnen und süßem Gebäck. Er spürte seinen Magen knurren und gleichzeitig wurde ihm übel. Wann hatte er überhaupt zuletzt eine richtige Mahlzeit gegessen?

Mühselig bahnte er sich seinen Weg an den besetzten Tischen und den sich unterhaltenden Gästen vorbei, weg von den Fenstern bis hin zu einer Ecke, die am meisten Ruhe versprachen. Geumjae winkte ihm von dort enthusiastisch zu. Es tat Yoongi schon irgendwie leid, seinen offensichtlich guten Tag mit der Regenwolke zu trüben, die ihm neuerdings auf Schritt und Tritt folgte. Als die Miene seines kleinen Bruders ein wenig verrutschte, nachdem er ihn gemustert hatte, sah er sich gezwungen, seinem Blick auszuweichen.

»So schlimm?«, begrüßte er ihn mit einem missmutigen Unterton in der Stimme. »Also habt ihr sie nicht wieder gefunden?«

Yoongi schüttelte den Kopf und ließ sich wie ein Sack in den gepolsterten Stuhl gegenüber von Geumjae fallen. Er fühlte sich nach wie vor wie ein Fremdkörper in diesem Café.

»Oh Hyung... Lass mich dir einen Kaffee ausgeben, okay?«

Yoongi ließ es geschehen, dass sein kleiner Bruder für ihn zur Theke ging und ihm einen Latte Macchiato holte. Normalerweise mied er dieses milchige Zeug, doch ein Americano würde ihm wahrscheinlich nur Herzrasen und noch mehr Unwohlsein bescheren. Er kippte sogar den Zucker mit hinein, den die Servicekraft auf dem Tellerrand drapiert hatte.

»Willst du darüber reden?«, hakte sein kleiner Bruder nach und rührte dabei in seiner eigenen Tasse herum. Yoongi fiel erst jetzt auf, dass er noch in seiner Schuluniform steckte.

»Nicht wirklich.«

Geumjae nickte und sah nachdenklich auf die Plastikblumen, die als Deko auf dem Tisch standen. Ein Schatten ruhte auf seinem Gesicht und es war offensichtlich, woher er rührte. Er hatte Yoongi damals im Krankenhaus gesehen, genauso wie die Schläuche und den Tropf, an die er angeschlossen gewesen war. Er hatte jeden furchtbaren Streit mitangehört, den sein großer Bruder und ihr Vater fortan miteinander ausgetragen hatten. Und er hatte trotz alldem nie aufgehört, das Gute in ihm zu sehen... aber wie lange würde er das noch können? Yoongi stand es ins Gesicht geschrieben, dass er wieder drauf war. Und Geumjae war alles, aber nicht dumm.

»Ich mach mir Sorgen um dich... Wir machen uns Sorgen um dich«, murmelte er, als würde er schon wissen, welche Reaktion ihn darauf erwarten würde.

»Appa?«, hakte Yoongi nach und konnte nicht verhindern, dass es wie ein Schnauben seinen Mund verließ.

Geumjae nickte und erntete dafür nur ein Grunzen.

»Der macht sich nur Sorgen um seinen heiligen Ruf. Aber ist nicht mein Problem, dass er seiner Meinung nach in der Erstgeborenen-Lotterie 'ne Niete gezogen hat.«

»Sag doch sowas nicht«, stöhnte sein kleiner Bruder wehleidig. »Natürlich macht er sich Gedanken um dich. Aber du willst es ja nicht wahrhaben. Er muss ja inzwischen schon mich darum bitten, dich zum Essen einzuladen, weil er weiß, dass du ihm direkt absagen wirst, wenn er es tut. Und er fragt mich, wie es dir so geht, weil er weiß, dass du ihm ohnehin nichts erzählen wirst. Weißt du eigentlich, wie oft er abends vor dem Fernseher sitzt und eigentlich nur auf das Familienfoto starrt, das an der Wand hängt?«

»Wegen Eomma«, brummte Yoongi den Blick stur in seinen Latte gerichtet. »Er starrt es an wegen Eomma.«

»Als Eomma gestorben ist, hat er nicht nur sie verloren, Hyung«, gab Geumjae tonlos zurück. »Und irgendwie kann ich nicht behaupten, dass das Gleiche nicht auch für mich gilt.«

Yoongi trafen diese Worte sogar durch den Schleier hindurch, der ihn wie ein Schutzschild umgab. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. »Ja, ich weiß, ich hab mich auch selbst verloren«?

