4

Sirius P.o.v

Ich rannte durch die Gänge, den überraschend schweren Remus in meinen Armen.
Wie konnte ich nur so blöd sein und den Vollmond vergessen?
In Gedanken verfluchte ich mich mit tausenden, durchaus passenden, Schimpfwörtern, während ein kurzer Blick auf Remus verriet, dass er immer noch ohnmächtig war.
Ich stürmte gerade die große Treppe herunter, als ich spürte, dass Moony anfing zu zittern und ich zwang meine Beine, sich noch schneller zu bewegen.
Meine Muskeln brannten und ich hätte am liebsten sofort aufgehört zu rennen, doch ich ignorierte meine Schmerzen.
Seine Verwandlung begann langsam aber sicher und ich musste die peitschende Weide unbedingt davor erreichen, sonst wäre niemand hier sicher, nicht mal wir Rumtreiber.
Ich sprintete durch das Tor hinaus und sah, wie die besagte Weide langsam in sicht kam.
Sofort spornte ich mich selbst an, auch wenn ein großteil meiner Gedanken immer noch auf mich selbst wütend war.
Hätte ich doch nicht so darauf geachtet, nicht andauernd Remus anzustarren, wäre mir diese Müdigkeit und die beginnende Ohnmacht schon viel früher aufgefallen.
Doch Remus Blicke hatten mich so verwirrt, dass meine Gedanken ein einziges Chaos waren und das hatten wir nun vor meiner Unachtsamkeit.
Endlich war ich bei der peitschenden Weide angekommen und ich machte mich mit Remus im Schlepptau daran, durch den viel zu engen Tunnel zu kriechen.
Mehr als einmal glaubte ich, dass ich es nicht rechtzeitig schaffen würde. Doch ich verbot mir den Gedanken an ein solches Scheitern und kroch immer weiter.
Bald schon dachte ich an gar nichts mehr, wollte nur noch voran kommen, ich war bedeckt von Schweiß und Schmutz, aber es störte mich nicht. Ich wollte nur, dass Moony und alle anderen in Sicherheit waren.
Letztendlich schaffte ich es, ihn durch die Tür in die Heulende Hütte zu zerren, wo er mitten im Raum reglos liegen blieb.
Es fiel mir schwer, doch ich wandte ihm den Rücken zu und begab mich so schnell wie es ging wieder zum Ausgang. Zwar wäre ich am liebsten bei ihm geblieben, aber in dem Zustand war er eine Gefahr für sich selbst und alle anderen.
Am Rande des Waldes warteten schon James und Peter auf mich, die mit besorgten Gesicht fragten, was passiert ist.
Ich schilderte ihnen die Ereignisse und musste mich mittendrin hinsetzten, weil mich die Erschöpft zu überwältigen drohte.
Der Adrenalinstoß war vorüber und jetzt erst merkte ich was es mich gekostet hatte, Remus durch das halbe Schulhaus und die Ländereien zu tragen.
Schweigend verwandelten wir uns in unsere Animagi und warteten darauf, dass Moony in Werwolgestalt zu uns getrabt kam.
Auch wenn wir schon unzählige Vollmonde mit seinem Werwolf verbracht hatten, schoss mein Puls jedes Mal in die Höhe wenn er um die Ecke geschlichen kam.
Ich wusste, dass mir keine Gefahr drohte, aber er sah so unglaublich wild aus, wie eine unberechenbare Kraft der Natur, welche er natürlich auch war.
Die Nacht war wie immer nicht einfach, doch diesmal kam er mir besonders gefährlich vor, vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein.
Kurz vor Sonnenaufgang war Moony müde genug, um keinen Widerstand zu leisten, als wir ihn zurück ins Schloss schmuggelten.
Zuerst brachten wir ihn wie immer zu Madame Pomfrey, die den Wolf sofort in einen abgetrennten Raum trug, dann warteten wir darauf, dass sie mit einem schlafenden Remus wieder heraus kam.
Sein Anblick tat jedes Mal von neuem weh, wie er zusammengekauert dort lag, manchmal sogar mit neuen Narben, die noch tagelang schmerzen würden.
Zusammen trugen wir ihn in unseren Schlafsaal, wobei wir alle Geheimgänge nutzen mussten, die wir kannten, da es manche, meiner Meinung nach irren, Schüler gab, die auch am Wochenende früh aufstanden.
Schließlich standen wir alle um Remus Bett herum und betrachten ihn, wie er dort lag, erschöpft und mit zwei neuen Narben am Hals.
James wandte sich ab, sein Mund war nur noch als dünner Strich zu sehen, was mir verriet, wie frustrierend die ganze Situation für ihn war. Wir alle halfen Remus nach Kräften und doch schien es nie genug zu sein. Moony versicherte uns zwar, dass er uns unendlich dankbar war und dass wir ihm sehr helfen würden allein mit unserer Anwesenheit, doch fühlte es sich immer so an, als würden wir nicht genug tun.
Nach ein paar weiteren Minuten völliger Stille begaben sich Peter und Krone zum Frühstück mit der Begründung, dass jetzt sowieso nicht mehr an Schlaf zu denken sei.
Den würden wir erst nachholen, wenn wir Remus wieder wach und wohlauf war.
Als James bemerkte, dass ich keine Anstalten machte, ihnen zu folgen, lächelte er leicht und man sah ihm förmlich an, wie viel es ihn kostete, diesen Witz nicht zu machen.
Ich setzte mich an die Bettkante und fuhr damit fort, ihn zu betrachten, da mich jetzt niemand für diesen ungenierten Blick verurteilen konnte.
Remus brachte mich auf eine Art und Weise auf den Boden zurück, wie es selbst James nicht konnte. In seiner Gegenwart war ich konzentriert und losgelöst zugleich, ein Sternenhimmel in dem alle Konstellationen perfekt aufeinander abgestimmt waren.
Gedankenverloren strich ich leicht über seine neuen Narben, woraufhin seine Lider sich unterbewusst bewegten und er langsam die Augen öffnete.
Erschrocken zuckte ich zurück und lächelte leicht.
"Willkommen zurück Remus.", sagte ich, doch anstatt zu antworten, drehte er den Kopf leicht weg.
Ich spürte wie mich mein Lächeln langsam verließ und wir schwiegen beide, unsicher was wir sagen sollten.
Als er sich wieder zu mir umdrehte lag so viel Schmerz und Scham in seinen Augen, so ein Wirrwarr der Gefühle, dass ich nichts lieber getan hätte, als ihn zu umarmen, zu halten, bis er wieder in Ordnung war.

"Ich hasse all das so sehr, Sirius."


Sorry, dass es mal wieder so lang gedauert hat.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top