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Remus P.o.V
Selbst nach einer zwanzig minütigen Standpauke schlug mein Herz immernoch so heftig, dass ich dachte es müsse mir gleich aus der Brust springen. Ich war mir ziemlich sicher, dass wir uns geküsst hätten, wenn McGonagall nicht dazwischen gegangen wäre und diese Tatsache machte mich unglaublich aufgeregt und verängstigt zugleich. Ich führte mich auf wie eine liebestolle 14 Jährige, während Sirius wie die Ruhe selbst schien. Wie peinlich.
Was machte ich hier bloß?
Ich war betrunken, hätte gerade fast die Person geküsst, in die ich schon seit zwei Jahren verliebt war und mein Gehirn konnte nur noch an das Glitzern in Sirius Augen denken, als sein Blick auf meine Lippen gefallen ist. Ich würde alles dafür geben, diesen Moment nochmal zu erleben.
Gerade als das Schweigen zwischen uns unangenehm wurde, meinte Sirius geradezu beschwingt: "Also ich finde ja, dass dieser Abend die zwei Wochen Nachsitzen definitiv Wert sind."
"Wir können uns glücklich schätzen, dass Minnie Quidditch so sehr liebt, dass sie uns nächstes Wochenende kein Nachsitzen gibt.", erwiederte ich nur.
"Was war das eigentlich für ein Lied?"
Ich spürte, wie ich, mal wieder, rot wurde. Ein Hoch auf den Alkohol, dank ihm würde ich mich erst morgen in Grund und Boden schämen!
"Das war ein Song aus der Muggelwelt. Ist schon etwas älter aber immer noch ziemlich berühmt."
Tatze sah nicht so aus als ob er mich gehört hätte und wenn doch, so hatte er wohl keine Lust mir zu antworten. So dehnte sich das Schweigen zwischen uns aus und die Stille fühlte sich fast greifbar an, als wäre sie eine feste Substanz, die ich verscheuchen könnte, wenn ich mir nur Mühe geben würde.
Aber wollte ich das? Wollte ich die Stille mit dahingesagten Worten durchbrechen, nur damit geredet wurde?
Im Schlafsaal angekommen, war mein Gehirn ganz durcheinander vor lauter Panik. Wie beendet man einen Abend nachdem man sich fast geküsst hätte?
Sirius beantwortete diese Frage, indem er sich geräuschvoll und ohne Rücksicht auf die anderen Rumtreiber aufs Bett schmiss.
"Gute Nacht Moony, schlaf gut.", murmelte er noch ehe er auch schon zu Scharchen begann.
Ich verdrehte lächelnd die Augen und zog mir noch schnell meinen Schlafanzug an, ehe ich unter meine, wie immer schon warme, Bettdecke schlüpfte.
Durch den Alkohol drehte sich der gesamte Raum, doch es störte mich nicht.
Durch Sirius war ich das gewöhnt.
Es klang kitschig und doch war es die Wahrheit.
Jedes Mal wenn er mir nahe kam und sein Aftershave in meine Nase drang, war es, als würde sich die ganze Welt auf den Kopf stellen. Es war gleichzeitig das beängstigendste und schönste Gefühl, das ich kannte.
Langsam fielen mir die Augen zu, mein letzter Gedanke galt Sirius Black und mein erster Gedanke würde sicherlich auch ihm gelten.
Ich wurde von der Sonne geweckt, die mir genau in mein Gesicht schien. Doch war es leider nicht so angenehm und entspannend wie in den Büchern, in denen sich die Protagonisten lächelnd erheben und dann in den Tag starten, sondern eher eine Mischung aus kompletter Blindheit und viel Gefluche.
Zuerst drehte ich mich zur anderen Seite, dann fuhr ich panisch hoch.
Hatte ich nicht Schule?
Nein. Es war Sonntag.
Frustriert ließ ich mich wieder in mein Kissen fallen.
Fünf Minuten später war ich auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum, da ich einfach nicht mehr schlafen konnte.
Dort warteten auch schon James und Peter auf mich die sich, natürlich, die Sitzgruppe mit den bequemsten Sesseln unter den Nagel gerissen hatten.
Ich schmiss mich aufs Sofa und schaute ihnen beim Hausaufgaben machen zu, bis ich mich endlich traute die Frage zu stellen, die mir schon die ganze Zeit im Hirn herumschwirrte.
"Wo ist Tatze?"
"Noch beim Frühstück. Du kennst ihn ja, wenn er einmal angefangen hat zu Essen, kann er nicht mehr aufhören.", sagte James abwesend.
Ich schmunzelte. Ja ich kannte ihn.
