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Remus P.o.V
Sirius sprach meinen Namen aus, und es klang wie ein Gebet.
Ich traute mich nicht, etwas zu erwiedern, denn ich wusste, dass ein falsches Wort alles zerstören würde.
Verdammt, ich traute mich nicht mal zu atmen.
Sein Gesicht war so nah an meinem, ich spürte wie sein Atem warm über meine Haut strich und ich am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam. Ich müsste mich nur noch ein paar Zentimeter vorlehnen...
Wenn man die Situation betrachtete, in der ich gerade steckte, war ich überraschend ruhig. Die Person, in die ich seit zwei Jahren verliebt war, war im Begriff mich zu küssen, ich hätte durchdrehen müssen, doch ich konnte nur wie gelähmt auf seine Lippen starren.
Sirius hielt zögernd inne, seine Lippen nur Millimeter von meinen entfernt.
Als er jedoch bemerkte, dass ich nicht vorhatte, mich abzuwenden oder dergleichen zu tun, überbrückte er schließlich den letzten Abstand zwischen uns, der mir in den letzten Sekunden unerträglich vorgekommen war.
Es war als würde ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Luft holen.
Ich hatte mir diesen Moment hunderte Male ausgemalt, mich so oft gefragt, wie es wohl war, Sirius zu küssen, und doch war es ganz anders, als ich mir es vorgestellt hatte.
Die Gesellschaft sieht das Wort 'Anders' als etwas schlechtes, jedoch war es hier auf eine perfekte Art und Weise anders.
Es war als hätten wir beide Angst, dass dies nur ein weiterer Traum war, aus dem wir gleich aufwachen würden.
Seine Fingerspitzen berührten fast unspürbar auf meine Wangen, doch diese Leichte Berührung ließ mein Herz vom höchsten Turm Hogwarts fliegen.
Zögerlich schlang ich meine Arme um seinen Hals, weil ich ihm noch näher sein wollte als eh schon. Ich wollte die Wärme spüren die von ihm ausging, seine Atemzüge, die immer wieder stockten, sein Herz, dass genauso schnell schlug wie meines.
Als hätte er nur darauf gewartet, nahm er nun mein Gesicht ganz in seine Hände und der Kuss wurde intensiver als alles was ich bisher erlebt hatte.
Meine Hand verirrte sich in seinen Haaren, unsere Zungen tanzten miteinander und dieser Kuss ließ all meine Gedanken zu Staub werden. Ich konnte nur noch an Sirius denken, der immer noch unter mir lag oder saß, ich wusste es nicht genau und es war auch egal. Ich konnte nur noch an seine Lippen denken, an seine Haare, die verboten weich waren, und an seine Hände, die inzwischen meinen Oberkörper erkundeten.
Ich wollte, dass es niemals endete.
Von mir aus hätten wir für immer in diesem dunklen, stickigen Klassenzimmer bleiben können. Ich war mir sicher, dass ich nur seine Küsse zum überleben brauchte. Luft, Licht und seine Küsse, die mir wortwörtlich den Atem raubten.
Apropos Atem rauben.
Ich löste mich leicht von ihm, nicht weil ich wollte, sondern weil ich schlicht und ergreifend wieder zu Atem kommen musste.
Die Zeit nutzte ich, um seine Silhouette zu betrachten. Ich mochte uns so. Ich in seinen Armen, sein Gesicht leicht unter meinem.
Mit einem glücklichen Seufzer ließ ich meinen Kopf auf seiner Schulter nieder und schloss die Augen.
Seine Arme schlossen sich um mich und ich spürte, wie er sich entspannte und seinen Kopf an meinen lehnte.
Uns umgab Stille und das dunkle Blau der Nacht.
Man hörte nur unsere Atemzüge, die im Einklang miteinander waren.
"Ich hätte nie gedacht, dass du auch in mich verliebt bist. Ich meine, ich hatte Vermutungen... Wohl eher Hoffnung. Aber ich habe den Gedanken nie wirklich zugelassen", sagte Sirius, während seine Finger langsam meinen Rücken entlangstrichen. Seine Finger wanderten drei Mal hoch und wieder hinunter, ehe ich ihm antwortete.
"Ich dachte du wüsstest es. Meine schlechte Laune, wenn du eine neue 'Liebe' gefunden hast", ich hob eine Hand um das Wort zu unterstreichen, "Wie du mich angeschaut hast, wenn du mich beim Starren erwischt hast... Gott ich war verrückt nach dir. Bin es immer noch.", erwiederte ich.
Er lachte leise.
"Wie lange weißt du es schon?"
"Seir der fünften.", gab ich kleinlaut zu.
"Ich seit der sechsten. Wir haben so viel Zeit verschwendet, Moony. So verdammt viel Zeit."
"Wir haben aber auch noch verdammt viel Zeit vor uns Sirius."
Wieder breitete sich das Schweigen zwischen uns aus, doch es störte weder mich, noch Sirius.
"Wir sollten vielleicht gehen. Du liegst ja bequem, aber mein Hintern tut verdammt weh", meinte Sirius irgendwann.
Murrend richtete ich mich auf und streckte mich. Mir tat, zu meiner Überraschung, tatsächlich alles weh.
