Valerie - Kapitel 47
„AUFSTEHEN!"
Ich schrecke hoch und falle dabei aus dem Bett. Mit einem dumpfen Knall komme ich unsanft auf dem Boden auf und seufze. „Das fängt ja gut an" höre ich von etwas weiter oben jemanden schmunzeln, und ich strecke einfach meinen Mittelfinger so hoch, dass Silas ihn deutlich sehen kann. „Ich dich auch" lacht er jedoch nur, und ich murre irgendwas wie „lass mich".
Eine Weile tut Silas das dann tatsächlich auch, bis ich plötzlich zwei Hände um meine Taille spüre. „Wir müssen aufstehen, das hat Sidney deutlich gemacht" sagt er nur, während ich wieder auf die Füße gestellt werde. „Ich will aber nicht" nörgele ich und versuche, zurück ins Bett zu steigen. Silas jedoch hat andere Pläne.
Er dreht mich zu sich um, mustert mich kurz, geht zu seiner Tasche und stülpt mir einen Pullover über den Kopf. „Ich will nicht, dass die anderen dich so sehen" sagt er nur als Erklärung, und ehe ich was erwidern kann hänge ich über eine Schulter. „Und jetzt gehen wir runter."
Ich lasse mich einfach tragen da ich mittlerweile weiss, dass Silas eh nicht lockerlassen wird. Außerdem muss ich so selbst nicht laufen. Unten angekommen setzt Silas mich auf eines der beiden überaus bequemen Sofas und hindert mich gerade noch rechtzeitig daran, mich einfach auf dem Sofa auszubreiten und weiterzuschlafen.
Joshua und Jessie kommen ebenfalls runter, wobei Jessie mindestens so fertig aussieht wie ich. Sie lehnt sich gegen Joshuas Schulter, der sich neben sie gesetzt hat, und schließt die Augen direkt wieder. „Wie spät ist es eigentlich?" Micah kommt sichtlich genervt die Treppe runtergestolpert und sieht uns fragend an.
Ich richte mich etwas auf, und auch Jessie öffnet die Augen. „Würde mich eigentlich auch interessieren" sage ich, und schaue Silas aus zusammengekniffenen Augen an. „Halb neun" gibt Joshua kleinlaut von sich, und ich bin wirklich kurz davor, Sid, der gerade bestens gelaunt ins Wohnzimmer kommt, anzuspringen und mich an ihm zu rächen.
Micah setzt sich mit einem gequälten Stöhnen neben mich und fasst sich an die Stirn. „Siddy, ich hoffe du hast einen guten Grund, uns so früh zu wecken" murre ich, und funkle den rothaarigen Jungen böse an. „Wir gehen in die Stadt. Ich will euch schließlich meinen Geburtsort zeigen!" Ich lasse den Kopf fallen und seufze. „Und das geht nicht ein paar Stunden später?" frage ich verzweifelt, und sehe Sidneys starkes Kopfschütteln.
„Nein, ausschlafen könnt ihr, wenn ihr wieder zu Hause seid. Wir wollen hier schließlich auch was erleben, oder?" Ich murre zustimmend und stehe dann auf. „Dann geh ich mich mal fertigmachen" sage ich unmotiviert, und meine Freundinnen folgen mir.
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„Okay, ich muss zugeben: es ist wirklich schön hier." Ich nicke zustimmend und seufze. „Aber eine Stunde später wäre es immer noch schön gewesen" murrt Micah, und ich lache leise. „Ja, aber jetzt haben wir eine Stunde länger diese wunderbare Stadt genossen. Und jetzt beweg deinen Arsch da rein, wir wollen dir ein Kleid kaufen."
Micah seufzt und bewegt sich dann endlich in Richtung des Kleidergeschäfts. Es ist das einzige hier mit einigermaßen normalen Preisen. Sidney hat uns beim Aufbruch verkündet, dass wir heute Abend feiern gehen werden, und dass wir uns ein Kleid kaufen sollen. Also tun wir das jetzt.
Jessie folgt Micah und mir mit amüsiertem Blick, da sich Micah's Laune seit heute Morgen nicht wirklich gebessert hat. Mittlerweile ist es schon später Nachmittag, und wir müssen uns auch noch zu Hause fertigmachen. Jessie und ich haben unsere Kleider schon, nur Micah stellt sich eher quer bei der Suche.
Die Jungs sind sonst irgendwo in der Stadt und kaufen Dinge ein, die sie nicht brauchen.
Ich kämpfe mich gerade durch eine Kleiderstange mit blauen Kleidern, als ich Jessie halb aufschreien höre. „Das hier ist es!" Sie streckt ein knielanges, schwarzes Kleid hoch, welches an der Brust mit Pailletten und Perlen bestickt ist. Es sieht wunderschön aus. „Micah, komm. Das probierst du an."
