Silas - Kapitel 16


„Und sie ist wirklich einverstanden?" Ich nicke, und Joshua pustet seine angehaltene Luft aus. „Das hätte ich nicht erwartet" sagt er dann, und ich lache leise. „Eigentlich hat sie mir jedes Mal gedroht mich an Mom zu verpfeifen, wenn ich es auch nur wagen würde, eine kleine Party hier zu schmeißen."

Ich sehe Joshua mit hochgezogenen Augenbrauen an und frage mich, ob er übertreibt, oder ob Valy wirklich so war. „Ich übertreibe nicht. Sie hat halbe Anfälle bekommen, wenn mehr als fünf Freunde von mir unten getrunken oder einfach gefeiert haben. Aber erst, seit sie Hunter kennengelernt hat."

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und nicke dann langsam. „Vielleicht ist zwischen ihnen was vorgefallen? Also auf einer Party oder so?" Joshua zuckt mit den Schultern, und ich seufze. Dieses Mädchen verbirgt viel mehr als dass man von außen denken könnte.

„Wann kommen die Leute?" Ich werfe einen Blick auf die Uhr. „In zwei Stunden. Die Zimmer sind abgeschlossen?" Joshua nickt, und ich grinse. Das wird richtig geil. „Kommt Luna?" Ich lache humorlos auf und schüttle den Kopf. „Nein, das wäre wirklich ein überdimensional großes Wunder, wenn sie auftauchen würde."

Joshua zieht belustigt eine Augenbraue hoch. „Bei euch ist aber alles okay, oder?"

Nein?

Ich nicke. „Klar, wie immer eben."

Nein, nicht wie immer.

Ich habe seit gestern nichts mehr von ihr gehört, was ziemlich untypisch ist. Eigentlich bekomme ich am Tag mindestens zwei Romane von ihr, in denen sie mir beschreibt, wie anstrengend es ist mit langen Nägeln Dinge zu tragen oder sowas.

Früher dachte ich einfach, dass das bei jedem Mädel so ist, aber lustigerweise kann ich mir wirklich nicht vorstellen, dass Valy sich ernsthaft für sowas interessieren würde. Obwohl, Luna und Valy sind wirklich das komplette Gegenteil voneinander.

Und genau deshalb will ich es auch so gut wie möglich vermeiden, die beiden großartig miteinander bekannt zu machen.

Es würde nicht gut enden, das ist sicher. Luna würde abfällige Kommentare über Valy machen, und Valy würde sowas nicht auf sich sitzen lassen und kontern. Da sie das ziemlich gut kann, wäre Luna dann beleidigt und würde ebenfalls anfangen, Valy wirklich anzugreifen. Zum Schluss würde es vielleicht noch tote geben.

Nein, auf das kann ich wirklich gerne verzichten.

„Du siehst aus als würde Sid dir gerade seinen besten Freund präsentieren." Ich verziehe mein Gesicht noch mehr, und Josh lacht auf. „Danke aber nein danke" lache ich leise, und gehe nochmal die Alkoholvorräte durch, die wir in meinem Zimmer verfrachtet haben.

Eigentlich wollten wir die im Keller unterbringen, doch irgendwie wäre das zu riskant, da wir dort unten auch zerbrechliche Gegenstände hingebracht haben. Wenn also jemand betrunkenes Bier holen möchte und dafür in den Keller gehen muss, besteht die Gefahr, dass er was kaputt macht.

Deshalb habe ich mein Zimmer geopfert, welches jedoch auch nur mit meinem Schlüssel betretbar ist. Und den werde ich Valy geben. Ich glaube nämlich sie wird die einzige sein, der ich in paar Stunden in diesem Haus wirklich vertrauen kann.

„Ich glaube, wir haben alles" sage ich langsam, und Joshua nickt. „Jupp. Sid kommt übrigens früher." Ich lache und lege mich auf mein Bett. „War ja klar, dass er wieder was anders macht als der Rest." Josh grinst und lehnt sich an die Wand. „Das ist eben Sid. Er wäre wirklich krank, wenn er das machen würde, was alle anderen auch tun."

„Wie zum Beispiel, ihre Sprüche über ihre Schwänze bei sich zu behalten."

Joshua grinst und nickt. Gerade will ich wieder mit meinen Gedanken abschweifen, als mir etwas einfällt. „Sag mal, wie war's gestern noch so mit Jessie?" Ich schaue Joshua vielsagend an, und er setzt sich jetzt doch aufs Bett.

„Erstens haben wir's nicht getrieben, also verdräng deine Gedanken bitte wieder. Zweitens – es war wirklich ganz nett. Ich kenne Jessie noch nicht so gut, weil sie immer gleich bei Valy im Zimmer verschwindet, aber ich mag sie. Sie ist offen und gelassen, nicht wie Jelena zum Beispiel, die bei jeder Kleinigkeit anfängt rum zu zicken. Man kann mit ihr über normale Dinge sprechen und lachen, das mag ich."