Keine Minute später kam Sirius in den Gemeinschaftsraum stolziert und mal wieder drehten sich alle Köpfe nach ihm um. Er hatte etwas an sich dass er, beabsichtigt oder nicht, alle Aufmerksamkeit auf sich zog.
Seine Haare waren wie immer vollkommen durcheinander, eine Sache die mich mal mehr, mal weniger störte, und sein entspannter Gang verriet, dass er verboten gute Laune hatte.
Er setzte sich summend mit aufs Sofa und probierte mehrere Sitzpositionen aus bis, er seufzend sagte: "Es tut mir leid Moony, du musst mal wieder als Kissen herhalten."
Mit diesen Worten legte er sich über die gesamte Breite des Sofas hin und platzierte seinen Kopf in meinem Schoß.
Tatsächlich machte er das geschätzte dreimal die Woche, weshalb ich mich schon längst daran gewöhnt hatte, jedoch konnte ich mich noch lebhaft an das erste Mal erinnern.
Die Situation war ähnlich wie diese aber damals war ich so geschockt, dass ich für eine halbe Stunde kein Wort rausgebracht habe. Damals ist das niemanden aufgefallen, weil ich eh nie viel geredet habe.
Wenn ich jetzt so darüber nachdachte, könnte das einer der Momente gewesen sein, in denen ich realisierte, dass ich in Sirius verliebt war.
Sirius sah mich aus seinen grauen Augen an und es war ein Blick, bei dem mein Herz doppelt so schnell schlug und meine Organe sich zu verflüssigen schienen.
Ich wollte etwas sagen, jedoch hatte sich ein Kloß in meinem Hals gebildet. Deswegen lächelte ich einfach und ich hoffte, dass dieses Lächeln alles sagen würde, wozu ich nicht imstande war.
Sirius alberte mit James, Peter lachte unbeschwert und ich gab ab und zu sarkastische Kommentare ab, das war meine Pflicht als Rumtreiber. Ich hätte für immer so da sitzen können, mit Sirius und den anderen beiden, das war mein persönlicher Himmel.
Meine Freunde und ich, zusammen, lachend und ohne Sorgen. Meine Freude steigerte sich noch, als Lily dazukam, James einen Kuss gab, was ihn wie jedes Mal vollkommen aus der Bahn warf, und uns so breit anlächelte, dass mir nur vom Zuschauen die Lachmuskeln wehtaten.
"Wie geht's meinen Jungs?", fragte sie und wir antworten unisono "Gut."
Das war so ein Ding zwischen uns.
Wir unterhielten uns weiter und ich spielte mit Sirius Haaren, ordnete sie, damit sie mich nicht mehr so störten.
Tatze schloss genießerisch die Augen und ich mochte diesen Anblick so sehr, wie er dalag, die Augen geschlossen und mit diesem kleinen Lächeln auf den Lippen, dass ich einen kleinen Seufzer von mir gab, den offensichtlich nur Lily bemerkte.
Ich vergaß immer wieder wie viel sie mitbekam.
Ihre Augen wanderten zwischen Sirius und mir hin und her und weiteten sich dann, als würde sie jetzt alles verstehen, doch sie sagte kein Wort. Und ich war ihr unglaublich dankbar dafür.
Am Abend jedoch zog sie mich beiseite, gerade als ich es nicht erwartet hatte und fragte mit ernster Miene: "Remus ich habe eine Frage und ich will, dass du ehrlich bist. Bist du verliebt in Sirius?"
Ich verneinte die Frage nicht, jedoch brachte ich es auch nicht über mich, zuzustimmen. Nie hatte mich jemand so etwas privates gefragt und das wühlte mich unglaublich auf.
Sie war die erste die herausgefunden hat, dass ich in einen Jungen verliebt war.
Offensichtlich bemerkte sie, was in mir los war, denn sie lächelte nur leicht und nahm mich in den Arm.
Was hat es nur mit menschlicher Nähe, dass die Tränen fließen sobald man umarmt wird?
Sie strich mir über den Rücken und murmelte beruhigende Worte die ich nicht verstand; nach einiger Zeit hatte ich mich wieder beruhigt und Lily schaute mir prüfend ins Gesicht.
Was sie sah gefiel ihr offenbar, denn sie lächelte leicht und sagte dann: "Es scheint dir vielleicht unmöglich, dass Tatze dich jemals lieben könnte aber ich persönlich bin mir da nicht so sicher. Gib die Hoffnung nicht auf Moony, manchmal ist sie das einzige was wir haben."
Mit diesen Worten ließ mich allein.
Konnte es wirklich sein, dass Sirius auch in mich verliebt war?
Uff ich glaube das ist das längste Kapitel dass ich je geschrieben habe.
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