Micah lässt sich von mir mit dem Kleid in eine Umkleidekabine schieben, und ich schliesse den Vorhang. Jessie und ich machen es uns auf den Stühlen vor der Kabine bequem und warten. Nach keinen zwei Minuten kommt Micah wieder raus, und strahlt bis über beide Ohren. „Na, was haben wir dir gesagt?"
Mit einem breiten Lächeln stellen Jessie und ich uns neben unsere Freundin vor den Spiegel, welche sofort ihr Handy hervorholt. Wir drücken Micah beide einen Kuss auf die Wange, als sie abdrückt. Wir beugen uns über das Handy, und Jessie gibt ein „Aww" von sich. „Wir sind schon süß, oder?"
Micah und Jessie stimmen mir sofort zu, und bevor Micah wieder in die Kabine zurückkehrt, vereinbaren wir, dass sie uns das Bild schickt. Zehn Minuten später stehen wir mit dem gekauften Kleid vor dem Laden, und ich schreibe Silas, dass wir fertig sind.
Valerie: Sil, wir sind fertig :3 Micah wird atemberaubend aussehen, ich schwörs dir! Sidney wird sich nicht mehr halten können.
Ich schmunzle etwas über meine eigene Nachricht.
Silas: Das kann er sowieso nicht, wenn er Micah sieht ;) Wir kommen gleich. Gebt uns fünfzehn Minuten!
„Noch fünfzehn Minuten" verkünde ich, und die Mädels nicken. „Perfekt. Lasst uns dort drüben einen Kaffee trinken!" Jessie zeigt begeistert auf ein Café auf der anderen Straßenseite, und ich nicke. „Klar, wieso nicht?"
Zu dritt überqueren wir die fast menschenleere Straße und betreten das Café. Es ist sehr modern eingerichtet, aber man fühlt sich trotzdem sofort wohl. Wir setzen uns an einen Tisch in der Ecke, und sofort kommt eine Bedienung an unseren Tisch. Das Mädchen, welches ich höchstens zwei Jahre älter als ich schätze, lächelt uns breit an.
„Hallo, kann ich euch helfen?" fragt sie höflich, und wir nicken synchron. „Gerne drei Cappuccinos" gebe ich unsere Bestellung auf, und das Mädchen notiert es auf ihrem Block. Dabei fällt ihr eine ihrer pechschwarzen Strähnen ins Gesicht, welche sie wieder wegpustet.
„Darf es sonst noch was sein?" Ich überlege und schüttle dann den Kopf. „Für mich bitte einen Schoko Muffin" sagt Jessie neben mir, und das Mädchen nickt. „Gute Wahl" schmunzelt sie, und verschwindet dann hinter der Theke. „Ich mag sie" murmelt Micah, und sieht dem Mädchen nach.
„Irgendwie habe ich das Gefühl, sie würde gut zu uns passen." Ich zucke mit den Schultern. „Aber sie wohnt vier Stunden Fahrt von uns entfernt" bemerke ich, und Jessie seufzt. „Vielleicht klappt es ja irgendwie." Ich nicke und lächle. „Denkt ihr, dass heute Abend wirklich was laufen wird?" Ich zucke mit den Schultern. „Vielleicht?"
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„Chicas, estamos aquí!"
Ich runzle die Stirn, da ich von dem ganzen Satz gerade mal das Wort „Mädels" verstanden habe.
Silas schmunzelt, als Micah und Jessie ihm ähnlich verwirrte Blicke zuwerfen, und seufzt dann. „Das heisst Mädels, wir sind da" erklärt er dann mindestens so euphorisch wie eben, und ich lächle. „Das sehe ich. Wir fahren nicht mehr." Ich steige amüsiert aus und betrachte das große Gebäude vor mir.
„Das ist aber keine Bar" stelle ich fest, und eine verwirrte Jessie bleibt neben mir stehen. „Nein, das ist das Haus eines Kumpels der eine Party schmeißt. Und jetzt rein mit euch, oder wollt ihr euch hier erkälten?" Micah sieht Sid vorwurfsvoll an und seufzt dann. „War ja irgendwie klar" murmelt sie, und geht dann hoch erhobenen Hauptes auf die Türe zu.
Wir folgen ihr, und die Jungs lachen leise. Ich verdrehe nur die Augen und trete durch die riesige Eingangstüre der noch viel größeren Villa. Drinnen tummeln sich unglaublich viele Menschen, und der Geruch von Alkohol und Schweiß schlägt mir entgegen. Ich rümpfe etwas die Nase und folge meinen Freunden zur Bar. Dort hat man einen kleinen Überblick über das Wohnzimmer, in dem sich das ganze Geschehen hauptsächlich abspielt.
