Silas - Kapitel 18
Valy starrt mich eine Weile nur an, dann lächelt sie leicht. „Danke" murmelt sie leise, und ich ziehe sie nochmal kurz an mich. „Dafür musst du dich nicht bedanken."
Eine Weile sitzen wir einfach nur da, und dann gähnt Valy wieder etwas verhalten. „Wir sollten schlafen gehen" sage ich, und gehe zu meinem Schrank. Ich ziehe einen Pulli raus und werfe ihn Valy zu, die mich verwirrt mustert. „Zieh den an, ich drehe mich auch um." Valerie lächelt leicht, und ich drehe mich tatsächlich um.
Dabei entledige ich mich meines Shirts und meiner Jeans, die ich auf mein Sofa werfe. Als ich mich wieder umdrehe hat Val sich schon in die Decke gekuschelt, und ich lege mich zu ihr. „Wird das jetzt eigentlich ein Standard?" fragt sie plötzlich, und ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch.
„Na, dass wir in einem Bett schlafen." Ich lache leise und zucke mit den Schultern. „Sieht so aus." Valy lächelt und schließt die Augen. „Gute Nacht, Sil" murmelt sie, und ich lächle. „Gute Nacht, Valy."
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Als ich aufwache ist das erste was ich spüre ein dumpfes Gefühl in meinem Kopf. Und dann einen leichten Druck auf der linken Hälfte meines Körpers. Verwirrt öffne ich meine Augen und blinzle zuerst eine gefühlte Ewigkeit. Welcher Idiot hat vergessen, die Jalousien zu schließen?
Ach ja... ich.
Meine Augen gewöhnen sich langsam an das Licht, und ich fahre mir mit einer Hand über die Augen. Dann schaue ich an mir runter und stelle fest, dass ich nicht alleine bin. Valy liegt dicht an mich gekuschelt und hat ihren Kopf auf meiner Brust platziert, während sich ihr Arm um meinen Bauch schlingt. Mein Arm liegt um ihre Schultern und hält Valy so dicht an meinen Körper gedrückt.
Eine Weile schaue ich bloss auf Valy's Gesicht und ihre geschlossenen Augen. Zum ersten Mal fällt mir auf, dass ihre Wimpern dicht und lang sind, was im wachen Zustand ihre blauen Augen nochmal umrandet. Ich entdecke ein paar wenige Sommersprossen auf ihrer Stupsnase und ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. Und obwohl ich mich eigentlich schlecht fühlen sollte wegen Luna, tue ich das nicht.
Eine komische Wärme breitet sich in meinem Körper aus, und ich lege den Kopf wieder auf mein Kissen zurück. Stück für Stück fällt mir der gestrige Abend wieder ein, und ich grinse bei der Erinnerung an Joshua. Der Typ hat sich wirklich abgeschossen. Dann fällt mir auch wieder ein, dass ich Nick mit einer anderen gesehen habe, und schlussendlich wie Valerie mir heulend berichtet hat, was passiert ist und das sie nicht versteht, wer sie schon wollen würde.
Obwohl ich ihr im nüchternen Zustand wohl nie so direkt gesagt hätte, dass ich sie schön finde, bereue ich nichts. Ich frage mich eher, wann wir uns aneinander gekuschelt haben, denn meines Wissens sind wir nebeneinander, nicht aneinander eingeschlafen.
Ich strecke mich um an mein Handy zu kommen, das auf dem kleinen Tisch neben meinem Bett liegt, und stelle fest, dass es schon Mittag ist. Dazu habe ich noch fünf Nachrichten von Sid bekommen, in denen er mir schwört, dass er mich wirklich mag, dass ich keine dummen Sachen mit Valy anstellen soll und dass Luna wütend sein wird, wenn das rauskommt. Die zwei letzten Nachrichten kann ich nicht entschlüsseln, aber ich nehme an, dass es nichts Wichtiges war.
Ich lege mein Handy wieder weg, doch diesmal murmelt Valy irgendwas, und öffnet kurz darauf ihre Augen. „Ich wollte dich nicht wecken" flüstere ich, doch Valy schüttelt nur leicht den Kopf. „Guten Morgen" murmelt sie nur und schließt die Augen wieder. Dann scheint ihr jedoch bewusst zu werden, wo sie ist, denn sie öffnet ihre Augen ruckartig und starrt mich etwas erschrocken an.
„Oh" murmelt sie dann, als sie sieht, wie wir daliegen, und ich schmunzle. „Guten Morgen" sage ich dann grinsend, und wir setzen uns auf. Valerie trägt meinen Pulli, der ihr natürlich viel zu groß ist, und auf dessen Brust ein großes Adidas-Logo prangt. „Wie spät ist es?" fragt Valy in die Stille hinein, und ich zeige ihr das Display meines Handys.
