Es ist ein Zombie entsprungen
"Scheiß Dunkelheit!", flüsterte ich wütend und richtete mich wieder auf. Natürlich war ich als einzige über eine Absperrung gestolpert.
Mein rechtes Knie war aufgeschürft und ich musste die Zähne fest zusammenbeißen um nicht loszuheulen. Karl, Leon und Adam hatten sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen können.
Nun da die drei eine Art Rudel bildeten waren sie wieder so unausstehlich wie immer. Auch das Ende der Welt machte aus Arschlöchern, keine Prinzen. Leon führte uns zum großen Eisentor seiner Kaserne.
Da er sich hier am besten auskannte, überließen wir ihm gerne die Führung. Am Eisentor stehend versuchten wir den Innenhof mit den Augen zu erkunden. Willhelm stöhnte und lehnte sich an seinen Sohn.
"Vielleicht sollten wir uns aufteilen?", fragte ich in die Runde.
Papa stimmte mir zu.
"Keine schlechte Idee. Willhelm kann mit dem Fuß nicht schnell genug laufen. Ich werde mit Leon und wer auch immer noch mit will, die Kaserne erkunden. Wenn wir einen relativ sicheren Ort gefunden haben, holen wir euch. Dort können wir dann die Dämmerung abwarten. Mit Tageslicht, wird das ganze hier viel einfacher sein."
Tageslicht würde tatsächlich alles einfacher machen. Meine Fantasie spielte mir immer wieder Streiche und ließ mich in der Dunkelheit Dinge sehen, die gar nicht da waren. Valentina stupste mich an und deutete mit dem Kopf zur Kaserne. Ihr Blick sagte eindeutig, dass sie mit hinein wollte. Innerlich verfluchte ich ihren Mut, aber ich hätte meinen Bruder und Vater sowieso nicht alleine da hineingehen lassen.
"Valentina und ich kommen mit rein.", meinte ich und strich mir müde das dreckige Haar aus dem Gesicht. Nun würde ich wirklich alles für eine Dusche tun. Theresa zog zischend die Luft ein und starrte ihre Tochter erschrocken an. Diese erwiderte den Blick gelassen.
Offenbar kommunizierten sie telepathisch, denn nach einigen Sekunden atmete Theresa wieder gleichmäßig und schien mit der Entscheidung Valentinas einverstanden. Ich hatte mich immer gefragt, wie es kam, dass in der Familie meiner Tante nie gestritten wurde. Auch bei Familienfesten waren sie sich immer einig und freundlich zueinander. Eine Kuriosität in meiner Familie. Mutter war sofort an meiner Seite und versuchte mir mein Vorhaben im Befehlston auszureden.
"Das kannst du nicht machen. Du bist nicht stark genug und das ist alles furchtbar gefährlich." Ihre Augen erschienen mit in der Finsternis unglaublich groß. Panik ließ sie schnell sprechen und ihr Körper zitterte. Sofort war ich wütend. Ich hasste es, wenn jemand ,besonders meine Mutter, mir Befehle erteilte. Aus Prinzip musste ich genau das Gegenteil machen. Wäre ich mir zuvor nicht sicher gewesen, so war ich es jetzt auf jeden Fall. Es wunderte mich nur das meine Mutter selbst nach all den Jahren nicht wusste, was dieser Befehlston in mir auslöste.
"Mutter, alles wird gut. Bleib bei den anderen. Verhaltet euch leise und wir sind im nu wieder da. Versprochen."
Meine Stimme war die einer geduldigen Mutter. Nun wurde sie sauer, doch da sie mich nicht anschreien konnte, klappte sie den Mund zu und starrte mich mit ihrem berühmten Todesblick nieder.
"Okay, das reicht. Leon, zeig uns den Weg. Rosie, Valentina wenn ihr unbedingt mitwollt, dann soll es so sein. Ihr habt bewiesen, dass ihr auf euch aufpassen könnt. Wir bleiben zusammen und schaffen das schon." Leon zog das schwere Tor auf und ließ uns drei hinein.
Danach verschlossen wir es wieder gut. Eigentlich hätte ich angenommen Adam würde ebenfalls mitkommen wollen, doch sein ängstlicher Blick erinnerte mich an Daniels. Seine Arme stützen seinen verletzten Vater sanft.