Ich nicke und ziehe eine Augenbraue hoch. „Du magst sie also" sage ich gedehnt, und Joshua verdreht die Augen. „Silas, Sidney ist hier der Therapeut unter uns. Nicht du. Ja, ich mag sie. Als eine gute Freundin. Als die beste Freundin meiner Cousine eben." Ich grinse und nicke heftig. „Klar, nur eine gute Freundin. Nur die beste Freundin deiner Cousine. Mehr ist da nicht, huh?"

Joshua boxt mir in die Seite, und ich falle fast vom Bett. In genau diesem Moment öffnet sich die Türe, und Sid kommt rein. Mit einem Kasten Bier in der Hand.

„Alter, du betrügst mich doch nicht etwa Silas?" Ich grinse noch breiter als ich in Sidneys gespielt verletzte und geschockte Miene schaue, und werfe dann einen Blick auf das Bier.

„Das würde ich niemals wagen. Wo hast du den denn aufgetrieben?" Ich zeige auf den Kasten voll Bier, den Sid gerade auf dem Boden platziert, und rapple die Hälfte von mir, die dank Joshua vom Bett hängt, wieder auf meine Matratze zurück. „Mein Bruder hatte noch was übrig" meint Sid nur, und wirft sich dann zwischen Joshua und mich aufs Bett.

Dabei knackt dieses verdächtig, und ich kneife die Augen zusammen. „Alter, wenn das Teil jetzt kaputt ist, schicke ich dich zum Möbelhaus und lasse dich bezahlen." Sid zieht spöttisch eine Augenbraue hoch. „Gerne doch. Ich hoffe du fühlst dich dann auch wohl in deinem Prinzessinnen Bettchen, ich kaufe dir sogar noch passende Bettwäsche. Cinderella sollte doch gerade im Trend sein, was meinst du, Joshua?"

Joshua grinst breit und nickt. „Ich glaube schon. Mit Belle kannst du aber auch nicht viel falsch machen." Ich seufze und schüttle den Kopf. „Ich glaube, für euch gibt es heute nur Kinderpunsch und kein Bier. Und dann geht ihr um halb neun brav ins Bett." Sid verdreht die Augen und lehnt sich dann in mein Kissen zurück.

„Übrigens, unser Mäuschen ist verliebt."

Joshua sieht aus, als würde er mir bald an den Kragen gehen, und ich lache. Sid sieht interessiert zu Joshua rüber und wackelt mit den Augenbrauen. „Sag bloss, es ist die kleine Freundin von Val?" Joshua nickt ergeben und hebt dann eine Hand. „Aber ich bin nicht verliebt, ich finde sie nett. Ich kenne sie kaum, nicht mal ich kann da solche Gefühle aufbauen. Wir haben uns bisher einmal alleine unterhalten."

Sid hebt jetzt wirklich eine Augenbraue und richtet sich auf. „Du hast deinen Schwanz wirklich bei dir behalten?" Ich lache leise, und Joshua nickt. „Okay, definitiv wenigstens verknallt."

Joshua lässt verzweifelt seinen Kopf in seine Hände fallen und gibt einen frustrierten Laut von sich. „Ihr seid eine Qual."

„Aber du liebst uns."

„Silas, was Sid anbetrifft ist das mit dem Kinderpunsch eine gute Idee."

--

„Ich habe wirklich keine Lust darauf, dass irgendwelche Leute in mein Zimmer gehen."

Valy steht mit verschränkten Armen vor mir, und ich nicke. „Ich weiss, Behalte deinen Schlüssel bei dir, und es kommt niemand rein." Valy nickt, und ich krame in meiner Hosentasche nach meinem Schlüssel. Dann strecke ich ihn ihr entgegen. „Wofür ist der denn?" fragt Valy verwirrt, und ich deute auf mein Zimmer.

„Ich vertraue dir meinen Schlüssel an, weil sich in meinem Zimmer die Alkoholvorräte befinden. Bitte lass nur mich, Joshua, Sid, Malik, Jay oder dich selbst rein. Niemand sonst." Valy nickt, nimmt den Schlüssel und steckt ihn zu ihrem in die Hosentasche.

„Und was ist mit Luna?" Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Sie wird nicht hier sein." Valy zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen, nickt dann aber. „Okay. Wehe einer von euch schlägt die Bude zusammen. Und wenn die Polizei kommt wohne ich nicht hier, verstanden?" Ich grinse und nicke. Sie seufzt und sieht uns dann alle streng an.

„Ich bin in meinem Zimmer, wenn was ist. Damit meine ich wenn wirklich was ist. Wenn euch schlecht sein sollte, bitte haltet euch von mir und meinem Zimmer fern. Danke. Verarzten tu ich auch keinen, und Aspirin könnt ihr morgen früh selbst suchen. Wehe einer kommt mir morgen mit einer genervten Laune über den Weg gelaufen."

Ich grinse breit und strecke meinen Daumen in die Höhe. „Geht klar, Mom." Valy verdreht die Augen. „Seid froh, dass sich wenigstens jemand um euch sorgt." Sie verschwindet in ihrem Zimmer, und im gleichen Moment klingelt es.

