Silas - Kapitel 28
Joshua: Ich hab' sie. Es geht ihr besser. Wir fahren nach Hause, okay?
Ich seufze erleichtert auf und schreibe ein kurzes Okay zurück. „Josh hat sie gefunden, sie fahren nach Hause." Maria und Juan nicken erleichtert, und auch die anderen am Tisch scheinen ein wenig Spannung verloren zu haben. „Zum Glück" murmelt Jessie, und trinkt einen Schluck ihres Wassers.
„Ich glaube, dann würde ich langsam gerne nach Hause" murmelt Luna neben mir, und ich nicke. Wir stehen auf und verabschieden uns von Nick und Jessie, wobei Nick mir noch als Info für Joshua weitergibt, dass er Jessie fahren wird. Als wir aus dem Restaurant treten atmen wir beide einige Male tief durch, ehe wir uns wortlos auf den Weg zu meinem Wagen machen. Auch während der Fahrt reden wir kaum, und das Radio bleibt auch stumm.
Eigentlich sollten wir zu Luna fahren, doch die hat wegen dem heutigen Abend mächtig Stress mit ihren Eltern bekommen, weswegen wir jetzt zu mir fahren. Ich parkiere auf unserer Auffahrt und stelle fest, dass nirgends im Haus Licht brennt. Wir steigen aus und verschwinden im Haus direkt in mein Zimmer, wo ich Luna einen Pulli von mir gebe, den sie sich sofort überzieht. Ich ziehe mich selbst um und lege mich dann nachdenklich neben Luna aufs Bett.
„Das war ein scheiss Abend" sage ich dann irgendwann, und bringe wohl alle unsere Gedanken auf den Punkt. Luna nickt nur und kuschelt sich dann seitlich an mich. „Wieso gibt es so scheußliche Menschen auf dieser Welt?" fragt sie dann leise, und ich zucke mit den Schultern. „Ich weiss es nicht, Luna. Ich weiss nur, dass ich viel dafür geben werde, dass sie sich von Valy fernhalten." Luna lächelt und schließt dann ihre Augen.
„Wieso hast du sie eigentlich deine Schwester genannt?" fragt sie dann leise, und ich schmunzle. Dass Luna genau das in Erinnerung behält war irgendwie klar. „Wäre komisch gewesen, wenn ich Stiefcousine gesagt hätte. Außerdem ist sie seit wir zusammen in einem Haus wohnen sowas wie eine Schwester für mich. Ich glaube, man wächst einfach aneinander heran." Luna nickt und gähnt. „Ich mag eure Beziehung zueinander."
Wenn du wüsstest...
„Ich auch" murmle ich nur, und schalte die kleine Lampe auf meinem Nachttisch aus. „Gute Nacht, Luna" flüstere ich, und drücke meiner Freundin einen Kuss auf die Stirn. „Gute Nacht, Silas."
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„Silas Garcia, wenn Sie noch einmal einschlafen, schicke ich Sie zum Direktor."
Mr. Lawrence sieht mich streng an, und ich verdrehe die Augen. „Tut mir schrecklich leid" nuschle ich, und unser Idiot von Geschichtslehrer wendet sich wieder seinem Unterricht zu. Sidney sitzt neben mir und grinst mich nur kopfschüttelnd an. „Ich glaube es dauert nicht mehr lange, bis er dich von seinem Unterricht suspendieren lässt" sagt er dann leise, und ich lache so leise wie möglich. „Schön wär's. Ich glaube der Typ mag es, mich zu foltern."
Jay stupst mich in die Seite und wendet seinen Blick hoffnungsvoll nach vorne. „Nur noch ein Jahr, und außerdem haben wir bald schon wieder Ferien." Ich nicke erleichtert und lehne mich etwas auf meinem unbequemen Stuhl zurück. Die Zeit schleicht nur langsam voran, und ich werfe einen Blick aus dem Fenster. Momentan haben die Leute aus dem Sophomore Year Sport, und ich belächle ihre ersten Versuche, professionell Basketball zu spielen. Wir mussten da alle auch durch, und ich wundere mich darüber, wie lange es dauern wird, bis sie es können.
„Ich weiss noch genau als du mir den Ball voll ins Gesicht gepfeffert hast" bemerke ich, und Sid lacht leise. „Nur, weil deiner in meinen Eiern gelandet ist" sagt er dann, und hebt die Hände. Ich schüttle nur grinsend den Kopf und versuche, mich für die letzten Minuten auf den Unterricht zu konzentrieren.
Sid jedoch hat andere Pläne.
Er schnappt mir meinen Block weg und fängt an, Nachrichten darauf zu verfassen. Er schiebt mir den Block zurück und ich versuche, seine Schrift zu entziffern. „Sid, das wird nichts. Ich habe keine Ahnung, was dort steht." Sid verdreht die Augen und seufzt dann theatralisch. „Ich habe gefragt, wie es Valy geht." Ich zucke mit den Schultern und fahre mir durch die Haare.