"Passt auf euch auf!", sagte meine Mutter noch. Danach verschwand sie mit den anderen in den Autos. Wir waren alleine und versuchten uns die Angst nicht anmerken zu lassen.
"Na dann mal los.", meinte mein Bruder lächelnd und führte uns über den asphaltierten Innenhof zum Eingang der Kaserne. Das ganze Gebäude war ein altes Backsteinmonster. Groß, alt, mit kleinen Fenstern und vielen Räumen. Als wir die Tür öffneten kam uns warmer Wind entgegen. Jemand hatte hier eingeheizt. Leise mit erhobenen Messern schlichen wir die langen grauen Korridore entlang. An den Wänden waren Bilder von Soldaten aufgehängt.
Zuerst führte uns Leon zur Waffenkammer. Ein kleiner Raum, doppelt abgeschlossen. Papa brach das Schloss mit einem der Messer auf und ließ uns eintreten. In vielen Regalen standen fein säuberlich aufgestellt die Pistolen und Gewehre. Ich kannte mich mit dem ganzen Zeug nicht aus und überließ den Männern das bewundernde Staunen. Die beiden verhielten sich wie zwei Kinder im Süßigkeitenladen. Alles wurde angegriffen und bestaunt. Valentina stand reglos neben mir.
"Das sind doch nur Waffen. Wieso schauen die beiden so glücklich drein?" "Männer und ihr Spielzeug. Ich kanns mir auch nicht erklären.", meinte ich achselzuckend. Schon der Gedanke an eine Pistole machte mich nervös.
Ich wollte mir auf keinen Fall aus Versehen in den Fuß schießen, oder jemanden umbringen. Nun abgesehen von den bereits Toten. Plötzlich hörten wir ein Geräusch und fuhren herum. Unsere Taschenlampen erfassten eine Person. Blutgetränkte Uniform, ein übler Geruch und das typisch apathische Stöhnen eines Zombies verrieten wer uns da einen Besuch abstattete.
Papa lief mit einem Grinsen im Gesicht vor und drückte den Zombie an die Wand. Schnell steckte ein Messer in dessen Kopf und kraftlos sackte er zusammen. Papas triumphales Lachen gehörte in diesem Zusammenhang nicht zu meinem Lieblingsgeräuschen, doch es war besser als seine Schmerzensschreie. Leon ging zu ihm und gab ihm ein Highfive.
Wieder sah mich Valentina mit ihrem fragend ernsten Blick an. Und wieder konnte ich ihr keine Antwort auf das seltsame Benehmen meiner Familienmitglieder geben.
"Wohin jetzt?", fragte Leon.
"Wir brauchen einen sicheren Ort zum Schlafen. Sind die Schlafsäle weit entfernt?" Meine Stimme kam mir in dem kleinen Raum viel zu laut vor.
"Es geht. Die Schlafräume sind in einem eigenen Abteil des Hauses. Ziemlich nah am Ausgang. Schaun wir mal hin."
Wieder führte Leon die Truppe an. Je länger wir in den dunklen Fluren umhergingen, desto nervöser wurde ich. Die Zombies könnten hinter jeder schwarzen Ecke lauern. Doch wie Valentina, Leon und mein Vater versuchte ich mein Möglichstes es mir nicht anmerken zu lassen. Stattdessen versuchte ich in der Umgebung nahende Gefahren zu erkennen. Bis jetzt war alles ruhig.
Vielleicht war unser untote Freund im Waffenlager eine Ausnahme gewesen. Vielleicht war es hier tatsächlich sicher. Ich erstickte die Hoffnung in mir sobald sie versuchte durchzubrechen. Hoffnung war dumm und würde nichts als den Tod bringen. Leon blieb vor einer Tür mit den Worten "Wohnheim" stehen und sah uns nacheinander an.
"Bereit?" Wir schüttelten kollektiv den Kopf. Mein Bruder seufzte.
"Jetzt bereit?" Dieses Mal nickten wir zögerlich und langsam öffnete er die Tür. Zu unser aller Überraschung wartete keine Zombiearmee auf uns. Stattdessen standen und saßen im Raum vier Männer. Keine Zombies sondern gutaussehende Rekruten. Zumindest hielt ich sie für Rekruten, da sie noch recht jung aussahen. Unglaublich gutaussehende junge Soldaten. Zwei davon trugen nur eine Militärhose und spielten Karten. Nun das war ein Weihnachtsgeschenk nach meinem Geschmack.
