what if there is silence and hermione

 Die Stille war grässlich. Sie war leer. Sie war Nichts. Sie war Dunkelheit. In der Dunkelheit kamen die Gedanken zurück. Die Gedanken, vollgestopft mit den Taten der letzten Tage, mit den Taten der letzten Jahre. Was alles passiert war.

Normalerweise hätte Pansy geschrieben. Sich eine Feder und ein Blatt genommen und einfach alles niedergetextet was ihr durch den Kopf ging. Es war wie, als könnte sie ihren Kopf leeren, in dem sie alles aufschrieb was ihr wehtat, was sie verletzte, was sich in ihr festgesetzt hatte und nicht mehr gehen wollte. Wie eine Krankheit, die sie von innen auffraß. Nur, dass ihre Krankheit die Gedanken waren, die Wörter.

Normalerweise hätte sie den Zettel voller Gedanken in einen Briefumschlag gesteckt und zugeklebt. Keinen Blick mehr in den Inhalt geworfen und und zwischen den Seiten der Bücher versteckt, irgendwo hinten in der verbotenen Abteilung der Bibliothek, wo sich kein Schüler, der noch ganz klar im Kopf war, hingetraut hätte.

Normalerweise. Denn Pansy schrieb nicht mehr. Fand nicht mehr die Kraft auch nur eine Feder in die Hand zu nehmen, solange es nicht für einen der etlichen Aufsätze war, mit denen die Lehrer sie in den letzten Wochen terrorisierten. Tja. Pansy schnaubte belustigt auf. Wenigstens hatten sie nun eine Plage weniger am Hals. Nur der Preis dafür war so gut wie unerträglich.

Ein Klopfen holte Pansy aus ihren Gedanken. Das Mondlicht schien in einem kleinen Strahl durch das Kellerfenster, und ermöglichte ihr einen Seitenblick auf Daphne, die seelenruhig in ihrem Bett lag und schlief. Es klopfte wieder. Ganz leise und zärtlich. Grummelnd schlug Pansy die Bettdecke zur Seite und schlüpfte in die feinen schwarzen Hausschuhe, die neben ihrem Bett lagen. Bevor sie die Tür öffnete, erhaschte sie noch einen Blick in den Spiegel. Das Mädchen, das ihr daraus entgegenblickte, sah furchtbar aus. Die langen Haare kräuselten sich bis auf ihren dunklen Kapuzenpullover, den sie schon den ganzen Tag lang trug. Vielleicht wäre ein Klamottenwechsel angebracht gewesen, doch auch die sauberste Schuluniform hätte nicht von den dunklen Augenringen abgelenkt, die ihr Gesicht zierten. Pansy riss sich von ihrem Spiegelbild los, und schwang mit einem Ruck die Tür auf.

Im ersten Moment konnte sie nicht erkennen, wer dort vor ihr auf dem Flur stand. Das helle Licht außerhalb des Schlafsaales bereiteten ihr Kopfschmerzen, die sich mit der Müdigkeit nicht gut vertrugen.

„Hermine?", murmelte Pansy, jetzt ein Stückchen wacher als zuvor. Die Gryffindor stand in einem roten Tshirt vor ihr, das ihr fast bis zu den Kniekehlen ging. Pansy hätte es als Kleid betitelt, wenn es nicht die Unförmigkeit eines Kartoffelsackes besessen hätte. Ihre braunen Locken hatte sie zu einem Dutt hochgebunden, aus dem sich einzelne Strähnen lösten. Alles in allem sah sie nicht viel besser aus als Pansy selbst. „Was machst du hier?"

„Ich konnte nicht schlafen", Hermine deutete auf sich, und dann Richtung Ausgang. „Ich werde wieder gehen, war eine dumme Idee herzukommen", sie nickte Pansy noch einmal zu, dann drehte sie sich um, um genauso schnell wieder zu gehen, wie sie gekommen war. Pansys Instinkt handelte schneller als ihr Verstand. Sie tat einen Schritt vor, hielt sie an den Hüften fest, und drehte sie um. Pansy spürte Hermines warmen Atem an ihrer Halsbeuge. „Du kannst jetzt nicht gehen", flüsterte sie ihr ins Ohr. „Nicht nach dem du jetzt schon hier bist. Du könntest auf dem Rückweg erwischt werden, weißt du?" Hermine nickte langsam.

