Jeg elsker dig

Keuchend liefen wir durch Gassen und versuchten uns trotz der Aufregung und Dunkelheit zu orientieren. Isolde wurde immer langsamer und fragte schließlich nach einer Pause.

Erschöpft ließ sie sich gegen eine Hauswand fallen und strich zitternd über ihren dicken Bauch. Mehrmals musste ich blinzeln, damit meine Augen auch wirklich glauben konnten was sie sahen.

Das war kein >zu viele Dounats< Bauch, das war ein eindeutiger Babybauch. Geschockt sah ich Valentina an. Diese strich sich zitternd über die Arme, offensichtlich hatte der Adrenalinverlust auch ihre Wärme genommen. Da Leon wache stand und sich aufmerksam umsah, hatte er noch nichts von dieser definitiv verkomplizierenden Sache erfahren. Langsam trat ich zu Isolde und strich über ihre schmächtigen Schultern.

"Hey. Kanns weiter gehen? Alles okay?"

Ich wusste, dass das eine absolut bescheuerte Frage war, doch etwas anderes fiel mir einfach nicht ein. Ich musste sie irgendwie zum weitergehen motivieren. Die grüne Sekte kannte diese Straßen weit besser als wir und würde uns sicher bald gefunden haben. Isolde sah mich mit Tränen in den großen blauen Augen an.

"Sie haben Tony getötet. Vor meinen Augen!" Sofort hielt ich ihren Mund zu, da der letzte Satz viel zu laut war. Panisch versuchte sie meine Hand wegzuziehen, doch Valentina war sofort an ihrer anderen Seite und hielt sie fest.

"Wir müssen leise sein. Sehr leise. Ansonsten kriegen sie uns wieder und das will keiner von uns. Also, leise, verstanden?"

Ich versuchte so eindringlich und ruhig wie möglich zu sein, doch ein leichtes Zittern in meiner Stimme ließ sich nicht vermeiden.

Es war eine anstrengende Nacht gewesen und eigentlich wollte ich mich nur ein wenig ausruhen. Valentina zeigte keine Gefühlsregung und ich bezweifelte das sie irgendwelche körperlichen Auswirkungen der vergangenen Ereignisse verspürte. Innerlich wusste ich, dass dies keinesfalls gut für sie sein konnte.

Zu viel emotionale Kälte und sie würde vergessen das sie selbst und wir nur Menschen waren. Schlimme Dinge passieren, wenn Menschen vergessen Menschen zu sein. Einige Sekunden sah uns Isolde noch panisch an, dann nickte sie und wir entließen sie wieder.

"Okay. Wir müssen hier weg. Danach kannst du uns gerne alles erzählen." Ich lächelte und strich über meine Haare. Das widerliche Zeug dieser Verrückten klebte immer noch daran und ließ meine Haare sich starr und klamm anfühlen.

Wie aus dem Nichts erschien plötzlich unser Ninjafreund in der Gasse.

Soweit ich es aus der Nähe erkennen konnte, trug er tatsächlich ein Ninjakostüm, welches zu Halloween sicher gut angekommen wäre. In dieser Situation allerdings war ich mir nur sicher noch einem Verrückten begegnet zu sein. Valentinas Pistole, meine Armbrust und Leons Feuerwaffe waren in der nächsten Sekunde auf ihn gerichtet. Reine Vorsichtsmaßnahme.

Der Ninja hielt die Hände hoch und blieb ruhig vor uns stehen. Bevor wir etwas dagegen tun konnten, stellte sich Isolde vor ihn.

"Isolde. Er ist ein Fremder. Er könnte dich verletzen. Komm weg da!", zischte ich und streckte meine Hand nach ihr aus. Isolde schüttelte den Kopf.

"Er hat mir geholfen. Uns geholfen. Ganz sicher will er uns nichts Böses." Genervt verdrehte Valentina die Augen und sah mich mit einem vorwurfsvollen Blick an. Entschuldigend hob ich die Achseln. Wer hätte ahnen können, dass Isolde so gutgläubig war.