Ich spürte wie sich ein Lächeln auf mein Gesicht stahl.
Die Soldaten sahen uns ebenso überrascht an. Um nicht in der offenen Tür stehen zu bleiben gingen wir zu ihnen. Da der Schlafraum für etwa zehn Soldaten gedacht war, gab es hier reichlich Platz. Die Stockbetten standen in Reihen an den Wänden. Es war warm und hell. Eine Umgebung wie für mich geschaffen. Noch dazu waren das wirklich heiße Typen.
Ich dankte Gott, oder wer auch immer mir dieses Geschenk gemacht hatte. Wie hoch war schon die Wahrscheinlichkeit, das hier noch jemand am Leben war und dann waren es auch noch die schärfsten Soldaten des gesamten Stützpunktes.
"Hallo, ähm, wer ist denn der Anführer?" Papas Stimme sollte offenbar Autorität verströmen, doch seine Überraschung machte daraus ein ängstliches >bringt mich zu eurem Anführer<. Mister Juli in der >heiße Soldaten-Kalender< Ausgabe trat vor. Blondes, kurzes Haar, grüne Augen und ein scharf geschnittenes Gesicht. Leider trug Mister Juli, seine Uniform über dem muskulösen Körper.
"Ähm, hi. Wir haben das mit dem Anführer noch nicht geklärt. Ich bin Dominik. Aber die meisten nennen mich Nik. Ihr könnt gerne Bleiben. Da draußen ist es nicht sicher."
"Stimmt.", meinte ich lächelnd. Nik lächelte mich ebenfalls an.
Doch sobald er meine Cousine entdeckte, war es mit den süßen Lächeln für mich vorbei. Naja es war schön solange es war.
Valentina beachtete ihn gar nicht sondern sah sich ihre neue Umgebung genau an. Die anderen drei Soldaten standen ebenfalls auf und diejenigen die bis gerade eben noch ohne Shirt waren, zogen sich an.
Ich vermisste den Anblick sofort. Nik stellte uns seine Freunde vor.
"Der rotharrige ist Frederick, der kleine ist Richie und die Nervensäge mit den dunklen Haaren ist Caleb."
Caleb war mit dem Rücken zu mir gestanden und als er sich nun umdrehte und mich ansah, blieb mir die Luft weg. Der gute alte Caleb, mein Nachbar seit ich auf der Welt war.
Ich hatte mit ihm, als wir Babys waren, gespielt. Leider hatten sich unsere Wege als wir Teenager wurden getrennt, aber das änderte nichts daran, dass er meine erste Liebe gewesen war. Ohne Nachzudenken warf ich mich in seine Arme. Ich wusste wirklich nicht, was mich dazu veranlasst hat. Vielleicht war ich einfach nur froh, dass er kein fleischfressender Zombie war.
"Du lebst!", rief ich erfreut aus und sah in sein Gesicht.
Schwarze Barthaare ließen ihn älter wirken, doch seine braunen Augen waren immer noch dieselben. Er lachte und schüttelte mich ab.
"Jap, ich lebe." Er hatte mich zu oft ignoriert und gedemütigt, als das ich nicht wusste wie ich diese für mich peinliche Situation händeln konnte.
"Das freut mich. Papa vielleicht sollten wir die anderen holen."
Papa schien von Calebs Anwesenheit genauso schockiert zu sein wie ich, denn zum antworten brauchte er einige Sekunden.
"Ja, gute Idee. Holen wir sie." Valentina griff nach seiner Hand und hielt ihn auf.
"Vielleicht sollten Rosie, Leon und ich die anderen holen. Du solltest hier bleiben und mit den Soldaten reden. Es gibt viele Fragen, wenn wir die anderen geholt haben, möchten sie sicher einige Antworten."
Leon und ich nickten zustimmend.
"Na gut. Dann geht." Caleb hielt uns auf, "Ihr wollt dort alleine raus? Ihr habt ja nicht mal schutzkleidung oder sowas an. Es gibt hier zwar nicht viele Zombies, aber doch ein paar." Leon lächelte ihn an. Auch er war einmal mit ihm befreundet gewesen.
