Silas - Kapitel 48

Noch eine Minute.

Mein Bein wippt nervös auf und ab, und der komische Spanier schaut immer wieder zu mir rüber. Ich wende den Blick ab und bleibe an Joshua haften, der seit sechseinhalb Minuten den kleinen Raum anstarrt, in dem sich Valerie und Sidney befinden. Ich weiss, dass beide nichts tun würden, was über einen Knutschfleck hinausgeht. Trotzdem habe ich ein verdammt unwohles Gefühl dabei.

„Noch zehn Sekunden."

Der Spanier steht auf und stellt sich vor die Türe des Raumes. In meinem Kopf zähle ich die Sekunden runter, bis er die Türe endlich öffnet und ich mich davon überzeugen kann, dass wirklich nicht mehr als nur ein Knutschfleck entstanden ist.

Fünf

Vier

Drei

Zwei

Eins

„Die Zeit ist um!"

Die Türe wird geöffnet, und Valerie kommt hoch erhobenen Hauptes aus dem Raum stolziert. Dicht gefolgt von Sidney, der sich kurz durch die Haare fährt und mir einen eindeutigen Blick zuwirft. Er würde sich nie das Mädchen schnappen, das mir was bedeutet.

Erleichtert nicke ich und lenke meinen Blick wieder zu Valerie, die dem Spanier gerade ihren Knutschfleck präsentiert. Sidney folgt ihrem Beispiel, und als der Typ mit einem hässlichen Grinsen nickt, setzen sich beide wieder hin. Das Spiel geht weiter, und zu meinem Glück muss ich mit einem so eingeschüchterten Mädchen in den Schrank, dass weder sie noch ich überhaupt im Entferntesten daran denken, dass da wirklich was laufen könnte.

Ich verwuschle ihre Haare etwas und meine dann auch, zupfe ihr Top etwas zurecht und grinse dann zufrieden. „Sieht aus als hätten wir was gemacht" sage ich bloss, und das Mädchen lächelt leicht. „Ähm, danke" nuschelt sie, und ich schmunzle. „Da du dich nicht mal traust richtig mit mir zu sprechen will ich dich nicht ins offene Messer laufen lassen und dich vor den anderen strippen lassen."

Das Mädchen zupft sich eine ihrer schwarzen Strähnen aus der Stirn und seufzt. „Ich denke einige wären jetzt tatsächlich über mich hergefallen. Ich glaube schüchterne Mädchen sind in diesem Ort hier regelrecht eine Trophäe." Sie lacht bitter auf und lehnt sich neben mir lässig an die Wand. „Das ist scheußlich" ist das einzige, was mir dazu einfällt, und das Mädchen nickt. „Das ist es."

Eine Weile schweigen wir, und als ich auf die Uhr blicke sehe ich, dass wir immer noch vier Minuten haben. „Wie heisst du?" frage ich deshalb, und schiele zu dem Mädchen rüber. „Celia. Du?" Ich lächle. „Silas" antworte ich dann, und das Celia zieht ihre Augenbrauen hoch.

„Spanier?" fragt sie dann, und ich nicke. „Durch und durch. Du etwa auch?" Celia nickt und grinst. „Durch und durch" ahmt sie mich dann nach, und ich lache leise. „Ach ja" fängt sie plötzlich an, und dreht sich etwas zu mir. „Ich werde Martin sagen, dass wir nur so getan haben als ob." Ich hebe die Augenbrauen. „Und wieso?" Celia lacht. „Er ist mein Bruder. Er würde dich umbringen, wenn du wirklich rangegangen wärst."

„Dieser Macho ist dein Bruder?"

Celia schmunzelt. „Ja, ist er. Und er ist kein Macho. Er tut nur so." Ich lache leise und seufze dann. „Gut, solange er mich noch am Leben lässt – ich muss da noch ein Mädchen verführen." Jetzt sieht Celia mich fragend an. „Wer ist die Glückliche?" Ich grinse. „Valerie. Sie war eben mit dem rothaarigen Jungen hier drin." Celia scheint zurückzudenken, dann nickt sie. „Ich erinnere mich. Knutschflecke und so. Tat dir das nicht weh?"

Ich schüttle den Kopf. „Der Typ, auch Sidney Hall genannt, ist mein bester Freund. Er würde sich nie an ein Mädchen heranmachen, mit dem ich irgendwie was am Laufen habe." Celia nickt und lächelt. „Es ist schön, wenn man Freunde hat, denen man sogar in solchen Situationen bedingungslos vertrauen kann." Ich nicke und lächle. „Das ist es definitiv. Wir haben noch eine Minute, wie sehe ich aus?" Celia mustert mich und grinst dann. „So als wäre hier richtig was gelaufen."