"Egal...... Wir müssen hier weg. Also Ninja, kannst du uns zurück zur westlichen Stadtgrenze bringen?"

Entsetzt sahen Valentina und ich meinen Bruder an. Diesem rann der Schweiß in Strömen über den Körper und sein Blick huschte hektisch durch die Gasse. Ich tippte auf Schock und schwor mir Valentina beim zurückfahren ans Steuer zu setzten.

"Er ist ein Fremder.", flüsterte ich.

"Nicht ganz.", antwortete der Ninja und nahm seine Maske ab.

Darunter erkannte ich das Gesicht eines Kollegen von meiner Arbeit im Museum. Als die Welt noch weniger Tot und verrückt war, hatte ich in einem Museum als Saalaufsicht gearbeitet. Ein absolut langweiliger Job mit einigen der verrücktesten Leute die man sich vorstellen konnte.

Adrian war mein Boss gewesen, freundlich, nett, ein wenig verrückt, aber auf jeden Fall ein Freund. Seine Haare waren länger und ein Bart zierte sein normalerweise jungenhaftes Gesicht. Er hatte immer noch die weiße Strähne im Haar und grinste mich an.

Ich konnte es wirklich nicht glauben. Ich hatte ihn nicht als Überlebenskandidat gesehen, andererseits hatte ich mir selbst auch nicht so lange Zeit gegeben. Es war schon seltsam wie sich die Dinge entwickelten. Ich nahm die Armbrust runter und erwiderte das Lächeln.

"Ich kenn ihn. Das ist Adrian."

Valentina und Leon steckten die Waffen nur zögerlich weg. "Unglaublich.", meinte Valentina kopfschüttelnd.

"Wir müssen weg. Also Ninja kannst du uns hier rausbringen."

Adrian reagierte auf den Spitznamen und nickte.

"Ja, aber wir müssen schnell sein. Die Grünen sind stinkwütend. Leider sind sie besser im Zombies töten als ich angenommen hatte."

Mit einer fließenden Bewegung setzte Adrian seine Maske wieder auf und deutete uns ihm zu folgen. Ich nahm Isoldes Hand und Valentina kam auf ihre andere Seite. Nun war endgültig klar, dass Isolde sich nicht selbst beschützen konnte. Ihr Bauch alleine machte sie schwerfällig und langsam. Adrian nahm Rücksicht und versuchte einen einfachen Weg durch das Labyrinth aus Gassen zu finden.

Immer mal wieder mussten wir vollkommen still, an Wände gepresst stehen bleiben bis die wütende Meute weitergezogen war. Es dauerte wesentlich länger aus dem Dorf raus als wir rein gebraucht hatten, doch als ich endlich das Ortschild sah, brach ich fast in Tränen aus. Nun war es nicht mehr weit. Wir hörten erst auf zu laufen als wir unser Auto erreichten. In einer panischen Hektik stiegen wir ein. Wobei ich darauf achtete Leon zu Isolde auf die Rückbank zu setzten. Dieser protestierte Gott sei Dank nicht. Adrian wartete außerhalb des Autos.

"Worauf wartest du? Steig ein!", sagte ich mit unverhohlener Ungeduld. Adrian sah zu Boden.

"Aber ich weiß gar nicht ob ihr mich in eurer Gruppe haben wollt?"

Ich verdrehte die Augen und stieg aus. Genervt lächelnd stellte ich mich vor unseren Retter und nahm sein Gesicht in meine Hände.

"Du hast uns das Leben gerettet, Ninja. Wir brauchen dich. Oder hast du einen anderen Ort an dem du sein willst oder gebraucht wirst?"

Adrian schüttetelte den Kopf und sah mir in die Augen.

"Also steig ein! Jetzt da ich dich gefunden hab, lass ich dich nicht wieder ziehen. Schon gar nicht wenn diese grüne Sekte immer noch ihr Unwesen treibt."

