Grinsend und möglichst lässig, stand ich mit vor der Brust verschränkten Armen an Leo's Auto gelehnt.
Seit etwas mehr als einem Monat waren wir jetzt ein Paar und irgendwie war es in dieser Zeit zur Angewohnheit geworden, dass ich ihn jeden Donnerstagabend nach seinem letzten Seminar von der Universität abholte.
Da dieses nicht vor 18:30 Uhr endete, musste ich mir also auch keine Sorgen machen, dass es sich mit meinen Arbeitszeiten überschnitt.
Ein paar Studenten verließen nun das Gebäude, vor welchem ich -zu meiner eigenen Überraschung- einen Parkplatz gefunden hatte und schlurften teils erleichtert, teils ziemlich erschöpft zur nächsten Bushaltestelle, den Fahrradständern oder ihren eigenen Autos.
Verwundert warf ich einen Blick auf meine Armbanduhr. 18:36 Uhr.
Komisch, schließlich war Leo sonst einer der Ersten, der Donnerstags aus der Tür rannte.
Mein Handy klingelte leise und verkündete mir so, dass ich soeben eine neue Nachricht erhalten hatte. Da von meinem Freund noch immer keine Spur zu sehen war, griff ich schnell nach meinem Telefon.
Lars wollte wissen, ob wir schon etwas für das Wochenende geplant hatten, anscheinend drängte seine Tochter darauf, dass sie Leon und mich endlich mal wiedersah.
Gerade wollte ich eine Antwort schreiben, da wurde ich in eine feste Umarmung gezogen.
„Ich dachte schon, du verbringst die ganze Nacht da drin!", begrüßte ich Leon halb im Spaß und sah zu ihm hoch. Warum musste er auch so groß sein?!
„Als würde ich mir jemals die Chance entgehen lassen, dich zu sehen". Damit küsste er mich kurz.
Wie eigentlich immer, wenn er in meiner Nähe war, stieg mir das Blut in die Wangen. Galant öffnete Leo mir die Beifahrertür.
„Oh, nein. Vergiss es! Ich fahre!".
„A...aber, Elly! Das ist doch mein Babyyy...", jammerte mein Freund, als ich besagte Tür wieder zuknallte. Bei dem Geräusch zuckte Leon unwillkürlich zusammen.
Tja, manchmal hatte ich wirklich das Gefühl, dass er dieses Fahrzeug mehr liebte alles andere auf dieser Welt.
Ich seufzte genervt und verdrehte meine Augen.
„Jetzt stell' dich doch nicht so an! Immerhin kann ich auch Autofahren. Und außerdem...", hob ich meine Stimme, da mein Freund allem Anschein nach dazwischen quatschen wollte, „...außerdem saß ich bereits mehrfach hinter diesem Lenkrad und wie du siehst, ist nichts passiert.
Also mal abgesehen davon, dass das Handschuhfach nicht mehr so überfüllt ist und sich wieder schließen lässt!".
Damit huschte ich um das Fahrzeug herum und setzte mich auf den Fahrersitz, startete den Motor.
Nur widerwillig nahm Leon neben mir Platz.
„Darf ich dann wenigstens aussuchen, wo wir essen werden?", fragte er patzig.
Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Es war wirklich unfassbar lustig, Leo schmollen zu sehen. Schade, dass ich mich auf das Fahren konzentrieren musste.
„Wir gehen essen?", hakte ich nach. Ein kurzer Seitenblick zeigte mir, dass Leo nickte.
„Na schön, such dir was aus. Aber wehe es wird schon wieder asiatisch. Langsam kann ich weder Reis noch Ente mehr sehen", gab ich nach.
Sobald diese Worte raus waren, sah ich dieses überbreite Grinsen auf den Lippen meines Freundes, auch, wenn ich gerade auf die Fahrbahn achtete.
Wir kannten einander einfach viel zu gut.
„Super! Dann bin dafür, dass du jetzt Richtung Bahnhof fährst!", verkündete Leon.
Oh nein, bitte nicht! Nicht heute!
„Bitte sag' jetzt nicht, was ich denke, dass du sagen wirst..."
„McDonald's!".
Am liebsten hätte ich in diesem Moment meine Stirn auf das Lenkrad gehauen, in der Hoffnung, dass ich aus diesem Albtraum aufwachen würde.
Meine Güte, mein Freund war ein Kleinkind, gefangen im Körper eines Mannes. Womit hatte ich das nur verdient?!
Dennoch fuhr ich an diesem Abend zu besagtem Fastfood-Restaurant, sah mit an, wie glücklich Leon bereits durch so kleine Dinge wurde.
Und auch, wenn ich das ein oder andere Mal meinen Kopf über sein Verhalten schüttelte, so genoss ich den Abend doch. Immerhin verbrachte ich ihn mit Leon.
Gerade aßen wir jeder ein Eis, da griff Leo zärtlich nach meiner Hand. Etwas verwundert sah ich ihn an. Plötzlich war jeder Schalk aus seinen Augen verschwunden.
„Ich liebe dich, Elly!".
Seine Worte überwältigten mich so sehr, dass ich im ersten Moment gar nicht darauf antworten konnte.
Es war das erste Mal seit Beginn unserer noch ziemlich jungen Beziehung, dass einer von uns diese Worte aussprach.
Meistens drückten wir diese unbeschreibliche, unendliche Zuneigung auf andere Arten aus. Und trotzdem -oder vielleicht gerade deshalb- genoss ich jede einzelne Silbe.
Zu perplex um meinem Freund zu antworten, drückte ich nur seine Hand und lächelte ihn an.
Wie kam es, dass ausgerechnet ich jemanden wie Leo verdient hatte?!
Und dieses Mal meinte ich diese Frage absolut ernst und nicht sarkastisch.
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