Tatze stand ächzend und ungelenk auf und nahm meine Hand, als wäre das das Selbstverständliche auf der Welt.
Es ist selbstverständlich, erinnerte ich mich mit einem leisen Lächeln.
Auf diesen Schock brauchte ich jetzt erstmal einen Feuerwhiskey.
Energisch schritt ich vorran und zog Sirius mit mir mit.
Auf einmal blieb dieser Stehen und zog mich mit einem Ruck nach hinten.
Dieser Kuss riss mich von den Füßen und ließ mich atemlos zurück. Sirius hatte seine Lippen fast schon verzweifelt auf meine gepresst und mir kaum Zeit gegeben, zu reagieren. Ohne ein weiteres Wort, jedoch mit einem kleinen hinterhältigem Lächeln lief er weiter, als wäre nichts passiert. Er wusste inzwischen genau, was er mit mir anrichtete.
Eine Weile irrten wir durch die Gänge, da wir beide nicht mehr wussten, wie wir überhaupt das Klassenzimmer gefunden haben. Es war wahrscheinlich schon lange Nachtruhe, weshalb wir versuchten, möglichst unauffällig zu sein, was ein weiteres Hindernis war.
Wir schlenderten gerade durch einen Gang voller friedlich schlafender Gemälde, als Sirius plötzlich anfing zu reden.
"Seit ich in dich verliebt bin, gab es eine Liste an Dingen, die ich mit dir machen wollte.", sagte er und blieb unvermittelt stehen.
Ich hielt ebenfalls an und fragte neugierig:"Was denn zum Beispiel?"
"Das.", erwiederte er und ehe ich weiter nachfragen konnte, was zur Hölle er meinte, drückte er mich gegen die Wand und küsste mich erneut.
Diesmal war es nicht leise oder vorsichtig. Seine Küsse waren nun fordernd und ich dachte nicht mal daran, sie weniger intensiv zu erwiedern.
Seine Hände wanderten über meine Brust und hinterließen eine Gänsehaut, wo auch immer sie gerade hinwanderten.
Ich hatte ihm die Arme um den Hals geschlungen und meine Finger zogen immer wieder die selben Kreise in seinem Nacken. Ich spürte wie auch er eine Gänsehaut bekam und lächelte in den Kuss hinein. Es ist schön zu wissen, dass es jemanden gibt, der so auf einen reagierte.
Schließlich ließ er mich wieder los, wir blickten uns einen Moment an und versuchten, wieder ruhiger zu atmen.
Ich räusperte mich und sagte:"Na da bin ich ja mal auf die anderen Punkte deiner 'Liste' gespannt.", was ihm ein schiefes, unwiderstehliches Lächeln entlockte.
Wir gelangten zum Portrait der fetten Dame ohne weitere Zwischenfälle und stellten fest, dass die Party noch ihm vollen Gange war.
"Party oder Schlafsaal?", fragte Tatze und ich konnte nicht umhin, rot zu werden, was man in der Dunkelheit zum Glück nicht sah.
Da ich nicht glaubte, eine verständliche Antwort geben zu können, nahm ich ihn ohne ein weiteres Wort bei der Hand und und zog ihn durch die Menge hoch in den Schlafsaal. Ich hatte James und Lily knutschend in einer Ecke und Wurmschwanz schlafend auf einem der Sessel gesehen, weshalb ich mir sicher sein konnte, dass der Raum leer war.
Es war mir, als wäre der Weg zu unserem Schlafsaal auf einmal doppelt so lang und die Treppen unbesteigbar.
Oben angekommen schloss Sirius die Tür hinter uns und war in zwei Schritten bei mir. Er sah mich auf eine Art und Weise an, die mein Herz zwei Schritte auslassen ließ, nur um dann doppelt so schnell und heftig weiterzuschlagen.
So fühlte sich also Liebe an, wenn man sich sicher sein konnte, dass sie erwiedert wurde. Laut, heftig und wunderschön.
Tatze zog mich an sich und in einem Gewirr aus Armen und Beinen stolperten und fielen wir eher auf das Bett zu, als zu gehen.
Irgendwie fand ich mich unter Sirius wieder.
Dieser saß auf mir, seine Hände drückten meine Brust auf das Laken, sodass ich mich nicht bewegen konnte, selbst wenn ich gewollt hätte. Sein Gesicht schwebte direkt über meinem, mit einem schelmischem Grinsen blickte er zu mir herunter. Er war mir geradezu quälend nah, jedoch zu weit weg, als dass ich ihn hätte küssen können.
Er mochte es offenbar, mich hinzuhalten, die Kontrolle zu haben.
Letztendlich lehte er seinen Kopf dennoch nach unten, ich schloss die Augen und ließ mich fallen.
Wieder und wieder und wieder.
Ich hoffe ich konnte eure Erwartungen zumindest ein wenig erfüllen...
Ich wollte mich nochmal für die (für meine Verhältnisse zumindest) überwältigende Menge an Kommentaren für das letzte Kapitel bedanken. Das bedeutet mir mehr als ihr euc vorstellen könnt und das ist auch der Hauptgrund warum ich so "schnell" weiterschreiben konnte. Danke!!
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