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Remus P.o.V

"Du weißt, dass das mit den Armen ein wenig bescheuert aussieht, weil du kleiner bist als ich, oder?", sagte ich und musste lachen, als ich den Blick sah, den Tatze mir zuwarf.
Er wurde nicht gerne daran erinnert, dass er, verglichen mit James und mir, relativ klein wirkte. Dass Peter noch kleiner war, interessierte ihn nicht wirklich.
"Ich wollte gerade fragen, ob du Lust hast, mit mir in Bibliothek zu gehen, weil ich noch den Aufsatz für Zaubertränke schreiben muss. Du hättest mir währenddessen Gesellschaft leisten können, aber so mach ich das lieber allein.", erwiederte er und stolzierte mit hoch erhobenen Haupt davon.
Ich vergrub entnervt den Kopf in meinen Händen.
Wie konnte ich mich bloß in so eine Diva verlieben?
Schließlich machte ich mich aber daran, ihn einzuholen und als ich bei ihm angekommen war, legte ich in einem plötzlichen Anfall von Mut den Arm um ihn. Für Sirius war das vielleicht normal, aber mein Herz fing augenblicklich an schneller zu schlagen und meine Stimme zitterte sogar ein wenig als ich meinte:
"Das war bloß ein Witz, Sirius. Ich begleite dich gerne. Dann komm ich auch endlich mal mit dem Buch, was ich zurzeit lese, weiter."
"Ich wusste, dass du meinem Charme noch erliegen würdest.", bemerkte er und grinste selbstsicher zu mir hoch, woraufhin ich nur die Augen verdrehte.
Das konnte ja lustig werden.
In der Bibliothek angekommen setzte sich Sirius mit einem Stapel Büchern, einer Feder mit Tinte und jeder Menge Papier an einen Tisch und begann mit konzentriertem Gesichtsausdruck zu Arbeiten.
Ich machte mich auf die Suche nach dem Buch mit Gedichten, welche ich zurzeit las und schlenderte dann zu einem roten Sessel in der nähe von Tatze.
Es herrschte Stille, jedoch keine unangenehme, sondern eher die Art von Stille die einen beruhigte, eine Stille die einem half zu entspannen.
Ich merkte erst, dass ich mich in Sirius Gegenwart nicht richtig konzentrieren konnte, als ich ein Gedicht insgesamt vier Mal las aber jedes Mal wieder von vorn anfangen musste, weil ich kein einziges Wort behalten hatte.
Letztendlich wandte ich den Blick von der Seite ab und mein Blick wanderte automatisch zu Sirius wie er tief über das Blatt gebeugt vor sich hin kritzelte.
Ihn schien meine Gegenwart gar nicht zu beeinträchtigen.
Ich beobachtete wie seine linke Hand gedankenverloren durch seine Haare fuhr und ein kleiner, unglaublich kitschiger Teil von mir wünschte sich, es wäre meine Hand.
Jetzt beherrsch dich mal!
Ermahnte ich mich und dieser kitschige Teil von mir vergrub sich wieder in eine unbekannte Ecke meiner Gedanken.
Sirius musste meinen Blick gespürt haben, denn er hob den Kopf und blickte mir direkt in die Augen, ohne sarkastisches Grinsen, ohne irgendeine Bemerkung seinerseits.
Er sah mich einfach an, mit einem Gesichtsausdruck, der die kleine verräterische Flamme namens Hoffnung in mir noch heller brennen ließ.
Schließlich wandte er sich wieder ab und arbeitete weiter und meine Schultern entspannten sich wieder, ob vor Enttäuschung oder Erleichterung wusste ich nicht.
"Moony könntest du mal kurz kommen und dir das anschauen?", bat Sirius.
Ich legte ein Stück Pergament in die Seite, schlug das Buch zu und ging zu ihm. Dann blickte ich über seine Schulter.
"Und? Wie findest du es?", fragte er.
"Wenn du das Horn von diesem Einhorn meinst, welches du skizziert hast, das finde ich ganz gut. Der Ansatz könnte noch größer sein. Und die Bögen sehen normalerweise etwas... runder aus."
Er besserte die Zeichnung nach meinen Anweisungen aus und auf einmal war mir unangenehm bewusst, wie nah ich ihm gekommen war.
Er hatte seine Augen vor Konzentration ein wenig zusammen gekniffen und von hier aus hätte ich sogar seine Wimpern zählen können, wenn ich mir die Zeit genommen hätte.
Er roch nach seinem Aftershave und Pfefferminze und bei dem Geruch machte mein Magen einen kleinen Sprung.
Hastig richtete mich wieder auf, lächelte knapp und ließ mich wieder auf den Sessel fallen.
Mein Magen tanzte gerade Tango mit meinem Mittagessen und in meinem Kopf schrillten Alarmglocken.
Jetzt wusste er sicherlich, wie ich von ihm dachte.
Ich wartete darauf, dass er mich zu rede stellte, verwirrt oder sogar wütend, doch es kam nichts.
Das Adrenalin, welches mein Gehirn auf meine doch eher ungewöhnliche Reaktion ausgeschüttet hatte, ließ langsam nach und hinterließ eine seltsame, unangenehme Ruhe in mir, die kein Anfang und kein Ende hatte.
Ich legte mich quer in den Sessel, wobei ich die Armlehne als Kopfstütze verwendete.
Bevor ich es verhindern konnte, schlossen sich meine Lider, langsam und unaufhaltsam.
Sirius Geraschel und das Kratzen seiner Feder auf Papier wiegten mich immer tiefer in diesen Nebel aus Müdigkeit, vor dem ich inzwischen ein wenig Angst bekommen hatte.
Auf einmal durchfuhr es mich wie ein Blitz. Das war kein normaler Nebel, wie konnte mir das nur entgehen!
Über die Panik wegen meiner Gefühle für Sirius hatte ich kurzzeitig vergessen, dass heute Vollmond war.
Ich zwang meine Augen, sich zu öffnen und suchte eine Uhr.
Wir hatten das Abendessen verpasst.
Scheiße, Scheiße, Scheiße!
Verzweifelt versuchte ich, mich für einen kleinen Moment aus dem Nebel zu befreien, um Sirius zu warnen, doch ich konnte nicht mal mehr einen Finger heben.
Mein ganzer Körper war schlaff und nur mit Mühe schaffte ich es, ein Geräusch von mir zu geben, welches gequälter und gruseliger klang als alles was ich jemals gehört hatte.
Angewidert von mir selbst ließ ich mich wieder in den Nebel fallen.
Wie sollte Sirius mich je lieben können, wenn er mich regelmäßig so sah.
Ehe ich in einen schwarzen Tunnel der Ohnmacht fiel, spürte ich noch, wie ich hochgehoben wurde.
Hoffentlich schaffte es Sirius noch zur peitschenden Weide, ansonsten würde die ganze Schule das Monster erleben, welches Remus Lupin eigentlich war.

Ich habe es endlich geschafft dieses Kapitel zu beenden!

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