„Kurz nach Mittag also" murmelt Valy, und ich nicke. „Hast du Hunger?" Fast etwas zu schnell schüttelt Valerie den Kopf, doch ich frage nicht weiter nach. „Ich glaube wir sollten mal nach den anderen Jungs sehen." Ich stehe auf und sehe, wie Valy nickt, ihren Blick jedoch nur mit Mühe von mir losreißen kann.
Same, Valerie.
Ich ziehe mir schnell ein Shirt über und greife nach einer Jogginghose, während Valerie ebenfalls aufsteht. Zuerst denke ich, dass sie in ihr Zimmer will, doch dann bleibt sie vor meiner Gitarre stehen. Ich erinnere mich daran wie ich ihr gesagt habe, dass ich ihr ein bisschen was beibringe, und stelle mich neben Valy.
„Soll ich dir was lernen?" frage ich, und zögerlich nickt das kleine Mädchen vor mir. Ich greife um Valy herum und nehme die Gitarre in meine Hand, und setze mich mit ihr auf mein Bett. Valy setzt sich gegenüber von mir im Schneidersitz hin, und es scheint ihr ziemlich egal zu sein, dass sie immer noch meinen Pulli trägt. Ihre Haare stehen auch in ziemlich viele Richtungen ab, aber wahrscheinlich sehen meine nicht besser aus.
„Hast du jemals schon gespielt?" frage ich, und Valy nickt. „Ja, aber nur ein einziges Mal." Ihre Stimme wird etwas leiser gegen Ende, und ich runzle leicht die Stirn. „Wie lange ist das her?" frage ich dann, und Valy schluckt. „Etwa zwei Jahre" sagt sie dann, und ich frage mich wie so oft wieder mal, was damals passiert ist, dass es Valy immer noch so aus der Bahn wirft.
„Okay, dann fangen wir ganz von vorne an. Hier, halt mal." Ich gebe Valerie meine Gitarre, und sie platziert sie auf ihrem Schoss. Dann rutsche ich etwas zu ihr rüber und nehme ihre Hände und Finger in meine Hand, um sie auf der Gitarre zu platzieren und ihr zu zeigen, wie sie die Gitarre halten muss.
„Du musst die Finger fast perfekt senkrecht auf den Saiten platzieren, sonst triffst du aus Versehen noch eine darunter oder darüber. Das tut anfangs ziemlich weh, aber anders geht es nicht." Valy befolgt stumm und konzentriert meine Befehle, und nach fünf Minuten hält sie die Gitarre ganz richtig in ihren Händen.
„Ich kriege davon noch Muskelkater" sagt sie mit einem leichten Grinsen, und ich lache leise. „Ich hatte tatsächlich etwas Schmerzen in meinem linken Arm, aber das hat sich schnell gelegt. Komm, ich bring dir ein paar Akkorde bei."
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Sicher zwei Stunden später sitzt Valy mehr oder weniger heulend auf meinem Bett, weil die Gute nicht auf meinen Rat gehört hat, es langsam anzugehen. Jetzt bluten ihre Finger. Ich setze mich kopfschüttelnd wieder auf das Bett und halte Valerie meine Hand hin, und zögerlich legt sie ihre in meine. Es blutet nicht stark, aber die nächsten Tage wird sie meine Gitarre vorerst nur anschauen können.
Vorsichtig desinfiziere ich die kleinen Wunden und klebe dann auf jeden beschädigten Finger ein kleines Pflaster. „So, das sollte so reichen." Valy dreht ihre Hand hin und her und seufzt dann. „Ich bin einfach zu stur dafür" meint sie dann, und schaut wehleidig zur Gitarre rüber, die wieder an meiner Wand hängt. „Da gebe ich dir ausnahmsweise auch mal Recht" sage ich schmunzelnd, und Valerie funkelt mich seufzend und wütend an.
„Genau dann, wenn eine Frau mal nicht recht haben sollte, lenkt ihr Männer ein. So geht das nicht!" Ich lache über ihren empörten Gesichtsausdruck, wofür ich einen Schlag auf den Oberarm kassiere. „Wir sind eben ehrlich" sage ich immer noch breit grinsend, und Valerie verdreht die Augen. „Natürlich seid ihr das" murmelt sie dann nur, lächelt aber auch leicht.
Eine Weile sagt keiner Was, und wir starren nur meine Gitarre an. Dann räuspert Valy sich. „Ich glaube, wir sollten mal nach den anderen und dem Haus sehen" murmelt sie belustigt, und ich nicke. „Ich frage mich, ob Joshua schon selbst aus den Tiefen seiner Träume aufgetaucht ist, oder ob wir ihn wecken müssen." Valerie lacht. „Den müssen wir ganz bestimmt wecken." Ich grinse und verlasse mit Valy zusammen mein Zimmer.
Hier oben sieht es ganz okay aus, da hier ja auch kaum Leute waren. Ich traue mich aber ehrlich gesagt nicht wirklich, einen Blick nach unten zu werfen. Es sind nämlich viel mehr Menschen gekommen, als anfangs gedacht. Es wurde auch viel mehr Alkohol getrunken, als geplant. Aber wann verläuft eine Party schon genau nach Plan? Das Haus steht noch, das ist mir wichtig. Aufräumen können wir noch den ganzen Tag.