"Wir kriegen das schon hin."
"Nein, ich werde mitkommen. Nur zur Sicherheit." Wir sahen uns an.
Da keiner etwas dagegen hatte, zuckte ich die Achsel und meinte:
"Klar, komm mit. Aber sei leise und mach uns keinen Ärger."
Wut blitzte in Calebs braunen Augen auf. Es sah aus als wollte er sich mit mir streiten, doch mein Bruder hielt ihn auf.
"Los jetzt." Leon ging wieder voran und leise wie der Wind liefen wir die Flure zurück zum Innenhof. Jedes Geräusch ließ uns innehalten und die Taschenlampen suchend schwenken. Aber niemand war da. Zu meiner grenzenlosen Überraschung waren wir noch immer am Leben.
"Wie habt ihrs aus Wien raus geschafft?", flüsterte Caleb mir zu.
Er wollte tatsächlich jetzt reden? Geräusche waren gefährlich, aber ihm schien diese Frage wichtig zu sein. Möglicherweise wusste er aber auch nichts von den Gefahren. Es war durchaus möglich, dass er seit dem Beginn dieser Katastrophe im Schlafsaal gewesen war. So oder so in dieser Situation zu quatschen, konnte unser Ende bedeuten.
"Lange Geschichte, die ich dir jetzt ganz sicher nicht erzählen werde. Klappe halten, verstanden."
Wieder machte er ein eingeschnapptes Gesicht. Als wir Kinder gewesen waren, hatte er immer das Kommando gehabt. Zumindest wenn seine große Schwester Dennis nicht in der Nähe war. Dass er nun so überhaupt keine Autorität mehr besaß schien an ihm zu nagen. Schadenfreude machte sich in mir breit. Valentina beobachtete ihn genau.
Ich nahm ihre Hand und sah sie eindringlich an. Wir würden das schon schaffen. Ohne große Schwierigkeiten erreichten wir den Innenhof. Geräusche jenseits des Eisentores ließen unsere Herzen höher schlagen.
Mit ungeheuerlicher Geschwindigkeit liefen wir zum Tor und starrten auf den Parkplatz. Eine Zombieherde von vielleicht zwanzig Zombies hatte die Autos unserer Familie eingekreist.
Natürlich hatte sich Panik breit gemacht und wir konnten die verzweifelten Rufe unserer Liebsten hören. Nun viele verzweifelte Rufe und jemanden der Lautstark >Atemlos durch die Nacht< sang.
Manni schien aus seinem kurzen Saufkoma erwacht zu sein und nun mit neuem Elan, Österreichs neuer Superstar werden zu wollen.
Trotz all der Probleme, die sich gerade vor uns auftaten, konnte ich nicht anders als Manni Stimme zu bewundern. Er sang besser als ich angenommen hatte.
"Verdammt.", fluchte mein kleiner Bruder und raufte sich die Haare.
"Ist doch kein Ding. Wir werden die Zombies durch das Tor töten. Das haben die bei >The walking dead< auch ständig gemacht."
"Das hier ist aber keine Fernsehserie, Rosie! Es könnte alles Mögliche passieren, wenn wir sie zum Tor locken."
"Hast du eine bessere Idee, Dumpfbacke?" Leon verzog das Gesicht. Sein Schweigen sprach Bände.
"Na bitte. Dann macht es mir nach und wir haben diese Scheißer im nu getötet."
Ich begann die Zombies anzuschreien, zu rufen, zu beschimpfen. Natürlich wusste ich, dass sie nicht mehr menschlich genug waren um sich bei dem Wort >Hurensohn< gekränkt zu fühlen, doch es brachte mir einige Genugtuung. Leon, Valentina und Caleb stimmten mit ein. Langsam wurden die Zombies auf uns aufmerksam uns schlurften zum Tor.
Mit einem breiten Grinsen begann ich die Zombies durch das Eisentor hindurch mit dem Messer zu erstechen.
Als ich meine Mitstreiter ansah, erkannte ich auch auf ihren Gesichtern ein Lächeln. Es war gut die Wut über das Ende der Welt mal raus zulassen. Es befreite.