Die Jungs und ich stürmen nach unten und öffnen ein paar grölenden Typen und ziemlich leicht bekleideten Mädchen die Türe. Sie haben ebenfalls Alkohol dabei, und die Mädchen mustern mich und meine Freunde ziemlich eindeutig. Sie sehen definitiv gut aus, aber ich habe eine Freundin.

Aber schauen darf man ja.

Die Party steigt ziemlich schnell, und schon bald ist hier alles voll mit Menschen und Alkoholflaschen. Die Musik ist ziemlich laut aufgedreht, aber bisher hat sich noch niemand beschwert. Nick habe ich hier auch irgendwo gesehen, und gerade tanzt er mit einem Mädchen, das sich ziemlich in – möglichst wenig – Schale geworfen hat.

Sie lächelt Nick breit an, und irgendwie bin ich froh darüber, dass Valy das nicht sehen kann. Ich weiss, dass sie ernsthaft was mit Nick anfangen würde, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass er nicht der Richtige für sie ist. Andererseits habe ich mich nicht in ihre Angelegenheiten einzumischen.

Ich will Nick gerade weiter dabei zusehen, wie er sich zu dem Mädchen bückt und ihr was ins Ohr flüstert, als Joshua mich antippt. „Wir brauchen Alkoholll" schreit er fast, und torkelt dabei etwas gegen mich. Ich schaue meinen Kumpel an und begutachte ihn kritisch.

„Nicht ganz. Die anderen brauchen Alkohol, du ganz bestimmt nicht." Joshua verschränkt beleidigt die Arme vor der Brust, und ich seufze. „Du weißt, Valy hat dich gewarnt." Ich ziehe meinen Kumpel in die Küche, die im Gegensatz zum Rest der unteren Etage wirklich ruhig ist, und fülle Joshua ein Glas Wasser ein, welches ich ihm unter die Nase halte.

„Trink." Joshua begutachtet das Wasser. „Ist das Alkohol?" Ich grinse und nicke. „Ja, Vodka. Trink jetzt." Sofort schüttet Joshua das Glas runter, und sieht mich dann verwirrt an. „Das hat nach nichts geschmeckt" murrt er dann, und ich grinse noch breiter. „War ja auch Wasser."

Joshua will gerade protestieren, als eine kleine Person den Raum betritt. „Ich frage erst gar nicht wie voll du bist." Valy sieht ihren Cousin kritisch an, und ich fülle ihm nochmal Wasser ins Glas. Obwohl er mittlerweile weiss, dass sich dort drin Wasser befindet, schüttet Josh es sich direkt in den Rachen und knallt das Glas ziemlich unsanft auf die Theke hinter ihm.

„Los, du gehst schlafen." Valy zieht am Arm ihres Cousins, doch der bewegt sich keinen Millimeter. Also greife ich nach seinem Oberarm und ziehe ihn mit Valy zusammen aus der Küche. Ich lege einen Arm von Joshua um meinen Nacken, um ihn auf der Treppe zu stützen, und Valy kramt nach seinem Zimmerschlüssel.

Oben angekommen schließt sie dann das Zimmer von Joshua auf, und wir bringen ihn rein. Dabei stolpern wir beide fast über ein Shirt und eine Jeans, woraufhin Valy das Licht einschaltet. „Scheisse hat der eine Unordnung hier drin" murmelt sie, als sie über den Haufen Kleider und sonstiger Gegenstände am Boden schaut.

Ich grinse nur und laufe mit Josh auf sein Bett zu, in das er sich sofort legt. „Nun, da ist aber jemand müde" bemerkt Valy leise kichernd, und legt eine Decke über Josh. Dann drückt sie ihm einen Kuss auf die Stirn. „Gute Nacht, Joshua."

Joshua murmelt noch irgendwas vor sich hin, doch dann schließt er seine Augen und scheint auf der Stelle in den tiefsten Schlaf seines Lebens zu fallen. „Unmöglich der Typ." Valy lacht leise. „Mein Cousin eben."

Wir verschwinden aus dem Zimmer und bleiben am Absatz der Treppe stehen, als mir einfällt, dass die Jungs noch Alkohol brauchen. „Kannst du mir kurz helfen?" Ich deute auf meine Türe, und Valy nickt nicht gerade sehr begeistert.

Wenig später tasten wir uns je mit einem Kasten Bier beladen die Treppenstufen runter, und unten nimmt Sid uns in Empfang. Er nimmt Valy das Bier ab, und sie will sich sofort wieder nach oben verdrücken, als Malik quasi aus dem nichts auftaucht und sie zurückhält.

„Komm doch auch, es macht Spaß!" Valy sieht hilfesuchend zu mir, doch ich zucke nur mit den Schultern. „Habe ich eine Wahl?" fragt sie dann leise, und Malik grinst breit.

„Nö."

Die erste Party... ob das gutgehen wird?

Und was haltet ihr von Nicks Verhalten?

- Xo, Zebisthoughts

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