Mein Blick wanderte immer wieder zur Rückbank, auf der mein süßer kleiner Bruder schlief, Isolde an ihn gekuschelt dalag und Adrian wie in Trance aus dem Fenster starrte. Abwesend kraulte er seinen langen Bart.

"Wir sind gleich da. Danach müssen wir unsere Familie so schnell wie möglich wegbringen. Diese Sekte ist mir viel zu nahe. Geistesgestörte Irre!", meinte Valentina und fuhr schneller.

"Du hast recht und ich hab auch schon eine Idee. Wie wäre es rauf nach Tschechien oder runter nach Italien?" Verwirrt sah sie mich an. Ist das nicht ein wenig zu weit?"

"Nicht auf lange Sicht. Wir brauchen etwas sicheres. Mein Langzeit Ziel ist rauf nach Schweden oder Finnland. Viel weniger Menschen, gute Wälder und das Meer in der Nähe. Oder eben Italien aus demselben Grund." Valentina nickte abwesend und bremste den Wagen ab. Offenbar hatten wir unser Ziel erreicht.

"Keine schlechte Idee. Aber momentan brauchen wir eher ein kurzfristiges Ziel. Hast du da auch eine Idee.", meinte sie spöttisch. Ich zuckte die Achseln und stieg aus.

"Ich würde sagen Linz oder St.Pölten. Eine größere Stadt. Da gibt's zwar mehr Zombies aber weniger Verrückte. Und wenn ich wählen müsste, würde ich die Zombies vorziehen."

Valentina lachte und öffnete die hintere Tür um Isolde aufzuwecken.

"Ich auch!" Es war ein komisches Gefühl nach allem was passiert war zu lachen. Eigentlich sollte ich das nicht wollen. Aber nichts auf der Welt hörte ich lieber als Valentinas und mein Lachen. Adrian stieg ebenfalls aus und streckte sich.

"Das ist euer Camp?", fragte er skeptisch als er sich auf der Tankstelle umsah. Ich stieg zu meinem Bruder auf die Rückbank und schüttelte ihn sanft. "Hey Schlafmütze. Aufwachen! Wir sind da."

Nur schwerfällig öffnete er die Augen und sah mich blinzelnd an. Ich kletterte wieder aus dem Wagen und stellte mich zu Adrian.

"Nicht wirklich. Wir hatten ein wirklich schönes Camp aber es ist explodiert. Tja shit happens. Weswegen weiß ich nicht. Aber wir sind nur knapp mit dem Leben davongekommen. Das ist jetzt mal nur eine Zwischenstation. Mal sehen wo es uns danach hinverschlägt."

In diesem Moment humpelte Papa, gestützt von Theresa aus der Tankstelle. Die anderen folgten zögerlich. Papa beachtete Adrian gar nicht, sondern riss mich und meinen Bruder in eine stürmische Umarmung.

Ich drückte mich fest in seinem warmen Arme und genoss die Geborgenheit. Auf der anderen Seite des Wagens sah ich Valentina ebenfalls in den Armen ihrer Mutter verschwinden.

"Kommt gehen wir rein. Dann können wir ordentlich reden.", sagte Papa, den neugierigen Blick auf Adrian und Isolde gerichtet. Unsere Familie war nicht untätig gewesen als wir weg waren. Die Regale in der Tankstelle waren zu einer soliden Mauer geformt worden und in einem Nest aus Decken saßen Caleb und Nik um einige Laternen und Taschenlampen.

Ich war so froh über Calebs Erwachen, dass ich mir einen Freudenschrei nicht verkneifen konnte. Sofort umarmte ich ihn und wurde mit einem noch etwas wackeligen Lächeln belohnt.

Nik war bei Valentinas Anblick sofort aufgesprungen. Ich konnte nicht genau erkennen, was die beiden in der dunklen Ecke des Ladens taten und eigentlich wollte ich es auch nicht wissen. Wir setzten uns alle und Papa verteilte ein wenig Essen. Ich war so froh etwas im Magen zu haben, dass ich genüsslich stöhnte.