„Ich weiss es ehrlich gesagt nicht, Sid. Sie ist abgesehen von dem einen Abend nicht anders drauf, aber genau das macht mir Sorgen. Sie redet nicht darüber, auch nicht mit Joshua. Wenn ich sie frage ob es ihr gut geht nickt sie nur, aber ich spüre, dass es nicht so ist. Ich spüre, dass da was ist, das raus will, doch sie lässt es nicht zu. Aber was soll ich machen? Ich kann sie nicht dazu zwingen, mit mir zu sprechen. Oder überhaupt mit irgendjemandem. Sie tut so, als wäre der Abend nie passiert."
Sidney nickt und zieht die Augenbrauen zusammen. „Das ist nicht gut" murmelt er dann, und ich seufze. „Nein, das ist sogar verdammt scheisse" korrigiert Sid sich selbst. „Ich glaube wir müssen ihr zeigen, dass wir ihre Freunde sind und sie mit uns reden kann." Gerade will ich Sid sagen, dass er gerade ziemlich laut war, doch da kommt Mr. Lawrence mir zuvor.
„Das sollten Sie tatsächlich tun, Sidney. Freundschaften wie diese sind Gold wert, aber das wissen Sie sicherlich schon. Da der Unterricht gerade endet verschone ich Sie vor dem Direktor, aber nächstes Mal werden Sie mir Ihre Notizen zeigen, wenn sie weiterhin reden." Sidney nickt nur grinsend, und wir packen unsere Sachen zusammen.
Es ist Donnerstag, was heißt, dass wir gleich Sport haben werden. Auf dem Flur stößt Malik zu uns, und wenig später kommt auch Josh den Flur entlanggejoggt, da der Idiot mal wieder verschlafen hat. „Da kommt ja unser Frühaufsteher" begrüßt Sidney ihn trocken, und Joshua verdreht bloss die Augen. „Jaja, hallo. Ihr hättet mich gerne wecken dürfen." Ich grinse breit und zucke mit den Schultern. „Ich habe bei Luna gepennt. Wenn, dann musst du Valy zur Rechenschaft ziehen."
„Was ist mit mir?" Wir drehen uns um und sehen, wie Valy und Jess auf uns zugelaufen kommen. „Wieso hast du mich nicht geweckt?" Joshua sieht seine Cousine schmollend an, doch diese zuckt bloss mit den Schultern. „Wir hatten die erste Stunde Ausfall. Ich dachte, du wärst schon lange weg." Joshua lässt die Schultern hängen und zieht ein langes Gesicht.
„Lawrence bringt mich um" murmelt er dann, und wir lachen. „So schlimm wird es schon nicht sein, immerhin heißt du nicht Sidney Hall oder Silas Garcia. Ich glaube, dich mag er sogar." Joshua schüttelt grinsend den Kopf. „Liegt vielleicht daran, dass dieser Unmensch als einziger gute Noten in seinem Fach schreibt."
Malik, der irgendwie aus dem Nichts aufgetaucht ist, klopft Sid und mir brüderlich auf die Schulter, und wir verdrehen synchron die Augen. Wir wissen, dass wir bei weitem die schlechtesten in Geschichte sind. „Lasst uns mal gehen, der Unterricht fängt gleich wieder an." Wir laufen in Richtung der Turnhalle davon, die sich in einem anderen Gebäude befindet, und verschwinden dann in den Umkleiden. Dort treffen wir auf unsere Parallelklasse, die zwölf a.
Sofort stechen mir zwei Personen ins Auge: zuerst Nick, der sich mit seinen Jungs unterhält und gerade die Sporthose gegen seine Jeans tauscht, und Hunter, der in einer anderen Ecke recht ruhig zwischen seinen Freunden steht, welche alle wild durcheinanderreden. Ich laufe kurz zu Nick, da ich noch eine Frage an ihn habe. Sobald der Blondschopf mich entdeckt kommt er auf mich zu, und wir klatschen uns ab.
„Ich wusste gar nicht, dass ihr nach uns Sport habt" sagt Nick dann, und ich grinse. „Haben wir eigentlich auch nicht, aber die Elf a und Zwölf b wurden für das erste Semester zusammengelegt. Aber ich habe eine Frage." Nick sieht mich auffordernd an, und ich blicke mich kurz um. „Neulich im Restaurant hast du gesagt, dass es vier von uns gibt. Wen können wir denn noch dazuzählen?"
Nick grinst breit und kratzt sich dann am Nacken. „Caine. Caine Collins, er war ein Jahr über uns. Joshua kennt ihn." Kurz suche ich in meinem Hirn nach einer Person, die zum Namen passt, und da fällt es mir wieder ein. „Der Caine, der diese absolut geilen Partys geschmissen hat?" Nick lacht, dann nickt er. „Ja, genau der. Er arbeitet jetzt in einem Restaurant. Naja, wie soll ich sagen – irgendwie glaube ich, dass da was läuft zwischen uns. Jedenfalls weiss ich, dass er mir und meinen Freunden sofort helfen würde, egal was wäre. So ist er eben."
