Bettgespräche

Ich hatte einfach still in meinem Bett gelegen und auf den Wecker gestarrt, während ich den Gesprächen im Wohnzimmer gelauscht hatte.

Schließlich wollte ich wissen, was ich in Clara's Leben verpasst hatte.

Irgendwann wurde das Gelächter leiser, Mary und Clara entschlossen sich, den Tisch abzuräumen.

Jemand rannte über den Flur und schon hörte ich meine Cousine rufen: „Sophie, im Haus wird nicht gelaufen!“.

Ich hörte, wie die Kleine für ein paar Schritte langsamer wurde, ehe sie dann weiterrannte.

Sophie erinnerte mich manchmal wirklich sehr an ihre Mutter und mich als Kinder, was mich häufig an damals denken und grinsen ließ, so wie jetzt auch wieder.

Sie war so unglaublich niedlich, aber welches fünfjährige Kind ist das nicht?!

Plötzlich klopfte jemand an die Tür meines Zimmers, welche geöffnet wurde noch ehe ich antworten konnte.

Mit einem Blick, der so aufgewühlt aussah, wie ich mich in diesem Augenblick fühlte, betrat Leon den Raum.

Wie vorhin auch starrten wir einander nur schweigend an, ehe er mit seinen Augen mein kleines Reich durchleuchtete.

Zugegeben, es war nicht viel, immerhin war es nur ein Gästezimmer, aber trotzdem liebte ich es. Schließlich hatte ich es selbst eingerichtet und nur ich nutzte es.

Mal abgesehen von einer Wand, waren alle anderen in einem hellen, unauffälligen Gelb gestrichen, die Möbel waren weiß.

Mein Bett stand zwischen den beiden Dachfenstern, zudem hatte ich einen kleinen wunderschönen Blick auf den kleinen Strand, unweit vom Haus.

Warum war ich eigentlich noch nie auf die Idee gekommen auf die Inseln Lolland-Falser zu ziehen? Hier war es wirklich traumhaft.

Gut, ich konnte nur ein paar wenige Wörter auf Dänisch sagen und bis vor wenigen Wochen hatte immer noch jemand anderes mitentschieden, was passieren würde und was nicht, aber jetzt?!

Eigentlich könnte ich doch einfach hierher kommen. Hierher nach Dänemark. Weg aus Hamburg mit all diesen arroganten Idioten, die nur an sich dachten.

Das erneute, leise Knarren der Tür riss mich aus meinen Gedanken.
Ich blinzelte ein paar Mal, ließ meinen Blick wieder zu Leon schweifen, welcher offenbar gerade wieder gehen wollte.

„Warte!“, murmelte ich nun. Irgendwer musste nun einmal den ersten Schritt gehen. Und wenn nicht jetzt, wann dann?

Mit zusammengezogen Augenbrauen sah Leon über die Schulter zurück zu mir und mein Mut sank ein Stückchen. Was hatte ich mir nur eben gedacht?!

Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe, verknotete meine Finger. Wann ich wohl lernen würde mir diese beiden Macken abzugewöh...

„Das hast du schon im Kindergarten gemacht!“,grinste Leon nun, kam auf mich zu und setzte sich neben mich.
Vorsichtig trennte er meine Hände voneinander.

Früher wären die Schmetterlinge in meinem Bauch spätestens in diesem Moment explodiert, doch heute spürte ich nur Leere. Drückende Leere.

„Es ist schön, dich mal wiedersehen. Irgendwie hab ich die Zeit mit dir echt vermisst, Elly!“.

Hab die Zeit mit dir echt vermisst...

Argh, wieso verdammt sagte er nur immer sowas zu mir?!
Hatte Leon in all den Jahren unserer Freundschaft denn nicht kapiert, was dabei mit mir passierte?!

„Ähm...Ich wollte ein bisschen nach Nykøbing fahren. Willst du mitkommen?“, fragte er braunhaarige nun nach, als ich nicht antwortete.

Ehe ich mir zu sehr den Kopf zerbrechen konnte, nickte ich. Also stand Leon grinsend auf und zog mich mit sich.

„Ich will mir noch schnell was anderes anziehen. Treffen wir uns gleich unten?“.

Nun war es an ihm zu nicken, also wartete ich bis er das Zimmer verlassen hatte, wühlte kurz im Schrank und zog mich dann um.

Schließlich betrachtete ich mich im Spiegel, halbwegs zufrieden wie ich gerade aussah.

Vielleicht hätte ich meine braunen Haare doch hochstecken sollen.
Anderseits bekam ich davon nach einer Weile immer Kopfschmerzen, also eher doch nicht.

Das rote Sommerkleid mit den weißen Blumen saß noch ganz gut, dafü dass es seit fast 2 Jahren in meinem Schrank darauf wartete getragen zu werden.

Aber das wusste ja keiner und außerdem konnte ich mich nur schwer von Sachen trennen.

Schnell schlüpfte ich noch in die hierzu passenden Ballerinas, die ich eben noch gesucht hatte und eilte dann die Treppe hinter nach unten.

Leon wartete bereits auf mich, hatte uns auch schon bei Mary "abgemeldet", wie er lächelnd verkündete.

Höflich hielt er mir die Haustür auf und schon starten wir in die Hitze, die dieser Tag mit sich gebracht hatte.

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