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Remus P.o.V
Vier Jahre zogen ins Land, vier Jahre in denen sich so vieles änderte und doch gleich blieb.
Zwischen Wohnungssuche -und Einrichtung, Umzugskartons und Farbeimer suchten Sirius und ich uns Jobs, was mir eindeutig schwerer fiel als Sirius, wegen meines "pelzigen kleinen Problems", wie er es immer noch liebevoll nannte.
Irgendwann hatte ich es satt, dass ich jedes Mal, wenn ich mich irgendwo bewarb, erstmal kritisch taxiert wurde, nur um zwei Wochen später eine Ablehnung zu erhalten. Also beschloss ich, die Jobsuche zumindest für eine Weile sein zu lassen, und mich ganz unserer kleinen Wohnung zu widmen, die wir uns gekauft hatten.
Sie war ganz in der Nähe von James und Lily und unter meiner Hand wurde sie schon bald viel mehr als nur eine Wohnung. Sie wurde ein Zuhause, ein sicherer Hafen, in dem wir uns vor dem Sturm, der draußen tobte, für eine kleine Ewigkeit verstecken konnten.
Denn es war wahrhaftig ein Sturm.
Voldemort war so stark wie nie und er hatte es auf meine besten Freunde abgesehen.
Sie durften ihr schützendes Haus nicht mehr verlassen, was besonders James frustrierte und die unbändige Freude, die wir empfanden, als klein Harry auf die Welt kam, hatte sich in Angst verwandelt, dass ihm was zustoßen konnte.
Alle Rumtreiber, unsere Freunde und deren Familien waren im Orden und jeden Tag verschwanden oder starben mehr.
Es war ein Kampf gegen das aussichtslose, und doch standen wir an vorderster Front und dachten nicht daran, aufzugeben.
Jeden Tag stieg ich in der Angst auf, meine Freunde zum letzten Mal zu sehen.
Es war unglaublich ermüdend so zu leben und nebenbei noch den Alltag zu schmeißen und an meinen schlechten Tagen, wenn mein Kopf in Sirius Schoß ruhte und wir beide stumm leideten, weil wir wieder jemanden verloren hatten, wünschte ich mir, es wäre endlich vorbei, koste es was es wolle.
Aber immerhin hatten wir einander und diese Wohnung, die zu einem Zufluchtsort vor allem bösen geworden war.
Und wir hatten unzählige Momente, die diese vier Jahre trotzdem zu etwas Besonderen machten.
Momente, in denen die Rumtreiber in unserer kleinen Küche auf der Arbeitsplatte, dem Boden oder dem Tisch saßen, nur nicht auf den Stühlen, und und unzählige Weinflaschen leerten. In denen wir trotz allem ungezwungen lachten und durcheinander redeten.
Momente, in denen ich mit Sirius durch die Wohnung tanzte, oder mich lautstark mit ihm stritt nur um mich fünf Minuten später wieder mit ihm zu versöhnen, weil wir einfach nicht böse aufeinander sein konnten.
Momente, in denen ich Lily das Stricken beibrachte und sie mir mit vor stolz glühenden Wangen ihren ersten, selbstgestrickten Babystrampler vorzeigte.
All diese Momente waren es trotz allem schrecklichen, was außerhalb passierte wert, erlebt zu werden.
Genau so ein Moment war es auch, als ich Morgens neben Sirius im Bett lag und seine Gesichtszüge beim Schlafen beobachtete.
Es war egal, dass ich ihn wortwörtlich jeden Tag zu Gesicht bekam, ich wurde einfach nicht müde, ihn zu betrachten.
Seine Miene war vollkommen entspannt, seine Züge fast schon engelsgleich.
Er war vollkommen ruhig, was in letzer Zeit nicht mehr oft vorkam, normalerweise war er immer in Bewegung, im Auftrag des Orden des Phönix oder weil er einfach nicht mehr still sitzen konnte. Er hasste es, wenn er nichts unternehmen konnte.
Seine Haare waren verwuschelt und hingen ihm ins Gesicht, genau so, wie ich sie am Liebsten mochte.
Seine Arme hatte er um mich geschlungen, vom tiefen Schlaf ganz sanft, ich könnte mich mühelos befreien, wenn ich wöllte.
Doch das kam für mich gar nicht in Frage.
Ich könnte stundenlang hier liegen, die Wärme, die von ihm abstrahlte legte sich wie eine warme Decke um mich und am liebsten würde ich so für immer bleiben.
Die Sonne malte Gemälde aus Schatten und Licht auf die weißen Laken und durch das offene Fenster hörte ich das Tschirpen der Vögel.
Wie schön wäre es, wenn ich die Zeit anhalten könnte...
Vorsichtig, ganz vorsichtig hob ich die Hand und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht.
Seine Lider zuckten, meine Hand blieb in der Luft erstarrt hängen und ich kniff die Augen zusammen, warum, wusste ich auch nicht.
Vielleicht hoffte ich so, dass Sirius doch nicht aufwachen würde, als würde plötzliches sich in Stein verwandeln da helfen.
Dass dieser Gedanke mehr als sinnlos war, hörte ich daran, dass Sirius sich unwilling stöhnend, geräuschvoll und murmelnd umdrehte, während er die Decke mitnahm und ich somit in der Kälte lag.
Ich hasste ihn.
Seufzend setzte ich mich auf und vergrub meinen Kopf in meinen Händen.
Jetzt, wo ich die schläfrig glückliche Morgenstimmung versaut hatte, konnte ich eigentlich auch gleich Frühstück machen.