»Versteh mich nicht falsch«, setzte sein kleiner Bruder erneut an, diesmal wieder etwas beherrschter. »Du bist und bleibst mein Hyung... aber es fühlt sich manchmal an, als wärst du Sand zwischen meinen Fingern und dass es nichts gäbe, womit ich dich richtig festhalten kann.«

»Seit wann bist du so wortgewandt?«, versuchte Yoongi sich mit einer ironischen Frage aus der Affäre zu ziehen, obwohl er wusste, dass es nicht angebracht war.

»Seit wann denkst du, du hättest nichts, woran du dich festhalten kannst, außer...«

Geumjae stockte, presste die Lippen zusammen und senkte den Kopf, als wäre alleine das Aussprechen gewisser Tatsachen bereits eine Straftat. Yoongi konnte nicht anders als sich angesichts seiner Unschuld zu schämen. Wieder klang ihm Baba o'Riley in den Ohren, wie auf der Rückfahrt aus Busan heraus. Er hatte immer gewusst, dass er seinen kleinen Bruder enttäuschen würde. Wieder und wieder und wieder.

»Mir geht's gut, Jae... bis auf die Tatsache, dass ich krank geworden bin.«

Geumjae musterte ihn skeptisch. Yoongi wusste, dass er versuchte, etwas aus der Weite seiner Pupillen zu lesen.

»Es ist nur gerade den Umständen entsprechend etwas... schwierig«, fügte er etwas unbedacht fort. »Ich nehme nur was Medizinisches... gegen Panikattacken und sowas.«

»Das Gleiche, was diese Rapper aus den USA nehmen und woran schon ein paar von denen gestorben sind?«

Yoongi blinzelte. Dann brach er den Blickkontakt ab. Er wäre am liebsten auf die Toilette verschwunden, um sich mit einer kleingestampften Oxy durch die Nase noch tauber zu machen. Auf der anderen Seite wollte er seinen Bruder in den Arm nehmen und ihm hoch und heilig versprechen, endlich clean zu werden. Eigentlich hatte er das doch wirklich vor. Das hier... das war nur eine Überbrückungsphase.

»Ich will nicht, dass du stirbst, Hyung.«

Geumjaes Worte kratzten an der Grenze zu einem Schluchzen. Yoongi musste nicht hinsehen, um zu wissen, wie sein Gesicht gerade aussah. Er hatte ihn viel zu oft weinen sehen, als sie damals durch ihre ganz persönliche Hölle auf Erden gegangen waren.

»Ich weiß.«

»Was soll das heißen? Du willst es aber?! Wieso sagst du nur, dass du es weißt?«

Nun klang Panik aus seiner Stimme hervor. Yoongi zwang sich dazu, den Kopf zu heben und sich dem Chaos, das er angerichtet hatte, zu stellen. Er ertrank fast in Selbsthass, als er die Tränen auf Geumjaes Wangen bemerkte, die dieser hastig mit dem Ärmel seiner Uniform wegwischte.

»Ich will mich nicht umbringen, Jae!«, versuchte er mit gedämpfter Stimme seinen kleinen Bruder zu beruhigen. »Wenn ich es darauf hinauslaufen lassen würde, würde ich einfach aufhören, was zu nehmen.«

»Soll das jetzt eine Rechtfertigung sein?«, hauchte Geumjae. »Weißt du, was ich glaube? Du hast nie wirklich clean werden wollen... und du warst es auch nie.«

»Das ist Bullshit.«

»Dann schwöre mir, dass du die Wahrheit sagst. Schwöre es bei Eomma.«

Yoongi starrte ihn an. Eine Sekunde... zwei Sekunden... drei... Geumjae schnaubte gleichermaßen verächtlich wie verzweifelt. Und allem voran enttäuscht.