Der einzige negative Punkt in dieser Art der Aggressionsbewältigung war der Dreck. Das Zombieblut spritzte nur so und schon bald war unsere Kleidung und Haut blutrot. Der letzte Zombie brach zusammen und ließ uns wieder einen Blick auf die Autos werfen.
Doch niemand stürzte heraus, es gab kein gejubel und dankesrufe, wie wir erwartet hatten.
"Kommt wir holen sie." Ich schob das Tor auf und trat über die Zombieleichen. Mein Gesicht verzog sich zu einer angeekelten Grimasse. Valentina neben mir richtete ihr schmutziges Haar und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Was?", fragte ich sie unsicher.
"Ich hoffe, ich seh nicht so schlimm aus wie du! Hier, binde die Haare zurück. Ansonsten könnte man dich mit einem Horrorfilmmonster verwechseln."
Natürlich wollte ich ihr nicht glauben. Jeder von uns sah dreckig und müde aus, ich konnte unmöglich schlimmer aussehen als die anderen.
Aber ich befolgte ihren Rat trotzdem und nahm das rote Haargummi aus ihrer Hand. Meine Haare waren klebrig und nass, aber ich versuchte nicht zu viel daran zu denken und band sie zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen.
Unwillkürlich strich ich auch über meine schwarze Jeans und die dunkle Jacke, als könnte ich mit meinen Händen den Dreck abwischen. Sanft klopte ich gegen das Fahrerfenster des Autos in dem Mama, Willhelm, Adam und Manni sein müssten. Durch die Dunkelheit konnte ich im Inneren nichts erkennen.
"Mutter, ich bins. Kannst du die Tür aufmachen und rauskommen. Wir haben einen sicheren Platz gefunden. Komm."
Sofort wurde die Tür aufgerissen. Meine Mutter umarmte mich stürmisch, dicht gefolgt von Manni. Dieser schien seltsam traurig auszusehen. Vielleicht war sein Alkohol alle. Vorsichtig stiegen auch die anderen aus und kamen auf uns zu. Theresa umarmte ihre Tochter ebenfalls, jedoch weit sanfter als meine Mutter mich. Umarmungen wurden ausgetauscht und jeder schien froh uns wiederzusehen.
Mutter war von Calebs Anwesenheit so begeistert, sie konnte gar nicht aufhören ihn zu umarmen und Fragen zu stellen. Calebs liebevolles Lächeln sagte alles. Mutter war immer wie eine zweite Mama für ihn gewesen. Er sprach mit ihr über Dinge, die seine Eltern nie erfahren würden. Und sie behandelte ihn mit Liebe und Aufmerksamkeit.
"Los gehts. Hat jeder eine Waffe? Wir bleiben zusammen. Sollte euch was verdächtiges auffallen, stoßt Rosie, Valentina, Caleb oder mich an. Aber egal was passiert, immer leise sein."
Leon scheuchte die kleine Herde vorwärts. Ich behielt vor allem Manni und Mutter genau im Auge. Wir waren gerade im Innenhof als jemand in unserer Gruppe einen Schrei ausstieß. Sofort drehten wir uns alle um, Waffen erhoben und bereit zu kämpfen.
Zumindest so breit wie wir sein konnten. Adam lag an einer Bodenschwelle und rührte sich nicht. Willhelm hockte sich trotz Verletzung hin und versuche seinen Sohn wachzurütteln.
"Was ist passiert?", flüsterte ich Leon zu. Dieser schüttelte nur ratlos den Kopf und ging zu Adam. Vorsichtig drehte er den jungen Mann um und stupste ihn an.
"Hey, Adam. Wach auf." Willhelms Gesicht war leichenblass und mit zittrigen Fingern zeigte er auf den Nacken seines Sohnes. Ich musste meine Augen gut konzentrieren um zu erkennen, was Willhelm so fertig machte.
Adams Nacken war seltsam verbogen. Ein gebrochenes Genick. Das Entsetzten und zugegebenermaßen auch das Staunen ließen meinen Mund offen stehen. Caleb beugte sich zu mir.
"Ist der Kerl grad gestolpert und hat sich das Genick gebrochen?"
