Glücksgefühle

Mit einem stolzen Grinsen auf den Lippen betrachtete ich mein Werk. Hier noch schnell was zurechtrücken und fertig. So war es perfekt! 

Jetzt musste ich nur noch warten, dass Leon nach Hause kam, was gar nicht mehr allzu lange dauern sollte.

Heute morgen beim Frühstück hatte er erzählt, dass er nur fix in die Universitätsbibliothek musste, um sich ein paar Bücher auszuleihen, die er noch nicht hatte kaufen können. Und dabei würde er bereits am Montag in der ersten Vorlesung sitzen.

Auch bei mir schien es bergauf zu gehen: Übermorgen hatte ich mein erstes Vorstellungsgespräch hier in Nykobing.

Kurz bevor ich nach Dänemark gekommen war, hatte ich in Hamburg meine Ausbildung zur Physiotherapeutin abgeschlossen und nun, da wir hier lebten, hatte ich das Internet nach Jobangeboten durchsucht. 

Jetzt musste ich nur noch meine hoffentlich zukünftige Chefin von mir überzeugen.

Plötzlich vernahm ich das leise Klicken, dass unsere Wohnungstür von sich gab, sobald ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde.
Also eilte ich von unserer Küche-Schrägstrich-Wohnzimmer, wie Leon und ich diesen Raum liebevoll nannten, zum Flur.

In diesem Moment wurde die Tür geöffnet und mein offensichtlich etwas kaputter bester Freund trat ein. 

Wie so oft raubte mir dieses kleine, schelmische Lächeln in seinem Gesicht den Atem.

Wie konnte eine einzige Person bitteschön so gut aussehen?
Sowas sollte meiner Meinung nach verboten sein, nicht dass irgendjemand noch einen Herzinfarkt erleidet, weil er so sehr von diesem Lächeln umgehauen wird.

Und mit 'irgendjemand' meine ich definitiv mich. 

„Was ist denn mit dir los? Ist etwa schon wieder Weihnachten, oder warum strahlst du so?“, begrüßte Leon mich.

Gespielt genervt verdrehte ich die Augen. 

„Haha, du Scherzkeks. Wirklich witzig. Und jetzt komm endlich mit, ich muss dir was zeigen! Achso, mach' die Augen zu!“. 

Leon schlüpfte aus seinen Schuhen, schloss etwas widerwillig seine Augen und ließ sich von mir über den Flur führen.

„Bitte sag' mir, dass du nicht noch mehr dieser hässlichen Kissen besorgt hast!“, flehte er. 

„Nein, habe ich nicht. Obwohl ich das wirklich mal tun sollte, schon alleine aus Rache dafür, dass du das eine, was wir haben, neulich im Tiefkühlschrank versteckt hast. Das liegt immer noch in dem Eimer im Bad und taut auf...“. 

Leise seufzte Leon. Immer noch war ihm besagtes Kissen ein Dorn im Auge und jedes Mal, wenn ich außer Sichtweite war, suchte er ein neues Versteck.

Es war jedes Mal aufs Neue lustig zu sehen, was er sich dieses Mal ausgedacht hatte.

Wobei wahrscheinlich nichts mehr die letzte Aktion toppen würde. Wer kommt denn bitte auf die Idee ein Kissen -ein Kissen!- einzufrieren?! 

„Oh, Vorsicht! Nicht, dass du dich noch auf den Hinter packst!“, lachte ich, als Leo ins Staucheln geriet.

Vielleicht hätte ich vorhin noch die Schuhe, die auf dem ganzen Flur verteilt standen, aus dem Weg räumen sollen. 

Sicherheitshalber hielt ich an und brachte so auch ihn zum Stoppen. Dann legte ich eine Hand an seinen Rücken und platzierte meinen anderen Arm um seine Hüfte. 

„Können wir jetzt weiter?“. 
Zur Antwort erhielt ich ein schnelles Nicken mit dem Kopf. 

Schließlich stieß ich mit dem Fuß die Tür zur Küche-Schrägstrich-Wohnzimmer auf. 

„Überraschung!“, rief ich. Prompt öffnete Leo seine Augen wieder und sah sich um. 

„Also, es ist jetzt nichts großes, aber...“. Schon fand ich mich in einer festen Umarmung wider, welche mich beim Reden unterbrach. 

„Leo?“, murmelte ich irgendwann. Fragend blickte er zu mir herunter.

„Es freut mich, dass du dich so freust, aber wenn du weiter so fest drückst, dann erwürgst du mich!“.

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