Sitzordnung

Leon:
Autsch. Das war ein Schlag in die Magengrube.

Elly war also verlobt. Sie würde heiraten. Diesen Sommer noch.

Um meine Enttäuschung zu überspielen, versuchte ich mich an einem Spaß: „Ich hoffe, dass du mir einen Platz in der ersten Reihe reserviert hast!“.

Daraufhin schwieg sie nur und wich meinem Blick aus.

Mit einem leisen Seufzen sah ich mich im Restaurant um.
Jetzt, wo Elisa und ich nicht mehr die ganze Zeit über lachten, starrte man uns noch immer an.

Nur war es dieses Mal die Neugier für den Grund unseres Schweigens. Nicht mehr dieser Blick, der uns vorhin hatte sagen sollen, dass wir die Klappe halten sollten.

Schließlich ließ ich meine Augen wieder zu Elly wandern, entschuldigte  mich mit dem Vorwand aufs Klo zu gehen und machte mich auf den Weg nach draußen.

Frische Luft tut ja bekanntlich gut, oder nicht?! Besonders wenn man den Kopf frei kriegen muss.

Ich entfernte mich etwas von diesem überteuerten Schickimicki-Laden, ging die leere Straße entlang. Zumindest für ein paar Meter, schließlich konnte ich nicht allzu lange wegbleiben.

OK, ruhig bleiben. Was hast du denn erwartet?! Ihr habt euch seit 3 Jahren nicht mehr gesehen und...

„Fuck!“, brüllte ich. „Fuck, fuck, fuck!“.

Ein Fenster wurde geöffnet, schon meckerte man mich auf Dänisch an. Von wegen Uhrzeit und Lautstärke.

Wenn die eine Ahnung hätten.

Ein letztes Mal holte ich Luft, dann machte ich kehrt, schleppte mich zurück zu Elly.

Diese saß ungeduldig und irgendwie bedrückt an unserem Tisch, kratzte mit ihrer Gabel auf dem halbvollen Teller herum ohne was zu essen.

Fünf Minuten lang schwiegen wir einander noch an, dann verkündete Elisa, dass sie müde wäre und gerne zurückfahren wollte.

Noch nie war ich so dankbar für ihre ständige Müdigkeit, wie in diesem Moment.

Schnell stand ich auf, bezahlte beim Kellner und half dann Elly -welche noch immer saß- in ihre dünne, weiße Jeansjacke.
Anscheinend war sie wirklich kurz davor einzuschlafen.

Auf halber Strecke unserer Fahrt, drehte ich meinen Kopf kurz zu meiner Begleitung, welche ihren Kopf an die Fensterscheibe zu ihrer rechten gelehnt hatte.
Sie war tatsächlich eingeschlafen.

Grinsend schüttelte ich meinen eigenen Kopf, konzentrierte mich dann wieder auf diesen Feldweg, der sich Straße nannte.

Mit den Fingern trommelte ich zu der leisen Musik aus dem Radio auf das Lenkrad.

Noch vor ein paar Jahren hätten wir zwei diesen Song zusammen gehört, Elly hätte gesungen und mich angemotzt, dass ich auch singen sollte. Und dann hätte sie mir erzählt, wie sehr sie sich auf den nächsten Urlaub freute.

Langsam bog ich in die Einfahrt ein, parkte mein Auto auf diesem kleinen Vorhof und stieg aus.

Dann ging ich zur Beifahrertür, öffnete diese und hob Elly vorsichtig aus dem Wagen, welche irgendwas murmelte.

Ich trug sie hoch in ihr Zimmer, legte sie in das Bett und schloss dann leise die Tür hinter mir, ehe ich wieder nach unten ging um die Tür zu zumachen und das Auto anzuschließen.

Dabei wanderte mein Blick nach oben zu dem kleinen Balkon, der Elisa gehörte. Und mal wieder fragte ich mich, was mit mir los war, seit ich sie heute Mittag gesehen hatte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top