„Das glaub ich jetzt nicht." Valeries Stimme hallt durch den Flur, und ich laufe auf die geöffnete Badezimmertüre zu. „Was denn?" frage ich, doch als ich sehe, was sich mir da bietet, lache ich laut los. Das hat nicht nur zur Folge, dass Valerie heftig zusammenzuckt, sondern auch, dass Prinzessin Sidney Hall in der Badewanne ein Auge öffnet.
„Alter geht woanders rumlecken" murrt Sid, was mir zeigt, dass er mit seinen Gedanken überall, aber sicher nicht hier ist. Wahrscheinlich will keiner hier wirklich so genau wissen, wo er wohl ist. Valy starrt Sid einen Moment fassungslos an, fängt dann aber auch leise an loszulachen. Sid öffnet seufzend noch sein zweites Auge und nimmt langsam seine Umgebung war. Dann starrt er die Badewanne an.
„Oh."
Diese dumpfe Reaktion, die von keinem anderen als Sid kommen kann, bringt mich wieder etwas zum Lachen, und ich halte meinem besten Kumpel die Hand hin. „Lach nicht, das sah betrunken eindeutig bequemer aus" murrt dieser nur, und ergreift meine Hilfe. Ich ziehe ihn auf die Beine, und Sid steigt etwas umständlich aus der Wanne. Wenigstens hat er sich nicht noch ein Bad genehmigt.
„Ich hab' nen Kater" zischt Sid und greift sich an den Kopf, der sich von innen wohl so anfühlt, als würde er gleich explodieren. „Hat hier jemand ein Aspirin?" Sid sieht sich im Badezimmer um und bleibt dann an Valy hängen. „Nein, ich habe es euch gestern gesagt. Ich versorge keinen von euch." Sie hebt ihre Hände, und Sid folgt ihrer linken Hand.
„Was is' passiert?" fragt er, und deutet auf die vier kleinen Pflaster. Ihren Daumen muss sie ja am Hals der Gitarre nur selten bis gar nicht benutzen. „Gitarre" sagt Valy nur, und Sid zieht die Augenbrauen zusammen. Ich sag doch, er ist woanders. „Wie, Gitarre? Ist sie auf dich los oder was?"
Valy schmunzelt, und ich schüttle bloss grinsend den Kopf. „Nein, Sid. Ich habe Gitarre gespielt und mich dabei überschätzt." Sid nickt langsam und scheint jedes Wort nochmal zu wiederholen. „Achso" sagt er dann, und schließt kurz die Augen. „Ich hätte trotzdem gerne ein Aspirin."
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Wenige Stunden später sitzen alle meine Kumpels und Valy – und Sid mit seinem Aspirin – am Tisch, und wir schaufeln Pancakes in uns rein. Obwohl Valerie geschworen hat uns nicht zu versorgen, hat sie sich doch dazu rumkriegen lassen, Frühstück – oder eher Mittagessen – zu machen. Dafür hat sie von jedem eine feste Umarmung bekommen.
„Bleibt ihr hier und helft?" fragt Valy in die Runde, und meint damit, dass die Jungs beim Aufräumen helfen sollen. Das Haus ist ein einziger Saustall. Jay nickt langsam, und auch Malik schließt sich an. Schlussendlich stimmt auch Sid zu, und Joshua wohnt ja sowieso hier.
Den mussten wir übrigens mit Wasser wecken, weshalb er gerade eben sein Bett neu bezogen hat. Dementsprechend fertig sieht er auch aus, jetzt mal neben seinem wahrscheinlich mörderischen Kater.
„Schön, dann wäre das ja geregelt." Valerie sieht erfreut in die Runde, und tatsächlich schafft sie es, uns etwas zu motivieren. Diese Motivation hält jedoch nur so lange an, bis Valy mit spitzen Fingern und Handschuhen ein offensichtlich gebrauchtes Kondom hochhält.
„Jungs, das war's. Ich glaube ich werde heute nichts mehr sehen, was das hier übertrifft." Sid sieht das Kondom mit grossen Augen an und lacht dann los. „Die waren immerhin schlau genug zu verhüten" sagt Malik schulterzuckend, und Jay sieht das Kondom etwas genauer an. „Und sie war definitiv eine Jungfrau. Das Teil ist blutig."
Sofort lässt Valerie das Kondom kreischend in den Abfall fallen, und ich grinse breit. „Das erste Mal auf unserer Party... muss schon legendär gewesen sein." Ich erhalte einen Schlag auf den Hinterkopf von Valy, und seufzend räumen wir weiter auf.
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Joa... ein etwas abstrakter Fund, nicht? xD
Könnt ihr Gitarre spielen? Oder wollt ihr es mal lernen?
- Xo, Zebisthoughts
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