Kapitel 4

Ginny und Harry waren derweilen in die Küche gegangen. Rasch begann Ginny ein paar Sandwichs zu machen. Als sie ihre Freundin unter die Lupe genommen hatte, war ihr aufgefallen, wie dünn, fast schon mager diese geworden war. Sie war sich ziemlich sicher, dass Sie nur das nötigste an Essen bekommen hatte. Während sie das Essen zubereitete kreisten ihre Gedanken um Hermiones Entführung. Was war in der Zwischenzeit passiert? Warum hatte Lestrange sie nicht als Geisel genommen um Harry anzulocken?
"Jetzt wieder gut.", hauchte Ron überglücklich und drückte die dürren Hermione eng an sich. "Was haben sie nur mit dir gemacht...", fragte er besorgt und musterte ihren Körper. "Ron, es geht mir gut...sie haben mir nur gerade mal so viel gegeben dass ich überlebe...aber jetzt bin ich bei dir und lebe auch innerlich
", sprach Hermione sanft und lächelte ihn leicht an. "Also, wie ist es als Auror?", fragte sie ihn ruhig und ihre Augen funkelten leicht vor Neugierde. "Ganz toll!" "Na komm, ich hole dir was zu Essen. Sanft drückte er sie zurück in die Kissen, bevor er eilig in die Küche ging.
Ginny und Harry lösten sich rasch aus der engen Umarmung, in der sie sich gerade befunden hatten, als Ron die Küche betrat. Kurz hielt er inne, dann lächelte er leicht. Es hatte gedauert, aber schließlich hatte er sich daran gewöhnt, dass sein bester Freund mit seiner Schwester zusammen war. Sein Blick fiel auf die Sandwichs, die Ginny gemacht hatte und seine Augen funkelten auf. Lachend nahm Ginny den Teller und du dritt gingen sie zurück ins Wohnzimmer zu Hermione.
Hermione versuchte einen Blick auf die anderen in der Küche zu erhaschen, doch von der Couch aus hatte sie leider keine Chance die anderen zu sehen. Als sie dann zurück ins Wohnzimmer kamen mit einem ganzen Stapel Sandwichs lächelte Hermione zaghaft. Ron hielt ihr sofort ein Sandwich unter die Nase, dieses Hermione ruhig entgegen nahm. Man könnte meinen sie würde sich nun ungehalten darüber hermachen, doch stattdessen brach sie sich erstmals ein Stück ab. Nicht weil sie Ginny's Essen nicht vertraute, oder aus sonstigen banalen Gründen, sondern da ihr Magen sich erst mal wieder an regelmäßige und deftige Mahlzeiten gewöhnen musste.
Genießend schloss Hermione die Augen und ließ es sich förmlich auf der Zunge zergehen. "Das schmeckt köstlich!", gab sie ruhig von sich und nahm vorsichtig noch ein Stückchen in den Mund. Besorgt sah Ron zu ihr hinüber, was Hermione natürlich nicht entging.
Ginny beobachtete amüsiert, wie Hermione einen Bissen nach dem anderen in den Mund steckte und wie Ron das ganze Fassungslos beobachtete. Es war typisch für ihren Bruder, dass er davon ausging, jeder würde Essen so verschlingen, wie er. Ginny verstand warum Hermione so langsam aß, in solchen Dingen hatte sie einfach mehr Einfühlungsvermögen als ihr Bruder oder dachte einfach logischer. Früher hatte es sie immer genervt, dass ihr Bruder auf andere wie ein Trottel wirken mochte, doch mittlerweile war es ihr egal. So war Ron nun mal und sie wollte auf keinen Fall, dass er anders wäre. Jeder ihrer fünf verbliebenen Brüder war einzigartig und Unterschied sich nahezu gänzlich von den vier anderen.
Hermione fühlte sich beinahe wie ein Ausstellungsstück in einem Museum als sie von allen Seiten beobachtet wurde. Harry sah besorgt aus, Ron fassungslos, und Ginny amüsiert. "Wie geht es den anderen?", fragte die Brünette zaghaft nach und stopfte ein lind grünes Kissen etwas mehr unter ihren Rücken, um nicht gleich in dem Sofa zu versinken. Es interessierte sie wirklich wie es den anderen Weasleys ging. Sie waren ihr immer wichtig gewesen, und es wäre grausam für sie auch die anderen zu verlieren. Vor allem interessierte es sie wie es George ging. Damals war er deutlich ruhiger geworden als er Fred verloren hatte, und Hermione hoffte innigst ihm ginge es trotzdem einigermaßen gut. Tatsächlich freute sie sich sehr darauf die anderen wieder zu sehen und zu umarmen. Sie wollte sie einfach wieder bei sich, und zurück zu ihrem Alltag kehren. Sich einen guten Beruf suchen, und sich um ihre Karriere kümmern.
"Oh", sagte Ginny, "Den anderen geht es gut! Klar, die Zeit nach der Schlacht war hart, aber wir haben es alle irgendwie geschafft. Bill und Charlie sind in ihr altes Leben vor dem Krieg zurück gekehrt, Percy hat geheiratet, George... Er schlägt sich echt gut!" In ihrer Stimme war ein wenig Stolz zu erkennen. "Es hat eine Weile gedauert, aber er hat den Laden wieder aufgemacht. Bill und Fleur erwarten bald ihr zweites Kind. Mum ist ganz vernarrt in Victoire.", fuhr sie fort, "Dad arbeitet weniger und in einer anderen Abteilung. Er und Mum verreisen öfter, seit keiner von uns mehr zu Hause wohnt.