Ich grinse. „Gleichfalls. Los, wir müssen irgendwie so aussehen, als wären wir überrascht." Celia nickt zögerlich. „Was sagt Valerie dazu?" Ich schlucke und frage mich, was sie bei dem Bild denken würde. „Guter Einwurf, lassen wir die Idee." Celia lächelt und stellt sich dann vor die Türe. Von draußen dringt Martins Countdown zu uns durch, und als er die Türe öffnet, lasse ich Celia den Vortritt.

Sie beugt sich zum Ohr ihres Bruders, der zu mir hinüber linst und dann nickt. Sein Mundwinkel hebt sich etwas, und ich nicke ihm zu. Dann setze ich mich wieder neben Valerie, die geschockt zwischen Celia und mir hin und her schaut. „Beruhig dich, das war eine Inszenierung. Ich habe sie nicht mal angefasst."

Valerie seufzt erleichtert und lächelt dann leicht. „'Tschuldigung, ich habe nicht mal das Recht mich hier als eine eifersüchtige Freundin aufzuführen." Ich lache leise und mustere Valerie dann lange. „Ich glaube, darüber sollten wir mal sprechen" flüstere ich ihr dann zu, und höre sie trotz der lauter werdenden Gespräche in der Runde deutlich schlucken. Bevor sie noch was antworten kann, nehme ich Valy's Hand und stehe auf.

„Leute, war mir ein Vergnügen. Wir sind raus!" Martin hebt die Hand, und ich nicke ihm zu. Sobald wir außer Sicht- und Hörweite sind, lehnt Valerie sich etwas zu mir, während wir auf die etwas ruhigere Terrasse hinaustreten. „Kennst du den Typen?" Ich schüttle den Kopf. „Nicht direkt. Ich weiss, dass er der Bruder von Celia, dem Mädchen aus dem Raum ist. Er heisst Martin. Spanier." Valerie zieht die Augenbrauen zusammen und nickt langsam.

„Wieso, kennst du ihn?" Ich sehe es Valy an, dass sie den Typen erkennt. „Jein. Er kommt mir so unglaublich bekannt vor, und ich glaube, er erkennt mich auch. Aber ich weiss nicht woher" murmelt sie dann nachdenklich und seufzt. „Vielleicht habt ihr euch mal in den Ferien oder so gesehen" mutmaße ich, und Valy nickt. „Ja, vielleicht. Keine Ahnung, ich denke es war nicht so wichtig, wenn es mir nicht einfallen will."

Ich nicke und schlinge dann die Arme um den dünnen Körper, der ich gegen meine Brust lehnt. Draußen ist es mittlerweile ziemlich kalt, und ich kann Valeries Zittern spüren. „Danke übrigens für dein Vertrauen" nuschelt Valerie irgendwann, und ich schaue sie von oben herab an. „Vertrauen?" Valerie schmunzelt. „Das Vertrauen welches du in mich hattest, als ich mit Sidney in diesem Raum war und wir weiss sonst was hätten machen können."

Ich lächle und lege mein Kinn auf Valeries Kopf. „Weißt du, Sid ist mein bester Freund. Er würde sich nie an ein Mädchen ranmachen, mit dem ich irgendwie was am Laufen habe. Zudem hat er selbst eine Freundin, die ihm ziemlich sicher den Kopf abreißen würde." Valerie lacht und seufzt dann. „Das klingt wirklich ganz nach Micah. Aber wir haben also irgendwie was am Laufen, hmm?"

Valy löst sich etwas von mir und grinst mich frech an. „Spricht da etwa der Alkohol aus dir meine Dame?" frage ich belustigt, wofür Valy mir nur ihre Zunge rausstreckt. „Vielleicht. Aber beantworte meine Frage." Ich lächle und nicke dann. „Ja, aus meiner Sicht haben wir irgendwie was am Laufen. Wir küssen uns, wir haben miteinander geschlafen. Deine Blicke – und meine wahrscheinlich auch – sprechen Bände, und ehrlich gesagt könnte ich nicht nur Freunde sein mit dir. Auch wenn die Zeit sehr schön war."

Valerie lacht leise und nickt. „Ja, das war sie. Aber ist es nicht immer so, dass irgendwie mehr daraus wird?" Ich zucke mit den Schultern und blicke zu den Sternen hoch. „Tut mir leid, ich verschlinge weder Romane noch romantische Filme" sage ich dann, und bekomme einen Ellbogen in die Seite. „Das gehört zum Allgemeinwissen" knurrt Val, und ich lächle. „Ich unterhalte mich lieber mit Actionfilmen."

Valerie verdreht die Augen und lehnt sich dann wieder an mich. „Solange dein Geschmack dort halbwegs gut ist, verzeihe ich dir diese Lücke. Aber die muss dringend gefüllt werden, dafür werde ich sorgen." Ich lege stöhnend den Kopf in den Nacken und seufze dann.

„Muss das sein?" nörgle ich, und Valerie dreht mein Gesicht zu sich. Sie schaut mir streng in die Augen, was ehrlich gesagt wirklich niedlich aussieht. „Ja, das muss sein, Silas Garcia. Das war keine Frage oder so, das war ein Befehl." Ich seufze und salutiere dann. „Zu Befehl" sage ich dann so monoton wie ich kann, doch Valeries belustigtes Gesicht bringt den Versuch zum Scheitern. Ich lache.