»Siehst du? Du kannst es nicht.«

Sie schwiegen sich eine geschlagene Minute an. Yoongis Blick ruhte dabei auf seinem Latte, dessen Milchschaum sich zusehends verflüchtigte. Er hätte wissen müssen, dass er seinem kleinen Bruder so nicht unter die Augen hätte treten dürfen. Aber was bedeutete dieser neue Riss schon in seinem Leben? Weitere Scherben fielen unter den bereits vorhandenen wahrscheinlich nicht mal mehr auf.

»Ich verstehe einfach nicht, wie wir dir so egal sein können«, fuhr Geumjae schließlich fort. »Wieso gehst du nicht nochmal nach Busan, wenn du wirklich aufhören willst?«

»So einfach ist das eben nicht.«

»Du machst es dir aber einfach.«

»Hör auf, Jae.«

»Nein, hör du auf, Hyung!«

Yoongi biss sich unwillkürlich auf die Zunge. Er befand sich in einem fragilen Zustand zwischen einfach Abhauen und seinem kleinen Bruder erklären, dass er keine Ahnung hatte, wovon er da eigentlich redete. Und ganz vielleicht gab es da noch den unsicheren Teil, der begann, sich selbst zu hinterfragen. Nicht, dass dieser Teil besonders lange damit beschäftigt wäre. Er sprang sehr schnell auf Yoongis Schulter und brüllte ihm lachend »Einmal Junkie, immer Junkie, du Opfer« ins Ohr.

»Wirst du es Appa sagen?«, fragte er den Jüngeren tonlos.

Geumjae Lider weiteten sich unmerklich, als hätte er sich damit selbst noch nicht beschäftigt. Dann senkte er mit zusammengepressten Lippen den Kopf.

»Das weiß ich noch nicht.«

Yoongi gluckste tonlos und erhob sich ächzend von seinem Stuhl. Der Latte Macchiato vor ihm blieb unangetastet.

»Wenn du es machst, kannst du dir jedenfalls sicher sein, dass du neben Eomma noch deinen Bruder verloren hast.«


~⋆☽ ❊ ☾⋆~


»Yoongi-yah?! Hörst du mich? Ich schwöre dir, ich bring dich um, wenn du nicht schläfst und ich einen scheiß Krankenwagen rufen muss!«

Yoongi blinzelte entgegen der Silhouette, die sich vor den gräulich verfärbten Himmel geschoben hatte. Unwillkürlich begann er den Schleim abzuhusten, der sich in seinem Hals angesammelt hatte. Er durchschnitt die Luft zusammen mit dem mehr oder weniger erleichterten Stöhnen seines besten Freunds.

»Beweg deinen Arsch von diesem kalten Boden, wenn du so krank bist«, zischte Namjoon verbittert und versuchte sogleich den noch immer ziemlich benommenen Yoongi unter den Armen hochzuziehen. »Und versuch gar nicht erst, mir mit irgendwelchen Ausreden zu kommen. Wie viele hast du genommen? Vier? Fünf? Und hast du sie wieder mit irgendwas anderem gemischt?«

»L-lass m-mich«, nuschelte Yoongi, doch er kam gegen den Hünen nicht an. Ehe er sich versah, sank sein geschundener Körper in die Polster der Couch. Wann hatte Namjoon ihn nach drinnen getragen? Er konnte sich nicht an den Weg erinnern.

»Du bist krank!«, fuhr ihn eben dieser an, während er Yoongi in eine Decke wickelte. »Wenn du was nimmst, dann ab sofort nur noch etwas dagegen.«

»F-frag Tae n-nach Codein.«

»Einen Scheiß werde ich Tae dir noch mehr von diesem Dreck bringen lassen.«

»D-das... Hustensaft.«

»Hustensaft, den man bei einem Dealer kaufen muss, ist kein Hustensaft, den du von mir bekommst, mein Freund.«

»O-Oxys helfen auch... gegen Husten...«

Namjoon stöhnte so laut auf, dass es fast an ein aggressives Grollen erinnerte. »Du bist einfach unmöglich, weißt du das?«

Yoongis Lider flatterten, als er ihn in den Fokus nehmen wollte. Das Schwindelgefühl hatte etwas nachgelassen, doch er fühlte sich immer noch, als könnte er seinen Körper nicht mehr steuern. Immerhin tat ihm gerade nichts weh... zumindest nicht das, was er gezielt betäuben hatte wollen.