"Also was habt ihr gesehen und wer sind unsere beiden Neuankömmlinge?" Papas Neugierde war kaum zu überhören.

Allerdings hatten sich sogar Valentina und Nik wieder zu unserer Gruppe gesellt um zu hören was passiert war und was nun geschehen sollte. Leon fuhr sich mit den Händen durch das dreckige Haar und begann zu reden.

"Dieses Dorf war verrückt! Absolut. Da war so eine grüne Sekte, die einen verschissenen Wackelpudding anbetet. Sie wollten Isolde, noch eine Freundin von Rosie, diesem Pudding als Menschenopfer opfern. Wir konnten nur knapp entkommen, dank unserem Ninja da drüben."

Leon zeigte auf Adrian, der seine Maske abgelegt hatte und unsere Familie nun mit einem unsicheren Lächeln ansah.

"Hey. Ich bin Adrian."

"Hey Adrian", antworteten alle wie bei den Anonymen Alkoholikern.

Ich knabberte an meinem Schokoriegel und wartete. Arthur war derjenige, der das Schweigen brach.

"Okay, was machen wir jetzt?" Seinem zur Abwechslung mal klaren Blick zu urteilen meinte er die Frage tatsächlich ernst. Ich hoffte nur seiner Pflanze war nichts passiert. Ansonsten wäre diese Zombieapokalypse nur noch halb so erträglich. Alle sahen wir Papa und Theresa an.

Diese sahen kurz einander an. Es war dieser typische Blick zweier Erwachsener von denen man annahm, sie wüssten was sie taten, doch im großen und ganzen hatten sie genauso wenig Ahnung wie der Rest von uns.

"Wir können nicht hier bleiben. Diese grüne Sekte ist immer noch da draußen und wir sind viel zu nah an ihrem Dorf. Wir müssen weg, am besten noch in der nächsten Stunde.", meinte ich drängend.

"Aber wir sind viele. Bestimmt können wir sie in die Flucht schlagen."

Nik sah mich ernst an. Er war vermutlich der beste Kämpfer in unserer Gruppe auch wenn er mit Zombies nicht gut klar kam. Seine Stärken lagen in der Waffenkunde und Selbstverteidigung, leider bildete er sich etwas darauf ein. Doch es war Valentina die ihm widersprach.

"Du hast diese Menschen nicht gesehen. Sie waren wie wilde Tiere. Alles was für sie zählte war dieser Wackelpudding. Wenn sie uns finden und das werden sie, wird es Tote geben. Zwar auf beiden Seiten, aber uns wird es mehr wehtun als ihnen." Leon, Adrian, Isolde und ich nickten. An Valentinas Worten war nichts übertrieben.

"Mir gefällt Rosies Idee.", rundete sie ihre Meinung ab. Alle sahen mich an. Es war ein seltsames Gefühl im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Normalerweise genoss ich es, doch die Angst in den Gesichtern meiner Familie machte es mir nicht leicht selbstbewusst zu klingen.

"Ich hätte eine der größeren Städte genommen. Linz, St.Pölten, Graz. Da gibts zwar Zombies aber vielleicht keine verrückten Sekten. Und wir kämen besser an Lebensmittel." Papa nickte mir anerkennend zu.

"Keine schlechte Idee. Zumindest bis wir etwas längerfristiges gefunden haben."

"Rosie hat da noch was Gutes gesagt.", meinte Adrian hilfreich und lächelte mich an. Ich war über die Anzahl der Menschen, die mir tatsächlich Zuhörten schockiert. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus und ich war mir sicher, dass ich mir nicht in die Hose gemacht hatte. Ich wurde gebraucht, das war das schöne Gefühl.

"Ähm, ich würde gerne nach Skandinavien fahren. Weniger Menschen, Meer, Wälder und vielleicht sogar was Sicheres. Aber das war nur so eine Idee."

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