Männerrunde

Leon:

Was habe ich mir dabei nur gedacht?!

Dieser Gedanke verfolgte mich auf dem kompletten Weg zurück zum Haus der Nielsons.

Ich war drauf und dran gewesen Elly zu küssen, hätte nicht in dem Moment ihr Telefon geklingelt.

Mittlerweile waren wir an besagtem Haus angekommen, hatten soeben die Begrüßungsrunde hinter uns.

Sophia rannte in ihr Zimmer um dort mit ihren Puppen -welche wohl aktuell Autofahren lernten- zu spielen, Mary verschwand mit Elly im Wohnzimmer um zu quatschen.

Also blieb es an Lars und mir hängen die beiden Koffer nach drinnen zu schleppen. Seit wann konnte ein einziges Gepäckstück so schwer sein?!

„Habt ihr Steine da drin?“, keuchte ich. Wie fast immer unterhielten wir uns auf Dänisch, seiner Muttersprache.

Das Lächeln im Gesicht meines Kumpels verschwand, machte einem besorgten Blick platz.

„Da war ein verdammter Spielzeugladen, direkt gegenüber von unserem Hotel. Und da mussten wir natürlich jeden einzelnen Tag hingehen...“.

Dann galt dieser besorgte Blick also seinem Konto. Tja, das kannte ich nur zu gut. Vorallem seit ich vor knapp zwei Jahren zu studieren begonnen hatte.

Im Flur angekommen, stellte ich den Koffer ab und klopfte Lars mitfühlend auf die Schulter. Dieser nickte nur stumm.

Dieses Theater hielten wir noch etwa zehn Sekunden aus, schon begannen wir zu lachen. Schließlich folgten wir den Frauen ins Wohnzimmer.

„Ähm, nope. Mädelsabend. Wir müssen was wichtiges unter vier Augen klären, also setzt euch in den Garten oder so...“, erklärte Mary mit einem strengen Blick. Überrascht sahen wir sie an.

„Bitte!“, fügte schließlich Elly hinzu.
Mist, wie sollte ich denn jetzt einfach hierbleiben?!

Schnell zog ich Lars hinter mir in den Garten, verfrachtete ihn auf einen der Liegestühle. Dann eilte ich nochmal kurz in die Küche, holte jedem von uns zwei Bier -wer wusste schon, wie lange die Frauen brauchen würden- und kehrte zu ihm zurück.

„Elly hat dich also um den Finger gewickelt, oder wie soll ich dein Verhalten eben deuten?“, fragte Lars.
Dabei prostete er mir mit seiner Bierflasche zu, was ich erwiderte.

Einen Augenblick schwieg ich und sah stumm durch den Garten, überlegte mir genau was ich sagen würde.

„Ich bin einfach für sie da, der alten Zeiten wegen. Und selbst wenn, sie hat schon genug Probleme, da brauch sie keinen neuen Typen“.

Ungläubig zog Lars seine Augenbrauen zusammen. Er glaubte mir kein Wort.

„Es ist schwer zu verstehen, okay? Wir haben uns seit Jahren nicht gesehen und dann steht sie einfach vor mir, ohne jede Reaktion.
Und dann, wenn du glaubst, dass es werden könnte wie früher...dann erzählt sie dir, dass sie in ein paar Wochen heiraten wollte.
Wie könnte ich ihr jetzt also nicht jeden Wunsch von den Augen ablesen? Meiner besten Freundin, die ich -wenn ich ehrlich bin- seit einer Ewigkeit vermisst habe und nun wo wir wieder beieinander sind, ist da dieses komische Gefühl...Irgendwas sagt mir, dass ich auf sie aufpassen muss. Auf meine Prinzessin...“.

Die Ungläubigkeit im Blick meines Kumpels wich einem tiefsitzenden Respekt, während nun auch ich an meinem Bier nippte.

Mary öffnete die Terrassentür, rief uns zu, dass wir wieder ins Haus kommen könnten, wenn wir wollten.
Also schnappte sich ihr Mann seine Flasche, stand auf und sah zu mir hinunter.

„Mach ihr den besten Sommer überhaupt. Mach sie glücklich. Und wenn sie das will, dann auch noch lange danach. Ich glaube, genau das ist es, was Lisa braucht...“.

Und während er nach drinnen verschwand, um erstmal seine Tochter ins Bett zu bringen, saß ich noch draußen und grübelte über seine Worte. 

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