Gerade wollte ich mich endgültig aus diesem kuschelig warmen Bett quälen, als ich spürte, wie seine Hand in Kreisen meinen Rücken heraufwanderte und eine Gänsehaut überkam mich.
Als ich dann auch noch seine Lippen spürte wie sie erst federleicht auf meiner Schulter verweilten, nur um dann Küsse auf meinem Hals zu verteilen, schloss ich die Augen und ergab mich.
Nur noch fünf Minuten schwor ich mir.
Weitaus mehr als fünf Minuten später stand ich in der Küche, wartete darauf, dass unser Toast fertig wurde und warf einen Blick auf das Leben außerhalb unseres Fensters.
Wir hatten es wirklich gut erwischt. Unsere Wohnung war nah an allen wichtigsten Läden gelegen und doch war es sehr grün draußen, die Straße war von Kastanienbäumen gesäumt, fast jedes Haus hatte einen kleinen Vorgarten, der mit Blumen geschmückt war.
Besonders mir gefiel dieses Grün, es hatte etwas beruhigendes.
Sirius dagegen konnte nicht sehr viel damit anfangen, aber da er wusste, wie sehr ich unsere ruhige, grüne Oase mochte, beschwerte er sich nicht.
Zudem war unser kleines Zuhause nicht sehr weit von einer geradezu winzigen Arztpraxis entfernt, die von Zauberern geführt wurde, die sich bereit erklärt hatten, mir mit meinem Werwolf Problem zu Helfen.
Es war ein Ehepaar und der Mann war ein Ass in Zaubertränke, der es hinbekam, mir den Wolfbann Trank zu brauen, sodass unsere Nächte um einiges ruhiger wurden.
Es schmeckte abscheulich, aber ich würde alles tun, um die Schmerzen, die ich früher erlitten hatte, nicht nochmal durchstehen zu müssen.
Der Holzboden knarrte, als Schritte auf mich zu kamen und ich spürte, wie Sirius mich von hinten Umarmte und seine Nase in meiner Halsbeuge vergrub.
Ich lächelte und lehnte mich gegen ihn.
Schließlich drehte ich mich um, um ihm ins Gesicht blicken zu können.
Was ich sah, gefiel mir ganz und gar nicht.
Seine Stirn war besorgt in Falten gelegt und seine Augen, seine wunderschönen Augen, die sonst immer lebensfroh glänzten, waren matt und voller Angst.
"Heute Nacht kam ein Brief von Dumbledore.", er unterbrach sich, um mit seiner Hand durch meine Haare zu fahren und mein Gesicht zu mustern, unsere Nasen und Zentimeter voneinander entfernt.
"Er hat eine Aufgabe für mich. Ich werde wohl ein paar Tage weg sein.", flüsterte er schließlich.
Mir wurde schlecht.
Oh nein, das gefiel mir ganz und gar nicht.
Ich schluckte.
Tausend Fragen schwirrten mir durch den Kopf.
Aus was bestand die Aufgabe?
Würde er in Gefahr geraten?
War es bloß ein harmloser Botenjob?
Waren Todesser involviert?
Doch ich wusste, er durfte sowieso keine beantworten, oberste Anordnung. Geheimhaltung war das höchste Gut in Zeiten wie diesen.
"Bist du denn rechtzeitig zu Halloween wieder da? Du weißt doch, dass James und Lily eine kleine Party feiern wollten."
Sein Blick verdüsterte sich, wenn es denn ging, noch mehr.
"Ich hoffe, kann sein, dass ich mich ein wenig verspäte."
Ich seufzte und er zog mich in eine feste Umarmung.
Ich hasste es, wenn er auf eine dieser halsbrecherischen Missionen musste.
Die Angst, ihn zu verlieren, machte mich jedes Mal fast verrückt und ich verlor meinen Appetit komplett, bis er in Fleisch und Blut wieder vor unserer Tür stand und mich anstrahlte, sobald er mich sah.
Ich hasste es, ihn gehen lassen zu müssen.
Ich atmete tief durch und löste mich ein Stück, um ihm direkt in die Augen schauen zu können.
"Ich habe Angst."
"Ich auch, Remus, ich auch."
"Versprich mir, dass du auf dich aufpassen wirst."
"Immer doch, du kennst mich doch."
"Gerade deswegen musst du es mir ja versprechen."
Er grinste leicht und musterte mein 
Gesicht schon wieder, als wolle er es sich nochmals einprägen.
Es könnte ja das letzte Mal sein.
Ich weigerte mich jedes Mal, das Selbe zu tun, ich fand es brachte nur Unglück.
Schließlich nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich.
"Bist du glücklich, Moony?"
"Gerade? Eher weniger. Ich habe Angst. Im allgemeinen? Ja."
Schließlich hatte ich ja ihn.





Ok an dieser Stelle wäre es vielleicht angebracht, einen kleinen Disclaimer zu machen. Der weitere Verlauf dieser Geschichte wird mein Herz durch einen Fleischwolf drehen und zermatscht zurück lassen. Ich weiß, Drama und Traurigkeit sind nicht für jeden. Wenn du also diese Story angefangen hast, um glücklichen Fluff zu lesen (was vollkommen legitim ist, mach ich ständig) und kein Herzbruch willst, dann finde ich, ist das ein prima alternatives Ende. Und das meine ich vollkommen ernst, ich wäre niemandem, der hier aufhört, böse. Vielen Dank fürs Lesen!

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