„Na, das klang ja mal überzeugend" schmunzelt Valerie, und ich schüttle bloss den Kopf. „Sei froh, dass ich es überhaupt versucht habe" murre ich gespielt beleidigt, und erhalte einen Kuss auf die Wange. „Das bin ich, aber auch ohne deine Einverständniserklärung hätten wir das durchgezogen" murmelt sie, und ich verdrehe grinsend die Augen. „Nichts Anderes hätte ich von Valerie Jones erwartet."

Valy grinst mich an, und bevor ich richtig überlegen kann, schliesse ich die Lücke zwischen uns ziemlich schnell. Valeries Lippen teilen sich sofort, und ich lasse grinsend meine Zunge in ihren Mund hineingleiten. Ich spüre, wie Valy's kleine Hände sich in meine Haare graben, und als sie leicht an ihnen zieht, kann ich ein lustvolles Knurren nicht unterbinden. Ich ziehe Valerie an der Hüfte noch näher zu mir ran, bis ganz bestimmt kein einziges Blatt mehr zwischen unsere beiden Körper passt.

In einer kleinen Luftpause greife ich unter Valeries Oberschenkel und hebe sie hoch. Sofort schlingt sie ihre Beine um meine Hüfte, und ich drehe uns so, dass ich Valerie mit dem Rücken gegen die Hausfassade lehnen kann. Unsere Lippen finden wieder den Weg zueinander, und ich überhöre Valeries zufriedenes Seufzen keinesfalls. Ihre Arme legen sich um meinen Nacken, und ich spüre ihre Finger in meinem Rücken.

Mit einem wissenden Grinsen verteile ich von Valy's Mundwinkel aus bis zu ihrem Kiefer kleine Küsse, bis ich die empfindliche Stelle an ihrem Hals finde, die ich bei unserer ersten etwas intimeren Bekanntschaft gefunden, und mir dann eingeprägt habe. Ich platziere meine Lippen auf der Stelle und fange leicht an, zu saugen. Valerie lacht leise und zieht dann scharf die Luft ein, als ich mit meiner Zunge über ihre Haut fahre.

Sobald ich fertig bin damit, Sid's Knutschfleck wie einen kleinen Witz aussehen zu lassen, komme ich wieder zu Valeries Gesicht hoch.

„Ich glaube es ist Zeit, zu verschwinden" murmelt sie, und kann ihren Blick nicht von meinen Lippen reißen. Ich nicke wie benommen und lasse Valerie dann langsam von meiner Hüfte gleiten. „Sehr schnell sogar" flüstere ich, und schnappe mir Valy's Hand. Ich lasse mir von einem mittlerweile wirklich betrunkenen Sidney die Hausschlüssel geben, und rufe uns dann ein Taxi.

Die Fahrt in die Ferienvilla fühlt sich wie eine Ewigkeit an, und ich lasse Valeries Hand nur zum ein und aussteigen los. Ich drücke dem Taxifahrer ein paar Scheine in die Hand und winke ab, als er mir mein Wechselgeld geben will. „Ich habe einen guten Tag heute. Freuen Sie sich darüber!" Der Fahrer hebt dankend und breit grinsend die Hand, ehe er wegfährt.

Nach drei Versuchen – was nicht nur am Alkohol liegt – schaffe ich es dann endlich, die Türe aufzuschließen, und sobald ich sie hinter mir wieder abgeschlossen habe, laufe ich grinsend mit Valy die Treppe in unser Zimmer hoch. Ich platziere meine Lippen auf ihren, sobald wir die Türe hinter uns geschlossen haben, und ziehe mir mein Shirt aus. Valerie entledigt sich ebenfalls ihres Tops, und kurz betrachte ich sie einfach nur überglücklich.

„Du bist verdammt schön" murmle ich dann. Valerie grinst, und ich schlucke. „Wollten wir nicht eigentlich über unsere... Beziehung sprechen?" frage ich leise, und schiebe Valerie bei jedem Wort einen kleinen Schritt weiter zum Bett. „Das kann bis morgen warten" flüstert Valerie, und ich versuche, mich zu beherrschen.

Eigentlich ist es kein Thema, was ich noch länger warten lassen will. Valerie sieht mir meine Zweifel an, stellt sich auf die Zehenspitzen und küsst mich dann sanft. Da ich weiss, dass es keinen Zweck hat ihr zu widerstehen, versuche ich es gar nicht. Ich grinse und schubse Valerie aufs Bett, ehe ich mich über sie lege und wieder küsse.

Scheiss auf Selbstbeherrschung.

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Joa nh... scheiss auf Selbstbeherrschung xD ;)

Was findet ihr von dem Kapitel?

Und was sagt ihr zu Martin und Celia?

- Xo, Zebisthoughts

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