»Wieso hast du dich auch rausgesetzt?«, fuhr Namjoon fort, immer noch hochgradig aufgebracht. »Du krepierst, wenn du so weitermachst, noch an einer Lungenentzündung vor der Überdosis... und das ist in meinen Augen bei dir echt 'ne Leistung!«

»Kann dir doch egal sein...«

»Schieb dir deinen Xanax-Talk sonst wo hin und komm mal wieder klar. Ich weiß, dass das mit Bomi unfassbar hart für dich sein muss, es ist aber kein Grund, mit offenen Armen in eine Kreissäge zu laufen! Du warst doch schon so weit... Du hast mir all deine Vorräte gegeben, hast du das schon wieder vergessen?«

Namjoons Ton hatte über seinen Vortrag hinweg von angepisst zu wehleidig gewechselt. Da war er wieder, der Freund, der alles für ihn tun würde und es auch schon getan hatte. Der Freund, für den Yoongi eigentlich nicht mehr als eine Zumutung war.

»Bitte«, plätscherte es aus seinem Mund, ohne dass er es wirklich plante. »Bitte mach mich einfach tot.«

Für Yoongi hießen diese Worte nur, dass er wollte, dass der Schmerz endlich aufhörte. Egal wie. Dass er denselben Wortlaut verwendete, den er mit fünf Jahren vor seiner Mutter benutzt hatte, fiel ihm nicht auf. Er war gerade genauso klein und belanglos wie jener Grashüpfer, den sie vor so langer Zeit in dem Blumentopf beerdigt hatten.

»Hör auf, so einen Mist zu reden«, grummelte Namjoon, doch er kam nicht einmal dazu, den Satz ganz zu beenden. Das Klingeln an der Haustür erwischte sie beide sehr unerwartet. Das darauffolgende Fluchen im Flur deutete darauf hin, dass Jin sich darum kümmerte.

Yoongi spürte eine Übelkeit in sich aufkochen, obwohl die Medikamente zuverlässig unterdrückten, dass echte Panik in ihm aufkam. Wer klingelte schon bei ihnen, wenn es niemand für Jin war?

»Yoon, ich glaube, das ist für– Hilfe, was ist denn mit dir passiert?«

Jin starrte zwischen dem Häufchen, was sich sein jüngster Mitbewohner nannte, und Namjoon hin und her. Yoongi wusste, dass es an der Zeit war, sich zusammenzureißen. Wer auch immer gerade geklingelt hatte, durfte ihn unter keinen Umständen so zu Gesicht bekommen.

»Bin krank«, zischte er nur und versuchte sich mühsam, in eine sitzende Position zu hieven. »Wer... wer ist das?«

»Kein TÜV für deinen Urin jedenfalls... zu deinem Glück«, erwiderte Jin und musterte ihn dabei mit eindeutigem Argwohn. »Wolltest du nicht aufhören?«

»Ich bin krank, verfickte Scheiße«, fauchte Yoongi ihn an wie ein Betrunkener, der sich mit den letzten Mitteln verteidigen wollte. Dass er dabei fast das Gleichgewicht verlor und sich an der Armlehne abstützen musste, kam ihm dabei nicht wirklich zugute.

»Erklär das besser Jimin, wenn er gleich oben ist«, schnaubte Jin, ohne wahrscheinlich auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, wie ernst die Lage wirklich war. Wie viel Substanz seine Kritik eigentlich hatte. Fürs erste jedenfalls schien er die Situation nur als dezent kritisch wahrzunehmen. Sein leichtherziger Abgang zurück in sein Zimmer unterstrich dies allemal.