Sein Unglaube regte den schwarzen Humor in mir und mühsam versuchte ich das Lachen zu unterdrücken. Leon hockte immer noch bei Adams Leiche.
"Ich glaub das nicht. Da hätte ihn alles umbringen können und er stirb weil er gestolpert ist." Er schüttelte verdutzt den Kopf und stand wieder auf. Valentina trat neben ihn.
"Wir müssen sein Gehirn zerstören oder er kommt zurück und frisst uns."
Natürlich hatte sie recht, doch momentan waren wir von seinem Plötzlichen und ganz und gar unerwarteten Tod zu geschockt.
Willhelm brach zusammen und hielt seinen Sohn im Arm. Das war der Moment in dem Leben in meinen Körper kam. Ich hatte Adam nie sehr gemocht, er war ein Bekannter nicht mehr. Aber Willhelm war wie der Onkel den ich mir immer gewunschen hatte. Niemals würde ich zulassen, das ihm etwas passierte. Schnell bevor jemand mein Vorhaben erkennen konnte, setzte ich mich zu Adam und Willhelm auf den Boden.
Ich umarmte Willhelm und drückte dabei das Messer in Adam Schläfe.
Es gab ein furchtbar schmatzendes Geräusch. Willhelm sah mich erschrocken an, tränen in seinen müden Augen.
"Wir müssen weiter.", sagte Valentina drängend. Wir saßen mitten im Innenhof, ungeschützt, offenbart. Sie hatte recht. Mutter und Theresa stützen Willhelm während wir weitergingen.
Ich ging als letzte und versuchte mir die Abscheu über meine Taten nicht anmerken zu lassen. Wir begegneten keinem Zombie auf dem Weg zum Schlafsaal. Erleichtert stieß ich den Atem aus als wir endlich wieder bei Papa und den heißen Soldaten waren. Willhelm wurde auf eines der betten gesetzt und blieb dort in die Luft starrend sitzen.
Nik und Richie verriegelten die Tür und betrachteten unsere kleine Gruppe. Manni umarmte meinen Vater lächelnd.
"Du glaubst echt nicht, was da draußen grad passiert ist.", meinte er nuschelnd. Anscheinend war er immer noch nicht ganz nüchtern.
Papa sah Leon und mich an. Da Leon soeben einen guten Freund verloren hatte, überließ ich ihm der Trauerarbeit mit Karl.
Dieser sah ganz grün im Gesicht aus. Ich sollte mich von ihm fernhalten, angekotzt werden ist kein Vergnügen. Leise flüsterte ich Papa die Geschehnisse von Adams unglaublich doofer Art zu sterben ins Ohr.
Sein Gesichtsausdruck zeigte genau unsere Reaktionen von vorhin.
"Ich glaube nicht das wir genügend Betten für alle haben."
Richie zählte noch einmal, doch diese Tatsache war mir schon von Anfang an klar gewesen. Wir würden Kuscheln müssen. Ich hoffentlich mit einem der heißen Soldaten. Papa drehte sich zu ihm um.
"Stimmt. Aber das können wir uns ja noch ausmachen. Betten kann man sich teilen."
Dabei war zu beachten, dass er es vermutlich nicht konnte. Militärbetten waren sehr schmal und Papa, sowie Willhelm und Manni waren kräftige Männer. Da kam teilen nicht in Frage.
Im hinteren Teil des Raumes wurde eine Tür geöffnet. Offensichtlich zum Bad.
"Boah, Jungs! Da wollt ihr für ne Zeit lang nicht reingehen. Ich glaub, ich habn Baby geschissen!"
Dem Geruch nach ein richtig richtig totes Baby. Mit verfaulten Eiern. Doch es war nicht der Geruch, der mich nun die Augen aufreißen ließ.
Nun möglicherweise war dieser nicht ganz unschuldig daran.
Es war die Person, welche nun in all seiner Pracht vor uns stand. Mein Großcousin Arthur hatte seinen Weg ebenfalls hergefunden.
Seine langen dunklen Haare, der Bart, die schwarze Punkkleidung und sein Auftreten wie der letzte Hippie auf Erden versetzten mich in heilloses Lachen. Arthur breitete, mit einem bekiffenten Lächeln, die Arme aus und rief fröhlich:
"Frohe Weihnachten!"
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