„Ich könnte erwischt werden."

„Genau das sagte ich gerade."

„Ja"

„Ich mach das Licht im Flur aus"

„Mach das"

„Ja"

„Vielleicht solltest du mich dafür loslassen"

Etwas widerwillig nahm Pansy ihre Hände von Hermines Taille, und griff nach dem Zauberstab, der auf dem Sideboard lag. Hermines Nähe hatte ihr gefallen. Die Wärme. Mit einem Schwung erloschen die Fackeln im Flur. Das Mondlicht war nun die hellste Beleuchtungsquelle im Raum und spendete Pansy gerade noch genug Licht, dass sie zu ihrem Bett fand, ohne sich auch nur ein Mal den Zeh anzustoßen. Als sie die Decke zurückschlug, und sich neben Hermine in ihr Bett legte, starrte diese instinktiv an die Decke.

»Meinst du, wir kommen dafür nach Azkaban?«, fragte Hermine nach einigen Minuten Stille, und legte ihren Kopf leicht schräg, damit sie Pansy ins Gesicht sehen konnte.

»Wir sind Schüler, Mine, wir sind minderjährig« Pansy konnte förmlich spüren, wie die Gryffindor mit den Schultern zuckte, trotz den zehn Zentimetern Sicherheitsabstand, die sie fast in den Wahnsinn trieben. Pansy hatte das Gefühl, dass Hermine noch etwas erwidern wollte, doch sie blieb still. Beide waren sie in ihre Gedanken versunken. Gedanken, die weder die Eine noch die Andere besser fühlen ließen.

»Es ist bloß« als Hermine die Stille unterbrach klang ihre Stimme brüchig und leise. »Shh«, Pansy wischte mit dem Daumen die einzelne Träne weg, die sich einen Weg durch Hermines Augenwinkel gebahnt hatte, und ihre Wange herunterlief. »Es ist okay.« Hermine schniefte. »Verdammt nochmal nicht ist okay, Pansy. Wir, Du hast eine Lehrerin umgebracht. Die Großinquisitorin von Hogwarts. Scheiße, wie soll jemals wieder etwas okay sein?« Pansy schluckte. »Wie du grade gesagt hast. Ich habe sie getötet. Du trägst keine Schuld. Es ist okay, wie du dich gerade fühlst. Es ist okay, traurig zu sein. Lass es raus.« Und die Tränen flossen. Tropften auf das Kissen und die Decke, welche Hermine erfolglos dazu benutzte ihre Wangen zu trocken. In dem Gefühl irgendetwas tun zu müssen, um das Mädchen zu beruhigen, legte Pansy etwas unbeholfen ihren Arm um Hermine, und zog sie näher an sich. Für einen kurzen Moment hörte Hermine auf zu schluchzen, lehnte ihre Stirn an Pansys Brust und atmete ihren Geruch ein. Sie roch nach feuchtem Wald und Blumen. Rosen. Schwarzen Rosen. Nach Regen. Nach Rauch. Hermine rückte noch ein Stückchen näher, vergrub ihre Nase in Pansys Pullover. Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee, heute Nacht hier herzukommen.

„Weißt du was?", flüsterte Pansy in Hermines Haare. „Wir könnten abhauen. Das alles hinter uns lassen. Die Sorgen, den Kummer. Die Angst. Ich habe gehört, Frankreich soll schön sein." Hermine schluckte. War nicht das der Grund, weshalb Umbridge tot war? Damit sie beide an der Schule bleiben konnten? „Ich weiß was du denkst", murmelte Pansy und strich Hermine langsam über den Rücken. „Aber sie hätte uns die Magie genommen. Sie hätte irgendetwas erzählt, irgendeinen Vorwand benutzt um dich die Magie vergessen zu lassen. Und als Erstes hätte sie mich aus deinem Gedächtnis wegradiert." Hermine hatte aufgehört zu weinen. Sie schaute zu Pansy hoch, deren Augen geschlossen waren. Sie sah friedlich aus. So unendlich traurig und gebrochen, und dennoch so friedlich. Als hätte sie so eben ihren Ankerpunkt im Leben gefunden. Als würde sie ihn in den Armen halten.

- alex

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