Vom Lieben und Vermissen

Es war Sonntagmorgen, die Sonne schien und generell schien dieser Tag sehr vielversprechend zu werden.

Vorausgesetzt natürlich, ich müsste nicht meinem Freund dabei zusehen, wie er meine beiden Koffer im Auto verstaute, damit ich zur Weiterbildung fahren konnte.

Verzweifelt trat ich von einem Fuß auf den anderen, brachte sämtliche Macken zum Vorschein, die ich auch nur ansatzweise hatte.

Leon seufzte, schloss die Kofferklappe und drehte seinen Kopf in meine Richtung.

Mit einer fast schon verlegenen Geste strich er sich seine Haare aus dem Gesicht und kam auf mich zu. Nahm mich in seine starken Arme und legte sein Kinn auf meinem Scheitel ab.

Prompt schlang ich ihm meine Arme um den Hals. „Ich will nicht gehen...“, murmelte ich an seiner Brust.

„Ich weiß, Prinzessin. Aber wir schaffen das schon, ok? Wenn alles klappt, dann sehen wir uns am Samstag wieder!“, versprach er.

Damit gab Leo mir einen kleinen Schubs in Richtung des Autos -irgendwie hatte ich ihn tatsächlich überzeugen können mir seinen BMW anzuvertrauen-, auf welches ich nun langsam zu trottete.

„Ich liebe dich“, sagte ich und schloss die Tür hinter mir. Sofort kurbelte ich die Fensterscheibe runter.

Mein Freund drückte mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, aus welchem ich die Verzweiflung aber auch das Versprechen schmecken konnte.

„So, und jetzt startest du den Motor und fährst los! Und ruf' mich an, wenn du im Hotel bist!“.

Ein letztes Mal nickte ich, fuhr endlich los. Mein Herz schlug heftig gegen meine Brust und schrie förmlich danach umzukehren. Dabei war ich gerade einmal 5 Minuten von Zuhause entfernt.

Ich fuhr aus der Stadt raus, immer in Richtung Autobahn. Aus dem Radio dröhnte lautstark Musik, doch nicht mal die konnte meine Laune bessern.

Verdammt, Elisa! Wann bist du denn so eine Heulsuse geworden?!

Nach einer Weile begann plötzlich mein Magen zu knurren. Unwillkürlich begann ich zu grinsen.

Mein Herz zerbrach beinahe vor Sehnsucht, aber mein Bauch verlegte einfach nach einem guten Mittagessen. Prioritäten, würde ich mal sagen.

Meinem Navi zufolge würde ich noch mindestens zweieinhalb Stunden fahren, also entschloss ich mich an der nächsten Raststätte zu halten und etwas zu essen.

Ich setzte den Blinker, fuhr rechts rüber und hielt schließlich auf einem der wenigen noch freien Parkplätze des etwas heruntergekommenen Autobahnrestaurants.

Sobald ich den Gurt gelöst hatte, beugte ich mich umständlich zwischen den Sitzen vorbei nach hinten, versuchte an meine Handtasche zu gelangen, die -unter meiner Lederjacke begraben- auf dem Rücksitz verweilte.

„Verdammter Mist!“, fluchte ich als besagte Tasche aus meinen Händen glitt und sich auf dem Boden des Fahrzeugs entleerte. Jetzt dürfte ich wohl doch aufstehen, um das Auto rumgehen, meine Sachen zusammensuchen und versuchen keine Delle in den PKW rechts von mir zu hauen.

Yeay...

Seufzend stieg ich aus. Heute war definitiv mein Tag. Nicht. Warum hatte ich mich nochmal hierauf eingelassen?!

Da mein Portemonnaie auf die geniale Idee gekommen war unter einen der Sitze zu rutschen, benötigte ich im Endeffekt eine knappe halbe Stunde bis ich endlich reingehen konnte.

Wie zu erwarten war die Raststätte nahezu überfüllt, weshalb ich unsicher zu einem Tisch ging, an welchem eine junge Frau saß.

„Ist hier noch frei?“, erkundigte ich mich, auf den Stuhl ihr gegenüber deutend. Die Blondine sah zu mir hoch und nickte freundlich.

„Du solltest die Ravioli probieren, die sind echt klasse“, erzählte sie kaum dass ich mich gesetzt hatte. „Übrigens ist mein Name Janna“.

„Elisa“, antwortete ich schüchtern und hielt ihr meine Hand hin, welche Janna sofort schüttelte. Neue Leute kennenzulernen war eindeutig Leos Stärke, nicht meine.

„Ähm, okay...Dann werde ich das mal tun. Danke...“, murmelte ich. Sobald einer der Kellner zu uns kam, bestellte ich besagtes Gericht. Meine Sitznachbarin schlürfte in aller Seelenruhe ihren Kaffee.

„Wo willst du eigentlich hin?“.

Verlegen blickte ich von meinen Fingern -welche unruhig auf die Tischplatte tippten- auf. „Viborg. Und du?“.

„Nach Silkeborg. Meine Schwester heiratet in ein paar Tagen und Neffe Nummer eins ist auch schon auf dem Weg“. Erneut trank sie einen Schluck aus ihrer Tasse. „Und? Hast du dich schon an jemanden binden lassen?“.

Tat Janna eigentlich auch mal was anderes als zu grinsen?! Und was waren das eigentlich für Fragen?!

Aber egal, was hier gerade passierte, ihre gute Laune schien ansteckend zu sein und riss mich prompt mit.

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