Zombie bells, Zombie bells, Zombie all the way
"Verdammt!", schrie mein Vater als er die Garagentür öffnete und gleich zwei sehr tot aussehende Nachbarn herausfielen.
Die gesamte Familie schrie auf. Es war eine Kakofonie aus hohen und tiefen Schrien, manche gleichzeitig, manche durch den Verzehr von Alkohol oder die verzögerte Reaktionszeit des Alters später.
Papa warf die Tür zu und verriegelte sie um weitere Untote daran zu hindern uns als Festtagsessen zu begrüßen. Allerdings reichten diese beiden Zombies vollkommen aus.
Der weibliche Zombie, wunderschönes langes Haar und eine erschreckend schief stehende Nase feierte ein Weihnachtsessen mit Oma.
Persönlich dachte ich, dass sie sich ein leckereres Essen mit jemand jüngerem gemacht hätte, doch natürlich musste man für frisches Essen auch mehr tun. Oma war ein leichtes Ziel.
David und Valentina schrien überrascht durch den Zombieangriff auf und ließen Oma samt dem Angreifer fallen. Da diese Situationen noch sehr fremdartig waren machte, ich ihnen keinen Vorwurf.
Oma schrie nur sehr kurz und dann war auch schon die Kehle weg.
Wie auch bei Opa erfolgten eine Menge Blutfontänen, die Valentina und David in dunkelrotes warmes Blut tränkten.
Beide beeindruckten mich durch die Beherrschung ihrer Mägen.
Wenn man mich von oben bis unten mit Blut beschmieren würde, hätte ich schon längst gekotzt oder wäre in Ohnmacht gefallen.
Oma machte ein gurgelndes Geräusch und war dann tot.
Diese Tatsache hielt den Zombie nicht davon ab, weiter an ihr herumzuknabbern.
Ohne groß darüber nachzudenken, holte ich mit meinem Messer aus und rammte es in den Kopf des hübschen Zombies. Das Messer blieb im Kopf stecken. Panik ergriff mich als ich verzweifelt versuchte, das dumme Ding mit beiden Händen aus dem eklige Geräusche machenden Kopf zu ziehen. Mein Magen rebellierte und egal wie viele Filme man gesehen hatte, nichts bereitete einen auf so was vor.
Als ich das Messer endlich mit viel Schwung aus dem Kopf zog, Frederickgen durch den Schwung Gehirnstücke durch die Luft.
Manni, durch den Alkohol weder zurechnungsfähig noch bei der Sache fing lachend eines dieser Stücke.
"Hey, seht mal!", rief er aufgeregt wie ein Kind. Alle ignorierten ihn gefliesslich. An meinem Kleid klebte Zombieblut und meine Hände sahen auch nicht besser aus. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als eine warme Dusche.
Der zweite Zombie, ein dunkelhaariger Mann, Mitte vierzig, griff Papa an. Und in diesem Moment erkannte ich, dass theoretisches Wissen nicht immer alles war.
Der Zombie grunzte und stöhnte, schnappte mit seinen gelben Zähnen nach Papas Hals. Ich hatte angenommen, und ich weiß wirklich nicht wieso, das Papa cool und clever den Zombie mit Leichtigkeit töten würde. Doch tatsächlich hielt er das Untote Ding nur mit Mühe auf Abstand und schaffte es daher nicht mit der Machete genügend Schwung zu holen.
Ich war wie gelähmt vor Angst, ich wollte helfen, doch mein Körper kämpfte immer noch mit der Übelkeit.
Die anderen schienen ebenso den Schock von Omas plötzlichen, wenn auch nicht so überraschenden Tod verarbeiten zu müssen.
Valentina rettete schließlich meinen mittlerweile in Panik geratenen Vater.
Ihr kurzes Messer traf den Zombie am Hinterkopf und ließ ihn in sich zusammensacken. Sie schien selbst von ihrer Handlung vollkommen überrascht, den ihre zitternde Hand ließ das Messer fallen.
Mit großen Augen presste sie ihre mörderische Extremität an ihre Brust. Vor Angst zitternd standen wir alle in der Vorhalle zur Garage und versuchten normal zu atmen.