Ich nicke und grinse. Ich habe einige Male mit Caine etwas geplaudert, und er scheint wirklich korrekt zu sein. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er wirklich alles stehen und liegen lassen würde für die Freunde seiner Freunde. „Das freut mich. Grüß ihn mal von mir, vielleicht erinnert er sich an mich. Wir haben uns ab und zu mal unterhalten." Nick lächelt. „Klar doch."
Wir gehen wieder zu unseren Grüppchen, und ich spüre Hunters Blick auf mir. Die Umkleide leert sich langsam, und ich sage meinen Jungs, dass ich noch schnell was erledigen muss. Verwirrt ziehen Jay, Sid, Josh und Malik also schon mal davon, während ich hier auf Hunter warte. Ich muss einfach mit ihm über den Abend sprechen.
„Ich gehe davon aus du wartest auf mich?" Hunter setzt sich neben mich auf die Bank, und ich nicke. „Wieso hast du nichts gesagt an dem Abend?" frage ich, und Hunter zuckt mit den Schultern. „Du warst sympathisch und ich wollte nur einen gechillten Abend haben, ohne irgendwelche Diskussionen oder so. Das habe ich auch Valerie so gesagt, keine Angst. Sie weiss, dass es wenn schon meine Schuld ist, dass wir zusammen getrunken haben. Ich hoffe sie war nicht wütend?"
Ich schüttle nur den Kopf. „Nein, sie war nicht wütend. Ähm, danke, dass du sie angerufen hast." Hunter lächelt nur und schüttelt den Kopf. „Keine Ursache. Aber ich glaube du solltest gehen, Mrs. Chester ist gut darin, Köpfe abzureißen." Ich lache leise und verabschiede mich mit einem Handschlag von Hunter.
Egal wie schlimm er wohl gewesen war, er scheint irgendwie anders zu sein.
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„Nein, so nicht!"
Unsere Sportlehrerin kommt auf uns zugeeilt und stellt sich zwischen die beiden Ringe, die von der Decke baumeln und Valy, die gerade danach greifen wollte. „Du musst dich anders hinstellen. Gerade. Mach das nochmal." Verwirrt nickt Valerie und stellt sich dann kerzengerade hin. Unsere Lehrerin nickt zufrieden, und Valerie streckt die Arme.
Sobald sie die beiden Ringe umgriffen hat entfernt unsere Lehrerin sich wieder und rennt auf Sidney zu, der irgendwelche Akrobatikkünste an den Ringen vollführt, obwohl wir das noch nicht dürfen.
Aber was juckt das Sidney Hall schon?
Mein bester Kumpel grinst mich frech an, während Mrs. Chester ihn zur Rede stellt, und ich lache nur leise. „Also. Silas, du gibst Valerie Anlauf, verstanden?" Ich nicke. Valy und ich sind in einer Gruppe gelandet, weil wir laut Mrs. Chester „den perfekten Größenunterschied für solch ein Kunststück haben."
Die Schule feiert in ein paar Wochen einen speziellen Tag, und von uns wird erwartet, dass wir als zwei Klassen je zu zweit ein Tanzstück, das mit den Ringen verbunden wird, vorführen können. Zuerst müssen wir aber die Grundlagen lernen, denn keiner hier hat wirklich Erfahrung mit den Ringen. Ich packe Valy an der Taille und laufe nach vorne, dann nach hinten, und dann wieder nach vorne. Dort ducke ich mich unter ihren Beinen durch und lasse sie los. Es ist schon die vierte Stunde in der wir Ringturnen haben, daher können einige von uns schon etwas. Dazu gehören auch Valy und ich.
Momentan üben wir den Anfangspart, wo nur Valy zum Zug kommt, aber heute möchten wir den ersten Part üben, in dem auch ich tanzen werde. Die meisten Jungs aus den beiden Klassen halten herzlich wenig von der Idee mit dem Tanzen, doch Sid hat sich wie ein kleines Kind gefreut. Er tanzt schon lange Hip-Hop und hat mir damals auch geholfen, ins Team zu kommen.
Ja und ich?
Keine Ahnung. Ich habe seit drei Jahren keinen einzigen Tanzschritt mehr vollführt, und habe mir eigentlich geschworen, es nie mehr zu tun, aber Mrs. Chester scheint da anderer Meinung zu sein. Und Valerie mit irgendeiner Ausrede hängen lassen will ich auch nicht wirklich, weshalb ich es wohl oder übel nochmal versuchen werde. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm wie ich mir vorstelle.
Genau. Es ist alles gut und es wird Spaß machen, Sil. Es wird toll.
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Soo, unser lieber Silas soll also tanzen. Denkt ihr, dass das gut ausgehen wird?
Und was haltet ihr von seiner Begegnung mit Hunter?
- xo, Zebisthoughts
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