»Du darfst ihm nichts sagen«, lallte Yoongi nun an Namjoon gewandt. »Versprich es mir.«

Sein bester Freund schüttelte nur fassungslos den Kopf. »Unfassbar, dass es dir selbst auf viel zu vielen von diesen Scheiß-egal-Pillen immer noch wichtig ist, was er über dich denkt.«

»Bitte.«

»Keine Sorge. Dieses Gespräch darfst du ganz alleine führen... Viel Spaß dabei.«

Es dauerte keine zwei Sekunden, nachdem Namjoon seinen Mund wieder geschlossen hatte, bis zwei Gestalten an der Tür auftauchten. Auf den ersten Blick nahm Yoongi allerdings nur Jimin wahr, der mit schnellen Schritten auf ihn zukam.

»Hyung«, kam es ihm hauchzart über die Lippen, ehe er auch schon neben ihm auf dem Sofa saß und ihn intensiv musterte. »Ich hab dir so viele Nachrichten geschrieben...«

Yoongis Herz zog sich in seiner plötzlichen Nähe schmerzhaft zusammen. Es stimmte, er hatte Jimin gekonnt ignoriert – mindestens genauso sehr, wie er sich selbst dafür gehasst und ihn vermisst hatte. Ihm war danach, sich ihm entgegen zu lehnen und von ihm aufgefangen zu werden, doch ein Blick zur Tür machte deutlich, wieso Jimin ihn zur Begrüßung nicht einmal umarmt hatte. Zwei weitere Personen standen dort. Und sie hatten etwas bei sich, was Yoongis Magen absacken ließ. Noch mehr als Jimins sich zusammenziehende Augenbrauen.

»Bist... bist du...?«

»Hab ihn gerade vom Balkon aufgelesen, weil er auf dem kalten Boden eingeschlafen ist«, fiel ihm Namjoon ins Wort. »Er ist nicht gerade nachsichtig mit seiner Erkältung. Wenn er so weitermacht, wird das noch eine Lungenentzündung...«

Jimins Augen weiteten sich und das Misstrauen wich angesichts dieser Erklärung aus seiner Miene. »Bei der Kälte? Bist du jetzt völlig übergeschnappt?«

Yoongi spürte, wie das Gesagte ihm unter die Haut kroch und ihn unfreiwillig aufwärmte. Wie war es möglich, solch grobe Worte so unfassbar delikat und empathisch auszusprechen? Und wieso schafften sie es überhaupt, in diesem Zustand zu ihm durchzudringen?

»Tut mir leid, dass ich – dass wir hier so unangekündigt reinplatzen, aber...«

Jimin biss sich nervös auf die Lippen und sah hinüber zu seinen Freunden. Auch Yoongis Blick blieb wieder an ihnen hängen. Als Han dicht gefolgt von Minsu einen Schritt auf ihn zumachte, wurde noch deutlicher, was das Tuch über dem quadratischen Kasten in seinen Händen verdeckte.

»Wir haben dir was mitgebracht«, erklärte er, eine gewisse Aufregung in der Stimme. »Weißt du, Minsu kennt jemand, der organisiert große Zuchtschauen und hat viele Kontakte zu Vogelvereinen und Tierheimen. Wir haben über ihn etwas rumgefragt und... naja...«

Yoongi spürte, wie die Lebensgeister in ihn zurückkehrten und seine Sicht sich etwas klärte. Er war dennoch nicht fähig, auch nur ein Wort hervorzubringen.

»Sieh es als Entschuldigung von unserer Seite«, fügte Minsu hinzu, griff dabei beherzt nach dem Tuch und riss es von dem Konstrukt.

Ein Käfig kam zum Vorschein. Und Yoongis Herz blieb für einen Moment stehen. Dann Stille.

»Ist... ist alles okay?«, hakte Han verunsichert nach. »Ich dachte, du... du würdest dich...«

»Ich hab dir gesagt, dass es eine dumme Idee ist«, zischte ihm Jimin entgegen. »Es ist zu früh!«

Yoongi sammelte seine verbliebenen Kräfte und hievte sich von der Couch. In zwei wackligen Schritten stand er vor dem Käfig. Zwei verängstigte Knopfaugen starrten ihn an, umgeben schwarz-weißen Streifen, die bis zur lilafarbenen Wachshaut reichten. Das blaue Federkleid hatte auf den ersten Blick grau ausgesehen, doch bei näherer Betrachtung erinnerte es mehr an einen diesigen Himmel im Herbst.