Von der Tür zur Garage aus konnten wir das Kratzen, Fauchen und Stöhnen der anderen Zombies hören, vom ersten Stock dröhnte immer noch Jennifer Rostock. Dieser ganze harte und lebensbedrohliche Kampf hatte nur etwa fünf Minuten gedauert, doch für mich fühlte es sich wie fünf Jahre an. Mama hockte kreidebleich neben der Leiche ihrer Mutter und weinte stumm.
"Okay,....was machen wir jetzt?", fragte ich verwirrt. Ich wusste nicht was ich zuerst fühlen sollte, Trauer oder Verzweiflung, Angst oder Hunger, Übelkeit oder das Bedürfnis nach einer Umarmung.
"Ich denke, wir gehen erst mal zurück in die Wohnung und denken uns einen anderen Plan aus.", meinte Leon und zog an Tante Effi und Manni.
Dieser betrachtete immer noch das Stückchen Hirnmasse in seiner Hand. David half meinem Bruder mit den beiden so gut es ging. Er versuchte sogar Manni das Hirn wegzunehmen, leider erfolglos.
"Ich habs gefunden! Jetzt gehört es mir!", meinte er wütend. In diesem Moment hatte David eine wichtige Lektion gelernt: Leg dich nie mit Betrunkenen an. Die sind unberechenbar.
Vorsichtig hockte ich mich neben Mutter und legte einen Arm um sie. "Mama? Wir müssen los. Komm, lass sie." Ich wusste natürlich, dass das unsensible klang. Doch ehrlich gesagt, war ich mir über meine eigenen Gefühle bezüglich des Todes meiner Familienmitglieder nicht sicher.
Es passierte alles so schnell. Mama starrte wie von Sinnen auf Omas Leiche.
Der Frauenzombie hatte wirklich alle Arbeit in der kurzen Zeit erledigt. Omas Gesicht war kaum zu erkennen, angeknabbertes Fleisch hing von ihrer Wange und ein Auge war ausgestochen worden.
"Ich kann nicht,....ich kann nicht,...." Mutter wollte etwas sagen oder auch nicht. Sie wiegte sich nun langsam hin und her und hielt dabei Omas bleiche Hand. Schock, sie stand definitiv unter Schock.
Bald würde Oma auch zum Zombie werden, das war klar.
Papa stand auch noch immer bei der Tür beinahe so blass wie Mutter und versuchte ruhig zu atmen. Er schien in derselben Verfassung zu sein wie Mutter.
Als ich zu ihm aufsah, hatte ich Angst er bekäme möglicherweise noch einen Herzinfarkt. Drei hatte er schon hinter sich und ein schwaches Herz, war ein schwaches Herz, egal wie sehr man der große, böse Anführer sein wollte.
Also stand ich auf und ging zu ihm hin. Ganz langsam um ihn nicht zu ängstigen umarmte ich seinen riesenhaften Körper. Ich war immer schon ein Zwerg im Gegensatz zu ihm gewesen.
"Alles okay. Du lebst. Ich lebe. Wir bleiben alle zusammen."
Und aus dem furchtlosen Anführer war ein alter Mann geworden.
Mit unsicheren Schritten ging er zu meinem Bruder und ließ sich auch von ihm noch einmal umarmen. Da war die Zombie-apokalypse dann doch nicht so cool und witzig gewesen.
Nun musste ich nur noch Mama zum weggehen bringen. Ich setzte mich wieder neben sie und nahm ich bleiches Gesicht in meine Hände.
Mit äußerster Mühe ignorierte ich das Blut an meinen Händen und das sich ausbreitende Blut am Boden.
"Mama! Beweg dich! Wir müssen hier weg und du musst stark sein! Hast du mich verstanden? Stark!"
In ihren Augen blitzte Entschlossenheit auf, zumindest wollte ich das sehen. Doch noch immer bewegte sie sich nicht.
Jetzt endlich durfte ich einem alten Impuls aus Jugendtagen folgend eine leichte Ohrfeige verteilen. In Filmen wurden die Leute dadurch wieder klar, also hätte es auch hier bei meiner Mutter funktionieren sollen.