Aufmerksam hörte Hermione Ginny zu, und je mehr diese erzählte, desto mehr wurde Hermione klar wie viel sie eigentlich verpasst hatte. Ein trauriges Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht, und sie nickte nur leicht.
"Das freut mich...", Hermione hoffte wirklich sehr bald wieder die anderen zu sehen. Vielleicht würde sie auch einfach mal bei George im Laden vorbei sehen und ihn überraschen. Sie hoffte wirklich er wäre nicht wütend und würde glauben sie habe die Zaubererwelt einfach verlassen ohne etwas zu sagen. "Und in welcher Abteilung arbeitet Mr. Weasley nun?", fragte die junge Frau interessiert nach und nahm zaghaft noch einen Bissen von dem Sandwich. Endlich wieder feste Nahrung zu sich zu nehmen war ein berauschendes Gefühl, doch gleichzeitig wollte sie auch wieder etwas hinaus. Etwas Sonne tanken und einfach wieder das weiche Gras unter ihren Zehen spüren.
Ginny entging die Spur von Trauer, die sich auf Hermiones Gesicht abzeichnete nicht. Sie wusste nicht genau, woran es lag, war es, weil sie so viel verpasst hatte, oder gab es vielleicht noch einen anderen Grund? "Dad arbeitet jetzt in der Abteilung Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe.", erzählte das Mädchen mit den feuerroten Haaren, "Es ist zwar ganz anderes, als das, was er früher gemacht hat, aber es macht ihm Spaß und er wird viel besser bezahlt." Sie war froh, dass ihre Eltern jetzt mehr Geld zur Verfügung hatten. Zu gut konnte sie sich an die Zeit erinnern, in der sie all ihre Sachen gebraucht hatten kaufen müssen.
"Das klingt wirklich schön.", meinte sie leicht lächelnd und freute sich auch wirklich darüber dass die Weasleys nun mehr Geld bekamen. Sie hatten es wirklich verdient. "Sagt mal...welcher Tag ist heute?", fragte die Gryffindor sanft nach und überlegte angestrengt welcher Tag und welcher Monat sein könnte. Anfangs hatte sie versucht die Tage hinzuzählen, doch irgendwann hatte sie es aufgegeben.
Sie wollte die anderen wiedersehen, doch in ihrem Zustand wäre es nicht gerade einfach. Zum Glück gab es viele Tränke so dass ihre Heilung nicht allzu lange dauern sollte. "Ich hoffe ich kann die anderen bald wiedersehen..." Außerdem wollte Hermione noch ihre Eltern wiederfinden, doch vorerst war es ihre höchste Priorität erst mal wieder etwas Ordnung in ihr Leben zu bringen.

"4.Juni 2000", antwortete Ginny vorsichtig. Sie war sich nicht sicher, ob Hermione bewusst war wie viel Zeit vergangen war. Die Miene der Brünette war undurchdringlich, einzig in ihren Augen konnte Ginny eine leichte Regung erkennen. Sie wusste, das Hermione versuchte stark zu sein, wie sie es immer tat, aber es gefiel ihr nicht! Hermione hatte nach dem schrecklichen Krieg so viel durchgemacht, sie musste nicht stark bleiben. Ginny war selbst ein Sturkopf, auch sie würde versuchen stark zu bleiben.
//4.Juni 2000//, wiederholte sie gedanklich und war furchtbar schockiert darüber wie viel Zeit vergangen war. In ihren Augen spiegelten sich die verschiedensten Emotionen wieder. Was wenn die anderen wütend auf sie waren weil sie sich in all der Zeit nicht mehr gemeldet hatte. Sie versuchte stark zu bleiben, doch dass sich ein paar winzige Tränen in ihren Augen bildeten konnte sie nicht verhindern. "Wie geht es Neville und den anderen...?", versuchte sie vorsichtig von dem Thema abzulenken und wischte sich eilig die Tränen aus den Augen. Zaghaft legte sie die eine Hälfte des Sandwichs zurück, da sie erst mal eine kleine Pause brauchte.
"Sind Sie nicht!", sagte Ginny leise, so, dass nur Hermione sie verstehen konnte. Sie hatte ihrer besten Freundin sofort angesehen worüber sie nachdachte. Überrascht sah Hermione sie an, lächelte dann aber zaghaft. "Den anderen geht es gut, so weit ich weiß.", beantwortete die jüngste Weasley die Frage ihrer Freundin, "Luna reist durch die Welt und erforscht Tierwesen, Neville ist mit Hannah Abbott zusammen und wird ab nächsten Schuljahr in Hogwarts arbeiten." Bei dem Gedanken daran lächelte sie. All die Jahre hatte sie Neville gemocht, egal, wie tollpatschig er auch gewesen war. Immer war sie davon überzeugt gewesen, dass er eines Tages etwas großes erreichen würde, sie hätte an ihn geglaubt.
"Das ist toll! Schön dass er doch etwas großes erreicht hat!", meinte Hermione leicht lächelnd und dachte etwas an ihre Schulzeit zurück. Bei dem Gedanken an die Schule ging ihr das Herz auf,doch wenn sie an die düsteren Seiten dachte diese sich in dem magischen Schloss abgespielt hatten, zog sich ihr Herz automatisch zusammen und sie konnte nicht anders als an den Krieg zu denken. Grausame Bilder traten vor ihr inneres Auge. Freunde starben vor ihren Augen und sie konnte nichts tun... kleine Kinder diese keine Ahnung davon hatten wie grausam diese Welt doch sein konnte. Verbündete denen das Leben aus den Gesichtern gefegt wurden. Das Gefühl von Sorge, Angst und Wut begann sie zu durchströmen.

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