»Das ist nicht Bomi«, hörte Yoongi sich krächzen.

»Ähm... ja... das ist nicht Bomi... aber er sieht fast genauso aus!«

Han schien nicht ganz zu wissen, wie er nun reagieren sollte und wechselte einen befangenen Blick mit Minsu.

Yoongi konnte die Augen nicht von dem verängstigten Jungvogel abwenden, der sich dort mit angelegtem Gefieder auf der einzigen Stange zusammenkauerte, die der kleine Transportkäfig besaß. Er bekam nur am Rande mit wie Jimin neben ihn trat und ihm zaghaft eine Hand auf den Rücken legte.

»Hör zu, sie wollten dir nur eine Freude machen, okay? Das soll kein Ersatz sein, verstehst du?«

Han öffnete erneut den Mund, doch Jimin brachte ihn mit nur einem Blick zum Innehalten.

»Ich... ehm... danke, Leute, ich nehm' ihn erstmal zu mir.«

Namjoon war aus seiner Schockstarre erwacht. Immer wieder sah er zu seinem besten Freund, während er den Käfig an sich nahm und hinüber zur Küchentheke trug. Yoongi blieb dabei wie angewurzelt stehen. Sein Körper fühlte sich an, als würde jemand nach und nach jeden einzelnen Knochen daraus entnehmen. Nicht mehr lange, dann würde er wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen.

In seinem Kopf herrschte Leere... doch er wusste, dass er verschwinden musste, bevor das passierte.


~⋆☽ ❊ ☾⋆~


Bomis Käfig wirkte kalt und verwahrlost ohne sie. Ein paar Blätter Salat hingen verwelkt von den Gitterstangen, weil Yoongi sich nicht dazu aufraffen hatte können, sie zu entfernen. Vielleicht waren sie aber auch schon ungenießbar gewesen, als sie noch dagewesen war. Vielleicht war der Käfig auch schon trostlos und langweilig gewesen, als sie die Holzstangen noch besetzt hatte. Vielleicht war Yoongi einfach nie ein gutes Herrchen gewesen...

Es war das erste Mal seit Samstag, dass er so lange auf das leere Zuhause seines verlorenen Wellensittichs starrte. Die gedämpften Stimmen auf dem Flur blendete er dabei vollkommen aus. Keine große Sache, wenn man gerade auf mehreren Benzos war und die verstopften Nebenhöhlen dafür sorgten, dass man sich in allen Sinnen eingeschränkt fühlte.

Dass es an der Tür klopfte und darauf jemand leise den Raum betrat, das bekam er allerdings mit.

»Hey...«, murmelte Jimin, als er zögerlich zu ihm an die Bettkante trat. »Darf ich mich zu dir setzen?«

Yoongi nickte mechanisch, den Blick immer noch auf Bomis Käfig gerichtet. Er spürte, wie sich die Matratze mit Jimins Gewicht senkte und sein Gleichgewicht in seine Richtung dirigierte. Vielleicht war es aber auch einfach das natürliche Magnetfeld, das den Jüngeren umgab.

»Wenn sie sich was in den Kopf gesetzt haben, denken sie manchmal keine zwei Meter weit... Es tut mir so leid, dass sie dich damit überrumpelt haben. Ich hatte sogar überlegt, den kleinen Kerl erstmal bei mir aufzunehmen, so dass du dich nicht sofort damit konfrontieren musst, aber Han und Minsu waren so überzeugt von ihrer Idee... Sie hatten selbst nie Haustiere, weißt du?«

Yoongi schwieg. Zu etwas anderem war er gerade nicht imstande. Er wollte weinen, doch die Tränen steckten irgendwo fest. Er fühlte sich wie ein verstopfter Abfluss.

»Ich kann das immer noch tun, weißt du?«, fuhr Jimin vorsichtig fort. »Ich habe zwar keine Ahnung, wie man sich um einen Vogel kümmert, aber ich werde es schon rausfinden.«

Das war der Moment, in dem Yoongis Mundwinkel zu zittern begann und die Welle der Übelkeit ihn erneut überrollte. Keine Droge der Welt wird dich je zuverlässig vor deinen wahren Gefühlen abschirmen. Im besten Fall tut sie eine Weile so, nur um sich dann ganz plötzlich gegen dich zu wenden. Genau dann lässt sie dich dein Leid doppelt und dreifach spüren.