Tatsächlich erregte es ihre Wut und mit einem schallenden Geräusch schlug sie mich zurück.
Für einen Moment konnte ich nur das brennen meiner Wange fühlen und völlig perplex in ihr Gesicht sehen. Da war Leben und echter wahrhaftiger Überlebenswille.
"Lass uns gehen!", meinte Mutter und zog mich mit sich hoch.
Ihre Schritte waren nun deutlich sicherer.
Verwundert sah ich ihr hinterher. Das hätte ich ihr nicht zugetraut.
Bevor ich meiner restlichen Familie folgen konnte, war da noch etwas zu erledigen. Ich hockte mich wieder neben Oma.
"Tut mir leid, Oma. Du hast dich gut gehalten. Immerhin länger als Opa und darauf kommt es an. Du kannst stolz auf dich sein. Dem alten Idiot hast dus gezeigt. Ich wünsch dir viel Spaß im Jenseits.", sagte ich mit einem steinernen Lächeln und zwang das Messer durch ihre Schläfe ins Gehirn.
Danach übergab ich mich neben die Leiche meiner Oma und rannte zu meiner Mutter, die mit dem Rücken zu mir gewartet hatte.
Ganz leise schlichen wir uns wieder in unsere Wohung.
Kein Zombie begegnete uns auf dem Weg. Im Wohnzimmer angekommen, brachen wir alle irgendwo zusammen und versuchten ruhig zu bleiben. Der Schock war uns allen bis in die Knochen gedrungen.
"Ich glaub, das alles nicht.", flüsterte Valentina und versuchte sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen.
Die Kriegsbemalung aus Omas Blut ließ sie absolut furchteinflößend wirken, besonders mit dem kalten, überheblichen Blick den sie sowieso immer in den Augen hatte.
"Leon, bringst du mir was süßes? Bitte?", fragte Papa schwach. Schweis rann sein gutmütiges Gesicht hinunter. Er sah furchtbar aus.
Aber so sahen wir alle aus. Einfach furchtbar.
Mama konnte nicht stillsitzen und rannte im Wohnzimmer herum. Achtete dabei aber auf unseren Christbaum und Tante Effis Kotze in der Mitte des Raumes.
"Rosie, ich dachte du wischt das weg?!", die Empörung in ihrer Stimme ließ mich auflachen. Und lachend legte ich mich dann auch auf den Boden, hielt mir den Bauch und spürte Lachtränen meine Wange hinunterlaufen. Meine Verwandten sahen mich zunächst verwirrt an, bis Manni und Papa einstimmten. Leon und David folgten.
Am Ende lachten wir alle.
"Scheiß Zombie-apokalypse. So ein Mist!" murmelte ich und beruhigte mich langsam wieder. Manni kicherte leise vor sich hin und hielt schon wieder eine Weinflasche in den Händen.
Wie war er an die gekommen?
"Gibts einen Plan?", fragte Valentina ernst.
Dieses Mädchen wusste wirklich nicht wie man Spaß hatte.
"Karl!", rief Leon, den Namen seines besten Freundes freudig aus. Ich hoffte sehr, er würde danach die Worte >Tot< oder >von Zombie gefressen< benutzen.
Ich hasste Karl mit jedem Molekül in meinem Körper.
Niemanden wünschte ich das leckere Essen eines Zombies zu werden mehr.
"Wenn wir es über die Straße zu Karls Wohnblock schaffen, haben wir sogar zwei Autos zur Verfügung. Adam und Daniel wohnen dort ja auch." Genau auf der Gegenüberliegenden Straßenseite gab es wie hier mehrere Gemeindebauten. Dort wohnten unsere ältesten Familienfreunde.
Ehrlich ich kannte die Kinder dieser Familien schon seit ich mit ihnen im Kindergarten war.
Da war Katarina, Mutters beste Freundin und ihr Sohn Karl, Leons bester Freund. Beide waren nicht meine Favoriten. Und Ether und Willhelm mit ihren Kindern Adam und Daniel. Ebenfalls dicke Freunde meiner Eltern.