Ich setze mich auf einen Barhocker und spüre nur wenig später, wie jemand seine Hand an meine Taille legt. „Ich hatte keine Ahnung davon" raunt mir Silas ins Ohr, und eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Hals aus. Zum Glück ist das Licht hier gedimmt, weshalb Silas das nicht sehen kann. „Das will ich für dich hoffen. Ich hasse Partys bei denen ich kaum Leute kenne."
Silas lacht leise und stellt sich dann hinter mich, damit ich mich mit dem Rücken an seine Brust lehnen kann. Gerade schliesse ich die Augen und seufze zufrieden, als Silas mir einen kleinen Kuss auf den Hals haucht, als Sidney zu uns gestolpert kommt. „Trinkspiel!" johlt er nur, und ich knurre genervt. „Ich mache nicht mit" murre ich, doch Sidney schnappt sich mein Handgelenk und zieht mich vom Hocker. „Darüber hast du nicht zu entscheiden. Silas, du auch!"
Silas folgt seinem besten Freund widerwillig, und ich muss mich wohl oder über mitziehen lassen. Seufzend setze ich mich in die eher kleinere Runde von Leuten, die ich – nebst meinen Freunden – noch nie gesehen habe. Nur ein Mädchen fällt mir auf, und nach längerem Hinsehen erkenne ich, dass sie die Bedienung von heute ist.
Als sie mich entdeckt lächle ich ihr kurz zu, und das Mädchen grinst frech zurück. Dann steht ein Junge auf, der wahrscheinlich der Gastgeber hier ist. „Also, wir spielen sieben Minuten im Himmel" verkündet er, und sieht uns allen kurz in die Augen. Da ich das Spiel schon kenne höre ich nicht zu, während er die Regeln erklärt, sondern mustere ihn etwas genauer.
Seine Haare sind blond mit einem schwarzen Ansatz, was aber noch ziemlich gut aussieht. Wie Silas hat er ein Augenbrauenpiercing, und noch ein zusätzliches an der Lippe. Ein kleiner silberner Ring. Seine Haut ist braun gebrannt, und man erkennt sofort an seinem Akzent, dass er Spanier ist. Seine Augen scheinen fast schwarz zu sein, und als er mich kurz direkt ansieht, schlucke ich.
Von irgendwo her kenne ich den Typen.
Gerade als mein Hirn herausfinden will, woher, setzt der Junge sich auch schon wieder, wirft aber nochmals einen kurzen Blick zu mir.
Er erkennt mich also auch.
Die Flasche wird gedreht, und Sidney ist an der Reihe. Ein Los wird gezogen, und ich höre erst wieder hin, als mein Name laut aufgerufen wird. Erschrocken starre ich zu Silas rüber, der sich ein kurzes Blick-Gespräch mit Sidney liefert. Dann schaut er zu mir und nickt fast unmerklich.
Es ist okay?
Ich nicke ebenfalls und stehe dann auf. „Die Aufgabe ist es, dass beide mindestens einen Knutschfleck haben müssen" sagt der Spanier noch, und ich nicke abermals. Wenigstens müssen wir nicht rummachen oder so. Ein Knutschfleck ist nicht so schlimm. Immer noch intim, aber doch nicht ganz so intim. Finde ich jedenfalls.
Ich werfe noch einen Blick in die Runde und stelle fest, dass Micah und Jessie beide nicht hier sind. Zum Glück. Sid und ich werden zum Schrank gebracht, und als sich die Türe schließt suchen wir erstmal nach dem Lichtschalter. Irgendwann erhellt eine kleine Lampe den Raum, und ich stehe Sidney direkt gegenüber.
„Also... reden oder Knutschfleck?" Ich seufze. „Reden? Aber du musst dann strippen, nicht ich." Sid lacht und lehnt sich neben mich an die Wand. „Du hast abgenommen" fängt er an, und ich seufze genervt. „Ich korrigiere: Knutschfleck bitte."
Sidney sieht mich eindringlich an, nickt dann aber. „Wie du wünschst. Aber wir reden noch darüber." Ich nicke, und schlucke, als Sid sich vor mich stellt. Eine Hand landet an meiner Taille, die andere in meinem Nacken. Kurz darauf spüre ich Sidneys Lippen an meinem Hals, und ich schliesse die Augen.
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Hmmm... denkt ihr, das geht gut aus?
Und woher denkt ihr, dass Valy den Jungen kennt?
Paar Tipps habt ihr bekommen ;)
- Xo, Zebisthoughts
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