Yoongi sank unwillkürlich in sich zusammen, seine Arme schlangen sich um seinen eigenen Körper und jeder seiner Muskeln krampfte sich zusammen. Vielleicht verwandelte er sich auch gerade in ein zusammengeknülltes Stück Papier, wer wusste das schon. Aber die Tränen wollten nach wie vor nicht aus ihm hervorbrechen. Sie drückten massiv gegen die unsichtbare Barriere und gaben Yoongi das Gefühl, womöglich bald zu explodieren.

»Bitte mach mich einfach tot.«

Wieso sagte er das immer wieder? Jetzt auch noch ausgerechnet zu Jimin?

»Oh Hyung...«

Yoongi spürte, wie sich etwas Warmes um ihn schloss wie eine schützende Decke. Er tat es schon wieder, er hielt ihn fest. Wie oft hatte er das in den letzten Tagen getan, ohne eine Gegenleistung dafür zu erwarten? Ob Jimin wohl schon bereute, sich auf ihn eingelassen zu haben? Jetzt, wo er langsam, aber sicher merkte, dass Yoongi nicht zu reparieren war?

Es war jener kleine Gedanke, der genügte, um alle Dämme brechen zu lassen. Yoongi wimmerte in Jimins Schulterblatt hinein, während er mit seinen Tränen seinen Pullover durchnässte. Da war er und weinte schon wieder wie ein Baby in seinen Armen, weil er sein eigenes Leben nicht ertragen konnte. Er weinte in den Armen einer Person, die selbst genug durchmachen hatte müssen. Jimin hatte so lange gebraucht, um Yoongi seinen eigenen Schmerz anzuvertrauen und nun beanspruchte er allen verfügbaren Raum für sich selbst... Was war er nur für ein egoistisches Stück Scheiße.

»Ich hab dir versprochen, dass ich dir helfen werde«, hauchte der Jüngere ihm gegen seinen Haaransatz und strich dabei über seine Wange. »Und ich werde das jetzt angehen, okay? Ich weiß jetzt, was ich machen will.«

Yoongi schüttelte den Kopf, die Lippen zusammengepresst, um zumindest die elendigen Geräusche zu unterdrücken, die aus seinem Mund kommen wollten. Jimin würde nichts tun können. Er war ein hoffnungsloser Fall. Er hatte sich nicht um Bomi kümmern können und genauso würde er sich nicht um das Lebewesen kümmern können, das Han und Minsu gebracht hatten – in dem naiven Glauben daran, ein verlorener Wellensittich ließe sich ersetzen wie ein verlorenes Kleidungsstück.

»Bitte vertrau mir. Hast du hier eine Tasche, die etwas größer ist als die für die Uni?«

Jimin ließ etwas widerwillig von ihm ab, um sich in seinem Zimmer umzusehen. Yoongi konnte von Glück reden, dass er die Blister aus Vorsicht vor Namjoon nicht offen herumliegen hatte lassen.

»Wieso?«

Jenes einzelne Wort war alles, was Yoongi hervorbrachte. Jimin hielt inmitten seiner Suche inne und drehte sich wieder zu ihm um. Da brannte eine Entschlossenheit in seinen Augen, die er noch nie an ihm gesehen hatte. Eine, die keine Widerworte duldete.

»Meine Mutter hat mir das Auto übers Wochenende zugesagt«, erwiderte er simpel. »Und ich bring dich aus dieser verdammten Stadt raus. Jetzt sofort.«


~⋆☽ ❊ ☾⋆~

☽ 𝐚𝐮𝐭𝐡𝐨𝐫'𝐬 𝐧𝐨𝐭𝐞 ☾

Entschuldigt bitte die Verspätung des Kapitels. Mir geht es momentan psychisch leider überhaupt nicht gut und es ist möglich, dass ich demnächst größere Upload-Spannen einplane. Das Schreiben läuft momentan leider gar nicht gut den Umständen entsprechend.



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