Ich war mit diesen Jungs aufgewachsen, ich kannte sie und ihren Humor, ihre Geheimnisse, ihre Verrücktheiten besser als ihnen lieb war.
Als wir alle in die Pubertät gekommen waren, hatten sie leider beschlossen, ein Mädchen würde nicht in ihre coole Jungsclique passen und ich wurde rausgeschmissen.
Seitdem war ich auf keinen der drei gut zu sprechen und auch meinem Bruder nahm ich diese ganze Geschichte übel.
"Muss das sein?", fragte ich deshalb mit viel unwollen in der Stimme. Leon wurde wütend.
"Hast du eine bessere Idee?" Ich verzog mein Gesicht. Natürlich hatte ich keine. Wie wir allerdings über die Straße und in den anderen Wohnblock kommen wollten, ohne gefressen zu werden, blieb mir ein Rätsel. Papa stellte genau diese Frage mit einem Stück Schokolade in der Hand.
"Wenn wir schnell genug sind, sollte es gehen.", meinte dieser zuversichtlich. Mein Bruder war sehr sportlich und auch wenn ich, Valentina und David durchaus mithalten konnten, so würde doch der Rest der Familie unweigerlich an diesem Ausflug krepieren.
Tante Effi sah sich erschrocken um.
"Ich,....ich kann nicht so schnell.....mein Knie....und diese Dinger....da draußen." Und sie würgte schon wieder. David, der neben ihr gesessen hatte, stand mit einem vor Ekel verzogenen Gesicht auf und setzte sich neben mich auf den Boden.
"Okay, wie wäre das: Ich, Rosie, Valentina und David. Wir rennen rüber, holen Karl und die anderen,.."
"falls sie noch am Leben sind.", warf ich ein.
"Ja richtig. Und dann holen wir die Autos und verschwinden. Wie hört sich das an?", meinte Leon mit einem triumphierenden Lächeln.
"Total bescheuert!", rief Manni lallend aus und nahm noch einen großen Schluck aus der Weinflasche. Neben ihm auf dem Boden stand eine andere leere Weinflasche. Verwirrt hob ich die Augenbrauen. Woher kam die jetzt? Ich hatte nicht bemerkt, dass Manni sich bewegt hatte. Er war wie ein Alkohol-ninja.
"Manni ist zwar nicht mehr ganz dicht, aber ich stimme ihm da zu.", sagte Papa und Mutter nickte ebenfalls zustimmend. Leon ignorierte sie und sah stattdessen sein suicide squad an. David stand auf.
"Ich bin dabei. Wir sind doch viel schneller als so ein paar blöde Zombies!", meinte er feierlich.
Langsam schüttelte ich den Kopf. In den Filmen starben, Leute wie David, die die überheblich waren, immer als erstes bei solchen Missionen.
"Cool. Rosie, Valentina. Was sagt ihr?" Leon lächelte uns zu als ginge es um Booling oder Fußball.
Irgendwas Unwichtiges oder zumindest nicht mit absoluter Sicherheit Tödlichem. Er erkannte anscheinend nicht in welche Gefahr wir uns begaben, wenn wir da rausgingen.
Oder er es war im einfach egal. Valentina nickte sehr langsam und bedächtig und sah mich flehentlich an. Offenbar wollte sie diese Chaoten nicht alleine beschützen müssen.
Ich glaubte auch, das ihr Beschützerinstinkt gar keine andere Wahl zuließ. Leider handelte ich aus demselben dummen große-Schwester-Beschützerinstinkt wie sie. Als große Schwester beschützte man seinen kleinen Bruder, egal wie scheiße der sich manchmal benahm.
Und Leon und David würden jede Hilfe brauchen.
"Na gut. Aber wir bereiten uns ordentlich darauf vor.", verlangte ich und stand auf. Zuerst musste ich mir einen Hose anziehen.
Danach wurden die alten Rollschuhschützer ausgekrammt. Bewaffnet bis auf die Zähne traten wir in die kühle Winterluft, die eigentlich viel zu warm war für Dezember.
Leon hatte den Schlüssel für Karls Wohnung, daher lief er voraus.
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